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Den Obama würd ja jeder gerne machen in Berlin und in den Ländern. Das Internet als Hebel nutzen, um gewählt zu werden – schöner Traum.

Nur seien wir ehrlich: Dafür ist es zu spät. Jetzt, sieben Monate vor der Wahl, sich Gedanken über Online-Strategien zu machen ist viel zu spät. Der Pseudo-Relaunch von CDU.de deutet an, wieviel Dilettantismus wir in diesem Bereich im Superwahljahr 2009 noch erwarten dürfen. Die Legende besagt, einst habe Fürst Potemkin im eroberten Krim-Gebiet Dörfer errichten lassen, die nur aus Kulissen bestanden, um Zarin Katharina darüber hinwegzutäuschen, wie schlimm es in der Gegend wirklich aussah.

Aber sprechen wir doch vom neuen Internet-Auftritt der CDU. Seit heute (so ich das richtig sehe) sieht CDU.de so aus:

Das erinnert dann doch bemerkenswert an die jüngst neu polierte SPD-Seite:

Nun gut, Moden verbreiten sich halt und Ideenklau ist ja auch eine Form der Anerkennung. Nur gibt es einen Unterschied. Wer sich bei SPD.de weiterklickt, der fühlt sich mehr oder weniger in einem einheitlichen Biotop. Bei der CDU ist das anders: Hinter der hübschen Startseite verbirgt sich das alte Design, das ein Mediengestalter im ersten Lehrjahr besser hinbekäme:

Das führte auch schon zu einem von Malte Welding dokumentierten Twitter-Gefecht zwischen einem SPD-Werber und einem CDU-Twitterer (der wenige begeistert ist vom Vorgehen seiner Partei).

Sicher, Online-Wahlkampf ist mehr als nur eine Homepage. Die CDU setzt, ähnlich wie die SPD, auf eine Mobilisierung ihrer Anhänger als Team Deutschl…, pardon teAM Deutschland (ob mein Fast-Heimatsender Antenne Münster, kurz Radio AM da sponsort, weiß ich nicht).

Und doch kann man es bezeichnend finden, dass sich bei der CDU hinter der hübschen Fassade ein Ur-alt-Auftrtt verbirgt. Vielleich aber geht es ja bei all dem tatsächlich nicht um die Wähler – sondern nur darum, einer Zarin blühende Landschaften vorzutäuschen.

Nachtrag: Stimmt eigentlich – das Team… teAM Deutschland-Logo erinnert einen an…


Kommentare


anderswo 26. Februar 2009 um 18:00

Nachdem schon die Inhalte sich ähnlich sind, ist es wohl kein Wunder, dass man sich bei den Strategen auch äußerlich angleicht.

Bemerkenswert ist, dass man beim teAM stolz darauf ist, nach zwölf Wochen immerhin 4.000 Mitglieder zu zählen. Die Dynamik des Wahlkampfes unterstellt, könnte man so vor der Bundestagswahl sicher auf 20.000 Mitglieder kommen. WOW, das nenne ich erfolgreichen Online-Wahlkampf.

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DerWahrsager 26. Februar 2009 um 18:10

Ich glaube was die meisten dabei vergessen, ist, dass es nicht auf schöngefärbte Webseiten oder moderne Online-Kampagnen ankommt, mit denen man den Wähler versucht zu blenden – normalerweise bleibt es beim Versuch -, sondern in erster Linie um Glaubwürdigkeit, Authentizität, Vertrauen, Charisma/Ausstrahlung, Charakterstärke, Fingerspitzengefühl und gute, umsetzbare Ideen/Programme um die Programmatik allgemein. Ehrlichkeit wäre schön, will ich aber gar nicht erst nennen. Zugegeben, das sind Tugenden, die man nicht im Entferntesten mit Politikern verbindet. Aber nur mit einer Online-Kampagne, ohne sonstige Eigenschaften und zukunftsweisende Vorschläge (z.B. im Bereich Umweltpolitik), hätte Obama überhaupt nichts reißen können. Damit will ich sagen: Die Wesentliche muss zunächst stimmen/stimmig sein, dann fällt man ohnehin schon genug auf zwischen all den Schauspielern – und mit intelligenten, zeitgerechten Online-Kampagnen kann man eine idealerweise positive Grundhaltung gegenüber dem Kandidaten noch potenzieren. Das eine kommt nie ohne das andere aus.

