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Oft genug hacke ich auf den Erzeugnissen der Berufskommuniktorenbranche herum. Heute soll eine Pressemitteilung gelobt werden. Abdrucken aber wird sie vermutlich niemand. „Drei grimmeprämierte Blogger im Netzwerk, eine handvoll Lead Award-Auszeichnungen und die Fähigkeit, sich in Pressemitteilungen in
der üblichen Form selbst zu überhöhen, unterstreichen den Qualitätsanspruch von adical.“

Aus der Pressemitteilung des Blog-Werbevermarkters Adical. Irgendwie logisch, dass solche Texte nicht von einer PR-Agentur verfasst werden.

Was aber bisher kaum jemand aufgefallen ist:

„Die Blogkultur schliesslich soll durch adical gestärkt und gefördert werden: 5% des Nettoumsatzes von adical fliessen in einen
Fonds zur Unterstützung von Blogs bei rechtlichen Streitigkeiten – bitter notwendig, wie im Jahr 2006 die vielen hundert, oft vollkommen unverhältnismässigen Abmahnungen gegen Blogbetreiber gezeigt haben.“


Kommentare


massenpublikum 29. März 2007 um 10:56

Thomas, so langsam reicht es mit der Beweihräucherung von adical. Vielleicht warten wir jetzt mal den Start ab und schauen dann, ob diese PM auch wirklich das einhält, was sie verspricht.

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Thomas Knüwer 29. März 2007 um 11:03

Moment – es geht hier nicht darum, ob Adical funktioniert oder nicht. Sondern darum, dass in einer Pressemitteilung Selbstironie auftaucht. Das erlebe ich zum ersten Mal überhaupt. Vermutlich deshalb aber wird den Text niemand abdrucken.

Und was Beweihräucherung betrifft: Das weise ich von mir. Ich weiß nicht, ob Adical funktionieren wird, oder nicht. Ich schließe es aber auch nicht aus. Die Rechnung, die Lobo aufmacht, ist zum einen korrekt, zum anderen nicht unrealistisch. Die entscheidende Frage – und die können wir allen nicht recht beantworten: Kann Online-Werbung in Deutschland über qualitative Merkmale verkauft werden, so wie es im Print-Bereich teilweise funktioniert?

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massenpublikum 29. März 2007 um 11:58

Das ist nun schon der zweite Eintrag über adical – innerhalb weniger Tage. Ich finde die Geschichte auch wirklich interessant, man muss aber sagen, dass noch nichts passiert ist. Ich bin mir sicher, dass die adicalisten viel Know-How zum Thema Blogs haben, aber wir sollten doch mal warten, was sie wirklich auf die Beine stellen.

Und zur PM: Sie mag selbstironisch sein. Dafür sind da andere Dinger drin, bei denen man sich als erfahrener PR-Texter einfach nur an den Kopf fassen mag. Wenn also die PM originell ist, dann vor allem dann, weil sie viele Regeln, die man beim Verfassen von Pressemitteilungen beachten sollte, ignoriert wurden.

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Detlef Borchers 29. März 2007 um 13:16

Diese Pressemitteilung ist missunterschätzter Müll.

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massenpublikum 29. März 2007 um 13:19

So hart hätte ich das nun nicht gesagt.

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Sascha Lobo 29. März 2007 um 13:45

Hm, hm, hier wird aber harsch von schräg oben herab geurteilt. Immerhin hat jemand den zweiten Gag gefunden, das von Herrn Bush erfundene \“missunterschätzt\“.

Ob das Müll ist oder nicht, wird sich zeigen, ich lasse es gern drauf ankommen. Ich möchte aber anmerken, dass meiner Meinung die Gesellschaft – insbesondere der irgendwie publizistisch aktive Teil, Blogger, Journalisten, Werber usw. – sich selbst viel zu ernst nimmt, andere Menschen aber oft nicht ernst genug.

Wenn man das nicht gut findet, reicht es nicht, das anderen zu sagen, sondern beginnt halt bei sich selbst.

Der implizite Vorwurf übrigens, der in \“Pressemitteilung ist Müll\“ steckt, fehlerhafte oder mangelhafte Vermarktung eigener Projekt, wurde mir bis jetzt sehr selten gemacht. Das nur nebenbei.

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massenpublikum 29. März 2007 um 14:00

Herr Lobo, jeden Tag werden unzälige Pressemitteilungen, Artikel u.ä. in Blogs zerrissen. Nun sind Sie dran. Ein wenig Rückgrat, bitte.

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mawa 29. März 2007 um 15:06

Ist es nicht müßig, darüber zu diskutieren, ob man die Pressemitteilung anders oder konventioneller oder wie auch immer hätte machen können? Ob adical sich nun bewähren wird oder nicht: Es ist doch schön, wenn durch diesen Vorstoß in Sachen Selbstmarketing das Thema Weblogs vielleicht auch mal außerhalb der engen Mauern der Blogsburg wahrgenommen wird – und zwar als mehr denn nur ein Zeit(ungs)geist-Phänomen à la Second Life.

Und: Die 5%-Klausel klingt wirklich fair! Ist nur die Frage, ob dieser Fonds dann nur von adical vertretenen Blogs zugute kommt oder auch anderen.

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Detlef Borchers 29. März 2007 um 15:58

@Sascha: Nicht harsch von schräg oben. Natürlich lächel ich, wenn Dubyaspeak in einer Meldung auftaucht. Aber spätestens mein Redakteur würde mir so ein Wort um die Ohren hauen, wenn ich die \“Originalität\“ übernehmen wollte. Außerdem gibt es da offenbar ein grundlegendes Missverständnis: es gibt sehr, sehr viele PR-Meldungen, die originell sein wollen.

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Rainersacht 29. März 2007 um 22:03

Ich finde, dass Presseinformationen insgesamt nur dazu geeignet sind, die Spamfilter zu verstopfen – und seien sie noch so selbstironisch. Wobei: Selbstironie ist ja auch nur eine Attitüde um klarzustellen: Hey, Baby, ich bin anders als die anderen. In diesem Sinne nehme ich keine Stellung zu adical und den Adicalisten, die das toll finden. Jeder macht für einen anderen Preis die Beine breit. Außer denen, die nie die Beine breit machen.

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Medienfuzzy 30. März 2007 um 23:00

Die 5 % Klausel bringt sicher einige Kunden zum Nachdenken, ob sie denn regulär buchen oder über die 5 % Hürde springen *hehe*.

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