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Das „Darmstädter Echo“ formuliert es niedlich. Da ist ein Siebenjähriger, der liest einen Artikel über Tiefseeforscher, die angeblich ganz tolle, neue Fotos gemacht haben und dabei ganz fasznierende neue Lebewesen entdeckt haben.

Nur: Die eine Qualle, die kennt er schon. Aus dem Buch „Insider-Wissen: Ozeane“. Und das stammt aus dem Jahr 2007.

Respekt vor dem jungen Herrn – aus ihm könnte mal ein toller Medienblogger werden.

Als ich allerdings die Geschichte bei Turi2 und Bildblog gerade las, hatte ich auch ein solches Dejà-vu. Denn über tolle neue Fotos aus der tiefen See hatte ich jüngst auch etwas gelesen – bei Spiegel Online: „Forscher haben am australischen Great Barrier Reef spektakuläre Aufnahmen von Tiefseelebewesen gemacht. Erst ausgeklügelte Kameras machten die Beobachtungen überhaupt möglich.“ Das Autorenkürzel unter der Story verrät den Urheber: Es handelt sich um eine umgeschriebene AFP-Geschichte. Jene Nachrichtenagentur ist es auch, die für die dazugehörige Klickstrecke das Futter geliefert hat.

Raten Sie mal, wer dort auftaucht…

Richtig: Atolla, die tolle Qualle, die auch jener junge Hesse entdeckte.

Nun ist Spiegel Online kein Vorwurf zu machen. Oder MSN. Ebenso wenig wie Welt.deSueddeutsche.de, RP Online und Focus Online, die zwar nicht dieses explizite Foto übernahmen – aber andere, bei denen nun auch gefragt werden darf, ob sie aus dem AFP-Archiv stammen. Sie haben einem Dienstleister vertraut. Und dem muss man vertrauen können.

Die spannende Frage ist nun: Hat AFP da einfach alten Krams über den Ticker geschickt? Oder gab es keinen neuen Krams, weshalb man alten Krams schickte – aber darauf hinwies? Oder ist die ganze Geschichte, die sich ja nun explizit um neue Fotos dreht, erlogen?


Kommentare


Patrick 23. Juli 2010 um 7:52

afaik hat AFP die Bilder zu dem Artikel mit nem Hinweis versehen gehabt auf dem sinngemäß stand: picture unrelated.
Schuld würde ich also den Journalisten geben, die das Bild „falsch“ übernommen haben.

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