Skip to main content

Gestern war reichlich was los auf der Düsseldorfer Kö. Statt überzüchteten Pelzträgerinnen, die so dürr sind, wie die Windhunde an ihrer Seite, gab es schnelle Autos zu bestaunen – und ein Musterbeispiel dafür, wie sich ein Randsport vermarkten kann. Ach, was für ein putziges Bild. Da kommt laut röhrend ein Auto angefahren und sofort recken sich die künstlichen Äuglein dem Lärm entgegen. Verfolgen den Ruhestörer mit klimpernden Lidschließungen, bis er in der nächsten Kurve entschwunden ist. Wie eine Herde Gänse, wenn Gefahr sich nähert.

Aber genug von den Liebhabern der Handykameras, kommen wir zum gestrigen Hauptereignis: der DTM. DTM steht, für die Nicht-Motorsportfans, für Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft. Das ist eine Rennklasse, in der zumindest optisch wiedererkennbare Autos fahren und des mit relativ bekannten Fahrern wie Mika Häkinnen. Unter den Fans von Autorennen erfreut sich die DTM einer hohen Beliebtheit, unter den Herstellern nur begrenzt: Allein Mercedes und Audi machen mit.

Eigentlich also ist die DTM ein Randsport. Trotzdem kamen gestern 138.000 Zuschauer (wer, bitte, hat die so genau gezählt?) um die Saisonvorschau zu begucken. Wohlgemerkt: Es war kein Rennen, sondern einen Showveranstaltung auf der Düsseldorfer Einkaufsmeile Kö.

Und wenn in Düsseldorf was los ist, wird es voll. Erst recht wenn es um bizarre Sportevents geht, seit Jahren kommen sechsstellige Besuchzerzahlen beim Start des Skilanglauf-Weltcups am Rheinufer zusammen. Auch gestern war es voll, aber nicht zu voll.

Zumindest, wenn man weiß, dass der Düsseldorfer sich bei Kö-Events magisch angezogen fühlt von jenem Stück der Königsallee auf dem sich kurz hintereinander Prada, Gucci und Louis Vuitton aufreihen. Dort es ist immer voll, egal ob Karnevalszug oder Samstagseinkauf.

Weiter unten aber war es absolut erträglich. Zu Beginn ein Auftritt von Reamonn, dann konnte man die Wagen aus nächster Nähe besichtigen, schließlich drehten sie fast zwei Stunden ihre Bahnen – kein Rennen, aber schon ordentlich schnell und laut. Zum Abschluss gab es eine Stunde Konzert von Mel C.

Dieser Nachmittag hat die Rennserie Geld gekostet – sicher. Die Stadt aber wird ebenfalls einiges beigesteuert haben und dies teilweise zurückbekommen: Es war verkaufsoffener Sonntag, das treibt die Steuereinnahmen ein wenig hoch.

Und deshalb frage ich mich: Warum bekommt die DTM solch eine massive Werbung hin? Die meisten der Besucher dürften noch nie bei einem Rennen gewesen sein, sich jetzt aber dies überlegen. Und die anderen, die kein Rennen sehen wollen, haben trotzdem die Sponsorenlogos vorbeirasen sehen. Es war ein Musterbeispiel dafür, wie ein Sport sich heute präsentieren kann – und wie es Fußball, Basketball und Handball eben nicht tun.


Kommentare


Cator 27. März 2006 um 18:50

Gab es wenigstens eine Brücke für Fußgänger, oder wie war der Personenverkehr geregelt?
Außerdem find ich die dünnen Absperrungen ganz schon mutig, was wenn da einer Öl verliert und der Nachfolger aus der Kurve rutscht? (sorry, bin Deutscher 😉

Antworten

Christian 27. März 2006 um 22:14

Der OB von Düsseldorf zu der Besucherzahl:
O-Ton: „Wir zählen die Beine und teilen durch 2“.

Antworten

egon.w 28. März 2006 um 3:33

Nebenbei, ich liebe schnelle Autos und bewundre sie jeden Tag waerend der Rushhour. Da steht oft neben mir ein 300 PS Muscle Car oder irgend ein anderer High Power Flitzer den ich mir nicht erlauben kann. Aber im Stau kann ich diese Macho Symbole bewundern derweil unsere Kuehler immer heisser werden und die ersten Dampffaeden under der Haube raus kommen. Ich bewunder dieses Spektakel jeden Tag, manchmal am Morgen und manchmal am Abend, wenn die ganze Autoschlange oft sogar im zweiten Gang sich fortbewegt. I just love those fast cars, selbst wenn wir nur 20 fahren. Happy Motoring.

Antworten

der Duisburger 29. März 2006 um 17:31

Zu Ihrer Aussage:
„Eigentlich also ist die DTM ein Randsport. Trotzdem kamen gestern 138.000 Zuschauer (wer, bitte, hat die so genau gezählt?) um die Saisonvorschau zu begucken.“

Bei der NASCAR-Serie in USA sagt man:
„Win on Sunday – sell on Monday“
Irgendetwas scheint dran zu sein… Deshalb ja auch „fast“ seriennah.

Antworten

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*