Skip to main content

43.151. Das ist die aktuelle Zahl. Doch wenn dieser Blog-Eintrag geschrieben ist, wird sie schon gestiegen sein. Es ist die Zahl der Unterzeichner einer Petition gegen die Internet-Sperren des Familienministeriums.

Diese Zahl an sich ist nur halb bemerkenswert, ignoriert man, dass diese Petition nicht einmal drei Tage online ist. Und dass der erste Schwung natürlich schon abgeklungen ist – aber trotzdem noch im Alle-paar-Sekunden-Takt ein neuer Unterzeichner hinzukommt.

Das könnte weitreichendere Folgen haben, als nur eine Anhörung in Berlin – es könnte einiges verändern in der Wahrnehmung des Internet in Deutschland. Ich habe nicht daran geglaubt. Als ich am Montag über Twitter zum ersten Mal den Link zur Petition gegen die Internet-Sperre Ursula von der Leyens sah, war ich höchst skeptisch.

In anderen Ländern ist das Internet zum wichtigsten Organisationinstrument politisch interessierter und aktiver Menschen geworden. Aber in Deutschland? Noch immer fehlt das Beispiel, das zeigt, was hier möglich wäre. Hätte mich am Dienstag jemand tippen lassen, so wäre meine Prognose gewesen: 50.000 bis 60.000 Unterzeichner am Ende der sechswöchigen Periode, in der diese Petition online ist.

Nun aber könnte die Grenze von 50.000, die nötig ist um eine öffentliche Anhörung zu erhalten, schon heute überschritten werden.

43.251.

Wie eine Flut überschwemmte der Petitionslink am Dienstag alle Bereiche dessen, was Social Media genannt wird: Twitter, Blogs, Facebook. Doch das allein kann nicht die Masse an Unterstützern erklären. Wahrscheinlicher ist: Viele Menschen haben den Hinweis auf die Petition per E-Mail an jene weitergeleitet, die noch nicht in den Diensten aktiv sind. Ebenfalls wahrscheinlich: Es dürfte eine Diskussion eingesetzt haben, warum denn etwas gestoppt werden soll, was scheinbar Kinderpornographie bekämpft. Und so mancher dürfte zum ersten Mal erfahren haben, dass jene Sperre problemlos zu umgehen ist und nichts in diesem Kampf gegen Kinderschänder bewirkt.

Gerade diese Diskussion halte ich für wichtig. Sie könnte dazu führen, dass eine längst nötige Diskussion über das Internet geführt wird. Nicht im Bundestag, dort erwartet wohl niemand mehr medienkompetente Personen – sondern in der Gesellschaft. Es treffen jene aufeinander, die das Internet für die wichtigste Technologie der Menschheit halten und jene, die irrwitzigen Gegnern wie „Zeit“-Autorin Susanne Gaschke glauben. Der fortlaufende Erfolg der Petition könnte ein Hinweis sein, dass die Argumente von der Leyens nicht recht ziehen wollen.

Die Mechanismen der Hauptstadt kollidieren mit den Mechanismen des Web. Es fällt Volksvertretern nicht mehr so einfach, ihre Handlungen mit Behauptungen zu rechtfertigen, die eilfertig von den Medien kolportiert werden. Sicher, nicht jeder spielte da mit. Doch Hauptstadtjournalisten sind eben eine spezielle Spezies. Viele von ihnen wägen ab, wen sie angreifen und wann, welche Informanten sie unbedingt mal wieder nennen müssen und welche nicht. Nun ist das Web da und lauter Menschen, die publizieren und hinterfragen – ohne Rücksicht auf Quellen und Informanten.

Auch Bundestag.de wird konfrontiert mit dem Alltag. Eine vierstellige Zahl von Kommentaren zur Petition läuft auf, viele davon enthalten Links. Was überall im Netz das normalste der Welt ist, ist für die Betreuer der Seite ein Angstfaktor – sie untersagen der Eröffnen neuer Themen und das Setzen von Links.

