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Über das Wetter kann jeder reden. Es ist das älteste Smalltalk-Thema der Menschheit, wenn Magazinsendungen nix mehr einfällt, schicken sie Kamerateams raus, die Menschen auf der Straße zu fragen, ob es ihnen nicht zu warm/kalt/grau/regnerisch/trocken ist. Damit es lustig wird, dürfen Wettermoderatoren sich als clownesken Wetterfröschen verlustieren.
Schaue ich mir die Besetzung der jüngsten Ausgabe von „Hart aber fair“ an, glaube ich aber: Doping ersetzt jetzt Wetter. Ich bin kein Freund von Frank Plasberg. Gut, ich bin auch kein Freund von TV-Talk-Runden insgesamt, aber die Hochjubelung von Frank Plasberg ist mir ein Rätsel. Das liegt vor allem an einem Auftritt seinerseits bei der Litcologne im vergangenen Jahr. Damals nahm im Sarah Kuttner als Podiumsgast so locker das Heft aus der Hand, dass der Möchtegern-Moderator Plasberg im Minutentakt dastand wie ein unvorbereiteter Depp.

Natürlich hat er es künftig einfach: Das Diskussionsniveau von „Sabine Christiansen“ zu übertreffen, das schafft auch ein geübter Kaffeefahrtenverkäufer.

Nun wollte ich aber nicht gegen Plasberg schreiben, sondern gegen seine Redaktion. Denn in der Regel, man darf mich korrigieren, wenn es bei „Hart aber fair“ anders läuft, kümmert sich die Redaktion um die passenden Gesprächsgäste bei einer Fernsehrederunde.

Derzeit ist es nahe liegend, sich um das Thema „Doping“ zu bemühen. Allen Ernstes durften gestern über aber „Die gedopte Gesellschaft“ sprechen:

– Bruder Paulus, Mönch und Fernsehmoderator: Na gut, geht noch.
– Daniela Kühne, die als magersüchtige Eiskunstläuferin bekannt wurde. Ihr Engagement ist ohne Frage bemerkenswert, ihre Offenheit schockierend. Aber: Reicht sie als Zeugin für Doping im Leistungssport? Ist der WDR der einzige Sender, der keinen Ex-Team-Telekom-Profi aus der siebten Reihe erreichen konnte?

Doch es ist ja der Rest der Runde, der einen staunend lässt:

– Kommunikations-Mego-Ego Klaus Kocks
– Moderationsrentnerin Marijke Amado
– Schunkelsänger Werner Böhm

Und ich frage mich: Läuft das beim WDR unter der Nachrichten-Schiene – oder als Satire-Programm?

Der „Kölner Stadtanzeiger“ hat auf jeden Fall mal sehr hübsch mitprotokolliert.


Kommentare


Hans 31. Mai 2007 um 11:08

Nunja, das Thema passte schon. \“Die gedopte Gesellschaft – Wenn der Zweite schon Verlierer ist!\“ behandelte ja nicht nur das Sport-Doping, sondern den gesamtgesellschaftlichen Mißstand der übertriebenen Leistungsansprüche an den Einzelnen. Zitat der Homepage:\“…Warum ist der alltägliche Betrug so weit verbreitet? Warum zählt Leistung so viel und Muße so wenig? Und wer fragt noch nach fairer Konkurrenz, wenn allein der Erfolg zählt?\“

Unter diesem Gesichtspunkt halte ich Deine Kritik für unpassend und die Themenwahl der Sendung für erfüllt.

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Marc 31. Mai 2007 um 11:27

Klaus Kocka hatte ja was erfrischendes. Abe rich vermute, der kann sich das auch leisten, weil er eigentlich nicht mehr arbeiten gehen müsste.

Aber irgendwie empfand ich den Titel der Sendung als Mogelpackung. Ok, wenn man genauer auf die Gäste geguckt hätte, wäre das einem klar gewesen. Jedenfalls war die \“gedopte Phoenix-Runde\“ um 22.15 ergiebiger.

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Sascha Stoltenow 31. Mai 2007 um 11:28

@hans

war das nach der lesart also gestern eine verliererrunde? und wenn ich sowas sehen will, reicht dann nicht big brother?

davon abgesehen: der titel der sendung ist \“hart, aber fair\“. da frag ich mich gegen wen sollte denn journalismus hart sein? sicher nicht gegen die protagonisten dieser sendung, die alles dafür tun würden, den rummel am laufen zu halten, denn härte auf der einen seite setzt haltung auf der anderen voraus. das thema, zu dem sich diese runde hätte angemessen äussern können, ist aber unter-haltung.

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textexter 31. Mai 2007 um 12:30

Klaus Kocks. Nimmt der Ex-VWler denn das Zeugs immer noch? Zumindest wirkte er wie gedopt. Sagt nicht nur sein Firmchen CATO.

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Jochen Hoff 31. Mai 2007 um 14:37

Thomas Knüwer, nun seien sie doch mal nicht so. Wenn die den Laurenz Meyer bringen meckere ich das die den Lügner wieder vorzeigbar gemacht haben und die Redaktion versucht mir zu beweisen wie ehrlich der doch ist.

Wenn die die üblichen Mietmäuler der INSM oder der Bertelsmannstiftung bringen, meckern ich und andere auch. Deshalb diesmal die unverfänglichen.

Über Klaus Kocks habe ich mich sehr gefreut. Es ist immer wieder schön ein so braungebranntes geistiges Nichts zu erleben. Er sollte allerdings blond tragen. Sehr blond.

Aber das ganze hat noch ein gutes, wir haben wieder einmal vorgeführt bekommen, wie simpel Plasberg strukturiert ist, wenn seine Redaktion keine Zielvorgaben über das Endergebnis der Sendung von der INSM oder anderen Desinformationsbuden bekommt.

Dann ist da noch nicht einmal lauwarme Luft.

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Marc | Wissenswerkstatt 1. Juni 2007 um 1:22

Ach herrje, wenn ch das gewußt hätte, hätte ich ja den Fernseher aus dem Keller geholt. Mareike Amado und Werner Böhm? Wahnsinn! Herrlich – hatte ja in den 80er durchaus den Eindruck als sei Böhm aka Gottlieb Wendehals bis in die lackierten Haarspitzen hinein voll mit Dope.
Nehme an, daß er das nun gebeichtet hat. Unter Tränen hoffe ich. 🙂

Das nächste Mal bitte ich um frühzeitige Benachrichtigung, wenn wieder so ein Knüller-Ensemble zur Diskussion eingeladen ist.

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