Ob der freigelassene Iran-Häftling jetzt wohl eine Vertragsstrafe aufgebrummt bekommt? Von Günther Jauchs „Stern TV“? Und das nur, weil er erschöpft war? Vielleicht ist es eines der wenigen Dinge, die Geiseln oder Häftlinge aus der westlichen Welt in Emerging-Market-Gefängnissen am Leben erhält: Die Hoffnung auf reichlich Geld, wenn sie ihre Erlebnisse an Fernsehen und Buchverleger verkaufen.
Auch Donald Klein, der 15 Monate in einem iranischen Gefängnis verbrachte, hat dies offensichtlich getan. „Stern TV“ hat seine Ankunft gefilmt, exklusiv natürlich. Doch dann, als der per Trailer bejubelte Höhepunkt folgen sollte, das Telefoninterview mit dem Ex-Gefangenen – da war nur seine Frau zu sprechen: „Seit 16 Uhr schläft er. Den kriege ich nicht mehr wach.“
Welch wunderschöne, menschliche Geschichte. Doch „Stern TV“, sonst um alles menschliche bedacht, umgeht das Histörchen. Kein Wort vom schlafenden Donald, man tut so, als sei alles nach Plan verlaufen.
In der Redaktion, so wird in Journalistenkreisen gemunkelt, soll die Stimmung nicht doll sein, manche sagen sogar mies. Hoffentlich ist der Verzicht auf das Eingeständnis der eigenen Niederlage gegen den Schlaf eines Gemarterten nicht auch noch der Beginn einer unerfreulichen Geschichte: Schließlich könnte ein übereifriger Controller auf die Idee kommen, bei Klein das Geld zurückzufordern.
Kommentare
Peter Turi 16. März 2007 um 10:23
Nein, er kriegt von mir den \“Donald des Jahres\“ verliehen und ist heißester Anwärter auf den Grimme-Preis 2007 für souveränen Umgang mit Medien. 😉
Jochen Hoff 16. März 2007 um 11:00
Stern TV ist schließlich ein Kind des Sterns und damit der Bertelsmanngruppe um die Familie Mohn. Da müssen möglichst flache Themen heran, weil über die heiklen Dinge nicht berichtet werden darf.
Aber ein gutes hat das Ganze. In 2 mm tiefem Wasser kann niemand ertrinken.
Horst 16. März 2007 um 15:09
Sind Stern TV Themen wie….Ultraschall bei einer Colliehündin eigentlich noch zu toppen.
Ich fürchte ja !