Also ich möchte echt nicht den Internet-Kongress Re-Publica organisieren müssen, können oder wollen. Echt nicht. Und dann schickt die „Süddeutsche Zeitung“ auch noch verklemmte Schülerzeitungsreporter. Wäre Jesus auf einem der Podien der Re-Publica erschienen und hätte Wasser in Wein verwandelt – es wäre ihm nicht gut ergangen. So mancher Blogger, der nicht auf der Internet-Konferenz zugegen war, hätte gemeckert, dass es Wein war, der da entstand und kein Bier. Oder dass der voreingenommene Vertreter einer Religion sich selbstdarstellen konnte, Buddha, Shiva und Tom Cruise aber fehlten.
Die Berichterstatter der klassischen Medien dagegen hätten sich gewundert, dass dieser Jesus so merkwürdig gekleidet war und in Fachtermini gesprochen hätte wie „selig“ oder „Sünden“.
Die Re-Publica kann es der interessierten Öffentlichkeit in einem Ausmaß nicht recht machen wie keine andere Konferenz. Fast scheint es, sie soll die Rolle eines Heilsbringers 2.0 übernehmen – eine Rolle, an der sie nur scheitern kann.
Da sind jene Internet-Szenisten, die wettern, Kongresse seien ohnehin Unsinn und wer dort hingehe sei ein trotteliger Zeitverschwender. Wer Kongresse dagegen organisiert, ist für sie ein sich in Szene setzender Selbstdarsteller mit Bereicherungsambitionen.
Die Vertreter der Zeitungen dagegen entsenden Redaktionsmitglieder, die einen Gesang anstimmen, der erklärt, warum es noch Podien zum Verhältnis von Bloggern und Journalisten gibt: Die klassischen Medien bestaunen Menschen im Internet wie Zoobesucher den Eisbären Flocke. „Boah“, schreiben sie dann, „die reden ja ganz anders. Und die sehen so komisch aus.“
Den Tiefpunkt lieferte dabei die „Süddeutsche Zeitung“. Ihre Online-Chefredaktion fand sich nicht bereit zur Diskussion über die Qualität des Journalismus – und nach dem Artikel verstehen wir warum. Zum einen, weil die Qualitätszeitungsbehauptung aus München inzwischen auf einem Niveau angelangt ist, dass den „Ingolstädter Boten“ in Existenzängste stürzen würde, zum anderen, weil der Besuch möglicherweise Vorurteile von der Größe der Theresienwiese ausgeräumt hätte – und dann ließen sich nicht mehr so stupide und hirnentleerte Texte schreiben wie der von einem Herrn namens Daniel Steinmaier.
Der wundert sich gar sehr über seinen Re-Publica-Besuch. Da gibt es viele Menschen, die während des Besuchs eines Internet-Kongresses im Internet unterwegs sind. Und die haben sogar – man merkt, wie es dem Schreiber langsam übel wird – Geschlechtsverkehr. Also, Sex, jetzt so. Aber, haha, der „SZ“-Verklemmte haut sich auf die Schenkel, nur virtuellen. Sie haben über Porno 2.0 geredet. Dieser Vortrag übrigens war zutiefst ironisch, und nach Kierkegaard ist ja die beste Ironie die, die der Adressat nicht versteht. Steinmaier war der einzige Adressat im Raum für diesen Vortrag.
Und dann reden die da auf diesem Kongress auch noch über ganz „nerdige“ Themen. Kirche und Internet, zum Beispiel. Es geht der christlichen Glaubensgemeinschaft so schlecht, dass die „Süddeutsche Zeitung“ die Beschäftigung mit ihr für „nerdig“ hält.
Nein, ich muss mich korrigieren. Aus diesem Text fließt nicht das Denken von Zoobesuchern beim Anblick von Flocke, es ist das Denken ihrer Vorgänger aus längst vergangener Zeiten am Gehege der nach Deutschland verbrachten afrikanischen Stammesangehörigen.
