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Wenn die Olympischen Spiele 2012 in London so schön werden wie ihr Logo – dann sollte man vom Kartenkauf besser absehen. So ein Olympia-Logo zu entwerfen ist keine leichte Aufgabe. Denn allen kann man es ohnehin nicht recht machen, zu groß ist die Differenz zwischen den buffetgefüllten Rentnern an der Spitze des Internationalen Olympischen Komitees und den Marketing-Leuten und den Fans.

Die Organisatoren der Spiele 2012 in London haben sich anscheinend dafür entschieden, es deshalb allen Unrecht zu machen. Sie ließen ein pinkes Trümmerfeld entwerfen, dass innerhalb weniger Stunden eine Online-Petition in die Gänge brachte, bei der 3.000 Leute ein neues Erscheinungsbild forderten. Verantwortlich für das homoerotisch angehauchte Tangramm ist die Corporate-Design-Agentur Wolff Olins, die angeblich acht Monate lang entwarf und testete – was wohl ein Beweis dafür ist, dass man sich auch zu Tode testen kann.

Und natürlich ist das Logo so 2.0, dass es schon 3.0 ist. „Interaktiv“ soll es sein, behauptet Organisationsausschuss-Promi Sebastian Coe. Vielleicht entsteht aus dem Trümmerhaufen ja ein Wesen, das mit den Zuschauern redet. Es könnte dann eine rosa Version des „Ding“ aus den „Fantastischen Vier“ werden.

Noch-Premier Tony Blair sagte bei der Präsentation des Kunstwerkes, das mich nach mehrmaligem Betrachten immer mehr an eine auf dem Asphalt aufgetroffene Katze erinnert, die man aus dem 10. Stock geworfen hat:
„When people see the brand, we want them to be inspired to make a positive change in their life.“
Wenn ich dieses Logo sehe und gleichzeitig an Veränderung denke, dann kommt mir auf jeden Fall ein Song von „Element of Crime“ in den Kopf. Er geht so:

„Bring den Vorschlaghammer mit, wenn du heute Abend kommst, dann hauen wir hier alles kurz und klein.
Der ganze alte Schrott muss raus und neuer Schrott muss rein, bis Morgen muss der ganze Rotz verschwunden sein.“

Mehr zu den Vorbereitungen gibt es derweil auch im Olympia-Blog – bei dem bemerkenswerterweise niemand kommentieren mag…


Kommentare


Dirk Olbertz 5. Juni 2007 um 15:26

Es wäre jetzt übertrieben, wenn ich sagen würde, das Logo sieht toll aus, aber es ist auf jeden Fall mal was anderes, als immer dieses Weichspülerzeugs.

Die Qualität der Sports wird jedenfalls nicht vom Logo abhängen 🙂

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Christian 5. Juni 2007 um 15:26

Vielleicht hat ein Praktikant die Entwürfe vertauscht?! Oder bei den \“Tests\“ hauptsächlich Vorschulkinder befragt?!
Mit der Dynamik von Olympischen Spielen hat diese eingestürzte Legoburg jedoch wenig zu tun.

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schaefchen 5. Juni 2007 um 15:28

Homoerotisch? Also ich bin zwar schwul, aber bei mir regst sich beim Betrachten da gar nix.

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Nixhaare 5. Juni 2007 um 15:37

Da wird bestimmt die Telekom rumzicken – ist doch sehr Magenta!

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Spritkopf 5. Juni 2007 um 15:39

Meine Vermutung ist eher, sie hoffen (oder haben möglicherweise schon festgezurrt) auf ein Sponsoring durch einen großen deutschen Telefonanbieter. Der – oh, the irony – gerade dabei ist, sich selber in seine Bestandteile zu zerlegen.

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Spritkopf 5. Juni 2007 um 15:40

Arrgh, Zweiter…!! ;-))

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tokidoki 5. Juni 2007 um 15:58

Ein kaputtes Hakenkreuz?!

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Cem Basman 5. Juni 2007 um 16:27

Nix homoerotisch. Unser Mann in London, der ehrenwerte Konstantin Binder, schrieb gestern in den Kommentaren bei ihm selbst: \“Cem, wenn ich das richtig verstehe, bedeutet es einfach nur 2012. Also oben 2 und 0 und unten 1 und 2. Glaube ich zumindest.\“ – das leuchtet mir ein.

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uli 5. Juni 2007 um 16:37

Und der Bömbel in der Mitte?

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nolookpass 5. Juni 2007 um 16:38

Magenta ist nur eine von mehreren Kolorationsvarianten. Aber trotzdem pfui.

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Thomas Knüwer 5. Juni 2007 um 16:59

Ganz so einfach ist die Sache nicht: Es wird eben nur ein Erscheinungsbild kolportiert, nicht mehrere Varianten (von der Farbe abgesehen). Somit ist das Ziel klar: Jeder darf zwar nen büschen basteln – doch die oben eingeklinkte Fassung soll sich in den Köpfen durchsetzen.

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Peter 5. Juni 2007 um 17:52

Britischer Humor. Sollte man meinen.

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maternus 5. Juni 2007 um 18:23

Jo, sieht aus wie ein zerknüllter Bierdeckel.

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fuentes 5. Juni 2007 um 19:48

Äh: Ritter Sport? Schokolade!!!

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vroni 5. Juni 2007 um 22:22

Das Logo ist eine wunderbare Provokation für alle pathetischen Schöngeister, die sich hochoriginell :-(was mit stilisierter Flamme oder sich grafisch \“hochbedeutsame\“ edle Spielereien mit den fünf Ringen vorgestellt haben. Sowas aber auch.

