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Die „Leipziger Volkszeitung“ wirft eine alte Frage neu auf: Sollten Zeitungen alle ihre Artikel im Internet frei verfügbar machen? Der Internet-Nutzer ist es gewöhnt, fast jede gewünschte Information gratis im Internet zu bekommen. Umso mehr regt es ihn auf, wenn sich das ändert und eine bisher zugängliche Informationsquelle sich einmauert.

So wie die „Leipziger Volkszeitung“. Bei der gibt es Lokalnachrichten nur noch für Abonnenten in Form eines E-Papers, meldet Medienrauschen.

Nun wirkt es immer antiquiert, wenn ein Medium sein Online-Angebot verkleinert. Fast so, als wolle es den Siegeszug des Internets verhindern. Zu genüge schien vor sechs Jahren das Thema diskutiert, als reihenweise Internet-Angebote sich öffneten, die zuvor Geld für ihre Inhalte verlangten.

Doch vieles hat sich seitdem geändert. Und deshalb könnte der Schritt der Leipziger ein kluger sein. Heute haben sich mehr Leser als früher daran gewöhnt, Nachrichten im Internet zu lesen. Eine Regionalzeitung hat noch dazu Inhalte die sonst kaum jemand vorzuweisen hat: Lokalnachrichten, nämlich. Die Zahlungsbereitschaft der Nutzer zu testen, könnte keine dumme Idee sein.

Zwar werden die Einnahmen aus der Online-Werbung auf praktisch Null sinken – doch vermutlich waren sie ohnehin überschaubar. Gleichzeitig könnte eine erstaunliche Menge von Nutzern sich genötigt sehen, nun doch ein Abo abzuschließen – sei es für den Internet-Dienst (ob ein E-Paper die richtige Lösung ist, steht auf einem anderen Blatt) oder für die gedruckte Ausgabe.

Eine Gefahr aber gibt es – und wieder einmal heißt sie Weblogs. Schnell könnten sich einige Blog-Autoren zusammen finden, um sich selbst als Lokalnachrichtendienst zu etablieren. Die Möchtegern-Medienstadt Leipzig könnte endlich interessant werden…


Kommentare


Daniel Große 25. Januar 2006 um 19:20

Kleiner Denkfehler bei der Sache: die LVZ bietet das ePaper bisher nur für die an, die eh schon ein Print-Abo haben. De facto gibt es derzeit kein Abo nur für das ePaper. DAS ist es, was mich so aufregt.

Und die Blogs – nunja. Ich möchte auch gern weiterhin für Zeitungen arbeiten und dort mein Geld verdienen. Bis ich meine Artikel im Blog verschenke, vergeht wohl etwas Zeit…

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frank 25. Januar 2006 um 19:32

Lieber Daniel – kein BlogArtikel ist verschenkt.
Und sieh es auch mal so: In nem Leipzig-Blog kannst Du frei Nase schreiben, keiner nimmt Dir Thema, Inhalt oder gar Meinung ab.
Wenn Du nur für Geld schreibst, dann Gute Nacht.

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gurkendoktor 25. Januar 2006 um 19:40

Die Leipziger Volkszeitung ist ja ohnehin ein Käseblatt vor dem Herrn.
Das sprachliche Niveau liegt irgendwo zwischen Seniorenheimbetreuer und Journalistikstudent kurz vor dem ersten Semester. Leider ist das die einzige Lokalnachrichtenquelle am Ort …

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Daniel Große 25. Januar 2006 um 19:49

Lieber Frank, ich schreibe nicht nur für Geld. Aber ja, ich verdiene mit dem Schreiben – vor allem für Tageszeitungen – mein Geld. Und das möchte ich auch weiterhin. Darum verfolge ich die Entwicklung sehr kritisch. Denn ich glaube nicht, dass durch den Wegfall der News auf der Website nun alle zum Telefonhörer greifen und die LVZ abonnieren. Vielleicht steigen dadurch kurz die Verkaufszahlen, mag sein.

