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Ach, was für eine Enttäuschung: Der neue Asterix legt die Vermutung nahe, Albert Uderzo will sich einfach lustig machen über seine Fangemeinde. Oder er ist von Disney geschmiert worden. In meiner Jugend las ich mit heller Begeisterung die Buchserie „Schloss Schreckenstein“. Es ging da um ein Jungeninternat bei dem sich alle Schüler ritterlichen Werten verpflichtet hatten.
Einer der Werte, die dort wie mit der Steinzeitkeule verabreicht wurden, war: Nicht alles schlecht machen. Oder wörtlich: „Nicht unken“.

Am Donnerstag hab ich ein wenig geunkt, in Sachen Asterix nämlich. Umso entsetzter bin ich, dass ich Recht hatte.

Es ist nur schwer zu begreifen, wie ein so begabter Mensch wie Uderzo dermaßen an seinem eigenen Denkmal sägt. Hat er denn niemand, der ihm mal was sagt?

„Gallien in Gefahr“ trägt nicht nur einen schwachsinnigen deutschen Titel, sondern ist rein handlungstechnisch so dünn wie ein Blatt Esspapier, dass ich früher immer gern bei der 127. Lektüre von „Tour durch Gallien“ verzehrt habe.

Da tauchen tatsächlich knuddelige Außerirdische mit geklonten Schwarzeneggers auf und kämpfen gegen Manga-Aliens auf fliegenden Motorrädern. Will Uderzo sich über japanische Comics mokieren? Sicher, Walt Disney, dem er diesen Band widmet, hätte das sicher gefallen. Aber der stand eben auch nicht für das, was Asterix ausmachte: eine Satire auf unsere Zeit.

„Gallien in Gefahr“, das ließ hoffen, Uderzo nehme Irak, Terror und den Konflikt von westlicher und muslimischer Kultur aufs Korn. Herausgekommen ist stattdessen „Asterix im Popcornland“ mit einem intellektuellen Niveau knapp über Benjamin Blümchen. Die Story ist so kurz geraten, dass hintendran nochmal ein kleiner Kampf gegen die Römer stattfinden muss, um auf die nötige Seitenzahl zu kommen.

In einem Interview mit seinem eigenen Verlag sagt Uderzo:
„Vielleicht bin ich auch einfach ein bisschen faul, dass es vier Jahre dauert, bis ein neues Album herauskommt.“

Vielleicht ist er sogar so faul, dass er nicht mal Lust hatte, sich alle vier Jahre eine vernünftige Story einfallen zu lassen.


Kommentare


Ronald Werner 16. Oktober 2005 um 17:47

Jetzt werd ich mir das Heft doch kaufen müssen, jetzt bin ich neugierig.

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Chris 17. Oktober 2005 um 10:00

Kleine (rethorische) Frage — waren denn die letzten zwei Bände gut? Meiner Meinung nach kam nach Sohn des Asterix nichts gutes mehr.
Allerdings ist es nach jedem Band beeindruckend gewesen, dass U. es gemeistert hat, einen noch schlechteren Band zu produzieren.

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500beine 17. Oktober 2005 um 14:48

allen asterixgeschichten
der letzten jahren fehlt das
esprit. das ist nur noch müde.
müde und schade. ich les das
nicht mehr.

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Modeste 17. Oktober 2005 um 16:59

Ich hatte das Heft ja gestern auf dem Bahnhof in der hand, und habe es nach einem flüchtigen Blick da auch liegengelassen. Scheint so, als sei mir da wirklich nichts entgangen. Schade, wirklich schade.

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simoench 17. Oktober 2005 um 18:25

zu zenzizenzizenzic und dem Artikel über Benjamin Blümchen/Bibi Bloxberg: Wenn ich mich in Braunschweig so umsehe, sehe ich im Gegensatz zum Artikelautor in den Hörspielen viel Bekanntes. Was hier z.B. beim -jetzt ehemaligen- Schlosspark abgelaufen ist, lässt die Hörspiele wieder als das erscheinen was sie sind: Kindergeschichten.

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Lars 17. Oktober 2005 um 18:27

Ich habe es auch gelesen und etwas in meinem Blog geschrieben. Um ehrlich zu sein, ich war so enttäuscht, ich hätte das Heft verbrennen können. Es kommt doch noch die Winterzeit. Da könnt das Heft doch noch gute Dienste leisten als Wärmespender 😉

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Jochen 20. Oktober 2005 um 14:23

Trackback: Udo Jürgens und die Anarchie, oder warum ich nicht in Passau studiert hab‘.

Die kleine niederbayerische Hochwassermetropole Passau ist immer wieder für eine Überraschung…

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[to]be …because blogs exist 21. Oktober 2005 um 13:20

Gibt es eigentlich sowas wie Verblödung durch Comics?
Wenn ja, habe ich die Ursache für eines der größten Bildungsprobleme in Deutschland entdeckt. Und zwar heute morgen im Radio, in einem Beitrag auf WDR5.
Dort war vom Boom der Manga Comics die Rede.

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