Niemand reagiert so auf die Jahrestagung der Energiewirtschaft, einen Fachkongress der Metzgerbranche oder eine Konferenz von Druckmaschineningenieuren. Kein Blogger beschwert sich, dass solche Treffen Zeitverschwendung seien, keiner bescheinigt den Veranstaltern Egomanie. Und kein Redakteur wundert sich, dass Ingenieure nicht so reden, dass er als Nicht-Techniker es auch versteht.
Hinweis für die „Süddeutsche“: Auch Ingenieure haben Sex. Echt. Müsst Ihr mal drüber schreiben. Herr Steinmaier hat bestimmt Termine frei.
Die Re-Publica…
Ach, noch ein Hinweis für die „Süddeutsche“: Zwischen Geek und Nerd gibt es Unterschiede. Nur fürs nächste Mal, wenn Herr Steinmaier losgeschickt wird.
Die Re-Publica wird nicht als Kongress wahrgenommen. Vielleicht, weil die Organisatoren keine anonym auftretendes Veranstalterunternehmen sind, sondern Leute, die aus der Szene bekannt sind. Vielleicht auch, weil manches eben nicht so stromlinienförmig durchorganisiert ist. Wohl auch, weil Internet und Aktivismus in Deutschland nicht für voll genommen werden.
Einerseits tut das der Sache nicht gut, weil Organisatoren und Teilnehmer sich einer Art Rechtfertigungsdruck ausgesetzt sehen. Andererseits lenkt gerade diese Andersartigkeit der Wahrnehmung eine gehörige Menge Aufmerksamkeit auf die Re-Publica.
Für mich waren die drei Tage in der Kalkscheune nichts anderes als ein Kongress. Ein höchst angenehmer, entspannter und sympathischer, allerdings. Ja, es hat etwas von Klassenfahrt, aber das gibt es in anderen Branchen ebenso – nur tragen die Konferenzpennäler dort Anzug und Kostümchen.
Somit lebt die Re-Publica auch mit den Makeln einer Konferenz (ich benutzte Kongress und Konferenz mal synonym, weil mir derzeit nicht wirklich ein Unterschied einfallen will). Es gibt Podien, die langweilig sind – und es gibt welche die spannend sind; es gibt kuschelige Wölkchentreffen – und es gibt konfliktreichere Aufeinanderprallungen. Doch die Podien allein sind es ja nicht. Genauso wichtig sind Treffen mit alten Bekannter und das Knüpfen neuer Kontakte. Klar, das ginge auch per Telefon oder E-Mail oder dem Abklappern über Monate hinweg. Die Atmosphäre auf einem Branchentreff aber ist anders und macht dieses Netzwerken einfacher.
Über viele Podien der Re-Publica 08 ist schon reichlich anderswo geschrieben worden. An zwei Diskussionen war ich beteiligt, weshalb ich sie hier auslasse: Wenn man selbst oben sitzt, kann man nicht abschätzen, wie die Leute unten die Diskussion empfunden haben.
Für eines aber muss ich mich halb entschuldigen. Der Werbeblogger hat einen Eintrag über das Verhalten von Podiumsteilnehmern verfasst, den ich bei der Überflugslektüre falsch verstanden habe. Es ging um das Bild während des ersten Podiums auf dem ich saß. Man konnte den Eindruck gewinnen, Mercedes Bunz und ich hätten kein Interesse am Gespräch, weil wir unsere Laptops nutzten. Das ist so nicht richtig. Da dieses Podium relativ frei fliegend und ohne konkretes Thema an den Start gegangen war, diente das Tippen eher der Info-Überprüfung. Zum Beispiel, als ich die aktuellen Schlagzeilen von Nachrichten-Seiten brauchte. Sollte dies unhöflich gewirkt haben, bitte ich um Entschuldigung.