Mit jedem Unterzeichner der Petition wird klarer: Das Internet ist kein Spielzeug von – wie sie in Deutschland immer noch gerne genannt werden – Freaks. Es ist eine Kulturtechnik. Eine Kulturtechnik, die Menschen verwenden, die so sind, wie Menschen eben sind: Manchmal schlau, manchmal weniger, manchmal zornig, manchmal weniger.

Vor allem aber: Sie sind durchaus politisch interessiert – nur eben nicht an den Hahnenschaukämpfen des Bundestages. Und sie mögen es überhaupt nicht, für dumm verkauft zu werden. Genau dieses Gefühl treibt derzeit aber viele um.

Der Erfolg der Petition wird Folgen haben. So manchem Politiker wird die Bedeutung des Web im deutschen Alltag klar werden. Zwar hat der Online-Wahlkampf noch nicht wahlentscheidende Wirkung – doch das Internet hat einen Wert für Menschen. Die Petition könnte dazu führen, dass endlich auch inhaltlich das Internet im Wahlkampf wichtiger wird.

Auch für Ursula von der Leyen könnte sich etwas ändern. Gestern schon analysierte das NDR-Magazin „Zapp“ die PR der Ministerin:

Der Rückschlag hat begonnen: Von der Leyen wird mächtig Druck bekommen, inner- und außerhalb der Partei. Es könnte der Anfang vom Ende ihrer Karriere sein.

Die Petition wird nicht Deutschland revolutionieren. Aber sie ist ein kleines Loch im Damm der Web-Verweigerung, ein kleiner Schritt vorwärts für Politaktivisten.

43.572. Alle fünf Sekunden einer.

Nachtrag vom 8.5.09: Um 1.16 Uhr war es soweit – die 50.000er-Marke wurde überschritten.


Kommentare


Stefan 7. Mai 2009 um 12:57

43.919

Antworten

Paul Neuhaus 7. Mai 2009 um 13:11

44043

Antworten

Der Habicht 7. Mai 2009 um 13:13

Das Internet ist meiner Ansicht nach die wichtigste neue Technologie seit dem Buchdruck. Auch in der Zeit von Telefon, Radio, Film, Fernsehen usw. war das gedruckte Wort immer der Standard, an dem sich unsere Kultur orientiert hat, was schon ein enormer Fortschritt gegenüber dem Mittelalter war, als es noch die mündliche Überlieferung war, die das Leben bestimmte, nur wenige Menschen lesen und schreiben konnten und die Reproduktion von Texten in teurer Handarbeit erfolgte.

Diejenigen, die sich mit den Medien der vordigitalen Zeit eingerichtet haben, müssen das Internet zwangsläufig als Bedrohung ansehen, und sie tun natürlich alles, damit auch die breite Öffentlichkeit mit auf diesen Zug aufspringt – es wird alles versucht (vergeblich, natürlich), um die Zahnpasta zurück in die Tube zu drücken, um das Netz kontrollierbar zu machen. Dabei besteht die Gefahr, daß diese großartige neue Technologie zerstört wird.

Wir brauchen einfach mehr Screenager in einflußreichen Positionen. Screenager, das sind Leute, deren Sozialisation im Bildschirmzeitalter stattgefunden hat, Menschen, die sich an eine Welt ohne allgegenwärtige Bildschirme gar nicht erinnern können. Die ältesten Screenager sind hierzulande gerade mal Anfang 40, und selbst bei den 30jährigen gibt es immer noch einige, die keine wirklichen Screenager sind. Allerdings sind alle, die momentan 25 oder jünger sind, ausnahmslos Screenager, und man muß schon eine Sozialisation im Zeitalten der Bildschirme erfahren haben, um wirklich zu begreifen, was hier vor sich geht.

