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Ein wenig verspätet möchte ich auch noch um „V.i.S.d.P.“ trauern, das Medienmagazin das jüngst (in meinem Urlaub) größtenteils von uns gegangen ist. Kein Fachblatt für Journalisten ist so häufig in Weblogs gelobt und niedergemacht worden wie „V.i.S.d.P.“. Den einen war es zu bunt und billig aufgemacht, anderen die Herkunft aus dem Helios-Verlag suspekt, der eine hohe Affinität zur PR aufweist.

Nun heißt es nicht viel, dass gerade „V.i.S.d.P.“ so häufig in Klein-Bloggersdorf auftauchte – bei „Journalist“ oder „Medium Magazin“ sind überhaupt nicht präsent.

„V.i.S.d.P.“ also schrumpft zusammen auf einen PDF-Newsletter mit eher fragwürdigem Leseanreiz.

Was ich aber an dem lollipopbunten Blatt vermissen werde sind nicht nur die gezielten Frechheiten, sondern, wie in der letzten gedruckten Ausgabe, der Mut zum Denken über das Tagesgeschehen hinaus. Wie in der Titelgeschichte über „Die gute alte Zeit“ des Journalismus, wo sich folgende Passage findet:

„In der Weimarer Republik hatten Fotojournalisten wenig Probleme, einen Job zu finden: Illustrierten schossen wie Pilze aus dem Boden und waren dankbar für jeden, der das gesteigerte Bedürfnis nach Bildern stillen konnte.
Prinzipiell konnte jeder, der eine Kleinbildkamera besaß, Fotojournalist werden. Natürlich waren die professionellen Fotografen ziemlich sauer auf die Amateure, viele von ihnen schmollten in ihren Ateliers, während andere die Zeichen der Zeit erkannten und mit den handlichen Kameras auf Entdeckungsjagd gingen…
Die Bilderflut in der Presse war so immens, dass der deutsch-amerikanische Medienwissenschaftler Rudolf Arnheim 1929 die Zeitungen als „Bilderbuch der Erwachsenen“ bezeichnete und davor warnte, dass die Leser mit der „Flut von völlig unbrauchbarem Bildmaterial“ nicht umgehen könnten.“

Ach ja, und herausgekramte Zitate wie dieses von Giovanni di Lorenzo aus dem Jahr 1997 findet man auch eher selten:
„Ich kenne niemand der im Internet surft.“


Kommentare


spätburgunder 2. Oktober 2006 um 19:45

Hallo Thomas, in welcher Ausgabe war das Zitat von GdL? BTW: Das hat die Qualität von „Mehr 640 KB braucht kein Mensch“…

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spätburgunder 2. Oktober 2006 um 19:52

Sollte natürlich „Mehr ALS 640…“ heissen.

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Thomas Knüwer 2. Oktober 2006 um 21:36

Das war in der aktuellen Abschiedsausgabe.

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spätburgunder 3. Oktober 2006 um 8:17

Tx.

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Stefanie Lobbert 24. Oktober 2006 um 20:17

Ganz groß war visdp im redaktionelln Niedermachen von Neuen oder jungen Projekten im Medienbereich. Wer so versucht, sich auf Kosten anderer in den Vordergrund zu spielen, hat’s nicht besser verdient. Und ihre Website mit dem ach so neuen tollen pdf-Format hat kaum Traffic… Gut so!

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Thomas Knüwer 25. Oktober 2006 um 9:26

Mmh… Also ich fand immer „VISDP“ hat neue Projekte eher positiv begleitet. Ahne ich, dass Sie selbst betroffen waren?

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