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Mittelstandsverbändler Mario Ohoven war eine Zeit lang mal sowas wie Kult. Als er nämlich bei laufendem Interview erklärte: „Ich muss weg.“ Ein ähnlich hübsch-dämliches Interview hat jetzt Lothar Matthäus hingelegt. Wer nach Braunschweig muss, hat viel Zeit zu lesen, wenn er aus Düsseldorf kommt. Über drei Stunden mit dem Zug hin, über drei Stunden zurück – endlich mal wieder Zeit für das von mir geschätzte Fußball-Magazin „11 Freunde“.

Dort entdeckte ich ein Interview mit Lothar Matthäus. Und wie Autor Roland Wiedemann ihm elegant einen reinwürgt. Denn Lodda hat keine Lust auf das Gespräch obwohl es eigentlich pure Werbung für ihn und die langweilige RTL2-Serie „Borussia Banana“ ist.

Und das sagt Lodda auch gleich am Anfang:

„11 Freunde: Hallo Herr Matthäus…
Lothar Matthäus: Schießen Sie los, ich hab nicht so viel Zeit.“

Und weil ihn all die Fragen zu dieser Sendung, für die er Honorar kassiert hat nerven, beendet er das Interview auch mal flott und direkt:

Matthäus: …Und jetzt müssen wir leider Schluss machen. Ich warte auf einen dringenden Anruf.

Ja, der Lodda war schon immer ein Ausbund an Professionalität. Wer so dämliche Gespräche führt, muss sich nicht wundern, wenn er gedruckt rüberkommt wie ein laufender Gülleeimer.

Man kann auch ganz andere Interviews geben. Wie Hans Leyendecker von der „Süddeutschen Zeitung“, der ein paar Seiten weiter über die mangelnde Recherchefreude von Sportjournalisten philosophiert.

„Das liegt einerseits daran, dass viele Sportreporter Fans sind und sich dann auch so verstehen: Wenn Schlechtes über einen Verein in der Zeitung steht, dann schadet das meiner Mannschaft. Das Zweite ist: Sportjournalismus hat eine andere Berufsgrundlage. Es kommen viele aus dem Sportbereich da rein. Und sie machen nicht, was im normalen Journalismus mittlerweile durchaus gängig ist – Kurse über Recherchieren, investigativen Journalismus. Deswegen haben es Sportressorts nicht leicht, wirklich recherchierende Sportreporter zu finden. Und das Dritte, was ich falsch finde: Bei den großen Magazinen und Tageszeitungen sind die Sportjournalisten oft nicht so wichtig wie ihre Kollegen in der Politik oder im Feuilletonressort. Gerade beim „Spiegel“, der immer über herausragende Sportreporter verfügt hat, ist auffällig, dass viele aus dem Sport in andere Ressorts gedrängt sind…“


Kommentare


Christoph Maier 18. November 2005 um 12:14

Er weiß schon, warum er das schreibt: In der SZ wurde das Finanzgebahren des BVB auch nicht ausschließlich oder vornehmlich von Sportreportern seziert, sondern -wenn ich mich richtig erinnere- maßgeblich von Hans Leyendecker.

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stefanolix 18. November 2005 um 12:20

Das Finanzgebaren eines Fußballclubs gehört ja auch nicht in den Sportteil, sondern in den Wirtschaftsteil einer Zeitung.

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tknuewer 18. November 2005 um 13:42

Nein, Leyendecker ist nicht groß eingestiegen (er ist übrigens BVB-Fan). Ich zitiere:
„Das lief doch sehr gut bei den Kollegen. Der Dortmunder SZ-Korrespondent Freddie Röckenhaus rief mich irgendwann mal an und fragte irgendwas. Da habe ich dann gesagt: Ihr müsst so gute Informanten haben, dass es Quatsch wäre, wenn ich dazu käme.“

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Vierziger 18. November 2005 um 14:42

Es war uns immer schon klar, dass dieser Mann zu Höherem berufen ist. Zum Bundestrainer. Zum Technischen Direktor. Vielleicht gar zum DFB-Präsidenten.

Jetzt ist Lothar Matthäus endlich zum ganz großen Paten des deutschen Fußballs aufgestiegen: Bei d…

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automat 18. November 2005 um 18:58

ich finde es dennoch etwas peinlich, dass leyendecker sich so äußert. er ist im bereich enthüllungsjournalismus zum thema sport ja bekanntlich einmal sehr, sehr böse auf die nase gefallen. wenn ich mich nicht täusche war er es doch, der einen riesigen steuerhinterziehungsskandal jens nowotny / bayer leverkusen hochziehen wollte. am ende stellte sich dann heraus, dass so ziemlich alles, was leyendecker behauptet hatte, falsch war.
was den spiegel angeht: ich finde, dass der immer noch einen sehr guten sportteil hat. und was soll daran schlecht sein, wenn sich sehr gute reporter wie brinkbäumer, geyer etc. jetzt eben im sportteil profilieren? und auch den befund der niedrigen bedeutung im vergleich zum feuilleton oder politikteil würde ich so nicht teilen. das beste beispiel dafür ist doch gerade die sz.

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