Rupert Murdoch hat ja einen bemerkenswerten Status unter Medienmanager und -journalisten. Wenn er etwas ankündigt, wird das so dermaßen für bare Münze genommen, als spreche ein höheres Wesen, eine Art Zeus der Medienwelt.
Seine Mitarbeiter sehen das häufig anders. Auf dem Monaco Media Forum fragte Paidcontent-Macher Rafat Ali in Richtung von Murdochs Digital-Macher Jon Miller: „Ich stelle mir Ihre Arbeit so vor: Sie wachen am Morgen auf, hören, was Murdoch über Nacht gesagt hat – und versuchen daraus einen Sinn herauszulesen.”
Miller antwortete schmunzelnd: „Dieser Stellenbeschreibung würde ich zustimmen.”
Sprich: Selbst seine Mitarbeiter mögen Murdoch nicht mehr so richtig für voll nehmen. Klar, er hat die Macht – aber oft genug in der Geschichte der Welt hat die Etappe sich von den Generälen entfernt. Vergessen wir nicht: Murdoch ist 78 Jahre alt und dafür bemerkenswert fit. Doch schreibt sein Biograph Stephen Wolff, der ihn über neun Monate hinweg immer wieder traf, über Rupert und das Internet: „He doesn’t get it, he doesn’t want it, he doesn’t buy it.“
Kein Wunder, dass es für deutsche Medienmanager und -journalisten schwer ist, den Überblick zu behalten ob der immer neuen Ankündigungen des Australiers. Derzeit, zum Beispiel träumen viele Verlage davon, dass es Murdoch gelingen könnte, die Inhalte seiner News Corp. aus dem Google-Suchverzeichnis herauszunehmen um es – gegen Geld natürlich – Microsofts Bing exklusiv zur Verfügung zu stellen.
Wenige haben sich bisher gefragt, ob Microsoft selbst überhaupt Interesse daran haben könnte.
Ergebnis: Danke, aber danke nein. So darf man die Äußerungen von Satya Nadella, interprestieren, dem Entwicklungschef von Microsofts Online-Abteilung. Bei der Vorstellung neuer Bing-Funktionen sagte er laut Kara Swisher von AllthingsD:
„We’re not as focused on getting exclusive content.. ”
There is no real intent here that is focused on getting a whole bunch of content that is de-indexed from Google.“
Und wieder geht eine heißlüftige Hoffnung der Verlage in Sachen Paid Content den erwarteten Gang ins Nirvana.
Kommentare
Sascha Pallenberg 3. Dezember 2009 um 10:27
Da kann man nur hoffen, dass der ein oder andere Holzmedienmacher hier mitliest, denn ich bin mir sicher, die glauben immer noch an den Retter der Medien und Jesus der 2. Generation „from Downunder“.
Wie unreflektiert jeder Dummfug aus dem Munde des Internetverweigerers uebernommen wird, erfahren wir ja tagtaeglich. Hat natuerlich auch was fuer sich, denn es beschleunigt nur den Umbruch. Habe ich jeher zumindest gehofft, dass ein gewisses Mass an unternehmerischer Intelligenz in den Verlagshaeusern besteht, so bin ich in den letzten 2 Jahren eines Besseren belehrt worden.
Wer auch nur ansatzweise das Businessmodell einer Suchmaschine kennt, in diesem Falle auch noch von einer, die dem uebermaechtigen Konkurrenten Marktanteile abringen will, haette niemals daran gezweifelt, dass der Rupi bei seinen Anbiederungen an die Bing-Macher nicht so ganz nuechtern war.
Und nu? Wer wird drueber berichten Thomas? Du und eine handvoll anderer. Wohingegen der vermeintliche Paid-Content Deal aehnliche Coverage erreichte wie die „Aachen-Ausbrecher“ Hysterie.
same ole‘
charly 3. Dezember 2009 um 13:17
Nun, Ich glaube der Herr. Murdoch weiss nicht, oder wusste nicht so richtig wovon er sprach, mittlerweile haben die ein Deal mit google erreicht, was eigentlicht, sowie der deal aussieht schade ist, mal schauen sich die Revenues in folge dessen entwickeln.
Dierk 3. Dezember 2009 um 14:10
Viel schlimmer als der Löwe Murdoch sind doch die Kaninchen Verleger und Medien-„Macher“, die darauf warten, dass jenes Alphatierchen aus Australien was erfolgreich macht. Und dann meinen, jetzt müssten sie alle auf den Zug aufspringen, der ihnen bereits vor Jahren davon gefahren ist.
Tja, Unternehmer unternehmen während Verleger verlegen. Oder so.
Michael Finkenthei 3. Dezember 2009 um 19:03
Naja, mal ehrlich – war eine andere Reaktion von µsoft zu erwarten?
Sich nur wegen eines – wenn auch satten – Schubs an Traffic, der dann hauptsächlich aus Mopsbildsuchern besteht, vom Image eines seriösen Suchmaschinenanbieters zu entfernen, käme wohl nicht mal Steve „Developers“ Balmer in den Sinn.
Der hier allgemein vorherrschenden Rezeption von Herrn Murdoch „alt, aber ojwei“ mit Ablehnung zu begegnen, fällt zunehmend schwerer.
Und immer noch kein Geschäftsmodell in Sicht… tick… tack…
Microsoft will keine Exklusivinhalte » Beyond-Print.de | All about future media 7. Dezember 2009 um 7:28
[…] sich aber in Zukunft noch anders entscheiden wird, bleibt abzuwarten. (Daniel Schürmann via www.indiskretionehrensache.de) Tags: Bing, Microsoft, Murdoch, News Corp. Sie können diesen Artikel kommentieren oder einen […]