Entschuldigen muss ich mich auch bei demjenigen, der per SMS auf der Leinwand des großen Saals um einen Beitrag meinerseits über die Diskussion mit ARD-Generalsekretärin Verena Wiedeman gebeten hat. Eigentlich wollte ich etwas Längeres schreiben. Doch ehrlich gesagt: Die Argumente sind einfach ausgetauscht. Wiedemann schwadronierte wie alle ARD-Granden von ausgewogener Berichterstattung und Qualitätsprogramm. Herr Bosch konterte auf der SMS-Wand eigentlich alles, was zu sagen war: „Ausgewogenheit wie beim Bayerischen Rundfunk und Qualität wie Bruce Darnell?“
Es gab im Publikum auch Freunde der ARD, sie erfreuten sich daran, dass es doch hier und dort auf den gut versteckten Spartensendern der Öffentlich-Rechtlichen noch Qualität gibt. Warum die ARD diese Ableger aber wie Schmuddelkinder behandelt und tunlichst nicht auf deren Programm hinweist und warum das Qualitätsansinnen sich in der Verkürzung der politischen Berichterstattung manifestiert – das sind wohl nur ketzerische Fragen.
So mancher Zuschauer von einst guckt heute Internet und DVD. Und einige wollen auch selbst machen. Das Thema Video stieß auf großes Interesse, ich glaube, auf uns rollt einiges an neuen deutschen Online-Video-Formaten zu.
Besonders interessant war es oft aber nicht im großen Saal – sondern in den Nebenräumen. Zum Beispiel bei der Vorstellung einer Programmiererplattform durch die Deutsche Telekom. Die musste sich von der avisierten Zielgruppe einiges anhören. „Ihr werdet damit nicht weit kommen“ oder „Ihr habt nichts besonderes anzubieten“,auch fast wohlwollend: „Ihr seid die Bösen, aber Ihr müsstet die Guten sein.“ Die Telekomer waren teils baff, teils wussten sie wohl, was kommen würde. Von „älteren Prozessen“ war dann die Rede und von „Wir sind schon froh, dass wir so weit gekommen sind.“ Es war ein unterhaltsames Aufeinanderprallen der Kulturen.
Kurzfristig beschlossen wurde ein Vortrag von Brian Conley, einem der Geburtshelfer von „Alive in Bagdad“, einem Videoblog, das den Irak-Krieg aus Sicht der Menschen auf der Straße schildert. Dank einer Spende können die irakischen Reporter für ihre Arbeit bezahlt werden. Und so entstehen wöchentliche Geschichten, wie sie CNN & Co. nicht bieten. Es war eine Erinnerung daran, dass die journalistische Arbeit in Deutschland eine sanfte Angelegenheit ist verglichen mit dem, was Menschen in anderen Ländern leisten.
Und nun warten Sie, lieber Leser, nach all dem Geschreibsel aber vielleicht noch auf ein Konferenzfazit. Na gut…
Perfekt war die Re-Publica 08 nicht. Manche der Kinderkrankheiten aus dem Premierenjahr sind überwunden, andere nicht. So wäre ein Zeitplan unten, im zentralen Raum gut gewesen. Genauso wie ein wenig mehr Luft zwischen den einzelnen Sessions – dann würden die Zuschauerwanderbewegungen nicht ganz so extrem ausfallen. Die Kalkscheune selbst war diesmal ein guter Konferenzort – aber nur, weil es nicht so extrem heiß war wie im vergangenen Jahr. 2009 soll noch ein Raum mehr zur Verfügung stehen.
Ein dickes Lob verdient die Technik. Das Wlan wackelte nur gelegentlich trotz mutmaßlich hoher Beanspruchung, der Livestream über Hobnox schien ebenfalls glänzend zu laufen – daran kann sich jeder Veranstalter ein Beispiel nehmen.
Das Niveau der Podien schien mir diesmal höher als im vergangenen Jahr. Auch weiterhin würde ich mir aber wünschen, dass Blog-Randthemen mehr Gehör finden würden. Im Gegenzug könnten die Aktivisten-Themen ein wenig zurückgefahren werden – davon gab es aus meiner Sicht ein paar zu viel.