Und daher find ich\’s gut. Es wird Kommunikation provozieren, zum Anders- und Selbermachen ermuntern, aber stark genug sein, auch in seiner zugebenermaßen brachialen Urform erinnert zu werden. Was will man als Kommunikationsdesigner mehr. Wir sollten vom hohlen, verlogenen Schöngeistkram in Bezug auf Olympia mal wegkommen.

Denke grad laut nach (muss erst die Urheberrechte oder wie die sich das copyrightmäßig vorgestellt haben studiern mit heißem Bemühn – ois in inglish, damn), ob ich nicht einen kleinen crazy Flashfilm dazu mache mit interaktivem Actionscript 2 mit genau diesen Elementen und sie in meinem Blog zur Verfügung stelle.

Signatur:
Ein Kommunikationsdesigner (mit Dippel, hach wie altmodisch), der keine schönen sinnentleerten Design-Rüschen, aber dafür Kommunikation mag.

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Hardy Villwock 5. Juni 2007 um 23:16

Mensch Vroni altes Häuschen! Wie gut, daß es uns Blogbetreiber gibt. Wie hast Du das bloß vorher gemacht?

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vroni 5. Juni 2007 um 23:17

Hä? What the heck…

;-))

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spätburgunder 6. Juni 2007 um 7:05

Furchteinflößend? Schwul? Häh?! Ich bin zwar kein Komm-Designer, nur \“Anwender\“, manchmal Auftraggeber, der Leistungen, die solche Leute entwickeln, aber all das kann ich wirklich nicht sehen.
Ich finde das Logo – naja, ist halt ein Event-Logo. Und man kommt sehr schnell drauf, dass es einfach eine Stilisierung von 2012. ist.

BTW: Wo in dem Video kriecht das Logo überallhin und wirkt furchteinflößend? Das ist ein typischer \“wir bringen Gesichter zu einem Event und zeigen, dass normale Menschen den spirit fühlen können\“-Film.

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Dittsche 6. Juni 2007 um 8:17

Seit wann dürfen eigentlich Graphitti-Sprayer Eventlogos entwerfen?

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Woo 6. Juni 2007 um 8:32

Wieso alles pinke gleich als homo-irgendwas bezeichnet werden muss, ist mir schleierhaft.. ich persoenlich finde diese Farbe jedenfalls furchtbar. Tuntig vielleicht, aber das beschreibt ja dann eher eine Randgruppe in der Randgruppe. ;o)
Aber auch in blau oder gruen wuerde das Logo eher noch wie die Reste einer eingeschlagenen Fensterscheibe wirken. Dass das \“2012\“ darstellen soll, wird erst nach langem Hingucken deutlich.. zu lange fuer Werbewirksamkeit. Das muss schneller ins Auge fallen.

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note-blog 6. Juni 2007 um 9:38

Ein klarer Fall von, da kennt jemand sehr gut, der jemanden schon lange kennt und der hat dem natürlich den job zugeschustert und alle haben viel Spaß daran und zugleich sich die Taschen voll gemacht. Vielleicht ist eine Erinnerung an einen Sprengstoffanschlag, oder es die Kontinenten darstellen und dabei ist jemand durcheinander gekommen, oder … es eines dieser Spiele die man zusammen setzten muss und am Ende der Spiele, gibt eines Auflösung wie man diese Teile zusammenfügt. Also, ich kann nur den Kopf schütteln. Aber wen der Grad der Unmöglichkeit von solchen Logos Aufschluss über die Qualität des Events gibt, dann muss man vom deutschen WM Logo 2006 ausgehend davon ausgehen, dass die Spiele der Hammer werden. Schlechte Logos = Gute Events.

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Harald 6. Juni 2007 um 18:20

Na ja, nachdem das Logo kaum 400.000 britische Pfund gekostet hat ein echtes Schnäppchen, obwohl die Designagentur wahrscheinlich mehr Zeit auf die schwülstige und sehr metaphorische Presseerklärung als auf das eigentliche Entwerfen verwendet hat. Als Land des Goleo ohne Hose sollten wir zwar grundsätzlich sehr vorsichtig sein was Kritik an Logos und Maskottchen von Großveranstaltungen angeht, aber schön ist es wirklich nicht. Mit viel gutem Willen könnte man die britischen Inseln oder 2012 drin erkennen. Auf angelsächsischen Blogs und Webseiten habe ich inzwischen auch schon die unmöglichsten Interpretationen zur Symbolik gelesen, von \“zerbrochene SS-Runen\“ bis zu \“Lisa Simpson gibt einen Blowjob\“ (dazu gibt es sogar bereits animierte GIFs). Sehr schön finde ich die Auslegung \“zusammengebrochenes Nahverkehrssystem von London am Tag der Eröffnung der Spiele\“ von theregister.co.uk.

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Christian 7. Juni 2007 um 15:53

Die Maulerei über das Logo einer Großveranstaltung gehört doch genauso zum Warm-Up einer sportlichen Großveranstaltung wie die rituelle Katastrophenmeldung, es sei noch NICHTS, aber auch GAR NICHTS fertig gebaut vor Ort (\“…wir schalten mal zu unserer Korrespondentin nach XYZ, sie steht gerade genau da, wo in nicht weniger als acht Monaten das olympische Feuer entzündet werden soll…. Ja Du lieber Himmel SILKE… wie siehts denn bei Dir aus??…. Ja, Biggi, ich stehe hier tatsächlich….\“) 😉

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Erin 10. Juni 2007 um 18:08

Naja, da weiß man doch wenigstens, welche Agentur man nicht engagieren wird, wenn man selbst mal jemanden für ein Corporate Design braucht… ^^

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