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Der heutige Tag ist ein schöner für Mediendeutschland – und ein trauriger.

Kommen wir zunächst zum erfreulichen: Rivva ist zurück (und Gott, hab ich den Dienst vermisst).

Rivva ist jenes Projekt des Programmierers Frank Westphal, das einen sehr ordentlichen Überblick darüber liefert, was unter Deutschlands Digital-Vielnutzern gerade besonders eifrig diskutiert wird. Sicher, Rivva hat auch Schwächen. Doch insgesamt lieferte der Dienst mir täglich eine alternative Nachrichtenauswahl, die meinen persönlichen Geschmack weitaus besser traf als jede Startseite eines handelsüblichen Nachrichtenangebots.

Für einige Zeit (mir kommt es vor, als seien es Jahre) war Rivva jedoch abgelebt. Aus finanziellen Gründen. Seit heute ist der Dienst wieder da. Großartig.

Doch gleichzeitig ist dies traurig – für Deutschlands Medienhäuser. Ich bin nicht der einzige, der erwartet hätte, dass Burda, Springer, Gruner oder wer anders Rivva übernimmt und Westphal den lange verdienten, gut bezahlten Posten verschafft. Denkste. Es ist BMW mit seiner Alternativ-Mobilität-Marke BMWi, das die Seite zum Leben erweckt hat.

Damit schaltet sich der Autokonzern in den Trend der Kuratierung und des Corporate Journalism ein. Es wird nicht das letzte Unternehmen bleiben, das eine Informations-Marktlücke füllt und sich damit in eine neue Nähe zum Kunden bringt. Doch dass dies Marktlücken überhaupt existieren – das ist ein trauriges Symbol für den Rückstand klassischer Medienhäuser im digitalen Zeitalter.


Kommentare


Ulrich Voß 7. Juni 2011 um 10:59

Ack.

Wer einmal das Red-Bull-Magazin in der Hand hatte, weiss nicht mehr, wie man für ähnliche Hefte am Kiosk noch Geld bezahlen kann. Wenn ein Lebensmittelkonzern das (in guter Qualität wie Red Bull) für Rezepte, eine Modekette für Mode und Kosmetik, etc. pp. macht, bricht der halbe Markt der Frauen- und Kochzeitschriften zusammen.

Nun haben wir also auch Corporate Publishing bei den Aggregatoren. Und damit IMHO einen Winner.

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Brett 7. Juni 2011 um 11:06

Das klingt so vorwurfsvoll. Als ob die Medienhäuser einfach zu dumm wären, das digitale Zeitalter zu verstehen. So einfach ist es aber sicher nicht.
Was da passiert, ist eine weitere Verschiebung von Werbegeldern. Weg aus den klassischen Kampagnen, rein ins Internet und ins Sponsoring.
Das Dilemma der Zeitungsverlage ist, dass die Werbegelder immer mehr an ihnen vorbeifließen – bis eines Tages Mercedes Benz die FAZ sponsert? Das ginge eben nicht, aus naheligenden Gründen.
Im übrigen ist es natürlich so – rivva gibt es solange, wie es einen Sponsor gibt. Oder: Was der Nutzer nicht zahlt, muss die Werbung zahlen. War früher so und ist heute immer noch so.

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Konstantin Neven DuMont 7. Juni 2011 um 11:46

Schön, dass Frank Westphal einen Sponsor gefunden hat. Ich frage mich allerdings, ob sich BMW i jetzt schon als nachhaltig und verantwortungsvoll bezeichnen sollte. Die Kommentatoren auf meiner Facebook-Seite sehen das skeptisch.

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André 7. Juni 2011 um 12:04

Brett: Ich kann den Vorwurf durchaus verstehen. Autokonzerne sollten heute Antworten auf die Frage nach der Mobilität von morgen jenseits des Autos parat haben. Genauso sollten Medienhäuser Antworten auf die Frage haben, wie wir morgen Nachrichten lesen. Da wäre das Sponsoring von Rivva naheliegend.

Wer solche Antworten nicht parat hat, hat als Firma verloren. Vielleicht nicht jetzt, vielleicht nicht in 2 oder 5 Jahren. Aber langfristig kann man sich mangels Perspektivlosigkeit schon auf seinen Abstieg vorbereiten.

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Rivva is back… | Kotzendes Einhorn 7. Juni 2011 um 12:28

[…] Medientechnisch mit der Kooperation mit BMWi auch eine Überraschung/Enttäuschung in sich birgt, wie Thomas Knüwer berichtet. […]

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Brett 7. Juni 2011 um 13:43

André: Die moralische Komponente des Vorwurf finde ich allerdings unangebracht. Die Verlage verschlafen ja nicht ihre Zukunft, wenn sie sich nicht um eine Ecke im Internet kümmern, die aus Sicht des Veranstalters Westphal unausweichlich defizitär ist. Schließlich leben die Verlage VON Werbung, nicht durch Werbung, wie BMW.
„Die Medienhäuser sollten Antworten parat haben“ – ja, wäre schön, aber „parat“ kann da niemand eine Lösung haben. Die großen Zeitungen und Verlagskonglomerate experimentieren ja alle, wagen teilweise viel, aber dass das alles nicht klappt, liegt eben nicht mehr an den verschlafenen Verlagen, sondern an den Umfeldentwicklungen. Heute in der FR mal wieder einen Ansatz zum crossmedialen Affiliate-Marketing gesehen.
Das Zeitungssterben ist auch keine Frage von Jahren mehr, es vollzieht sich bereits sukzessive, auf der ersten Stufe als „Sparmaßnahme“, auf der zweiten Stufe als „Zusammenlegung“ von Redaktionen (d.h. amputieren einzelner Gleider), auf der dritten Stufe dann als Verschwinden der Schwächsten und Überleben einiger weniger Konzentrate mit Standbeinen in verschiedenen Kanälen.
However, warum sollte sich ein kaum lebensfähiger Verlag ein nachweislich nicht lebensfähiges rivva ans Bein binden? So unmittelbar einleuchtend finde ich das nicht.

