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Nachdem Janet Jackson vor zwei Jahren ihre nackte Brust ins Bild hielt, wird die Halbzeit-Show des Football-Endspiels Super Bowl nur noch mit Verzögerung ausgestrahlt. Ähnliches wünsche ich mir mit Politiker-Interviews. Damit man unsere kindlich-arglos daher babbelnden Volksvertreter davor bewahren kann, ihren Berufsstand weiter zu Schanden zu reiten. Beispiel: August Hanning, Staatssekretär des Innenministeriums. August Hanning ist jemand, der sich ständig in der Gerüchteküche wiederfindet. So soll er möglicherweise an der Bespitzelung von Journalisten durch den BND beteiligt gewesen sein, andere Murmeleien bringen ihn in Verbindung mit der CIA und deren Entführungen gen Guantanamo. Außerdem ist er Jurist. August Hanning, könnte man also meinen, weiß, was ein falsches, unbedachtes Wort, eine unpräzise Formulierung bedeuten.

Was man aber meint, entspricht bei Deutschlands Politikern ja meistens nicht der Realität. Beim Spreeblick entdecke ich Hannings jüngste Äußerung aus dem Morgenmagazin:
„Aber auch Gewalt gegen Sachen ist schon Terrorismus. Außerdem kann das immer sehr leicht abgleiten. Wenn sie einen Brandanschlag gegen ein Haus, gegen Fahrzeuge ausführen, kann das sehr leicht dazu führen, dass auch Personen zu Schaden kommen, bis hin zur Tötung von Personen. Insoweit ist das schon sehr ernst zu nehmen.“

Ja, kann schnell abgleiten. Gerade habe ich Gewalt gegen eine Sache ausgeübt, einen Weinkarton.

Nun werde ich sicher bald abgleiten ins Häuseranzünden. Als Terrorist. Und dann werde ich Herrn Hanning und Frau Merkel (Stichwort: Parken in dritter Reihe als Gefährdung der inneren Sicherheit) mit gezogener Cabernet-Sauvignon-Flasche zwingen, sich künftig zu präzise auszudrücken, wie es ihrem Amt gebührt.


Kommentare


jo 13. Juni 2007 um 17:59

Das erklärt natürlich auch gleich den Aufmarsch des SEK vor unserer Verlagstür. Aber sag mal: Weinkartons im Büro… Euch gehts ganz gut, was?! Wann steigt die Party?!

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Thomas Knüwer 13. Juni 2007 um 18:11

Derzeit weile ich nicht im Büro – das erklärt es, Herr Kollege.

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hape 13. Juni 2007 um 18:24

Muss ich jetzt schon solche Typen verteidigen? Aber ich meine, da hast du zu eng gelesen. Die Botschaft des Ausschnittes lautet: Anschläge gegen Häuser und Fahrzeuge können (unbeabsichtigt) dahin ausarten, dass Menschen verletzt oder getötet werden. Den ersten Satz herauszupicken und ins Lächerliche zu ziehen, ohne den Rest mitzuverarbeiten, ist etwas unfair.

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Boje 13. Juni 2007 um 18:37

Danke für den Tip – die Fahndung nach mir läuft wahrscheinlich schon länger – Zeit in den Untergrund zu gehen.
Plakate habe ich noch keins gesehen…

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McDough 13. Juni 2007 um 22:27

Der Ausdruck \“Gewalt gegen Sachen\“ in Bezug auf Proteste oder Demonstrationen ist eigentlich ein Begriff, der zumindest ansatzweise umrissen ist. Von daher verstehe ich den Eintrag hier nicht.

Gewalt gegen Sachen=Sachbeschädigung. Gewalt gegen Sachen wie es im Interview gebraucht wird=Sachbeschädigung im größeren Ausmaß ohne Kontrolle über den Verlauf der Sachbeschädigung.

In beiden Fällen ist der Vergleich mit dem Pappkarton ziemlich weit hergeholt…

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pomo 14. Juni 2007 um 7:47

…und von Sachbeschädigung gleich auf Terrorsimus im Anfangsstadium zu schließen ist weniger weit hergeholt?

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Vonnegut 14. Juni 2007 um 7:59

Mhh, hier finden das einige weit hergeholt, aber ich möchte an dieser Stelle den 18jährigen Ruben Grüßen, der mit seiner Freundin, ihrer minderjährigen Schwester und einem Freund von mir, am Rostocker Hauptbanhof Rostock, letzte Woche Dienstag festgenommen und dem Haftrichter vorgeführt wurde, wegem dem Vorwurf dieser hätte eine Demonstration organisiert. Die anderen wurden festgenommen wegen Teilnahme an einer nicht angemeldeten Demonstration. Und schöne Grüße an Sebastian, der sich darüber freute nach drei Tagen Gesa in die JVA zu kommen, er hatte sich \“bewaffnet\“ mit einer Staubschutzmaske…
Zum Glück sind nun alle wieder zu Hause.

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eggbert 14. Juni 2007 um 9:21

Der schlimme Satz ist doch \“Aber auch Gewalt gegen Sachen ist schon Terrorismus.\“ Gegen den war der (sehr krude) Vergleich doch gerichtet, oder täusche ich mich da?

Wikipedia sagt mir: \“Terrorismus ist keine militärische Strategie, sondern primär eine Kommunikationsstrategie. Terroristen greifen nicht militärisch nach Raum (wie z. B. der Guerillero), sondern wollen das Denken besetzen.\“

Daher IMHO auch das grundsätzliche Problem: Die linke Gewalt ist öffentlich gedacht. Linke Gewalt soll dem Staat seine Ohnmacht vorführen. Rechte Gewalt hingegen soll dem jeweiligen Opfer und seiner Peer-Group seine Ohnmacht vorführen. Linke machen Randale, Rechte schlagen Theatergruppen zusammen.

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Marc 15. Juni 2007 um 8:26

Generell finde ich den Blog ja ganz gut, aber dieser Eintrag hier ist gröbster Schwachsinn. Tut mir Leid.

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noumoe 15. Juni 2007 um 9:43

Klar sind Sie ein Terrorist, zehn leere Flaschen Wein können schnell zehn Mollies sein

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Felix Deutsch 15. Juni 2007 um 11:25

Pfft.

Da hat sich sein Vorbild Ede Zimmermann aber eloquenter ausgedrückt; der sagt nämlich (ich glaube anlässlich von Sitzblockaden in den 80ern):
\“Gewaltloser Widerstand ist Gewalt.\“

Das ist doch schön auf den Punkt gebracht.

Deshalb war Zimmermann auch Innenminister und der dumme August ist bloss Staatssekretär.

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Ralph 15. Juni 2007 um 13:03

jetzt verstehe ich, weshalb immer dieser komische Lieferwagen vor meinem Haus steht.

Ich bin ein bekennender Milchtüten-Kleinreisser, damit bin ich natürlich direkt ein Mitglied der nächsten RAF Generation.

Vielen Dank für die Aufklärung, ich wusste immer, dass das Kleinreissen nicht befriedigend genug war.

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Thomas 15. Juni 2007 um 17:26

Hab den Wolfgang schon informiert 🙂

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