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Mark Cuban, Internet-Milliardär und Basketball-Club-Besitzer, schreibt nun auch über das Verhältnis klassischer und neuer Medien.Wer ein Weblogs schreibt wird schnell merken: Es kann süchtig machen. Schnell wird auch die Realität ausgeblendet, denn Weblogs sind eben noch kein Massenmedium sondern sprechen eine begrenzte Leserschar an. Die steigt, doch ob sie so schnell steigt wie die Zahl der Weblogs ist offen.

Mark Cuban ist einer der wenigen bloggenden Manager, die richtig schreiben können. Dabei hat er den Vorteil nicht fest angestellt zu sein, gepaart mit finanzieller Unabhängigkeit ergibt das eine komfortable Situation: Er kann sich sehr weit aus dem Fenster lehnen, was Blog Maverick zu einer empfehlenswerten Lektüre macht.

Fast scheint es, Cuban verfolgt die deutsche Medienszene, schließlich schreibt er zielgenau über Weblogs und klassische Medien, nachdem sich jüngst Mathias Döpfner und Bodo Hombach Gedanken über die Zukunft ihrer Branche gemacht haben.

Natürlich steht Cuban auf der Seite jenes Publikationsmittels, in das er sich so sehr verliebt hat: den Weblogs. Klassische Medien sind für ihn profitorientierte Riesen, gefesselt an Zeit- und Platzgrenzen:

„In traditional media, you are first defined by your medium. There is some constraint to the physical or digital definition of the medium the content is delivered on or by, that for the most part determines how you are perceived.“

Natürlich müssen sich Blogs, ebenso wie andere Online-Publikationsmittel, nicht nach dem vorhandenen Platz richten, nicht nach einem Redaktionsschluss und – im Fall von Weblogs – auch nicht nach einer Vollständigkeit. Doch sind sie deshalb das ausschließliche Medium der Zukunft?

Nein. Weil Weblogs eben keine Vollständigkeit anstreben, werden sie immer nur das Hüttenkäsehäubchen mit Petersilie auf dem trockenen Graubrot der Informationsgewinnung sein. Ohne eine Plattform – sei sie gedruckt, gesendet oder geinternetet – die eine Auswahl der aktuellen Nachrichten vornimmt, die ihre Kunden hinweist auf Themen, die abseits seiner generellen Interessen liegen, wird auch weiter niemand auskommen – erst recht nicht in einer vernetzten Welt.

Wer aber einen solchen Nachrichtenüberblick liefern, exklusive Storys ausgraben, Skandale aufdecken will, der muss Zeit und Geld investieren. Mehr Zeit und Geld, als dies Blogger tun können. Nehmen wir nur die aktuellen Henri-Nannen-Preise: Eine grandiose Geschichte wie „Operation Lohndrücken“ aus der „Zeit“ ist eben nur möglich mit Investitionen.

Und die können Blogger nicht tragen. Das heißt nicht, dass Weblogs nicht recherchieren: Sie machen vieles wett mit der geballten Masse des Wissens ihrer Nutzer. Doch es braucht noch immer profitorientierte Verlage für die meisten Recherchen. Gut, Blogger, die mit Internet-Unternehmen reich geworden sind, könnten natürlich… Ach nein, Herr Cuban recherchiert ja auch nicht, er tut nur Meinung kund:

„Bloggers drive blogs, share price drives traditional media. Blogging is personal, traditional media is corporate.

Which is exactly why blog readership is going up, while traditional media is consolidating, if not contracting. Traditional media goes to work, bloggers live their work.“

So einfach ist sie dann auch nicht die Welt des neuen Journalismus. Gäbe es nur noch Blogs, wäre die Gesellschaft arm dran.


Kommentare


Andreas Kunze 15. Mai 2006 um 12:21

Der Premium-Journalismus wird zweifellos überleben. Aber vielleicht nicht unbedingt als Geschäftsmodell, sondern eher als Kunstform. Denn wer will denn noch dafür zahlen?
Die Masse der Medienkonsumenten sucht eher Infotainment und ist da im Internet und bei den bunten Blogs gut aufgehoben, die Masse der Anzeigenkunden wiederum sieht lieber gerne Interviews mit ihrem Vorstand statt schöngeistiger Analysen ohne Werbewert.
Ich denke: Einige wenige starke Marken des alten Journalismus werden überleben und mit einem kleinem Publikum professionell und zugleich profitabel arbeiten können, viele schwache Marken vor allem im Tageszeitungsgeschäft werden indes verschwinden.

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hANNES wURST 15. Mai 2006 um 12:39

Mich nervt das ganze Geblogge ums Blog gewaltig, es ist als wenn eine neue Zeitung mit Querfalz auf den Markt kommt, die dann die ganze Zeit nur darüber berichtet seit wann und warum die Querfalz die Falz der Zukunft ist.

Was ist ein Blog anderes als ein Forum mit Hauptperson? Und Foren gibt es im Internet seit anno dazumal.

Die Foren (bzw. Newsgroups) sind inhaltlich viel ergiebiger, weil nicht ein Blogger zwanghaft in regelmäßigen Abständen seinen Senf abgibt, sondern zu einem Thema Fragen und Antworten gestellt werden.

Weg mit dem Informationsschaum.

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marcc 15. Mai 2006 um 12:40

Ich vermute, eine gewisse Konzentration bei wenigen wird bleiben, denn ich kann mir ncihtvorstellen, dass zum einer jeder täglich zig Blogs aus seiner Stadt durchforsten (oder durchforsten lassen will) um was zu erfahren und zum anderen nicht jeder auf zig Bloggeranfragen reagieren mag. Eventuell gibt es eine Verschiebung, aber am Ende werden doch wieder ein paar Profis übrigbleiben.

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VolkerD 15. Mai 2006 um 13:18

Meiner Meinung nach können Blogs nur eine kommentierende Funktion haben, solange sie nicht kommerziell betrieben werden.
Wenn jemand damit Geld verdient (durch Werbung oder Nutzungsgebühren) dann ist das was anderes – aber ist es dann auch ein Blog? Ist es dann nicht eher eine Netzzeitung mit der Möglichkeit den Artikel zu kommentieren ?

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Der Blogbote 15. Mai 2006 um 13:52

Mark Cuban, Internet-Milliardär und Basketball-Club-Besitzer, bloggt. Das ist erstmal nicht zwingend spannend. Allerdings beteiligt sich der Manager an der Debatte zum Verhältnis klassischer und neuer Medien. Thomas Knüwer hat sich das mal genauer a…

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Felix Deutsch 16. Mai 2006 um 12:42

apropos Nannen-Preise:
Fest bekommt einen fürs Lebenswerk: Ist damit die fortgesetzte Nazireinwaschung gemeint?

Hat sich eben verdient gemacht, der Mann.

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