Eine schöne Idee sind die gagaistischen Spiele am Abend, diesmal Blogger-Jeopardy und Domainnamen-Scrabble. Leider sind sie zu schlecht vorbereitet, was sie nervig-lang macht. Und das ist wirklich schade. Ach ja, eine 11-Mädchen-Band mit Namen „Tote Crackhuren im Kofferraum“ klingt lustig, ist dies aber nur ungefähr 2,5 Songs lang. Jedenfalls nach meinem Geschmack. Herr Steinmaier hätte wahrscheinlich eine gewisse Faszination empfunden.
Nachtrag: Geht es noch unkundiger und schlechter vorbereitet als es die „Süddeutsche Zeitung“ präsentiert. Erstaunlicherweise ja. Der „Südkurier“ (wie das Handelsblatt eine Tochter der Verlagsgruppe Holtzbrinck) lieferte den Hohl-Spiegel der Re-Publica 08:
„So berichtete Stefan Niggemeier, Blogger des Massenblatts Bild…“
(Gefunden beim Spreeblick)
Kommentare
andreas 5. April 2008 um 11:13
Das nächste Mal bereiten wir das Jeopardy seriöser vor. Ehrlich. Aber Danke Dir noch mal fürs Mitspielen 🙂
Julia 5. April 2008 um 11:28
Herrlich! Hier kristallisiert sich endlich einmal heraus, dass die großen (Online-)Redaktionen sich mit Technik/ Internet affinen Redakteuren ausstatten sollten.
So lacht doch jeder über Unwissen!
Georg Buehl 5. April 2008 um 11:36
Lieber Herr Knüwer,
wer soll das alles lesen? Das sind gefühlte 50 Seiten!
Sorry, ich habs nicht geschafft. Ging\’s denn nicht kürzer?
Jochen Hoff 5. April 2008 um 12:16
Hätte die re:publica keine Feinde gäbe es doch auch keinen Grund für die re:publica. Ich war auch nicht da, habe ausführlich über bestimmte Belehrungsinterviews gewettert und mich trotzdem über den Bloggerabend mit Robert gefreut.
Was aber schon in der Bloggerwelt soviel Dissonanzen hervorruft, ist doch für jene da draußen die Qualitätsjournalismus betreiben völlig unverständlich. Wie soll jemand der voll kommerzialisiert ist, überhaupt verstehen was und wie in einer Gesellschaft gedacht wird, in der ein Häussler oder Lobo zur ewigen Schande verurteilt wird, weil er Fehler oder meinetwegen auch mengenweise Fehler gemacht hat.
Diese neue Bloggersekte, mich durchaus eingerechnet, hat noch kein Maß und schon gar keine Mitte. Dafür aber alle nur denkbaren Extreme. Tatsächlich macht die re:publica das, was wir alle tun. Sie spielt mit den Möglichkeiten.
Wir ahnen das da am Horizont etwas ist und anstatt loszugehen, wollen viele erst einmal diskutieren ob man losgehen soll, und ob am Ende des Weges der Topf voller Gold oder die Büchse der Pandorra lauert.
Während die einen marschieren rufen die anderen ihnen Beschimpfungen hinterher, während die Marschierenden für die Sitzengebliebenen auch kein freundliches Wort haben, nicht überzeugen wollen. Auch das lange Schweigen ist ein Ausdruck der Hilflosigkeit.
Genau aber das wollen wir nicht sein. Nicht hilflos oder gar ratlos. Nein wir sind die Spitze der Bewegung. Wir wissen zwar nicht wohin, aber das der Weg das Ziel ist haben wir verinnerlicht.
Wir sind Kinder in einem bestenfalls pubertären Medium. Probieren wir es aus, vor allem aber sollten wir alte Kriegsbeile zumindest mal vorläufig einbuddeln. Sie nützen nämlich nur dem gemeinsamen Gegner.
hmk 5. April 2008 um 12:20
Lieber Herr Knüwer,
man darf das alles lesen! Das ist gefühlter Qualitätsjournalismus im Bloggerkleid? Sorry, ich hätte gerne noch mehr gehabt. Hat die Zugfahrt nach Hamburg nicht lange genug gedauert? Nett ihre Bekanntschaft gemacht zu haben.
