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Am Tag als Edmund Stoiber sich als Ost-Hasser outete, war ich im Osten unterwegs. Was ich gesehen habe? Zupackende Westler, die den Osten mögen und einen Haufen Schüler der süchtig ist nach Medien. 

Vielleicht war Edmund Stoiber schon mal im Osten. Sicherlich war er das. Aber ob er einfach mal ausgestiegen ist und mit Menschen geredet hat, die ihm nicht von seinen Assistenten zugewiesen wurden?

Vor fast zwei Jahren habe ich mal eine Geschichte geschrieben über erfolgreiche Unternehmer im Osten. Davon gibt es mehr, als mancher Bayer glauben mag. Auch zwei Westler waren dabei, ein Geschwisterpaar, dem der Spreewaldgurken-Hersteller Spreewaldhof gehört. Die beiden haben ihren Betrieb im Westen aufgelöst und sind nach Golßen übergesiedelt. Grund: Dort seien die Menschen viel motivierter und flexibler, der Standort Osten "ist das bessere Deutschland", wie Konrad Linkenheil mir damals sagte.

Vergangene Woche war ich wieder unterwegs zwischen Berlin, Magdeburg und Neuhardenberg. Und wieder war von Frust und Dummheit nichts zu spüren.

Erst recht nicht bei einer Veranstaltung, bei der ich mir wünschte, dass es sie im Münsterland gegeben hätte, so um 1985, als ich 16 war: das Mediensommerlager des "Spießer".

Der "Spießer", das muss für die Westdeutschen hier erklärt werden, ist ein Schülermagazin, das eine Auflage von 200.000 Stück hat und in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg kostenlos verteilt wird – eine Macht im Osten.

Einmal im Jahr nun finanziert der "Spießer"-Herausgeber, der Planlos Verlag aus Dresden, ein Medien-Camp für Schüler. Diesmal waren es 70 im Alter von 14 bis 19, Ort war die Bildungsstätte Wendgräben, fernab von der Welt.

Zwei Wochen lang machten die Teilnehmer dort Medien: produzierten Fernsehnachrichten und Zeitungen, entwarfen eine Werbekampagne, lernten Fotos zu entwickeln und auf dem Dach stand eine Winz-UKW-Station, die eine Stunde pro Tag live Radio sendete.

Dazu gab es Ausflüge nach Berlin und Magdeburg mit Besuchen bei Zeitungen, Magazinen Sendern, und Besuche von Medienleuten.

Pisa war weit in Wendgräben. Als ich im Bett lag, gegen drei Uhr morgens, habe ich mich gefragt: Hättest Du in deren Alter so fundiert fragen können über Medienalltag, Journalistenbestechung und Verantwortung? Die Antwort war ernüchternd: Nein, hätte ich nicht.


Kommentare


Louisa 15. August 2005 um 16:28

ich denke, ich spreche für alle, wenn ich sage: Danke, für die schmeichelnden Worte!!

Louisa Hantsche (ich führte auch das Interview mit dir)

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Simon 15. August 2005 um 18:11

Na, also „süchtig nach Medien“ ist aber ein ziemlich negativer Begriff, ich hatte schon TV-Junkies erwartet.

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Finanso 15. August 2005 um 21:43

Das Bildungsniveau im Osten ist auch durch die Pisa-Studien anerkannt. Persönliche Erfahrungen mit Wissen und Engagement im Osten machte auch Thomas Knüwer: “Der unfrustrierte Osten”.
Dieses engagierte Arbeiten, die Aufnahme und das Anw…

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