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Ob Kommentare unter den Artikeln von Internet-Nachrichtenangeboten wirklich eine gute Idee sind? Welt Online demonstriert heute, dass die Antwort „Nein“ heißen könnte. Seit dem Morgen frage ich mich, ob ich einen Artikel aus der Welt Online aufgreifen soll. Er dreht sich um die Schießerei an der Virginia Tech und ein Kommentator namens Tinbox hat mich darauf aufmerksam gemacht (Dieser Herr gerät gerade ein wenig an anderem Ort in die Schusslinie).

Das Stück ist elegisch geschrieben, vielleicht hat Autor Uwe Schmitt ein wenig zu sehr in die Harfe gegriffen. Eine Vorliebe zur Gewalt, die ihm einige Autoren vorwerfen, kann ich aber nicht erkennen. Manches, was ironisch gemeint ist, kommt allerdings nur bedingt so über. Sein Artikel ist aber um Dimensionen besser als das „Bild“-artige Gegenstück bei der „Süddeutschen Zeitung“.

Zwei Dinge sind für mich aber bemerkenswert. Zum einen wimmelt es in Schmitts Artikel von Fehlern. Es sind Unmengen an Rechtschreib- und Grammatikschnitzern enthalten. Zum Beispiel:

„Virginia Polytechnc Institute“

„In drei vorsichtigen Pressekonferenzen hatten sich Charles Steger, der Universitätspräsident, und sein campuseigener Polizeichef Wendell Flinchum, nicht einmal dazu verstehen wollen festzustellen, dass der Täter wohl der Täter war, wenn nach niemandem mehr gefahndet wird.“

„Er wechselte die Magazine seiner beiden Waffen vom Kaliber .22 und neun Millimeter, gewandt, feuerte viele Dutzend Mal..“

„Man hört 27 Schüsse auf dem Film ? CNN zählt sie -und die gebrüllten Order, er solle abhauen.“

„Polizisten stürmten die mit vom Schützen mit Ketten blockierten Türen.“

„Es wird für einige Wochen eine erregte, ergebnislose Debatte um schärfere Waffengesetze geben, wie nach dem Clumbine-Massaker…“

Undsoweiterundsoweiter. Nun hatte Herr Schmitt sicherlich eine lange und anstrengende Nacht. Aber wir haben 15 Uhr 03 und die Fehler sind immer noch drin. Verfügt der hochgejubelte Newsroom der Welt nicht mal über ein Rechtschreibprogramm?

Derweil laufen Kommentare auf. Unmengen von Kommentaren. Und sie bewegen sich teilweise auf haarsträubendem Niveau, die Diskussion dreht sich inzwischen um den Irak-Krieg.

Das Berufsbild des Community Managers wird immer interessanter: Längst hätte jemand in diese Diskussion eingreifen müssen, um sie zu bremsen. Denn natürlich färbt auch so etwas auf des Image der Plattform ab, auf der die Schreibgefechte stattfinden.

Und auch an der Suchfunktion lässt sich noch arbeiten. Denn wer mit dem Suchwort „Amoklauf“ den Artikel „Der schlimmste Amoklauf der USA“ sucht – hat keinen Erfolg.

Nachtrag vom 18.4.: Gut, es geht noch tiefer, noch dümmer, noch grausamer, wie Herr Niggemeier bei Spiegel Online entdeckt hat.


Kommentare


Jens 17. April 2007 um 16:39

Die Suchfunktion der Welt scheint noch ein paar allgemeine Hänger zu haben, wie ich in der Vergangenheit feststellen mußte. Ich suchte Print-Artikel im WWW (zwecks Verlinkung), fand jedoch keine. Erst über Umwege (Mails) kam ich an die URLs.

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Alphager 17. April 2007 um 17:42

Kommentare sollen und müssen manchmal auch komplett daneben sein. Das bereichert viele DIskussionen.

Bestes aktuelles Beispiel: fark.com
Neben wirklich doofen Kommentaren (die teils in die Geschmacklosigkeit abglitten), dummen Witzen, Irakkriegs- und Waffenpolitik gab es knapp 5 betroffene Studenten, die \“live\“ mitkommentiert haben. Auf Fark.com gab es Informationen knapp 2 Stunden bevor Reuters sie hatte.

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fred 17. April 2007 um 18:39

Irakkrieg ist der neue Nazivergleich. Vielleicht generiert die Süddeutsche ihre \“Internetz is doof\“-Eintellung deswegen, weil sie immer nur ihr eigenes Angebot anschaun.

Hat eigentlich irgendwer ne schlüssige Theorie, warum die online-Angebote durchaus ernstzunehmender Zeitungen häufig ins boulevardeske abgleiten?

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Bauer vom Dreigestirn 17. April 2007 um 18:51

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass das Bauchgefühl der Zeitungsmacher ebenjenen sagt: \“Online ist umsonst, umsonst erreicht potentiell jeden, das Niveau für potentiell jeden ist der Boulevard.\“

Vielleicht bin ich ja zynisch, dass ich die Verantwortlichen für zynisch genug halte, die Qualität der Leseransprache vom Preis des Angebots abhängig zu machen, nach dem Motto \“Ab soundsoviel Euro müssen wir was bieten, aber drunter schadet\’s eher.\“?

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misoklau 17. April 2007 um 22:27

Zum Thema Rechtschreibfehler kann ich nur sagen, da möge man im Handelsblatt doch auch einmal vor der eigenen Türe kehren – zumindest was wie Weblogs anbelangt. Die stehen der oben dargebotenen Qualität in keinster Weise nach…

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massenpublikum 18. April 2007 um 9:32

Ich habe das Gefühl, dass die Medien die Kommentarfunktion nur deswegen eingeführt haben, weil es gerade angesagt ist. Bisher habe ich es noch nicht erlebt, dass ein Autor mit seinen Lesern diskutierte oder zumindest in die Diskussion eingriff. Aber gerade das sollte doch der Sinn und Zweck der Kommentarfunktion sein.

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