Antworten

euphoriefetzen 7. Mai 2009 um 13:14

44055

Antworten

Der Habicht 7. Mai 2009 um 13:14

44091

Antworten

Thomas Knüwer 7. Mai 2009 um 13:28

So, genug gezählt.

Antworten

Ralf 7. Mai 2009 um 13:37

Sehr schön geschrieben, danke.

Antworten

bemme51 7. Mai 2009 um 13:55

btw. – in den nächsten Wochen kommt eine wichtige Petition online – die eine Neuausschreibung der Petitionssoftware/ -server fordert. Ich denke, mehr Beweise als die Petitionen zum Grundeinkommen/ Internetzensur brauchts eigentlich kaum noch.

Antworten

Lukas 7. Mai 2009 um 14:04

Ich kann die Euphorie, die in Deinem Eintrag hier mitschwingt, durchaus nachvollziehen, bin mir aber über die Folgen des Ganzen (wie grundsätzlich über die Zukunft von irgendwas) noch etwas unsicher. Aber ich bin gerade wieder etwas optimistischer geworden, was das angeht.

Die allermeisten Menschen dürften übrigens weder Pro noch Contra Internet sein – sie haben nur mal davon gehört oder nutzen es als Werkzeug. Gerade auf diese Menschen sollte man zugehen (Tipp: in vielen Fällen dürften sie bei einem Treffen im Familien- oder Freundeskreis in größerer Stückzahl am Tisch sitzen) und ohne verstörenden missionarischen Eifer über das (erweiterte) Internet aufklären – mit all seinen Vor- und Nachteilen, Chancen und Gefahren. Und ihnen sagen: Guck mal hier, tut gar nicht weh, vielleicht gefällt\’s Dir ja.

Antworten

Daniel Große 7. Mai 2009 um 14:09

Sehr richtig und wunderschön zusammengefasst. Ich glaube aber immernoch, dass auch nach Erreichen der 50.000 noch immer zu wenige Menschen wissen, was hier gerade vor sich geht – und warum 50.000 Menschen offenbar gegen die Verfolgung von Kinderpornographie sind (was sie natürlich nicht sind). Es wird also auch nach den 50.000 noch jede Menge Aufklärungsarbeit nötig sein. Das geht schon mit den eigenen Eltern los. Jeder möge mal kurz überlegen, wie er das seinen Eltern erklären würde. Dass es nötig ist, steht außer Frage.

Und auf die Wahlergebnisse darf man ob solchen Populismus, wie sie unsere Internet-Ausdrucker, pardon, Regierungsmitglieder hier an den Tag legen, gespannt sein.

Antworten

Irene G. 7. Mai 2009 um 14:34

Mir ist das zuviel Pathos um diese Petition.

Erst vor wenigen Monaten gab es eine Petition mit über 50.000 Unterstützern, nämlich die zum bedingungslosen Grundeinkommen (und dessen ausschließlicher Finanzierung durch eine hohe Mehrwertsteuer). Auch damals haben viele Menschen erstmals erfahren, dass es die Idee eines Grundeinkommens überhaupt gibt, z.B. in Talkshows. Teilziel erreicht.

Besonders fundiert war die öffentliche Diskussion allerdings nicht, kaum jemand hat gefragt, ob es klug ist, dass sich Tausende von Hartz-IV-Empfängern gegen eine Erbschaftssteuer und die Besteuerung von Börsengewinnen, Mieteinkommen etc. aussprechen. Was daran liegen könnte, dass Grundeinkommens-Anhänger sie sowas Ähnliches wie eine messianische Bewegung sind. Es geht drum, eine vage Idee und vor allem das Feeling drumherum zu teilen.

Internet-Bürgerrechtler sind teils ähnlich oberflächlich, wenn z.B. der AK Vorratsdatenspeicherung auf seiner Website ernsthaft behauptet, Gewalt sei in unserer Gesellschaft kein ernstes Problem. Wenn man diese arg schlichte Argumentation kritisiert und hinterfragt, wird einem vom AK tatsächlich vorgeworfen, man würde Schäuble nutzen. Populismus wird mit Kontra-Populismus gekontert. Man klopft einander dafür auf die Schulter, auf der richtigen Seite zu stehen, das scheint zumindest den Freaks zu reichen.