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Marc 26. Februar 2009 um 18:10

Ich weiß gar nicht so recht, was diese Form Internetwahlkampf zu führen bringt? Um die tollen Botschaften zu bekommen, muss ich erstmal auf die Site surfen.

Und so ist das bei anderen Online-Angeboten der Parteien doch auch.

Was ich mir vorstellen kann, ist höchstens, dass ich das Video-Blog aufsuche weil ich die Rede im Original verpasst habe oder bei SpON, Handelsblatt&Co darauf verwiesen wird.

Aber mehrfach täglich vorbeischauen? So spannend wie ein Forum ist sowas soch nciht. Und selbst die Diskussionen im Netz sind überflüssig, wie ich schon 2005 feststellte. Da wird auf die Gegner unsachlich eingedroschen, so dass man alleine wegen dieses Stils schon den Gegners seine Stimme nciht gibt.

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DerWahrsager 26. Februar 2009 um 18:17

anderswo kommentiert:
\“Nachdem schon die Inhalte sich ähnlich sind […]\“

Worthülsen und Täuschungsversuche trifft es wohl eher.

\“ist es wohl kein Wunder, dass man sich bei den Strategen auch äußerlich angleicht.\“

Man hätte sich auch aus der Masse herausheben können, aber auf solche Geistesblitze kann natürlich aus der Politik niemand kommen.

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Peer 26. Februar 2009 um 18:32

Irgendwer sollte bei dem ganzen Internet-Twitterdingens-Hype der Politiker-Elite mal flüstern, dass das, was in den USA funktioniert hier noch lange nicht läuft.

Und das der Barack ja nicht wegen Twitter und so die Wahl gewonnen hat, sondern weil er was zu versprechen hatte.

Kurz: Bevor man den Twitter anwirft, sollte man auch was zu sagen haben.
Und das ist hier ja ein Problem, wenn schon der Seehofer in Interviews zugibt, dass es keine Positiv-Liste für Medikamente geben kann, weil die Pharma-Lobby zu stark sei (plusminus, Anfang Dezember)

Anders gesagt: Würde es ein Politiker mal wagen, zu twittern, wie fürchterlich das Gespräch mit den Industrie-Lobbyisten grade war, und dass das künftig so nicht mehr sein werde … ja dann … aber wenn der Schäfer-Gümpel verbreitet \“Oh, ganz schön viel Post heute.\“ dann kann man das natürlich knicken.

Webdesign hin oder her.

Dabei fällt mir ein: Was ist eigentlich mit dem White-House-Blog ohne Kommentarfunktion?

Grüße

pb

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mariana mayer 26. Februar 2009 um 19:27

Gut, wollen sie die Parteien abschaffen und was folgt dann?
Wie soll es weitergehen?

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(pb) 26. Februar 2009 um 20:39

nein .. oder doch? egal. Ist das wichtig? Ich meine, in Italien ist das konsequenter geregelt, das kann man die Medienbosse direkt ins Amt wählen. Bei uns noch nicht. Das ist schade für die Kommunikation, denn so lässt sich freier sprechen. Unsere Politiker hingegen müssen immer fürchterlich viele Interessen berücksichtigen (dafür sollte das Seehofer-Beispiel stehen). Das führt zu so schrecklich verschwurbelter Sprache, die einen irgendwie allein lässt

Aber ich will nicht vom Thema abkommen.

Ich wollte nur darauf hinweisen, dass auch die tollsten Kommunikationsmittel nichts bringen, wenn man sie nicht vernüftig nutzt, also was zu sagen hat oder sich für das Format eignet. Also der Pofalla auf CDU TV .. ja, nett … und unsere Bundeskanzlerin fällt auch nicht negativ auf. Sehr entspannend.

Um die Klammer wieder zu schließen: Die konsensgetriebenen Aussagen hauen mich nicht grade vom Hocker.

