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Wie gerne hätte ich Mäuschen gespielt, als der Bundesverband der Musikindustrie seine neue Seite entworfen hat. Denn entweder macht er der Bevölkerung klar, dass sie ihn dort lecken kann, wo niemals die Sonne scheint – oder der ausführende Dienstleister hat sich einen Insider-Scherz erlaubt. Dem Notizblog ist es zuerst aufgefallen. Das mit dem Finger. Denn der Bundesverband Musikindustrie hat auf seiner neu gestrichenen Heimseite ein bemerkenswertes Logo neben die völlig unseriöse Zählung angeblicher Raubkopien gestellt:

Vielleicht ist dies eine deutliche Ansage, nachdem es in Frankreich gelungen ist, die Politik zu instrumentalieren. Nichts ist wichtiger als die Bekämpfung von Raubkopien, scheint es. Dagegen ist selbst Terror nebensächlich. Längst sind die Mittel nicht mehr angemessen, ist jeder mögliche Kunde zum Raubkopierer geworden. Dass die, die viel kopieren auch viele CDs kaufen – egal. Dass der erste Musikkonzern erkannt hat, dass es so nicht weitergeht – egal.

Und nichts dokumentiert die arrogante Hilflosigkeit und mangelnde Zukunftsfähigkeit der Musikindustrie besser als dieser Stinkefinger.


Kommentare


Hanno Zulla 26. November 2007 um 17:45

Sie kennen das Kopierschutz-Logo der besten Bänd der Welt?

http://www.kaliban.org/stuff/aerzte.gif

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Grumpy 26. November 2007 um 17:51

Vielleicht ist es auch nur der \’vorausschauende Stinkefinger\‘, weil die Musikindustrie, bzw. Rechteinhaber, demnächst spassigerweisse alle Rechtsverletzer f***** werden – was deren feuchter Traum sein könnte – sofern golem.de sich heute keinen Scherz erlaubt hat:

http://www.golem.de/0711/56179.html

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Lukas 26. November 2007 um 18:43

Wenn man den Ausführungen über die ach so dramatischen Verluste der MI Glauben schenken darf, sind die alle pleite, bevor dieser kranke Vorschlag Gesetz wird.

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Chat Atkins 26. November 2007 um 22:37

Aus den \’Raupkopierern\‘ werden dann Schmetterlinge, nehme ich mal an?

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Gerrit 27. November 2007 um 9:04

Dies ist mit großer Sicherheit ein Scherz des zuständigen Flashers, der in seiner Agentur sitzt, \“raubkopierte\“ MP3s hört und diesen Scheiß Zähler umsetzen durfte. Ich würde genau so handeln, wenn ich die MI als Kunden hätte.

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Jörg Friedrich 27. November 2007 um 11:00

Der \“Stinkefinger\“ scheint weg zu sein. Davon abgesehen frage ich mich schon, warum hier offenbar illegales Verhalten so bagatellisiert wird. Das Geschäftsmodell der Musikindustrie basiert auf dem Verkauf von Musik, so wie das des Bäckers auf dem Verkauf von Brötchen basiert. Da wird man sich ja wohl gegen Diebstahl wehren dürfen?

Natürlich wird sich die Musikindustrie neue Geschäftsmodelle ausdenken – Konzerte werden z.B. teurer. Dass ich als Konzertbesucher dann die Raubkopierer sponsern soll, finde ich aber auch nicht klasse.

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captain cord 27. November 2007 um 11:15

Danke für den Artikel.
Zum einen, weil die ganze Thematik Vorratsdatenspeicherung in den Medien kaum aufgenommen wurde. Und dass obwohl die Journalisten ja besonders betroffen sind. Aber vielleicht denken sich Bild&Co. auch nur „Journalist? Wo?“
Zum anderen, weil der Satz „Und nichts dokumentiert die arrogante Hilflosigkeit und mangelnde Zukunftsfähigkeit der Musikindustrie besser als dieser Stinkefinger.“ die Sache 100%ig auf den Punkt bringt.

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Grumpy 27. November 2007 um 11:54

@Jörg Friedrich: Bitte? Bagatellisiert? Ich wußte gar nicht, daß der Bäcker eine Heerschar von Anwälten … ach ist ja eh zwecklos.

Ich empfehle die Offline-Lektüre der aktuellen c\’t 25/2007 unter dem Titel: \“Musikindustrie: Die digitale Zukunft verschlafen, S. 82\“. Da ist auch ein wirklich nettes Interview mit Rodrigo González – sie hätten aber auch Trent Reznor oder Nigel Godrich sprechen können.