Aber wer weiß, vielleicht fällt ja die Diskussion um die Internet-Sperren zur Abwechslung ein wenig intelligenter aus…

Antworten

mika 7. Mai 2009 um 14:34

\“Wahrscheinlicher ist: Viele Menschen haben den Hinweis auf die Petition per E-Mail an jene weitergeleitet, die noch nicht in den Diensten aktiv sind.\“

ich denke eher, dass jetzt menschen aktiv werden, die normalerweise nicht überall mitspielen, d.h. kein Blog, kein Twitter, kein Facebook (ja, gibt es).
Aber die sehr wohl eine meinung haben und diese, wenn es wichtig ist, auch zum ausdruck bringen.

Antworten

Hans B. 7. Mai 2009 um 14:35

Vielleicht sollten in der Zukunft ähnliche Aktionen gestartet werden, allerdings zu anderen Zielgruppen, z.B. zu den Printmedien.

Mit welcher Ignoranz die Printmedien dieses \“Ereignis\“ ignorieren, ist schier unglaublich.
Die Sueddeutsche versteckt dieses Thema in ihrer Online-Ausgage unter jetzt.de
die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtet erst gar nicht, auch nicht in ihrer Online-Ausgabe.
Oder hab ich\’s überlesen?

Antworten

Irene G. 7. Mai 2009 um 14:37

Ich meinte: Auf Populismus (der Politiker) wird mit Kontra-Populismus reagiert.

Antworten

derAlekx 7. Mai 2009 um 15:02

Toll geschrieben! Dramaturgisch super aufgezogen (die Zahlen!) und wunderbar zwischen politischem Standpunkt und Meta-Anlyse wechselnd. So macht ein Diskursbeitrag Spaß – egal in welche Richtung er ausschlägt. Chapeau!

Antworten

drikkes 7. Mai 2009 um 15:11

Meine \“Offline-Freunde\“ finden mich durch diese Diskussion ein klein bißchen weniger spinnert. Und die Petition unterzeichnet haben die meisten auch.
Schon seltsam, daß einerseits das Totschlagthema Kinderpornographie als Türöffner für Netzsperren herhalten soll und auf der anderen Seite gerade das Thema Zensur reflexartig auch in nicht so netzaffinen linken Kreisen den Widerstand provoziert – und damit das Verständnis für \“Nerds\“ gesellschaftlich etwas größer wird.

Antworten

X 7. Mai 2009 um 15:18

Damit keiner mehr von Hand zählen muss, gibt es hier den Twitter-Feed: http://twitter.com/Mitzeichner
(Interessant auch die Angabe der Unterzeichner pro Minute)

Antworten

funkroboter 7. Mai 2009 um 17:05

Sehr schöner Artikel! Dabei eine Kritik (a), eine Zustimmung (b).

(a) \“Nicht im Bundestag, dort erwartet wohl niemand mehr medienkompetente Personen …\“

Ich glaube immer noch daran, dass sich Politiker medienpolitisch weiter entwickeln. Wenn ich das nicht mehr täte, wäre ich politikverdrossen. Und das will ich nicht …

(b) \“Die Petition wird nicht Deutschland revolutionieren. Aber sie ist ein kleines Loch im Damm der Web-Verweigerung, ein kleiner Schritt vorwärts für Politaktivisten.\“

Das sehe ich ganz genau so. Man sollte sich nicht zu viel erwarten. Aber dennoch geht es (endlich) in die richtige Richtung!