Jens 5. April 2008 um 12:23
Bzgl. Computernutzung auf dem Podium (ich werde das auch gleich mal parallel beim Werbeblogger posten):
Ich kannte das von der rp07 – damals hatte ich (auf dem Podium) ursprünglich meinen Rechner mitgenommen, um die SMS-Wand beobachten zu können, denn da gab es noch keinen Monitor vor dem Podium, so dass nur das Publikum die SMS-Wand sehen konnte.
Das das ganze sich als positiv zur kurzfristigen Netzrecherche eignet, habe ich dann aber auch festgestellt und genutzt.
Johannes 5. April 2008 um 12:32
Ich war gestern auf der Bloggerkonferenz BLOGin 2008 in Vilnius, Litauens Haupstadt. Dort gab es ein Podium über Firmen und bloggen. Da saßen nur Firmenvertreter auf der Couch und sprachen sehr positiv über die Bloggergemeinde und die Benutzung von Blogs.
Und wer saß auch im Podium? Eine sympathische Vertreterin eines \“klassischen\“ Mediums, einer Gratiszeitung (übrigens eines der meistgelesenen Blätter in Litauen). Wo in Deutschland Redakteure wie Herr Steinmeier irgendwas rumfabulieren, dazu im Vergleich zu jungen und kreativen Medienmachern noch viel zu gut bezahlt werden, gehen klassische Medien in anderen Ländern viel unverkrampfter mit der neuen Medienwelt um.
The Stig 5. April 2008 um 12:44
Glücklicherweise ist das Internet bei der SZ am Wochenende ja abgeschaltet, na ja, zumindest die Kommentarfunktion. Am Montag morgen werde ich den banalen Artikel schon wieder vergessen haben.
Gibt es eigentlich Journalistenkongresse? Und spricht man da über alles außer Journalismus?
Lorenz Lorenz-Meyer 5. April 2008 um 12:49
Unterschiede zwischen \“geek\“ und \“nerd\“? Selbst bei einem einschlägigen Thread auf Slashdot (http://slashdot.org/askslashdot/00/08/14/239223.shtml) werden die nicht richtig klar. Aufklärung, Herr Knüwer…! 🙂
ich 5. April 2008 um 13:59
Vielen Dank Herr Knüwer für einen weiteren Beweis dafür, dass Zeitungen die dämlichen Blogs überleben werden: In einer Zeitung hätte ihnen die Chefredaktion sicherlich weit aus weniger Platz für dieses Thema gelassen. Dann wäre der Text sicher auch nicht ganz so langweilig, schleppend und einschläfernd geworden!
oldman 5. April 2008 um 14:01
Eine Redaktion, die das 1983er BTX zu den 10 grössten
Technikflops zählt, müsste Richthofens Dreidecker ebendort
einreihen, weil die A380 fliegt.
Und die schicken einen mit der elektrischen Kinderzahnbürste
aufgewachsenen Spaätpubertierenden zu einer solch verderbten
Veranstaltung?
Sachar 5. April 2008 um 14:04
Ich habe mich mit Daniel Steinmaier unterhalten. Ca. 20 Min. Deswegen tauche ich auch in seinem Artikel auf. Ich finde es tragisch bis unmöglich, dass die Süddeutsche einen \“Journalisten\“ zu einer Blogger-Konferenz schickt, der Blogs für \“Tagebücher im Internet\“ hält und noch nie die Namen Robert Basic oder Stefan Niggemeier gehört hat. Aber mehr dazu hier: http://www.massenpublikum.de/blog/?p=403
Thomas, ich hoffe, es ist o.k, wenn ich auf mein eigenes Blog verlinke.
Lenz 5. April 2008 um 14:37
bei aller gerechtfertigten Kritik an dem Text: Geht es nicht eine Spur weniger beleidigend dem Autor gegenüber? Man versteht auch so, was Sie von ihm halten, ohne dass Sie sich in jedem Absatz mit Herabwürdigungen zu überbieten versuchen. Steht Ihnen nicht gut.
