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Der blutrünstigste aller Weblogger wetzt das Messer – doch die Jung-Kommunikatoren zeigen wenig Interesse daran, das Image ihrer Klienten vor Weblog-Attacken zu schützen.

Einmal im Jahr halte ich einen Vortrag vor den Volontären einer großen PR-Agentur (deren Arbeit nach meiner Meinung zu den besseren im Lande zählt). Ich mag diesen Termin sehr. Denn zum einen darf ich ungestraft über PR-Mäuse lästern, zum anderen gibts in der Regel kräftig contra, so dass sich oft eine nette und politisch unkorrekte Diskussion ergibt.

Vielleicht lags am Samstag-Morgen-Termin, diesmal wars auf jeden Fall etwas lauer. Immerhin aber war eines interessant: Nur rund die Hälfte der Nachwuchskommunikatoren konnte mit dem Begriff "Weblogs" überhaupt etwas anfangen und selbst die waren nicht sonderlich engagiert, als der Seminarleiter die Diskussion nochmal in diese Richtung lenkt.

"Böse Sache", dachte ich heute morgen nochmal im Rückblick. Schließlich wetzt der Don gerade seine Messer, auf dass wir Journalisten bei Artikeln über in Fetzen geschossene Unternehmensimages noch andere Beispiele haben als Jamba und Cryptonite.

Und da wir gerade über das Seminar sprechen. Zumindest das Thema "Richtige Ansprache" fand großes Interesse. Älteren Mitarbeitern von Agenturen scheint das ja irgendwann egal zu sein. Vorhin erhielt ich einen Anruf vom Veranstalter einer Pressekonferenz zum Thema Drogenmissbrauch. Da ich nicht der richtige Ansprechpartner bin, wollte ich ihm unseren Politik-Organisator geben. Dessen Namen aber brauchte er nicht, "geben sie mir einfach die Durchwahl".


Kommentare


Franziska 7. März 2005 um 15:24

Nicht nur Volontäre aus der PR-Branche haben ein Problem mit diesem Phänomen. Ich war im Januar in Hamburg beim Volo-Kurs und von 21 Volontären hatten zwei den Begriff schon einmal gehört.

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tknuewer 7. März 2005 um 15:36

Ich frage mich da ja auch: Was lesen die jungen Damen- und Herrschaften eigentlich? Das Thema Weblog wurde im letzten halben Jahr von den gedruckten und sendenden Medien ja gleich im Dutzend durchs Dorf getrieben…

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Andres 7. März 2005 um 15:38

Das ist auch das Resultat von Blindheit auf mehreren Seiten. Ich bin Mitarbeiter einer PR-Agentur und wir sind zwar selbst mehr oder weniger über den Stand der Dinge informiert, aber es ist schon erstaunlich, wie viele unserer (IT-) Kunden bzw. deren Marketing-Mitarbeiter von Blogs noch nie gehört haben. Leider gibt es eben auch Agenturen, die erst auf Zuruf von Kunden neue Kommunikationswege erschließen. Und wenn keiner ruft…

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Don Alphonso 7. März 2005 um 15:42

Ich darf noch ein anderes Beispiel hinzufügen: Ich bin in der Jury eines alternativen Medienprojektes. Federführend sind einige alte Schlachtrösser der linksliberalen Publizistik, teilweise echte Grössen in der Journalsitenausbildung. Heute nun hatten wir eine kleine Mailkonferenz, und ich erwähnte Blogs als spannende Entwicklung in diesem Bereich.

Keiner hatte JE etwas davon gehört.

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Franziska 7. März 2005 um 16:09

Um deine vorhin aufgestellte These zu stützen: Vielleicht muss es erst im (gedruckten) Spiegel gestehen, bis wirklich jeder davon schon einmal gehört hat. Der Focus hat ja schon vorgelegt.

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Don Alphonso 7. März 2005 um 16:13

Gedruckter Spiegel soll wohl kommen, sagt man. Drei Wochen, oder so. Aber das ist auch noch kein Treibsatz. Wahrscheinlich müssen wirklich erst mal ein paar Firmen und Schutt und Asche sinken. Mal schaun – was macht denn Siemens gerade so?

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tknuewer 7. März 2005 um 16:17

Gedruckter „Spiegel“ war doch schon: am 10.1. hatten die ne Geschichte über Weblogs drin.

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Franziska 7. März 2005 um 16:41

oh, auch das noch. 😉

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Bastian 7. März 2005 um 17:19

Zumindest dieses Weblog steht natürlich ab jetzt auf der Watchlist 😉 Allgemein möchte ich anmerken, dass das, was Ihne „etwas lauer“ vorkam, folgendermaßen begründet ist:
Erstens haben wir keinen Ihrer Hiebe als auf unsere Agentur zutreffend erkannt und konnten deshalb mitlachen.
Außerdem kam zu keinem Zeitpunkt der Eindruck auf, sie haben „ungezügelt über PR-Mäuse lästern“ wollen. Durch ihre durch und durch versöhnliche Rolle als Eheberater war eher das Gegenteil der Fall. Von einer Vorlage für eine „politisch unkorrekte Diskussion“ konnte also ebenfalls nicht die Rede sein, weshalb gab es auch keinen Grund für eine solche gab. Da sind wir wirklich härteres gewohnt.
Vielen Dank für Ihre anregenden und amüsanten Ausführungen sowohl letzten Samstag als auch in diesem Beitrag.

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tknuewer 7. März 2005 um 17:54

Und siehe da, der Nachwuchs ward gelockt!

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Don Alphonso 8. März 2005 um 3:38

Und siehe, der Don ist echt geschockt:

„Erstens haben wir keinen Ihrer Hiebe als auf unsere Agentur zutreffend erkannt und konnten deshalb mitlachen.“

Zweitens (!), sag mal, Bastian, kennst Du den in Zeiten der New Economy sehr beliebten Ausdruck „naturprall“? Muss ja eine wunderschöne Welt sein, wenn man eine Kritik hört und sich dauernd denken kann, oooch, das sind ja niemals wir, das sind immer nur die anderen.

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Bastian 8. März 2005 um 10:04

Und Basti fühlt sich bestätigt:

Es ist keine wunderschöne Welt aber sie wird immer besser. Genau wie „Don“ in seiner „spitzzüngigen“ Replik habe auch ich das Mittel der Überspitzung benutzt.
Außerdem (!) Tendenziell wunderschön wird die Welt durch Menschen, die sich „Don“ Alphonso nennen, um die ohnehin schon vollständige Maskerade des Internet grotesk zu steigern: „Oooch, ich kann schreiben, was ich will, denn das bin ja gar nicht ich, Hans Schmidt aus Gütersloh, sondern Don Alphonso, der feurige Schreiberling“
Nichts für ungut, aber irgendwie ist jeder von den Dingen überzeugt, die er tut. Sonst würdest Du nachts um halb vier nicht mehr da sitzen und Kommentare kommentieren. Doch, jetzt ist es klar. Wirklich eine wunderschöne Welt. Mach et jut.

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