Antworten

bicyclist 7. Mai 2009 um 19:28

Respekt für diese sehr gute und interessante Analyse. Endlich wird erkannt, dass das Netz längst im Alltag angekommen ist. Ich vermute eher, dass den Politikern das Netz vor allem deshalb ein Dorn im Auge ist, weil sich dort jenseits ihrer Kontrolle Bürger objektiver informieren können und sich direkt politisch engagieren. Die Petition ist das jüngste und beeindruckenste Beispiel, aber sicher nicht das letzte. Und damit haben sich endlich auch die Netzwerke wie Facebook und Twitter als Kommunikationskanal zwar auch für Belangloses aber eben auch für relevante Themen dargestellt. wie halt im wirklichen Leben auch, wo wir neben Klatschpresse eben auch hochwertige Publikationen finden.

Übrigens: 47406

Antworten

julia seeliger 7. Mai 2009 um 19:56

Irene – Zustimmung.

Aber anders als beim BGE hoffe ich hier, dass die Petition was bewegt. Zur Debatte motiviert.

Ich würde sie aber auch nicht so abfeiern. BGE ist da n gutes Beispiel – wer redet da aktuell noch drüber – wenige. Alles schnell wieder abgeflaut. Und das trotz steigender Arbeitslosenzahlen.

Vielleicht kann man aus der BGE Petition lernen und die – zugegebenermaßen eher oberflächliche – #zensursula Petition intelligenter nutzen ? Wer überlegt sich mal ne Taktik ?

😉

Antworten

Patrick 7. Mai 2009 um 20:16

Ich glaube, wir überschätzen die Wirkung dieser Petition.
Aus politischer Sicht ist das ein Promilleanteil der Bevölkerung (auch noch diese Internetleute!), der GEGEN Kinderpornobekämpfung ist.
Und Bosbach wie von der Leyen haben ja schon deutlich gemacht, in welcher \“Ecke\“ sie diese Kritiker vermuten.

Antworten

Uncopy 7. Mai 2009 um 23:25

@Patrick Witzbild! hast du die Petition denn gelesen? Text und Begründung? Oder wolltest du was anderes sagen als du geschrieben hast?

Antworten

Tom 7. Mai 2009 um 23:53

@Patrick
Du hast es scheinbar immer noch nicht verstanden worum es hier geht. Kinderschändung ist grausam. Aber einfach ausblenden ist nicht die Lösung. Das Übel muss an der Wurzel gepackt werden. Und das ist eigentlich kein Problem. Ein großteil der besagten Server, wo Kinderpornos drauf enthalten sind, stehen bewiesenermaßen in den USA, Niederlanden, Deutschland und noch ein paar andere. Und wie einfach es ist sie abschalten zu lassen, hat Childcare gezeigt. Aber von solchen Möglichkeiten haben unsere Internetausdrucker noch nicht gehört.
Außerdem, entgegen den Versprechungen den Providern gegenüberm sollen auch Verbindungsdaten gespeichert werden und dem BKA übermittelt werden. Womit die einen Anfangsverdacht hätten und anfangen dürfen zu ermitteln. Stell Dir mal vor, Du klickst angeblich auf einen Link.. Na?

Oder anders… Damit auch Du es verstehst.

Stell Dir vor Du läufst durch die Stadt, und siehst auf einmal ein Schaufenster in dem ein/e jugendliche/r (16-17 Jahre) nackt posiert. Wenn jetzt dein Personalausweis auch noch einen RFID hat (wird bestimmt auch mal kommen) biste gearscht.

Denk mal drüber nach.. Oder schalte mal DSDS aus und schau ein bischen Nachrichten.

Antworten

markus 8. Mai 2009 um 1:15

1.16h: 50000.

