Georg Meck, Redakteur der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, ist der Meinung, dass Frauen hinter den Herd gehören. Sie haben Kinder zu gebären und nach deren Geburt bei ihnen zu verweilen, im Heim und in der Küche. Dort haben sie dem nach harter Arbeit in die Wohnstube tretenden Ehemann ein köstliches Mahl zu bereiten. Sollte er in einem Moment der geistigen Verwirrung den Vorschlag machen, ihn mal auf einer Konferenzreise zu begleiten, so haben sie lächelnd abzulehnen mit den Worten: „Ach, Schatz, was soll ich denn dort? Und wer soll auf die Kinder aufpassen?“
Vermutlich meint Georg Meck das gar nicht so. Mit jenen Zeilen oben habe ich mich einfach nur der journalistischen Vorgehensweise bedient, die er selbst bei seinem heutigen Artikel für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ anwendet.
Denn Meck liefert sich heute ein Pro und Contra über eine Frage, die im 21. Jahrhundert eigentlich gar nicht gestellt werden sollte: Darf ein Mann einen Rückschritt in der Karriere machen, um mehr Zeit für seine Familie zu haben?
Es geht um einen konkreten Fall: EZB-Direktor Jörg Asmussen wechselt auf einen Staatssekretärsposten um nicht mehr ständig zwischen dem EZB-Sitz Frankfurt und Berlin pendeln zu müssen, wo seine Familie lebt. Hinzu gefügt sei, dass seine Frau beruflich selbst sehr engagiert ist.
Meck schreibt, es kann nicht überraschen, die „Nein“-Variante zu jener Frage „Darf der das?“ Doch er tut es auf eine so Art, dass die Wertehaltung der „FAZ“-Redaktion nachhaltig hinterfragt gehört, nachdem sein Kollege – und gelegentlicher Co-Autor – Rainer Hank in der vergangenen Woche feststellte: “Die Mädchen werden Sie nie zur Technik bringen.”
Asmussen hatte zu seinem Jobwechsel erklärt, die Pendelei sei mit seinen beiden „sehr jungen Kindern auf Dauer nicht zu vereinbaren“. Meck findet das „putzig“. Und er behauptet, Asmussen wolle weniger arbeiten und sich stattdessen einen lauen Lenz machen:
„Morgens Frischkäsebrote schmieren, nachmittags Hausaufgaben, danach auf den Spielplatz, über frisch gemähte Wiesen mit dem Fußball toben. Herrlich. So eine ausgeglichene Work-Life-Balance, das hat was.“
So also stellen sich „FAZ“-Schreiberlinge den Alltag eines Staatssekretärs vor. Doch Herr Meck liefert uns auch noch einen Blick auf das, was er sich unter Vatersein vorstellt:
„Nun soll es hier nichts gegen junge Väter gehen, auch wenn sich trefflich spotten ließe über die kuhäugigen Spielplatzgenossen, die den Elternabend im Kita-Stuhlkreis prickelnd finden – aber lassen wir das.“ Die ,Generation Weichei‘ hat genug abbekommen.“
Geht es noch schlimmer? Klar, wir sprechen hier über Georg Meck.
Den Mann, der alleinerziehende Väter auf Hartz IV-Niveau zu den „Hätschelkindern der Nation“ erklärte und die Herdprämie in Bayern für ne schöne Idee. Der jüngst schrieb, es gebe zu viele Krippen in Deutschland und Frauen, die ihren Mann zu Konferenzen begleiten, so portraitierte:
„Der Milliardär bringt seine treue Gefährtin mit, der Hagestolz seine jüngste Trophäe, distinguierte, reifere Damen schweben durch den Ort, getragen von einer Wolke der Wichtigkeit des Gatten.“
Asmussen strebe ja nicht irgend ein Amt an, schreibt Meck. Er wechsele an ein Amt „an der Spitze des Staates. Nun gut, nicht ganz an der Spitze.“ Wie das jetzt zusammengehen soll mit Frischkäsebroten und Fußballnachmittagen, erklärt Meck nicht. Ebenso wenig beschäftigt er sich mit der Frage, warum Asmussen beim Packen der Umzugskisten seine Sachkenntnis in Frankfurt zurücklässt: „Das Haus (d. Ministerium) hätte einen engagierten, ökonomisch kundigen Hüter verdient…“
Wie jetzt? „Unser Mann in der Europäischen Zentralbank“ (Zitat Meck) ist – nachdem sein Engagement nun perdu gegangen ist – außerdem ökonomisch nicht kundig? Ein Skandal! Warum hat uns Herr Meck nicht unterrichtet?
Offen kommt Meck auch auf Asmussens Frau zu sprechen. Dabei geht es ihm weniger darum, dass diese für das Berliner Büro einer politischen Kommunikationsberatung arbeitet (was diskussionsfähig wäre), sondern dass sie möglicherweise beruflich aufsteigt:
„Dann wollen wir mal hoffen, dass Asmussens Entscheidung zugunsten der Familie seine Prioritäten nicht so weit verschiebt, dass ihm vor allem daran liegt, nachmittags pünktlich aus dem Büro zu kommen.“
Dass Meck selbst die Hoffnung fahren ließ, hat er in den Zeilen zuvor deutlich gemacht. Doch es geht ja noch fantasievoller – munter schiebt Meck dem kommenden Staatssekretär Dinge in Mund und Kopf:
„Wenn Asmussen nun insinuiert, Regieren sei ein vergleichsweise lauer Job ist das dreist: Der Mann verhöhnt demokratisch bestimmte Institutionen. Der Wähler darf vollen Einsatz erwarten. Eine Regierung hat das Land zu führen, auch wenn dafür eine Turnstunde mit den Kindern ausfällt.“
Und schließlich erklärt Meck es noch für vollkommen unmöglich, dass da jemand keine Lust hat, jede Woche Stunden um Stunden in Zügen, Flugzeugen und Autos zu verbringen. Der wahre Grund für Asmussens Wechsel sei, dass dieser die Hoffnung auf den Euro aufgegeben habe – oder sich bessere Karrierechancen in Berlin ausrechne. „Der Mann hat es wahrscheinlich nicht so gemeint“ mit der Familie.
Wenn ich nun mit diesen Blog-Einträgen insinuiere, dass die „FAZ“-Wirtschaftsredaktion aus einem Haufen Sexisten besteht, in deren Köpfen die 50er Jahre nie zu Ende gegangen ist, dann meine ich das selbstverständlich nicht so.
Im Gegensatz zum folgenden Satz: Gerg Meck ist laut Autorenprofil bei FAZ.net Vater dreier Kinder – seine Familie tut mir wirklich leid.
Symbolfoto: Shutterstock
Kommentare
Tim 22. Dezember 2013 um 20:43
Der Berufsalltag eines FAZ-Redakteurs ist bekanntlich ungeheuer anstrengend, nur die Allerhärtesten können so etwas überleben.
Bernd 23. Dezember 2013 um 10:42
Ich möchte insinuieren: Käseblatt statt Käsebrot ernährt auch die Familie
Helena 24. Dezember 2013 um 10:19
Danke dafür!
Ich musste mich auch erleichtern:
http://dieschlimmehelena.wordpress.com/2013/12/23/ich-will-kein-vater-sein/