Detlef Borchers 5. April 2008 um 14:43
@Lorenz: Nerd ist, wenn du nur mit deinem Laptop auf die Waage steigst. Geek ist, wenn du eine WLAN-Verbindung zwischen Waage und Laptop programmiert hast, mit Datenübrgabe in den Kalender. Frei nach dem in der SZ seltsamst beschriebenden Torsten und seinen http://nerds.computernotizen.de/
Tim 5. April 2008 um 15:27
Gut, der Journalist hat scheinbar keine Ahnung. Nur die Kritik kenne ich. So diskutieren auch die Kaninchenzüchter, wenn der Lokaljournalist einen in ihren Augen unmöglichen Beitrag im örtlichen Käseblatt über die Bezirks-Kanickel-Schau verfasst hat.
Torsten 5. April 2008 um 15:28
Hat hier jemand \“Nerd\“ gerufen? 🙂
Also – der alte Witz ist: Nerds gucken bei einem Gespräch mit einer Frau sich selbst auf die Schuhe, der Geek guckt immerhin schon auf die Schuhe der Frau. Soll bedeuten: Ein Geek interessiert sich zwar für die gleichen Dinge wie ein Nerd, er hat aber auch ein Sozialleben – wenn auch in geringem Maße.
Das ist natürlich nur ein Klischee, das mit der Realität eher lose verknüpft ist. Für mich ist ein Geek jemand, der sich der Nerd-Kultur (sic!) verbunden fühlt, aber besonders begeisterungsfähig ist und diese Begeisterung auch weitertragen will. Eine andere Deutung ist, dass \“Geek\“ ein Label ist, dass von dem sozialen Stigma des Computer-Nerds befreien soll.
Natürlich sind die Bedeutungen einem ständigen Wandel unterzogen. Der Ur-Nerd ist wohl als untere Klasse im Gefüge der High Schools in den USA entstanden: unpopuläre Sonderlinge, die in einer obskuren Parallelwelt leben. Doch die obskure Parallelwelt hat die Welt der coolen Kids erst unterwandert und schließlich ganz erobert.
BTW: Stammt \“Twitter\“ eigentlich vom Wort Twit ab?
Sachar 5. April 2008 um 15:49
Tim, ich hoffe zumindest, dass sich der Lokaljournalist zumindest auf die Veranstaltung der Kaninchenzüchter halbwegs vorbereitet.
Der betroffene SZ-Freie kam übermüdet zur re:publica, wollte auch so schnell wie möglich weg und schien über jede Erklärung, was Blogs sind, dankbar zu sein. Schien. Denn nun merkt man, dass er mit einem Bild hinkam und es ihm egal war, wer ihm was sagte: Er zeichnete sein Bild.
Sascha Stoltenow 5. April 2008 um 15:50
Natürlich ist der Artikel in der SZ nicht dolle, aber er sagt m.E. wenig über den Redaktuer und viel mehr über die angenommenen Leser der SZ. Die Debatte müsste also darum gehen, ob und welchen Nachrichtenwert eine solche Veranstaltung hat, die u.a. auch in der BILD gecovert wird – die Nähe zu Porno ist da ja auf jeden Fall gegeben -, für die Leser der SZ hat. Der Schrieb von Steinmaier ist da in viele Richtungen entlarvend, denn es hat wirklich den Anschein, dass \“die Blogger\“-Szene aus überproportional viel Jungs besteht, die sich gerne mit ihre Bauchnabel und dem, was sie darin finden beschäftigen.
Edo Z. 5. April 2008 um 16:32
Sascha Stoltenow, das ist eine Fachkonferenz. Ärzte reden über Ärztethemen, Blogger über Blogthemen. \“Beschäftigung mit Bauchnabel\“ ist ein ebenso abgedroschenes wie dummes Argument.
Tim 5. April 2008 um 17:13
Es steht mir nicht zu. Aber vielleicht haben die Veranstalter bei der Betreuung der Medienvertreter geschlampt? Oder haben die erwartet, dass nur Journalisten kommen, die wissen, um was es geht?