Antworten

Toljok 8. Mai 2009 um 1:42

@uncopy @tom

hä, patrik schreibt doch, aus sicht von bosbach und von der leyen, nicht aus seiner sicht. \“internetleute\“ würden eh nicht cdu wählen, also wenn jetzt seniorengruppen protestieren würden, aber so…

also nochmal genau drüber nachdenken wies gemeint sein könnte 😉

\“Aus politischer Sicht ist das ein Promilleanteil der Bevölkerung (auch noch diese Internetleute!)\“

Antworten

David Decker 8. Mai 2009 um 2:47

Internetleute wählen durchaus CDU – ich zum Beispiel und einige andere, die ich kenne.

Ich bin außerdem ebenso gegen diese Sperren, habe die Petition unterzeichent, innerhalb der Union dafür geworben und auch meinen CDU-MdBs dies mitgeteilt bzw. sie zum erneuten Handeln aufgefordert. – Pauschalurteile helfen nicht weiter.

Auf dem PolitCamp09 in Berlin waren sich auch die Unions-Teilnehmer, auch die Unions-Podium-Vertreter einig, dass das Thema nochmals auf den Tisch muss. Wasserhövel von der SPD sieht das genauso. Daher habe ich zusammen mit dieser Petition durchaus Hoffnung.

Antworten

Patrick 8. Mai 2009 um 8:51

Danke Toljok.
Selbstverständlich ist der Gesetzesentwurf ebenso wie die \“freiwillige\“ Vereinbarung mit den Providern sachlich und verfassungsrechtlich höchst fragwürdig.
\“Kinderpornobekämpfung\“ ist den Bürgern aber so viel leichter zu vermitteln, dass man sie mit \“DNS\“, \“Proxy\“ oder gar \“Zensursula\“ usw. kaum erreicht.
Selbst offensichtliche Kollateralschäden nehmen viele doch gerne in Kauf, wenn es einer \“guten Sache\“ dienen soll.
Deshalb glaube ich nicht an eine Mehrheit gegen dieses Gesetz. Es ist aber durchaus möglich, dass sich die Verantwortlich noch vor der einen oder anderen Fernsehkamera zu dem Thema blamieren werden. Es ist auch möglich, dass durch Bewegungen wie diese tatsächlich die E-Democracy gestärkt wird.
Angesichts dessen, dass der Eckwähler heute bereits knapp 50 ist (Tendenz steigend), fürchte ich aber, dass dies die politischen Instrumente und Mechanismen nicht grundsätzlich nachhaltig verändern wird

Antworten

Rechtsanwalt Axel Pabst 8. Mai 2009 um 9:25

Ich finde es wichtig, dass es diese Petition gibt. Die lawinenartige Verbreitung über social media macht Hoffnung auf eine neue Form der politischen Diskussion.

Antworten

Alex Frankenberger 8. Mai 2009 um 9:42

@David Decker

Wenn schon jemand aus dem inneren Kreis da ist, gleich mal die Frage:

Warum werden von Frau vdL alle Argumente, die diese Sperre betreffen, geflissentlich ignoriert, obwohl viele dieser Argumente sehr diskussionswürdig wären? Warum muss sie mit gerunzelter Stirn und erhobenem Tu-Finger im Fernsehen posieren wie ein aufgeplusterter Pfau und immer wieder die gleiche Meschpoke aus Populismus und Selbstinszenierung von sich geben? Wie steht der Rest der CDU dazu?

Alex Frankenberger

Antworten

cmi 8. Mai 2009 um 9:51

\“Vor allem aber: Sie sind durchaus politisch interessiert – nur eben nicht an den Hahnenschaukämpfen des Bundestages. Und sie mögen es überhaupt nicht, für dumm verkauft zu werden. Genau dieses Gefühl treibt derzeit aber viele um.

