So ein wenig nostalgisch werde ich ja schon. Vier Jahre ist er her, jener magische Sommer. Deutschland im Taumel, blauher Himmel, herrliches Wetter. Sommermärchen
Für sieben Spiele hatte ich Karten bekommen. Sieben Spiele. Und noch vor dem ersten Match in Dortmund fragte ich mich: „Bist Du bescheuert? Du gibst 120 Euro für Trinidad/Tobago – Schweden aus? Noch alle Delfine im Becken?“
Dann der Vorplatz des Westfalenstadions, tanzende Trinidadiner, fröhliche schwatzende Schweden, gute Laune pur. Deutschland wurde anders. Selbst in überfüllten Zügen waren Schaffner freundlich, mit einem Mal lächelten alle. Da konnten auch die Machenschaften der kleinen PR-Agentur am Rande der Stadt nichts dran ändern.
Ob es diesmal wieder so wird? Wohl kaum. Die Nähe zu den Spielen, die zehntausenden von Fans, die aus aller Welt nach Deutschland gereist waren – so etwas lässt sich nicht ersetzen.
Trotzdem wird es Spaß machen, da bin ich sicher. 20 Minuten noch, dann dreht sich endlich etwas. Und Twitter hat schon mal eine wirklich schöne WM-Idee umgesetzt: Wer Tweets mit Länderkürzel versieht, bekommt eine Flagge an seine Nachricht angehängt, die Tweets über Spiele werden aggregiert, genauso wie Nachrichten über die WM ingesamt. Zu sehen ist das auf der Twitter-WM-Seite.
Na gut, einen ordentlichen Übersetzer hätten sie sich schon leisten können, die deutsche Seite klingt so: „Informationen über Twitters Rolle bei den Mediengelegenheiten im Rahmen der Weltmeisterschaft“
Gelegentlich aber rollt der Ball nicht. Und in diesen Momenten darf man auch mal an die andere Seite der Fußball-Weltmeisterschaft denken.
An die Machenschaften der Fifa, allen vorn dem Treiben von Sepp Blatter. Vor der WM 2006 recherchierte ich ein wenig darüber und sah Blatter auch in Paderborn (von diesem Tag stammen auch die Fotos hier). Man ist erstaunt wie sehr mancher vor der Fifa zitterte. Über vier Wochen beackerte ich einen Informanten, der für den Weltfußball-Verband gearbeitet hatte und – das wusste ich – brisante Unterlagen hatte. Obwohl er inzwischen für ein bekanntes Unternehmen arbeitete, wollte er nichts sagen. Grund: „Ich habe zu viel Angst vor Blatter.“
Die Hintergründe des Ganzen drehen einem den Magen um. Nun – kein Scherz – twittert Blatter sogar. Erwarten Sie aber nicht, dass er auf irgendwas reagiert – und das ist im eigenen Interesse auch besser so.
Am tiefsten eingearbeitet in die Strukturen des Weltfußball-Verbands, die mich manchmal an gewisse italienische Familien erinnern, hat sich der Engländer Andrew Jennings. Und dessen Buch „Foul“ dringend empfohlen sei für alle, die sich mit der Fifa auseinander setzen möchten. In Deutschland wagte kein Verlag, es zu drucken – hier aber kann man es als E-Book erwerben.
Auch in Deutschland gibt es jemand, der sich bestens auskennt. Er heißt Jens Weinreich und ist der wohl beste und härteste Rechercheur unter Deutschlands Sportjournalisten. Er ist in Südafrika vor Ort und schreibt darüber in seinem Blog.
Und deshalb lautet meine persönliche Bitte für die WM2010: Lassen Sie sich mitreißen, feiern Sie Tore und Spiele und fahren Sie hupend durch die Innenstädte.
Aber dazwischen: Lesen Sie bitte Jens Weinreich.
Kommentare
Los gehts! | Supernova 11. Juni 2010 um 15:50
[…] schreibt Thomas Knüwer in seinem Blog. Ich schließe mich an und wünsche allen einen schönen WM-Monat mit hoffentlich vielen guten Spielen und vielen Siegen für die deutsche Nationalmannschaft! 😉 Gefällt mir! Gefällt mir doch nicht mehr! AKPC_IDS += „3022,“; Kategorie: GedankenTags: Fußball > WM […]
#Twitternehmen 2010 – Meine Twitter Unternehmung – LOGOLOOK 11. Juni 2010 um 21:08
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