Sachar 5. April 2008 um 17:26
Tim, auch mir steht nicht zu, darüber zu urteilen. Aber ich weiß auch nicht, wie man da die Veranstalter kritisieren könnte. Sie haben Journalisten den Zugang ermöglicht. Was sonst noch hätten sie tun sollen? Einen Leitfaden erstellen mit dem Titel \“Was sind Blogs? Wie ticken Blogger? Sind Blogger ausschließlich Nerds?\“ Eine dicke Pressemappe basteln? Ich glaube nicht, dass das geholfen hätte. Ich sehe da kein Problem. Zumal: Ich bin mir sicher, dass die Vernastalter sich mit Herrn Steinmaier unterhielten, wenn er darum gebeten hätte. Aber das führt nun wirklich ins Reich der Spekulation.
weltherrscher 5. April 2008 um 18:10
Hobnox war einfach klasse!
da ich auch gerne hingefahren wäre, konnte ich so wenigstens zuschauen.
ich finde ja, nach dem was ich live sehen konnte, man hat eine menge verpasst. und ich ärgere mich total, wäre ich doch nur hingefahren…vrdmmt!
ein fettes lob an johnny, sowas aufgezogen zu haben, und natürlich auch an die anderen.
ich hoffe, es wird die einzelnen liveübertragungen später noch als gesammelte werke im internet geben?
und entgegen der verschiedenen unkenrufe, glaube ich durchaus, dass johnny&co mit der re:publica was richtig geniales geschaffen haben, was sicher lange anhalten wird. und ich wünsche ihnen, dass sie reich und schön äh berühmt damit werden. ich gönne es ihnen!
tolle sache!
rebusch 5. April 2008 um 19:05
Prima auch das Bild zum SZ-Artikel. Dort startet rechts gerade ein Nerd das brandneue Win98… Schönen Gruß an das Kompetenzcenter Bildredaktion.
David 5. April 2008 um 22:16
Vielen Dank für das Lob…
wiseman 5. April 2008 um 22:46
Danke Thomas für die Zusammenfassung und die klare Stellungnahme zum Artikel der SZ und der re:publica08. Du hättest den Text ruhig auch in drei Blog-Posts teilen könen, lange Texte lesen sich schlecht am Bildschirm. 🙂
Ich habe aus der Ferne die Livestreams verfolgt – das Frühstücksfernsehen war ebenfalls Pflicht. Beide Plattformen, Hobnox und Mogulus, haben gut funktioniert. Frage: Wäre Video nicht auch eine Idee für dieses Blog? Sicher eine tolle Ergänzung. Und Tom hat sich nicht schlecht geschlagen. 🙂
Thomas Knüwer 5. April 2008 um 23:29
Warum ich so hart reagiere? Weil die Art des Herren einer der Gründe ist, warum es unserer Branche so mies geht. Er kommt beladen mit billigen Vorurteilen und ohne jede Vorbereitung zu einer Veranstaltung und sondert dann einen platten Text ab. Selbst zu meiner Zeit bei der mutmaßlich erheblich schlechter zahlenden Lokalzeitung \“Westfälische Nachrichten\“ wusste ich, wie der Vorsitzende der Kaninchenzüchter hieß, über deren Verein ich schrieb. Vielleicht ist das ja heute nicht mehr nötig.
Hagen Lindner 6. April 2008 um 3:50
Also großes Lob einfach für diese \“Bleiwüste\“ voller erfrischender Oasen. Trotz der \“gefühlten 50 Seiten\“ war das alles sehr gut zu lesen und vor allem für mich als jemanden, der die re:publica leider nur online/passiv erleben konnte noch einmal eine treffende und kompakte zusammenfassung, die sich auch mit meinen eindrücken deckt!
Mario 6. April 2008 um 18:11
Langsam wird es langweilig. Journalisten vs. Blogger. Ich würde sagen, wie stecken alle, die dieses Thema von beiden Seiten immer wieder aufwärmen in einen Sack, und jeder darf mal drauf kloppen. Es trifft NIE den falschen…
Weltenweiser 7. April 2008 um 8:36
Ich habe es mir erneut angesehen und war erneut nicht begeistert, wie man auch bei mir Nachlesen kann. Zum Abendprogramm kann ich allerdings nicht sagen, da ich bei \“lustigen Spielen\“ eher die Flucht ergreife. Aber das ist wirklich Geschmackssache.
