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shutterstock love liebe schloss kleinHach, was wird da gebibbert in diesen Tagen in deutschen Medien. Alles ist so gefährlich: Google und Facebook und das ganze Internet.

Bald schon werden wir uns auch auf eine Titelgeschichte des „Spiegel“ zu Facebook einrichten können. Ich tippe auf eine Veröffentlichung im Juli. Denn am 15.6. erscheint in den USA „The Facebook Effect“ von Marshall Kirkpatrick, der laut Vorabkritiken tiefste Einblick in die Geschichte Facebooks, verfasst von einem der angesehensten Journalisten der Branche. Und wir kennen das ja beim „Spiegel“, jüngst zu beobachten an der Apple-Titelgeschichte: Da werden Bücher gerne als „Recherchegrundlage“ genommen. (Foto: Shutterstock)

Aber auch bis dahin werden wir noch reichlich lesen können über die Datenschutzgefahren des Internet – wir kennen das ja seit geraumer Zeit. Eine bittere Erkenntnis, die Journalisten dabei selten ergreift, ist: Auch das Leben ist gefährlich – wir beenden es trotzdem nur selten frühzeitig.

Und so werden auch nur wenige Menschen Facebook verlassen, so wie es Stowe Boyd während der Next10 orakelte. Vielmehr ist es menschlich, das Mögliche so weit auszunutzen wie möglich. Es ist halt so wie auf der Autobahn: Die wenigsten halten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung, die meisten fahren bis zu 20 Stundenkilometer schneller als erlaubt – das gibt eine Geldstrafe aber keinen Führerscheinentzug.

Genau das sehen wir auch in Social Networks. Die Nutzer überlegen bewusster als noch vor einem Jahr, welche Daten sie bei Facebook oder StudiVZ oder SchuelerVZ einstellen. Bei SchuelerVZ geht der Trend deutlich zum geschlossenen Profil und somit der Kommunikation im Bekanntenkreis. Bei StudiVZ geht die Zahl kompromittierender Party- und Strandfotos zurück.

Derweil entstehen interessante Instrumente um zu überprüfen, welche Daten wie via Facebook weitergegeben werden. Denn eigentlich sind die Privatsphäreeinstellungen der Plattform herausragend und detailliert. Nur: Sie sind so fein ziselliert, dass es nur die besonders interessierten treibt, sich damit zu beschäftigen (Die „New York Times“ hat das sehr schön in eine Grafik gepackt).

Vielleicht ist das gar das Ziel von Facebook: Die exakte Einstellung soll Mühe machen, damit möglichst viel offen zu sehen ist. Wer aber daran interessiert ist, nur gewisse Daten in die Öffentlichkeit zu streuen, der hat absolut die Möglichkeit, dies sehr fein einzustellen. Einziger Kritikpunkt: Jene Daten, die mit Test-Kooperationspartnern ausgetauscht werden – hier weiß der Nutzer einfach nicht, was er von den wolkigen Ankündigungen halten soll.

Eines dieser Instrumente, die einem weiterhelfen in Sachen Privatsphäre, habe ich im Twitter-Feed von Cem Basman gefunden. Reclaim Privacy hat ein Browser-Plug-in entwickelt, das bei Aufrufen der Privatsphäre-Einstellungen prüft, wo es Probleme geben könnte. Das ist simpel zu bedienen, logisch und bietet echten Mehrwert.

Schade, dass solche nützlichen Hilfen nur selten in den Medien genannt wird. Dort wird Angst geschürt auf dass der kalte Schweiß triefe. Die Leser, die ja spürbaren Nutzen aus Diensten wie Facebook ziehen, werden sie gelassen. Warum eigentlich bieten Zeitungen nicht lokale Kurse in Web-Nutzung für Leser an, noch dazu gegen Gebühr? Das würde Kompetenz signalisieren und die Leser mutmaßlich stärker binden. Und warum sollten nicht auch Unternehmen im Rahmen interner Fortbildungen solche Offerten machen? Viele Menschen sind verunsichert in der Nutzung des Web. Weil in Deutschland das Netz gleichgesetzt wird mit Angst. Wer Menschen die Unsicherheit nimmt, kann sie für sich gewinnen – eine Chance für Arbeitgeber und Medien. Denn eines ist sicher: Die Deutschen werden nicht so einfach aufhören, das Netz zu nutzen – auch wenn es sich so mancher wünscht.


Kommentare


Facebook, Privatsphäre und Datenschutz | benutzerfreun.de 19. Mai 2010 um 14:39

[…] Knüwer schreibt in seinem immer lesenswerten Blog Indiskretion Ehrensache über Facebook, dass man hier sehr wohl im Detail kontrollieren kann, welche Informationen man öffentlich macht […]

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Harald 19. Mai 2010 um 22:06

Yo! ich gehöre auch zu den 20 kmh zu schnell fahrern 🙂
Ne jetzt mal ohne Witz. Finde den Artikel sehr gut geschrieben und es ist Zeit dieser Schwarzmalerei mal etwas entgegenzusetzen.

Klar Datenschutz ist wichtig. Trotzdem denke ich, dass man schon selbst sehr gut beeinflussen kann, welche Informationen öffentlich werden und welche nicht. Und sicherlich Naivität wird bestraft. Aber das war auch schon immer so, auch ohne facebook & Co.

Ich denke auch, dass unsere Generation da noch ein bisschen verklemmt ist. Glaube dass unsere Kinder mit Privatssphäre ganz anders umgehen werden. Ob wir das dann noch verstehen werden und ob das eher positiv oder negativ zu sehen ist steht wohl in den Sternen …

Fakt ist: Diese Hetzjagd der Politik und der Medien geht eigentlich ganz schön auf die Nerven.

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Gunther 19. Mai 2010 um 22:53

Wie wäre es, wenn wir (im Sinne der Intensivnutzer) das machen anstatt der Journalisten? Am besten erst einmal kleine Kurse in Verlagen und beim VHS. Die eine Zielgruppe sind natürlich die Journalisten, damit die mal die technischen Details dessen kennlernen, worüber die so schimpfen. Die andere Zielgruppe sind die Normalnutzer des Netzes.
Könnte ganz interessant werden.

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