Ein \“analoges\“ Beispiel:
Ich stimme mit der Meinung unseres Innenministers nicht überein – aber ich muss ihm zugestehen, dass er einer der wenigen ist, die klare Aussagen treffen. Er schafft es, als einer zu gelten, der für seine Meinung einsteht – auch wenn es Symphatien kostet. So ganz ohne Homepage-relaunch. Hat der überhaupt einen Blackberry?

Aber ich beschwere mich hier über das politische Personal, ohne selbst ein Parteibuch zu haben – das ist unfair.

Aber vielleicht besorge ich mir ja doch eins – auch auf die Gefahr hin, dass ich geteert und gefedert werde, nur weil ich sage: \“Leute, so geht das nicht weiter. Wir müssen doch mal einsehen, dass hier künftig keine Autos mehr zusammengeschraubt werden und keine Handys gebaut. Und dass wir uns gegenseitig Versicherung und Finanzprodukte verkaufen bringt\’s auch nicht. Und die Agrarsubentionen stecke ich jetzt in die Bildung, weil der Bauernsohn muss was lernen, denn der wird hier in Zehn Jahren nicht mehr von der Kartoffelernte leben. Ist doch so!\“

So und damit kann ich gleich wieder nach hause gehen.

mache ich jetzt auch 🙂 Schönen Abend!

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Besim Karadeniz 27. Februar 2009 um 0:15

Es ist nicht nur der alte Auftritt, sondern es ist gleich komplett alter Wein in neuen Schläuchen. 2005 hieß das Unterstützerteam nämlich schonmal ähnlich klingend \“teAM Zukunft\“. Vielleicht ist das \“teAM Deutschland\“ ja nun etwas origineller. 🙂

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Beate Steinfeld 27. Februar 2009 um 9:28

Ich mutmaße mal, dass selbst eine Partei ohne aufpolierten Internetauftritt jede Wahl gewinnen könnte, wenn sie die richtigen Themen aufgreift, welche bisher stets vernachlässigt worden.

Statt in angesagten und teuren Lokalen abzuhängen, bräuchten sich Politiker/innen nur einmal in die rauchgeschwängerten, dunklen Eckkneipen der Arbeiterviertel zu setzen, damit sie erfahren, wo dem Volk der Schuh drückt.

Wer eine \“Reichen-Steuer\“ fordert, sollte zuerst bei sich anfangen, mit dem Sparen. Wer von Gerechtigkeit spricht, sollte zuvor die zahlreichen Kaffeefahrten-Betrüger in die Schranken weisen. Wer den Mittelstand als Rückrat der Nation bezeichnet, sollte auch dafür sorgen, dass kleine und mittelständische Handwerker und Dienstleister keine 14,75 % Dispozinsen bei deutschen Geldhäusern bezahlen müssen. Etc. pp.

Den Wähler/innen müssen nur die richtigen Lösungswege für die zahlreichen Missstände angeboten werden. Das beeindruckt mehr als aufgehübschte Internetauftritte.

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DerWahrsager 27. Februar 2009 um 14:31

Ich kann Frau Steinfeld nur zustimmen.
Lösungen für entscheidende Probleme muss es geben und keine neuen Internetauftritte.

mariana mayer kommentiert:
\“Gut, wollen sie die Parteien abschaffen und was folgt dann? Wie soll es weitergehen?\“

Wer spricht von Abschaffen. Was gebraucht wird sind intelligente Politikern mit Herzblut, die tatkräftig zupacken und auf die Bürger eingehen. Aber die gibt es schon lange nicht mehr, falls es sie jemals gab, denn wer will sich schon 15 Jahre lang in irgendeiner Partei hochschleimen, um dann doch am Ende genau so einen Mist zu verzapfen, weil einen die lange Zeit mit diesen Menschen ebenso negativ geprägt hat. Solange Politiker diese Art vorleben wird sich nichts grundlegendes ändern.

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Beate Steinfeld 27. Februar 2009 um 21:15

Vielen Dank, \“Wahrsager\“, für Ihre Zustimmung. Auch Ihre ausführlichen Kommentare treffen den berühmten Nagel auf den Kopf. Es ist schon sehr traurig, mit ansehen zu müssen, wie schlecht unser schönes Land seit Jahrzehnten regiert wird.

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