Die Künstler selber (also die Richtigen – nicht die gepushten Kunstproduke) sollten einfach verstärkt aktiv werden und nicht dieses Lobbyistenpack, welches versucht, sich in Regierungen einzuschleichen.

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Gerrit 27. November 2007 um 15:11

Der Bäckervergleich zieht nicht. Das alte Lied:

1) Die Musik, die ich illegal herunterlade, ist nachher nicht weg, sondern immer noch da. Ich kopiere sie mir ja.
2) 90 Prozent der Musik, die illegal heruntergeladen wird, wäre ansonsten gar nicht verkauft worden, weil die Kids dafür gar kein Geld hätten.
3) Wenn die Musik nicht illegal heruntergeladen würde, dann würde man sie sich halt per CD brennen oder aus dem Radio mitschneiden. Es gab schon immer legale und illegale Möglichkeiten, Musik zu hören, ohne dafür zu bezahlen.

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Jörg Friedrich 27. November 2007 um 15:27

Wenn 2 und 3 stimmen würden, würden die Umsätze der Musikindustrie kaum so einbrechen. Und zu eins: das ist ja eine merkwürdige Logik. Der Produktionspreis eines Werkes muss nunmal dadurch erlöst werden, dass der, der es hören will, dafür bezahlt. Ob das Werk anschließend noch existiert oder nicht, ist ja wohl völlig gleichgültig. Wenn alle nur das zu bezahlen bereit sind was sie verbrauchen und nicht auch das, was sie nur benutzen, würde das meiste kaum funktionieren.

Für mich zeigt sich an der Raubkopien-Diskussion immer sehr schön, welch merkwürdige Vorstellung von Recht, Verütung und Eigentum es gibt.

Manueller Trackback (da der normale nicht funktioniert): http://www.jörg-friedrich.de/2007/11/27/ist-die-musikindustrie-selbst-schuld/

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Gerrit 27. November 2007 um 15:45

zu 1) Dies nur, damit der Bäckervergleich als unsinnig entlarvt wird! (Bäcker: 1 Produktion = 1 Verkauf, Musik: 1 Produktion = n Verkauf)

Warum die Verkaufszahlen sinken: Weil die Musik scheiß ist. Und weil die MI zu langsam und komplett falsch auf die digitale Welt reagiert.

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Jörg Friedrich 27. November 2007 um 16:14

Wenn die Musik scheiß ist, warum wird sie dann illegal kopiert? Wird sie davon besser?

Jeder Produktpreis besteht aus einem Anteil, der sich aus der Konzeption, Erfindung, erstmaligen Realisierung der Idee und aus den Kosten zur Poduktion des einzelnen Exemplars, welches verbraucht wird, zusammensetzt. Das ist beim Brötchen nicht anders als bei einer Musik-CD. In jedem Brötchen steckt auch noch ein kleiner Anteil der Kosten für die Ausbildung des Bäckers und für die Idee, wie man überhaupt ein Brötchen backt drin. So wie im CD-Preis die Erfindung des Songs und seine Einspielung mit drin ist. Diese ursprünglichen Kosten müssen über den Verkauf von n Brötchen (n CDs) wieder reingeholt werden. Da gibt es keinen Unterschied, nur dass der Anteil dieser Kosten, die verteilt werden müssen, bei der Musik viel größer ist als beim Brötchen. Das macht es aber nur noch schlimmer.

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Spiegelfechter 27. November 2007 um 16:34

@Jörg und Gerrit

Das Bäckerbeispiel kann auch gar nicht stimmen, da es hier um zwei verschiedene Delikte geht. Der \“Raubkopierer\“ wird nicht wegen Diebstahl oder gar Raub angezeigt (wie das Wort es suggerieren könnte), sondern wegen der Urheberrechtsverletzung, die er begeht, wenn er die Musikdatei zum Download anbietet. Bei den gängigen Musiktauschbörsen wird derjenige, der sich etwas herunterlädt automatisch auch zum Anbieter, von dem man auch etwas herunterladen kann. Darum geht es und nicht um die Musik, die \“wir\“ hören. Diese gilt als Privatkopie und ist legal.

