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Doch, doch, ist schon ungewohnt, einen Teil des Handelsblatts im neuen Format zu sehen… …aber ich find es ziemlich gelungen:

So ein Relaunch ist immer eine ziemlich nervige Zeit für eine Redaktion. Denn der Kreis der Planenden und Entscheidenden muss groß genug sein um ausreichend Kompetenz zu haben – aber nicht so groß, als dass viel nach außen dringt. Und entschieden werden muss in weiten Teilen über Dinge, die den Geschmack betreffen – und über den lässt sich ja immer schwer streiten.

Und so gelangen irgendwann Probeausgaben an die Redaktion, der eine hat das zu bemäkeln, der andere dies – das ist völlig normal. Ich erinnere mich noch an den ersten Relaunch, den ich hier mitmachte. Bei dem regte sich ein alt gedienter Kollege fürchterlich auf: Es seien jetzt so viele Bilder im Blatt, das wolle der Leser nicht. Wir sollten alle Bilder abschaffen.

Was er wohl (er weilt inzwischen im Ruhestand) zum neuen Handelsblatt sagt? Schließlich ist es jetzt im Finanzteil einmal gewendet: Willkommen im Tabloid-Zeitalter.

Tabloid ist eigentlich die gleiche Zeitung, einmal gedreht, so dass sie sich in ein Magazinformat verwandelt (wer es ausführlicher haben möchte hier entlang). Vor allem aber ist es der dernier crie der Zeitungen, ein möglicher Heilsbringer gegen Auflagenschwund.

Angefangen hat es in England, genauer in London. Da offerierten mehrere Blätter die klassische Version und gleichzeitig eine Tabloid-Version mit den gleichen Inhalten. Das geht durchaus: einfach die Bilder kleiner und ein wenig an den Schriften basteln. In London zumindest setzte sich die pendler- und U-Bahn-freundlichere Tabloid-Variante durch.

Auch ich habe mich heute morgen in der Straßenbahn darüber gefreut, zumindest mit einem Teil des Handelsblattes nicht mehr anecken zu müssen. Allerdings: Deutschland ist nicht England. Deutschland ist nicht mal Europa, geht es um seine Großstädte. Die Bundesrepublik ist das einzige Land Europas, das sein Wirtschafts-, Finanz- und Politikzentrum nicht in einer Stadt vereint (vielleicht geht noch Italien durch mit Rom und Mailand). Und somit haben öffentliche Verkehrsmittel keine so überragende Bedeutung wie in London oder Paris – und somit ist die Größe eines Informationsmediums möglicherweise nicht ganz so wichtig.

Auch gibt es in England eine Studie, die besagt, dass Tabloid-Zeitungen – unabhängig von ihren Inhalten – als boulevardesker empfunden werden als klassische Varianten. Nur: In England steht Tabloid für Boulevard, in Deutschland nicht.

Und so sind wir alle sehr gespannt, was die Leser sagen werden zum gedrehten Finanzteil. Ich, wie gesagt find es gut. Und die Mitfahrer auf den Düsseldorfer Straßenbahnlinien 703, 712 und 713 vermutlich auch.

Übrigens: Auch unsere Online-Redaktion hat mächtig geschraubt und gedübelt. Herausgekommen ist ebenfalls Geschmackvolles.


Kommentare


Don Alphonso 20. November 2005 um 21:26

*HEUL*

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Don Alphonso 20. November 2005 um 21:28

Da kann man ja nicht mal ordentlich Fische drin einwickeln, geschweige denn mehr als 1 Stapel Schwarzgeld…

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tknuewer 21. November 2005 um 9:33

Doch, doch, ist ja nur ein Teil, der umgestellt ist. Der ist für die Doraden und Seewölfe. Die Finanzzeitung dagegen eignet sich ganz wunderbar für Sardinen und Matjes.

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Don Alphonso 21. November 2005 um 10:41

Ich mag ja die Teile für die Piranhas am liebsten.

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NY 21. November 2005 um 12:23

hmmm … ein Bild vom neuen Layout? Wahr oder will man die FT an der Nase rumführen? 😉

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