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Endlich spricht es jemand aus. Dass es nichts wird mit dem Internet und den Weblogs und den Videos. Alles nur getrieben von ekligen Geschäftemachern, schrägen Manipulatoren und dunklen Gestalten. Danke, liebe „Neue Zürcher Zeitung“. Man spürt ihn richtig durch die Zeilen triefen, den Ekel. Vor diesem bösen, bösen Internet. Mit seinen Hhhääääxxx-Seiten, man mag das Wort ja gar nicht aussprechen. Den Lügen. Der Polemik.

Zeitungen dagegen. Rein. Weiß (gut, bis auf diese eine, die freiwillig aussieht wie angegammelter Lachs). Der Wahrheit und der Gesellschaft verpflichtet. Wie eben die „Neue Zürcher Zeitung“. Ein Hort des Guten und des Edlen.

Nicht so wie die Weblogs. Da gibt es doch tatsächlich einen Chefredakteur, er lenkt des US-Magazin „The New Republic“, der sich in diesen Blog-Sumpf gewagt hat. Und weil ihn niemand loben wollte, hat er Kommentare gefälscht – und ist jetzt seinen Job los. Gut, er ist ihn schon zehn Tage los, aber das muss man ja nicht erwähnen bei der „NZZ“, wir sind ja nicht in diesem hektischen Internet. Wichtig ist doch: Recht geschieht es ihm, als ehrbarer Print-Journalist darf man sich mit diesem Medium gar nicht erst einlassen:

„Die frohen Vorkämpfer von Mediendemokratie feiern die politischen Weblogs als Beitrag zur Befreiung der Bürger von der Bevormundung durch Journalisten. Ihr Glaube an die Realisierbarkeit einer egalitären Öffentlichkeit bleibt eine Illusion. Denn je mehr Akteure im Internet zu einer angeblich transparenten Politik und Gesellschaft beitragen wollen, umso unübersichtlicher und intransparenter wird letztlich die Kommunikation. Ohne publizistische Leithammel kann keine Gesellschaft funktionieren. Internet-Einzeltäter im Gewand von Bloggern vermögen im besten Fall da und dort zu einer Korrektur medialer Fehlleistungen beitragen. Aber ohne Anstrengungen, sich selber zu professionalisieren und damit publizistisch zu normalisieren, bleiben sie unbedeutende Eintagsfliegen.“

Aber reicht dieser kurze Artikel? Nein, die „NZZ“ tut gut daran noch mal nachzulegen und all diese mit wissenschaftlicher Fundierung erstellten Studien anzuführen. Und den „Forbes“-Artikel vom November vergangenen Jahres anzuführen, der Blogs als „Plattform eines Online-Lynchmobs“ bezeichnete.

Denn wir, die Print-Journalisten halten den Gral des Wissens in unseren Händen. Bei uns gibt es keine gekauften Artikel in Beilagen, wir berichten nicht tendenziell oder polemisch. Bei uns gibt es keine angeforderten oder gefälschten Lobhudeleien, wenn wir ein neues Objekt auf den Markt werfen. Das ist alles spontan und von Liebe getrieben, was uns Wirtschaftsführer und Politiker in die Leserbriefspalte reinschreiben. Wir recherchieren und verlassen uns nicht auf Monate alte Artikel, die womöglich noch von eher dubioser Quellenlage geprägt sind.

Und so werden ihn bewahren mit allen Mitteln, den heiligen Gral der Medien. Und lassen ihn nicht mehr los. Verteidigen ihn mit unserem Blut und unserer Ehre. Das haben wir von einem der großen Politiker unserer Zeit gelernt.

Kommen wir lieber zu erfreulicheren Themen. Haben Sie eigentlich schon „Sakrileg“ gelesen?


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