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Usul 7. Juni 2011 um 14:08

Mal beim Herrn Westphal nachgefragt, ob nicht sogar Medienhäuser angefragt haben? Ich könnte mir gut vorstellen, dass er abgelehnt hätte, weil dann die Unabhängigkeit unter Umständen nicht mehr gewahrt wäre. Oder der Anschein hätte aufkommen können, dass die Unabhängigkeit leidet.

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Ja gut, aber … » Nachricht des Tages: Rivva ist zurück! 7. Juni 2011 um 15:06

[…] Indiskretion Ehrensache […]

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Wunderbar: Rivva ist wieder da!!! 7. Juni 2011 um 16:48

[…] Rivva ist zurück – Indiskretion Ehrensache […]

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teekay 7. Juni 2011 um 17:46

Tja, was social media angeht hat BMWi wohl noch nicht BMW inspiriert…dieser Marketing-fail verdient eigentlich einen eigenen post, oder Thomas?

‚Das Musikvideo der BMW Group Praktikanten ist da! Um die Chancen bei einer Bewerbung zu erhöhen, sind Praktika während des Studiums von großer Bedeutung. Aktuelle Praktikanten und Azubis der BMW Group haben sich in einem Projekt mit diesem Thema kreativ auseinander gesetzt und wollen mit dem Video zeigen, wie wichtig und spannend ein Praktikum sein kann. Weitere Informationen: http://www.facebook.com/bmwkarriere‘

http://www.youtube.com/watch?v=VM36TAo6i5o

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Überraschung: Rivva is back! 7. Juni 2011 um 19:01

[…] Indiskretion Ehrensache: Rivva ist zurück […]

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Aktuelles 8. Juni 2011 8. Juni 2011 um 13:24

[…] Rivva ist zurück "Ich bin nicht der einzige, der erwartet hätte, dass Burda, Springer, Gruner oder wer anders Rivva übernimmt und Westphal den lange verdienten, gut bezahlten Posten verschafft. Denkste. Es ist BMW mit seiner Alternativ-Mobilität-Marke BMWi, das die Seite zum Leben erweckt hat." […]

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Werbeblogger Interview: Rivva ist zurück. Und Blogvermarkter Mokono hat geholfen. | Werbeblogger – Weblog über Marketing, Werbung und PR » Blog Archiv 8. Juni 2011 um 13:33

[…] auch den großen Medienhäusern ist das nicht verborgen gebliebeen. Thomas (Knüwer) spricht aus, was mancher Blogger wohl öfter gedacht hat: “Gott, hab ich den Dienst vermisst“. […]

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Nic Haase 9. Juni 2011 um 10:03

Erst einmal fällt mir, nachdem sich mein persönlicher Freudensturm gelegt hat, auf, dass es einen wunderbar soliden Eindruck macht, solch einen großen Sponsor verzeichnen zu können. Bin gespannt, wer da noch folgt.
Wie passend die Unterstützung eines Medienhauses gewesen wäre … fraglich. Hätte ich den Kommentar von Usul früher gelesen, hätte ich sie gern noch in das Interview mit aufgenommen. Schade.

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André 9. Juni 2011 um 14:18

Brett: Es ging mir auch weniger um Patentlösungen, die jemand parat haben soll, sondern darum, wie man sich die eigene Firma in Zukunft vorstellt. Es sollte eine grobe Richtung geben. Das gilt für alle Firmen. Und vor allem, wenn es einem nicht so gut geht.

Und die Einstellung „sich Rivva ans Bein binden“ ist da auch nicht gerade hilfreich. Einleuchtend fände ich, wenn ein Verlag sagen würde: „Hey, Rivva ist eine tolle Sache, weil dort viel mehr Leute Nachrichten lesen als bei uns. Wir wollen, dass Leute Nachrichten lesen. Also sollten wir uns das mal anschauen.“

Der Anspruch von Verlagen war einmal, Leute informieren zu wollen. Diesen Ansatz vermisse ich irgendwie.

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Rivva.de: Comeback für den Blog-Aggregator – und für die Blogs | SMO14 – New Media Excellence 13. Juni 2011 um 12:43

[…] an der Online-Diskussion über alle möglichen Themen. Das beschreibt etwa Thomas Knüwer in seinem Beitrag zur Rückkehr von Rivva. Zugleich gibt er dort seiner Verwunderung darüber Ausdruck, dass ein Autohersteller das […]

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Mein Internet 2011. Was nervte. Was gut war. › pop64.de | Hamburg vs. Berlin Blog 23. Dezember 2011 um 14:03

[…] Rivva kam zurück. Über den 2011 erstmalig gehörten Begriff “rivvern” gefreut. […]

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