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The Stig 27. November 2007 um 16:34

Wenn mein Bäcker mittelmäßige Brötchen zu einem zu hohen Preis verkauft, sinken seine Umsätze auch. Das heißt nicht, das ich sie auf keinen Fall esse, aber eben nur, wenn ich sie billiger bekommen kann.
Um das schiefe Beispiel wieder auf die Musikindustrie zu übertragen: Die Qualität des Angebots und die Preise passen nicht. Natürlich bleiben Raubkopien deswegen illegal, aber die Musikindustrie hat es selbst in der Hand, ihr Produkt attraktiver zu machen. Manchmal steigt der Umsatz ja auch dadurch, dass der Anbieter den Preis senkt… Und die Kosten, die die Musikindustrie anführt, sind hauptsächlich Marketingkosten. Die könnten bei höherer Produktqualität mit Sicherheit gesenkt werden.

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Jörg Friedrich 27. November 2007 um 16:46

@Spiegelfechter: Kannst du die Rechtsauffassung, dass das Herunterladen von Musik von einer Tauschbörse, auf der illegal Musikstücke bereitgestellt werden, legal ist, irgendwie belegen?

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Armin 27. November 2007 um 17:03

Gerrit,

hier schreibst Du:

http://praegnanz.de/weblog/nachschlag-zur-font-face-situation

\“Das macht die Sache komplizierter für Leute, die Fonts klauen wollen. Und ist ein deutliches Signal, dass Schriften eben nicht einfach mal so überall heruntergeladen werden dürfen.\“

Nach Deiner obigen Argumentation passt das irgendwie nicht. Wenn jemand eine Font-Datei \“klaut\“ ist das ja auch nur eine Kopie, das Original ist ja noch da. Und praktisch alle die dies tun wuerden sie ja sonst auch nicht kaufen. Wo ist da also das Problem? Warum muss da ein Signal gesetzt werden?

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Spiegelfechter 27. November 2007 um 17:28

@Jörg

Kein Problem:

\“[]Wenn ein privater Nutzer zum Beispiel ein Musikstück aus einer Tauschbörse zieht, ist das erstmal eine „Vervielfältigung“. Wird die Kopie nur für private Zwecke gemacht, ist sie erlaubt – solange sie nicht von einer „offensichtlich rechtswidrig hergestellten Vorlage“ gemacht wurde.[]\“

Quelle: IRights

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spätburgunder 27. November 2007 um 17:36

@jörg friedrich: Die Umsätze der MI sinken. Ja. Warum? Weil die \“Medienangebote\“, die kostenpflichtig sind, ständig zunehmen. Und zwar stärker zunehmen als die verfügbare Barschaft der Kunden. Was heißt: Die Kunden konsumieren andere Dinge (DVD-Serien, Klingeltöne, neue Mobiles u.a.m.). Ihnen fehlt schlicht das Geld, die Musik zu kaufen. Dass sie sich dann tatsächlich die Musik trotzdem (illegal) besorgen, glaube ich nicht. Bis zum Beweis des Gegenteils. Und den ist – siehe auch den obigen, zweiten Link von Thomas – die MI bislang schuldig geblieben. Also: up yours, MI!

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Grumpy 27. November 2007 um 19:39

@Jörg Friedrich: Sie schrieben: \“[…] Der Produktionspreis eines Werkes muss nunmal dadurch erlöst werden, dass der, der es hören will, dafür bezahlt. […]\“

Ja, das mag sein … auch das Wort \“Rechtsauffassung\“ wird sehr gerne in diesem Zusammenhang fallen gelassen … nur habe ich persönlich das Gefühl, daß die Verhältnismäßigkeit nicht mehr gegeben ist. Die spaßifizierte Version des \“Raubkopiererkinderschändermörderterroristen\“ wird zunehmend Realität, die so ziemlich auf jeden Bürger durch die MI projeziert wird … aber irgendwie wird die \’Stinkefinger-Diskussion\‘ mal wieder in eine \’Du mußt das Recht achten\‘-08/15-Schiene geschubst, die mir sehr gewollt erscheint.

Machen die Künstler es doch eher wie Madonna – ein Wechsel weg vom klassischen Label und hin zur monetär besser stehenden Konzertagentur. Sozusagen \’Pay-per-View\‘ … die konservierten Songs zum Hören gibt\’s auch z.B. auch bei last.fm (schönen Gruß an die britische Radiolinzenz) – und? Es kostet nichts, wenn man nicht will – und das sogar legal. Ohne GEZ, ÖR, GEMA und Konsorten.