Der Erfolg der Petition wird Folgen haben. So manchem Politiker wird die Bedeutung des Web im deutschen Alltag klar werden. Zwar hat der Online-Wahlkampf noch nicht wahlentscheidende Wirkung – doch das Internet hat einen Wert für Menschen. Die Petition könnte dazu führen, dass endlich auch inhaltlich das Internet im Wahlkampf wichtiger wird.\“

genau das trifft es. dieser coup von von der leyen hat mich endgültig davon überzeugt, dass die volksparteien für mich unwählbar geworden sind. natürlich werde ich weiterhin wählen, aber lieber eine partei die in einer engen sparte meine meinung widerspiegelt und kompetent vertritt.

mag sein, das es eine \“verschenkte\“ stimme ist (

Antworten

cmi 8. Mai 2009 um 9:52

das kommentarsystem maskiert html-zeichen nicht.. also noch einmal:

mag sein, das es eine \“verschenkte\“ stimme ist (unter 5%), aber wenigstens habe ich nicht mehr 4 jahre lang bauchschmerzen.

Antworten

Sascha Stoltenow 8. Mai 2009 um 10:33

Das ist im besten und schlechtesten Sinne digitales Flash-Mobbing. Aus der Empörungswelle digitaler Aktivisten gegen eine schwache Argumentation einer Ministerin einen Diskurswechsel abzuleiten ist bestenfalls naiv. Ich warte immer noch gespannt auf die Vorschläge der technisch kompetenten Personen, wie sie die Strafverfolgungsbehörden bei Eindämmung und Verfolgung von Produzenten, Anbietern und Konsumenten kinderpornographischer Inhalte unterstützen wollen. So albern das Stop-Schild ist, so technisch unzureichend es ist: zumindest das Thema ist auf der Agenda. Wie lässt sich nun das Problem bekämpfen?

Antworten

David Decker 8. Mai 2009 um 10:43

@Alex Frankenberger
Man sollte festhalten, dass in der Union nicht alle den Kurs von vdL gutheißen.

In dieser Sache halte die Vorschläge von vdL und ihrem Ministerium nicht geeignet. Viele an der Basis in der Union, die sich mit dem Netz auskennen bzw. täglich damit arbeiten, sehen das genauso.

Das Problem bei diesem Thema scheint mir die Kommunikation & Information zu sein, insbesondere auch an die Bundestagsfraktionen der Parteien.

Ich hoffe auf einen 2. Anlauf und insbesondere auf eine erneute Anhörung im Bundestag.

Antworten

wochenendheld 8. Mai 2009 um 13:33

Ich bin skeptisch, ob auf diese Art überhaupt 50k erreicht werden können, immerhin wurde meine am Dienstag beantragte Freischaltung (Vorraussetzung fürs Mitzeichnen der Petition) immer noch nicht vorgenommen… gehen meine Daten denn erstmal zur Verifizierung an Herrn Ziercke??

Antworten

Thomas Knüwer 8. Mai 2009 um 13:35

@Wochenendheld: Die 50.000 wurden heute Nacht überschritten. Die Freischaltung war bei mir problemlos – ist die Bestätigungsmail vielleicht in Ihrem Spam-Filter gelandet?

Antworten

joe 8. Mai 2009 um 14:09

Herr Knüwer, Ihre Anmerkung im Zapp-Beitrag zu von der Leyens Gaga-Idee mit den Kinderspitzeln war ja mal sowas von auf den Punkt gebracht und hat mir ausnehmend gut gefallen. Ich nehme an, die Gaga-Skala ist in diesem Zusammenhang nach oben hin offen. Leyenhafter geht\’s immer.

Antworten

Telefonbastler 8. Mai 2009 um 14:16

@Sascha Stoltenow

Punkt 1: Sie kommen hier mit der klassischen Rhetorik, dass nur konstruktive Vorschläge gute Vorschläge sind. Jedoch, man muss kein Sternekoch sein, um zu erkennen wann das Essen angebrannt ist, und Zensursula kocht hier mit dem Flammenwerfer. Eine Dummheit, korrekter, einen schweren Angriff auf unsere Demokratie, zu verhindern (oder es wenigstens zu versuchen) ist ein Wert an sich, auch ohne \“konstruktive\“ Alternative. Halt, dass stimmt nicht, eine konstruktive Alternative zu einer Dummheit gibt es: Das Unterlassen der Dummheit.