Weltenweiser 7. April 2008 um 8:38
Zum Thema \“Nerd\“ empfehle ich, Max Goldt zu lesen.
Mark S 7. April 2008 um 13:17
Der Frauenanteil an der re:publica soll so niedrig gewesen sein? Vielleicht war das beim Porno-Vortrag so (keine Ahnung, den hab ich nicht besucht). Aber die anderen Diskussionen im großen Saal hatten doch einen Frauen-Anteil im Publikum von bestimmt 30 bis 40 Prozent! Ich war jedenfalls überrascht, hätte mit weniger weiblichem Interesse gerechnet. Aber ich war nicht auf der re:publica vom Vorjahr und kenne auch keine Barcamps. Vielleicht ist ein Drittel Frauen ja auch schon Standard(?).
Lukas 7. April 2008 um 14:22
Die Entschuldigung wegen des fehlenden ARD-Textes (\“Knüwer, ich will \’nen Text von Dir\“ war von mir) ist angenommen. Dazu gab\’s auch wirklich nichts mehr zu schreiben.
Vorbildlich und souverän wäre es jetzt noch, den eigenen öffentlich vorgetragenen Irrtum die GfK-Geräte betreffend, einzugestehen.
Kollesche 7. April 2008 um 20:03
Mann, Mann, komm mal wieder runter. Geht\’s auch ne Spur sachlicher? Wundert Dich wirklich das Pöbel-Image der Blogger, wenn Du jeden Journalisten, der – aus Deiner Sicht, und vielleicht hast Du Recht damit – Unsinn schreibt, dermaßen primitiv angehst, wie die Kollegen Boie und Steinmaier? Und sofort auch die ganze SZ mit in Sippenhaft nimmst?
Von wegen \“hart angehen\“…, man kann jemanden sachlich wunderbar hart angehen, ohne ausfallend zu werden. Auch im Internet.
Nicht Denken 7. April 2008 um 23:03
Ah, der Kollesche kommt mit der klassischen Nestbeschmutzer-Argumentation. Korpsgeist einfordern, Fresse hat gehalten zu werden, dann können alle Journalisten schon ihr Auskommen finden.
Kollesche 8. April 2008 um 10:45
@ Nicht Denken: Niemand soll die Fresse halten. Lies doch mal, was da steht.
Aber wer unsachlich und unter der Gürtellinie austeilt, macht sich und seine Sache unglaubwürdig. Egal ob Blogger, Journalist oder beides.
Thomas Knüwer 8. April 2008 um 11:05
Ich bin genauso sachlich wie der Kollege Steinmaier, der anderen unterstellt, asexuell zu sein.
Kollesche 8. April 2008 um 13:07
Na ja, meinetwegen, keilt Ihr euch eben. Nur hättste das halt nicht nötig. Der Rest der Kritik wäre dann glaubwürdiger. Das ist doch der Punkt. Wäre es nicht viel eleganter, den Herrn Steinmaier niveauvoll auflaufen zu lassen?
Aber gut. Wenn der andere angefangen hat…
www 9. September 2008 um 18:10
bei aller Kritik an dem Text: Muss es gleich so heftieg sein? Gut, Michael_Konken dieser blassierte Typ hat es mit seinen Aussagen, den Journalisten im Netz nicht leicht gemacht. Aber lasst uns die Leute doch fair im 21ten jahrhundert begrüssen und zumindest versuchen fair mit ihnen umzugehen. Auch wenn sie das Thema noch nicht überrissen haben!
Thomas Knüwer 9. September 2008 um 18:39
@www: Wie es ins Netz hinein schallt…
Re-publica bei FAS und SZ 18. April 2010 um 19:05
[…] das blendet die Berichterstattung scheuklappesk aus. Egal ob 2007, 2008 oder 2009 – immer brabbeln angebliche Qualitätshäuser von der angekündigten […]