Es schmerzt die MI in D – aber wie war das mit dem Schaden und dem Klugwerden?

P.S. Die Trackbacks sind schon fast eine Löschung wert.

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Jörg Friedrich 27. November 2007 um 20:57

@Spiegelfechter: \“solange sie nicht von einer „offensichtlich rechtswidrig hergestellten Vorlage“ gemacht wurde\“

Das ist der Punkt.

@grumpy: Natürlich geht es in Richtung Konzert. Ob das für alle Künstler eine Lösung ist, bleibt abzuwarten, andererseits leiden ja vor allemdie \“großen\“ Künstler unter dem Download-Problem.

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Spiegelfechter 27. November 2007 um 22:42

@Jörg

Das ist nicht der Punkt, weil hier \“in dubio pro reo\“ gilt und man dem Nutzer nicht unterstellen kann, er wüßte, dass die Datei im Netz rechtswidrig erstellt wurde. Eine private Kopie vom Original, das man besitzt, einzustellen ist zwar rechtswidrig, die Datei ist aber nicht rechtswidrig erstellt wurden, da der Ersteller eine Privatkopie anfertigen darf. Das ist ein feiner Unterschied.

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henteaser 28. November 2007 um 0:14

An illegalen Downloads allein kann \’es\‘ doch nicht liegen. Ich vermute ja Ebay, Amazon-Marketplace und Second-Hand-Plattenläden als ebenbürtige Gründe für den Pillenknick.

Außerdem könnten die sinkenden Verkaufszahlen auch mit dem Fehlen einer neuen Datenträgergeneration zusammenhängen: Anfangs kauften alle ihre Schallplatten auch in CD-Form, was für einen Boom sorgte. Und der nimmt inzwischen deutlicher ab als noch zu Anfang.

Könnte ich mir vorstellen.

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blue-matrix 28. November 2007 um 11:05

Mhh,…

Nachdem ich diese Seite hier gelesen habe bin ich zu meinen CDs gewandet und habe mir die Arbeit der MI in der letzen Zeit angesehen. Verbesserte Verpackungen, Cover, Bonus-Material,… (Für die Leistung der Künstler ist die MI nicht verantwortlich.)

Wenn die Musik Mist ist, braucht man sie nicht kopieren. Wozu auch? Wer sie haben möchte kann dafür ruhig etwas zahlen. Wer arbeitet schon für nix? Das die Preise nicht nach unten gehen, liegt einfach daran, dass immer weniger CDs (und auch DVDs) gekauft werden.

Immer wieder darf ich hören:\“Ich lad mir das Album runter, weil mir ein Song davon gefällt.\“ ? Dann kann man den aber auch legal kaufen. Plattformen dafür gibt es genug.

Als seltsamen Trend habe ich unter bekannten mitbekommen: CD bei eBay oder Amazon zu kaufen, kopieren und wieder verkaufen. Sie sind sogar der Meinung, dass dies nichts mit illegalem zu tun hat. Schließlich haben sie für das Medium bezahlt. Einer kauft, 500 kopieren? Und das für Musik, für die sie noch nicht mal Geld ausgeben würden? Ach so – das haben sie ja – vorübergehend.

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Jörg Friedrich 28. November 2007 um 16:52

\“Außerdem könnten die sinkenden Verkaufszahlen auch mit dem Fehlen einer neuen Datenträgergeneration zusammenhängen: Anfangs kauften alle ihre Schallplatten auch in CD-Form, was für einen Boom sorgte.\“ Da ist was dran, wäre mal interessant, ob man das aus den Statistiken rausrechnen kann. Und wenigstens für Deutschland wäre auch der achholebedarf in den neuen Bundesländern Anfang der 90er zu beachten.

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PierreLeFou 3. Januar 2008 um 13:30

Die MI hat Sie nicht mehr alle. Die sollten sich echt mal um dass eigentliche Problem kümmern. In meinem Blog behandele ich u.a. solche Themen. Wer Lust hat, kann ja mal mit diskutieren.

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CAM 2. April 2008 um 12:58

Habe da eine weitere Theorie zu den Hintergründen:
vielleicht geht es ja gar nicht um die Raubkopien an sich, sondern darum, unsere Staatsanwälte mit
Nichtigkeiten zu beschäftigen…
So bekommt man Freiräume andere Dinge durchzusetzen,
Siehe dazu den Artikel im c\’t 07\’2008:
die Staatsanwaltschaft als Ermittlungsgehilen – oder so…

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