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In der Serie “Netzwert Reloaded” verfolge ich jede Woche, was das Team von Handelsblatt Netzwert vor exakt 10 Jahren über das digitale Geschäft schrieb. Alle Netzwert-Reloaded Folgen finden Sie hier.

Mehrfach im Rahmen dieser kleinen Rückblicksserie hatte ich das Gefühl: Wir waren schon mal weiter – oder zumindest haben wir uns nicht weiterentwickelt.

Nehmen wir nur jene Titelgeschichte der Netzwert-Ausgabe vom 25.3.2012. In der ging es um die digitalen Marketing-Aktivitäten von Burger King. Was damals neu und aufregend war, ist heute für viele Entscheider tatsächlich immer noch neu und aufregend:

„Zu jedem Menü gibt es eine Karte mit Codewort, das sich über das Online-Auktionshaus Ebay in Wertpunkte für Versteigerungen verwandelt. Eine Million Preise stehen bereit, von der CD bis zum persönlichen Auftritt mit der Basketball-Showtruppe Harlem Globetrotters. Wer merk kauft, hat mehr Punkte – und damit höhere Chancen.“

Coupons beim Kauf, die sich online einlösen lassen; Preise die sich so nicht kaufen lassen; schließlich die Erhöhung von Gewinnchancen durch Addition von Coupons – all das wird heute noch so praktiziert und viele halten es für bahnbrechend neu.

Tatsächlich eine kleine Revolution war die Einführung von Nummernportabilität bei Handy-Nummern. Bis dahin bedeutete der Wechsel des Mobilfunkanbieters auch immer den Wechsel der Rufnummer – was viele dann eben abhielt. Am 1.11.02 konnten Verbraucher auch in Deutschland ihre Nummer mitnehmen, andere Länder waren einige Monate schneller. In Norwegen wurden dabei besonders attraktive Nummer versteigert. 902000000 ging zum Beispiel für 4.250 Euro weg – heute wäre wohl noch weit mehr zu erzielen.

Es begab sich jedoch, dass die norwegische Prinzessen Märtha Louise kurz zuvor ihre Nummer gewechselt hatte, die 90060000 war zu bekannt geworden. Nun wurde die Nummer versteigert. Folge: „Ein junger Norweger sicherte sich die Nummer – und bekam prompt noch eine ganze Zeit lang Anrufe einer besorgen Mutter: Königin Sonja von Norwegen.“

Doch auch einen ernsthaften Umsturz gab es zu vermelden. Bei der Domain-Vergabe Icann krachte es gewaltig. Fünf der 18 Direktoren sollten eigentlich per Online-Abstimmung gewählt werden – doch das wurde abgesagt. Die Querelen waren immens, die Lage verworren:

„Neuwahlen der fünf Direktoren, meinte Präsident Stuart Lynn, sollte es nicht mehr geben. Lynn regte an, dass nationale Regierungen künftig das Drittel der Direktoren benennen sollte, das die Nutzergemeinde 2000 noch direkt gewählt hatte…

Außerdem ließen praktische Probleme die Spitze der Organisation von ihrer Wahlidee abrücken. Die nationalen Unternehmen zur Vergabe von Internet-Adressen, in Deutschland etwa Denic und Epag, weigerten sich mehr und mehr, die Oberhoheit der Icann anzuerkennen.“

Auch das deutsche Direktoriums-Mitglied Andy Müller-Maguhn wehrte sich gegen das Ende der Online-Wahl – vergeblich.

Für mich persönlich gab es eine kleine Revolution im Privatleben. Denn in jenem Jahr öffnete in meinem Stadtviertel eine Reinigung der Kette Zwo24. Diese ermöglichte die Abgabe und das Abholen per Automat 24 Stunden am Tag. Aus Köln kam jene Kette, die viel versprechend begann – aber später in Turbulenzen geriet. Die beiden Düsseldorfer Filialen sind heute selbstständig, das System ist geblieben – doch es wird anscheinend nicht mehr weiterentwickelt.

Nein, eine starke Netzwert-Ausgabe war das nicht. Aber die Redaktion war mal einfach platt nach der Cebit und der Produktion der Sonderbeilage. Nun stand Ostern an und es war ein Zeichen der Zeit, dass die folgende Ausgabe ausfiel: Im Vorjahr war sie im Falle eines Montags-Feiertags auf den folgenden Dienstag geschoben worden. Doch dafür fehlte nun das Geld.


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