Die Sonderhefte des von mir sehr geschätzten Magazins „11 Freunde“ sind mir inzwischen vor großen Fußball-Ereignissen so lieb geworden wie die des „Kicker“ (letztere lesen sich zwar immer grausamer, haben aber einen hohen Nostalgie-Faktor). Im der jüngsten Ausgabe zur Fußball-WM in Südafrika zeigen die „11 Freunde“ Postkarten, die früher Angehörige von Nationalspielern aus den Mannschaftshotels erhielten – und die anscheinend jeder Spieler mit unterschreiben musste.
Diese hübsche Tradition scheint heute nicht mehr zu existieren, aber heute sind solche WM-Reisen auch nicht mehr das große Abenteuer, das sie einst waren. Statt Karten zu schreiben können die Nationalspieler anno 2010 winken. In die Kamera. Na gut, vielleicht auch nur die Funktionäre.
Denn neben jenem Hotel „Velmore Grand“, in dem der DFB-Tross nächtigt, steht eine Anlage für Videokonferenzen, wie die Deutsche Telekom mir per Pressemitteilung verkündet:
„Die Telekom, Cisco und der Deutsche Fußball-Bund bauen ihre auf der CeBIT 2010 gestartete Partnerschaft rund um den Live-Videokonferenzservice Deutschland TelePresence weiter aus: Die beiden Technologie-Unternehmen statten das Mannschaftslager des deutschen Fußball-Nationalteams in Südafrika mit einem TelePresence System aus und sorgen für eine zuverlässige, leistungsstarke Anbindung an die TelePresence-Plattform in Deutschland. Der TelePresence-Konferenzraum in Südafrika befindet sich gleich neben dem deutschen Mannschaftsquartier, dem Velmore Grand Hotel nahe Pretoria. In Deutschland stehen TelePresence Systeme unter anderem in der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main sowie in Berlin, Hamburg, München, Stuttgart, Düsseldorf und Bonn.“
Toll, nicht?
Aber… War da nicht noch was? So was mit Datenleitungen, die es nicht gibt? Offline-Journalisten?
Richtig. Während die Funktionäre des DFB sich mit einer offensichtlich ziemlich breiten Breitbandleitung zwischen Frankfurt und Südafrika beim Nichtstun
Pardon. Während die Mitarbeiter des DFB „in höchster Video- und Audioqualität miteinander kommunizieren“ um jene anstrengende Feinjustierung, die täglich sicher 25 Stunden erfordert, sitzen die Journalisten auf dem Trockenen. Oder besser: dem Schmalbandigen.
Denn was verkündete der DFB noch den Berichterstattern mehr oder weniger versteckt in der vergangenen Woche?
„Bitte beachten Sie, dass im DFB-Medienzentrum am Hotel Velmore Grande KEINE Internet-Verbindung besteht und wir Ihnen daher die Anschaffung einer UMTS-Karte dringend empfehlen.“
Fassen wir kurz zusammen: Während der DFB breitbandig konferiert, kloppen sich die Medienvertreter darum, irgendwie ihre Texte und Bilder schicken zu können. Denn wenn schon keine Internet-Leitung vorhanden ist, dürfen wir kaum damit rechnen, dass zusätzliche UMTS-Zellen aufgebaut wurden. Wahrscheinlicher ist eher, dass der Andrang so groß ist, dass rund um die Uhr gar keine Verbindung besteht.
Kleiner Tip an die Berichterstatter: Lässt es Ihr Gerät zu, schalten sie UMTS aus – das hilft bei großem Andrang manchmal.
Wenn das so stimmt, dann…
Fehlen einem die Worte. Ist es Volltrotteligkeit des DFB? Inkompetenz? Zensur?
Heftiger Unmut der Journalisten dürfte jedenfalls gewiss sein. Vielleicht reagiert ja noch die Deutsche Telekom und stellt ein Wlan-Netz zur Verfügung – und würde sich damit Medienvertreter-Sympathien erwerben.
Und ich sehe schon den Kompromissvorschlag des DFB: Die Sekretariate der berichtenden Medien dürfen zu den Videokonferenzräumlichkeiten von Cisco und der Telekom anreisen um dort die Texte diktiert zu bekommen. Das zumindest scheint ja die Welt zu sein, in der sich die Vertreter des Deutschen Fußball-Bundes gemeinhin bewegen.
Kommentare
Sascha Stoltenow 7. Juni 2010 um 14:52
So ein bisschen Vollkasko-Mentalität scheint da ja durch. Abgesehen davon, dass der Nachrichtenwert dessen, was so in einem Mannschaftsquartier produziert wird, sehr überschaubar ist, ist die WM eine Veranstaltung der FIFA, wenn ich mich nicht irre. Gleichzeitig würde ich erwarten, dass unsere Gebühren- bzw. Werbe-finanzierten Medien es sich durchaus leisten können, dort ihre eigenen Satellitenstrecken und was man sonst noch braucht, einzurichten. Ich bin nicht böse, wenn das hier der Markt regelt (und sei es durch eine PR-Aktion der Telekomiker), einen Anspruch erkenne ich nicht.
Gerd Kamp 7. Juni 2010 um 15:41
Aus
http://ciscoblog.globalknowledge.com/2009/06/08/telepresence-bandwidth-requirements:
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At 1080p resolution and best quality, 4.064 Mbps will be required per screen in the telepresence solution. QoS best practices recommend adding 20% overhead bandwidth to accommodate layer 2, 3, and 4 overhead, resulting in approximately 5Mbps per screen (4.064 * 1.2 = 4.8768 Mbps).
The 3-screen CTS-3000 telepresence solution has three video and three audio channels resulting in a bandwidth requirement of approximately 15Mbps. A fourth auxiliary audio and video channel may be used, which will increase the bandwidth requirements differently depending on the version of telepresence.
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Kann mir nicht vorstellen dass sich die Telekom und der DFB sich mit weniger als dem besten zufrieden geben- Also 15 – 20 Megabit Bandbreite werden es schon sein.