Man wird abwarten müssen, ob es sich lohnt. Vielleicht bin ich ja auch auf dem Holzweg und die Verlagsleitung handelt richtig. Für mich gilt aber nach wie vor: Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Warum also sollte einer eine Zeitung abonnieren, von dessen Inhalt er nichts kennt? Aber vielleicht greift in diesem Fall ja ein Probeabo.

Ich sein gespannt.

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matthias Haak 25. Januar 2006 um 20:22

Es fehlt in dem Fall die Alternative, das ist der Punkt. Als Monopolist können sie sich das rausnehmen. Problematisch an der Sache ist nur, daß es, wie oben erwähnt, kein reines „Online-Abo“ gibt, und der Inhalt absolut gleich dem der Zeitung ist. Den „Benefit“ sehe ich hier nicht.
Gerade in dieser Stadt ist eine regionale Berichterstattung unerläßlich – so traurig die Gründe dafür sind.

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Thorsten 25. Januar 2006 um 22:37

Die Taunus Zeitung (www.taunus-zeitung.de), unter dem Dach der Frankfurter Neuen Presse, bietet Lokalnachrichten auszugsweise kostenlos an, allerdings die Gesamtausgabe in Form von ePaper auch nur gegen Geld.

Das Abo ist auch nur online erhältlich, also ohne die Printausgabe, leider ist die Differenz zur Papierversion viel zu niedrig, als das man wechseln würde oder nur die Onlineausgabe kaufen würde.

Wenn man so etwas macht, sollte man den Preis erheblich interessanter gestalten, so daß es überhaupt einen Anreiz gibt, immerhin spart sich der Verlag Druckkosten, Transport und den Austräger vor Ort und der Nutzer hat nur wenige Vorteile durch das ePaper-Konzept.

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tknuewer 25. Januar 2006 um 22:49

@Frank: Es geht auch nicht darum, dass Du als freier Journalist Deine Arbeit verschenkst. Aber: Es wird immer mehr Menschen geben, die Spaß daran haben, Lokalnachrichten zu produzieren – als Hobby. Und das ist gerade bei einem so überschaubaren (und häufig schlechte betreuten) Bereich wie dem Lokalen am einfachsten.

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auch-einer 26. Januar 2006 um 12:18

die „in chemnitz erscheinende“ freie presse (ansonsten ein wurstblatt sondersgleichen) gibt es schon seit längerem über ein abo als e-paper. ohne moos nix los ist da wohl die parole.

die printausgabe einer zeitung finanziert sich überwiegend über die reklame. die sieht beim e-paper nicht so gut aus, da bringt sogar streuwerbung, ausgetragen vom zeitungszusteller, noch mehr.

eigentlich glaube ich nicht, dass blogger das übernehmen können, was ein lokalteil einer zeitung vermöchte. allerdings würde ich bei der lokalzeitung keine zu grossen ansprüche stellen, von den lokalredakteuren hat doch keiner lust an einer kontroverse, das könnte abonnenten und mehr noch, inserenten verschrecken, entsprechend sieht die berichterstattung auch aus. noch ein grund für die interessierten, ihre gewohnheiten zu ändern.

die gefahr für die abonnementszeitung liegt woanders: die für den medienkonsum, oder besser, mediengebrauch, einsetzbaren mittel geld und zeit sind für jeden nutzer begrenzt. schon bisher hat mancher, nicht nur finanziell beengte, sein abonnement der abonnementszeitung gekündigt, weil er sich von den gratis verteilten anzeigeblättern, dem gratis verteilten amtsblatt und der gelegentlichen bild oder mopo ausreichend informiert fühlt, radio und fernsehen gibts ja auch noch. wer im internet surft und die blogs verfolgt, dem fehlt diese zeit für die abonnementszeitung und er kommt zum schluss, dass es auch ohne zeitung geht.

