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Wie schön, wäre das Medienforum NRW gewesen, hätte es nicht zwei Parallel-Foren gegeben. Vielleicht war es die schwüle Luft, die mein Hirn trübte. Am Dienstag Abend jedenfalls, nach meinem ersten Tag beim Medienforum NRW, blickte ich hoch zum Kölner Messeturm und glaubte, er hätte die Farbe geändert. Dieser Turm ist eines jener Gebäude, die Bap vermutlich zu diesen Liedzeilen aus „Met Wolke schwaade“ veranlassten:

„Ming Stadt ess alt, dat heiß: nit häßlich,
nur jet zo plump jeschmink.“

Der Messeturm also ist nicht schön. Doch in diesem Moment schien es, als verändere er die Farbe. Und aus Ziegelrot würde – elfenbein.

In einem Turm solcher Farbe scheinen viele der Medienforums-Besucher ihre Arbeitstage zu verbringen. Sie blicke auf das Gewusel da unten, in der Wirklichkeit des realen Lebens mit Abscheu hinab ohne es wirklich zu kennen.

Nehmen wir nur WDR-Neu-Intendantin Monika Piel. Sie wetterte gegen die bösen Menschen, die sich herausnehmen, WDR-Inhalte auf Youtube hochzuladen. Ohnehin habe sie sich deses Webzwei angeschaut und das seinen nur sich ausziehende Hausfrauen vor künstlichen Pflanzen. Es war meiner Gesundheit zuträglich, dass ich am Morgen des ersten Veranstaltungstags, als dieser Satz fiel nicht im Raum war.

So immerhin erklärt sich aber der Snobismus des WDR.de-Chefs Stefan Moll. Gefragt danach, was für ihn einen guten Online-Journalisten ausmache, nannte er zuallererst eine zweijährige Ausbildung. Das erklärt wohl, warum Star-Architekt Tadao Ando niemals für den WDR arbeiten wird: Hat ja nicht Architektur studiert. Und Günther Wallraff wird es auch schwer haben, so ganz ohne Volontariat. Müssen die öffentlich-rechtlichen Gebührenzahler eben verzichten auf investigative Recherchen.

Zwei Welten der Medienschaffenden rauschten in Köln aneinander vorbei. Einerseits die Klassiker, bei denen sich die Verantwortlichen die Köpfe heiß diskutieren, ob der von Europa gesteuerten TV-Frequenzvergabe, so wie Ex-WDR-Intendant Fritz Pleitgen und ZDF-Chef Markus Schächter in der Elefantenrunde am Dienstag Morgen. Und andererseits, die Weiterdenker wie TV-Produzent Jan Mojito, der lässig erklärt, diese Diskussion sei doch von gestern.

Nur selten aber gab es dieses Aufeinandertreffen der zwei Welten. Die meisten Podien in Köln waren sauber gekärchert: hier die Onliner – da die Offliner. Und so sah es auch im Publikum aus. Am dritten Tag waren die Zeitungs- und TV-Granden nicht mehr zu sehen.

Ohnehin wurde viel zu wenige nachgedacht, über das, was gesagt wurde. Viele 08/15-Firmenpräsentationen, viel Altbekanntes. Viel zu leer war der Saal am Mittwoch morgen, als ein paar wirklich interessante Denkerein zum Thema Computerspiele stattfanden, so auch eine Einordnung des Gamings in die Geschichte der Ästhetik. Nur 40 Leute verloren sich auf der zehnfachen Menge an Stühlen.

Sie waren wieder entschwunden in ihren elfenbeinfarbenen Türmen und Glaskästen. Nicht ohne vorher ein paar peinliche Pointen geliefert zu haben. So wie „Rheinische Post“-Geschäftsführer Clemens Bauer (dessen Äußerungen schon als Pressemitteilung über den Ticker gingen, bevor er sie hielt): „Wenn mir jemand etwas kostenlos gibt, werde ich misstrauisch“, sagte er. Kann ich nachvollziehen. Ich werde auch immer misstrauisch, wenn ich immer neue Gratis-Wochen-Abos der „Rheinischen Post“ angedient bekomme, jeden zweiten Samstag beim Einkauf auf der Rhetelstraße oder fast jeden Tag in den Schaddow-Arkaden zu Düsseldorf.

Nachtrag vom 25.6.: Herr Hebig sieht es ähnlich.


Kommentare


Geert 21. Juni 2007 um 16:29

etwas weit hergeholter Einstieg ins Thema – aber das muss man können…:-))

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Don Alphonso 21. Juni 2007 um 16:48

Vielleicht hat sie ja das Gemauschel um den Grimme Online Award und den Elektrischen Reporter verschreckt, nach dem Motto: Wenn das schon die Ausgezeichneten sind, wie mögen dann erst die anderen sein? Online hat sich da wirklich nicht mit Ruhm bekleckert – soweit es am Buffet war.

Ausserdem haben die Printler viel zu tun, sie müssen Entlassungen vorbereiten, Line Extensions machen und sich überlegen, wie man die leute zum print zurückholt. Da bleibt nicht viel zeit für das neumodische käufliche Zeug.

Vielleicht sollte man sagen: Da rauschen zwei Welten nebeneinander in den Abgrund.

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ntropie 21. Juni 2007 um 18:50

Das mit den Computerspielen hätte mich ja schon sehr interessiert. Aber für diesen ganzen Quatsch drumherum bin ich nciht Masochist genug.

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