Es gibt Web-Dienste, bei denen selbst ich tief durchatme. Weil sie bei unbewusster Handhabung etwas über mich verraten, was ich nicht jedem verraten möchte.
Zu diesen besonders sensiblen Dingen zählt der Ort, an dem ich mich aufhalte. Jene, die nicht nur Facebook-Friends sondern Freunde sind, sollen das wissen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man sich begegnet, es ist ein Befeuern des Zufalls. “Schade, hätten wir uns treffen können”, hieß es früher, stellten zwei Menschen fest, dass sie innerhalb relativ kurzer Zeit am gleichen Ort waren und sich doch nicht trafen.
Dann gibt es auch jene Momente, da auch die Facebook-Friends erfahren sollen, wo ich bin. Auf Kongressen wie der Re-Publica freut es mich ja gerade Personen zu treffen, die sich aufgrund meiner Arbeit, meinen Blogs oder meiner Tweets für mich interessieren.
Diese Abwägung nehme ich recht bewusst vor und es funktioniert prächtig. Womit wir bei Foursquare & Co. wären.
Diese Iphone-Apps ermöglichen das Einchecken an einem Ort. Ich verkünde damit allen, die bei diesen Diensten mit mir verbunden sind, wo ich gerade bin. Außerdem kann ich diese Meldung auch auf Facebook oder Twitter verteilen.
Dabei – das ist wirklich nicht chauvinistisch gemeint – ist Foursquare die eher männliche Variante. Wer sich eincheckt bekommt Punkte und wird in einer Rangliste seiner Freunde eingruppiert. Wettbewerb, wie wir Männer ihn lieben. Zusätzlich gibt es “Badges”, also digitale Orden die bei Foursquare ein wenig militärisch gestaltet sind. Wer sich am häufigsten an einem Ort eincheckt ist dessen Mayor – also Bürgermeister. Foursquare ist übrigens auch für Blackberry und Android zu bekommen.
Gowalla dagegen ist… niedlicher. Dort können Gegenstände gefunden und fallen gelassen werden. Dazu gibt es Briefmärkchen für jeden Ort, an dem man schon war. Und ebenfalls Orden, die aber hier eher auch Märkchen-Charakter haben. Es ist halt alles etwas süüüüüßer und könnte deshalb eher Frauen ansprechen. Ich persönlich mag Gowalla aber auch ein wenig mehr. Derzeit müssen Nicht-Iphoner dabei noch auf die mobile-Web-Seite zugreifen. Eine Android-App soll in der Entwicklung sein.
Einen deutschen Adepten gibt es auch schon: Tagcrumbs. Dessen Programmierer Sasche Konietzke schrieb uns zu den Unterschieden:
Derzeit leidet der Dienst aber definitiv unter der geringen Nutzerzahl.
Aus den USA kommt noch etwas. Und es könnte der Durchbruch für die Idee des Eincheckens sein: Mytown. 500.000 Nutzer hat die App schon in Nordamerika. Das Besondere: Sie kombiniert Foursquare mit Monopoly. Spieler können einen Ort kaufen und bekommen Miete, wenn andere dort eintreffen. Eine neue Version verfeinert dieses Thema noch. Leider funktioniert der Dienst in Deutschland noch nicht. Aber das süße Alien-Männchen, mit dem man rumspielen kann, dürfte den Damen gefallen – Monopoly ja irgendwie allen.
Diese Dienste sind unterhaltsam, weil sie spielerisch angelegt sind. Sie fallen in den Bereich der “Ambient Communication”, vermitteln mir also unaufdringlich einen Einblick in das Leben jener Menschen, die mir nahe stehen. Und sie befeuern eben den Zufall.
Andererseits würde es die Trennung zwischen Friends und Freunden aufheben, vergäbe ich Kontakte zu freigiebig wie bisher. Und deshalb sind dies die ersten Web-2.0-Social-Media-Schnickschnack-Gedönse, bei denen ich mehr Anfragen ablehne als anzunehmen.
Trotzdem nutze ich sie. Mit Freude. Aber auch Konzentration.
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