die abonnementszeitung verliert am kopf (durch überregionale presse, fachliteratur, internetnutzung) und am arsch (boulevardpresse, anzeigenblätter, fernsehen), sie wird in folge als werbemedium uninteressant und muss die lokalberichterstattung einschränken oder durch eine vielzahl von presskötern erledigen lassen, die für einen hunni, ach was, hartgeld, zu allem bereit sind.

anmerkung: ich spreche von abonnementszeitung, wenn ich die werktäglich erscheinende lokalzeitung meine, da diese überwiegend über das abonnement vertrieben wird. dies deshalb, weil der eine oder andere journalist, der für die freie presse arbeitet, die bild für eine tageszeitung hält, so dass der eigentlich gängige begriff tagezeitung missverständlich sein kann.

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Abspannsitzenbleiber 26. Januar 2006 um 13:33

Ich habe nichts gegen Bezahlangebote von Verlagshäusern, und würde wohl auch dafür bezahlen wollen, wenn sie
a) gut sind
b) nicht nur eine bloße Reproduktion des Papierprodukts sind

Zu b): Das Internet erlaubt so viel mehr Möglichkeiten, die bei E-Papers niemals ausgeschöpft werden. Mehrmals tägliche Aktualisierungen, verlinken und verlinkt werden, RSS-Feeds, Kommentarfunktion, die Möglichkeit, bestimmte Ressorts oder Autoren zu abonnieren, und und und.

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frank 26. Januar 2006 um 20:17

@Daniel: Einfach gesagt, Du kritisierst, dass Du nicht mehr umsonst lesen kannst. Umsonst schreiben würdest Du aber selbst auch nicht. Das entnehme ich Deinen Postings. Und das klingt sehr egoistisch.

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Daniel Große 30. Januar 2006 um 10:10

@Frank: Nein, so ist es nicht gemeint. Wie bereits hier und im Medienrauschen gesagt: Ich habe nichts gegen Paid Content, wenn wenigstens ansatzweise klar ist, was man bezahlen soll. Warum nicht Anreißer kostenlos zur Verfügung stellen, den Rest per Firstgate bezahlen lassen? Ich kritisiere vor allem das EPaper, das es nur mit Abo gibt. Wo da der Mehrwert sein soll, frage ich mich. Vor allem für Oma Frieda. Die wird sich die LVZ wohl kaum als PDF archivieren, um später nochmal reinlesen zu können.

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tknuewer 30. Januar 2006 um 10:25

Ich bin auch kein Freund von Epaper. Aber die Grundsatzfrage ist ja: Muss es einen Mehrwert geben? Oder gibt es genügend Exil-Leipziger, die ihre LVZ einfach auf dem neuesten Stand haben wollen, egal wo sie leben? So wie ich an jedem Morgen Westline scanne, die Online-Plattform der Münsteraner Lokalblätter?

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Andreas 24. Juli 2007 um 12:07

Inzwischen findet man im Internet durchaus Alternativen zur LVZ, wie zum Beispiel die Leipziger Internetzeitung
http://www.lizzy-online.de oder die Leipzig Nachrichten vom Leipzig-Sachsen Stadtmagazin http://www.leipzig-sachsen.de/leipzig-medien.

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Daniel 17. Januar 2008 um 23:23

Man sollte die Sache aber auch einmal von der anderen Seite betrachten. Wieso sollte ein Verlag den Inhalt, für den seine Leser in gedruckter Form ja auch nicht nur die Papier- und Druckkosten zahlen, im Internet verschenken. Probiert mal bei der FAZ, ohne kostenpflichtigen Zugang an entsprechend elektronisch archivierte Artikel zu gelangen. Der gesunde Menschenverstand sagt doch schon, dass die Redakteure und das ganze Heer von Beschäftigten, die eine Zeitung herausgeben, auch dann noch ein Anrecht auf Entlohnung haben, wenn der Inhalt auch im Internet angeboten wird.

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