Punkt 2: Mit \“Produzenten, Anbietern und Konsumenten\“ werfen Sie drei Problemfelder in einen Topf. So hält es auch die Zensursula. Der Missbrauch findet am Anfang beim Produzenten statt. Statt Mittel und Wege zu suchen dort verschärft anzugreifen, dort, wo man direkt zum Wohl der Betroffenen etwas verändern könnte, wird eine Hebelwirkung postuliert man am Ende in den Sumpf watet. Für die Wirksamkeit dieses Vorgehens gibt es keinen Beweis. Am Ende des Sumpfes ist es nämlich schon zu spät.

Das geplante Mittel ist zwar untauglich das vorgeschobene Problem zu lösen, aber ist ein ungeheures, von anonymen Zensoren betriebenes, demokratisch nicht kontrolliertes, den internen Dynamiken und Spielchen in einer Behörde ausgeliefertes Machtmittel in der Hand des BKA. Das Mittel weckt schon heute weitere Begehrlichkeiten und offizieller Missbrauch (durch weitere Zensurgesetze) oder inoffizieller Missbrauch (niemand kontrolliert das BKA) ist praktisch unvermeidlich.

Um es deutlich zu sagen, der Filter ist so rattenscharf, dass schon heute von Links bis Rechts Undemokraten sabbernd Schlange stehen.

Antworten

Sascha Stoltenow 8. Mai 2009 um 14:35

Mag sein, dass die Rhetorik klassisch ist. Allerdings fehlt mir jeglicher Vorschlag dazu, wie dem Problem zu begegnen ist. Davon, dass ein direkter Angriff auf die Demokratie vorliegt, konnten mich die bisherigen Beiträge nicht überzeugen.

Die Produzenten, Anbieter und Konsumenten werfe ich nicht in einen Topf, sondern nenne sie in einem Satz. Strafverfolgung und Prävention müssen selbstverständlich differenziert erfolgen.

Und das laute Geschrei wegen angeblicher Zensur durch einen allmächtigen Staatsapparat nenne ich lächerlich. Selbst wenn es technisch möglich ist (was es ist), weiß ich aus eigener Erfahrung um die intellektuelle Beschränktheit und organisatorische Unfähigkeit dieser Institutionen. Ich habe keine Angst. Auch, weil ich angesichts der bisherigen Entwicklung der Welt eher einen Wandel zum Besseren erkenne und mir nicht klar ist, wie wer auch immer in der Lage sein sollte, die bisher erreichte Freiheit zurückzudrehen. Mir jedenfalls erscheinen die politischen Initiativen ebenso dümmlich wie das aufgeregte Gegacker der Kritiker.

Antworten

jupp 8. Mai 2009 um 23:11

Herr Stoltenow,
die bisherige Entwicklung der Welt\“ zum besseren (woraus schließen Sie übrigens dass dem so ist? Ein Sudanese wird Ihnen da was anderes erzählen) ist nunmal leider kein Selbstläufer. Sie will erarbeitet sein, Tag für Tag. Sich darauf zu verlassen, dass dieser \“Wandel zum Besseren\“ sich schon von allein fortsetzt, ganz bestimmt, weil \“diese Organisationen\“ ja intellektuell beschränkt und organisatorisch unfähig sind, scheint mir da, mit Verlaub, reichlich naiv.

Von \“Zensur durch einen *allmächtigen* Staatsapparat\“ war übrigens nie die Rede, bloß von \“Zensur\“. Und das ist ja eigentlich auch schon Grund genug.

Antworten

jcom 9. Mai 2009 um 3:13

Vielen Dank für diesen Artikel. Besonders gut finde ich das auch die Zustände im Forum des Bundestags aufgezeigt werden. In der Berliner Morgenpost (http://www.morgenpost.de/berlin/article1088317/Petition_gegen_Internet_Sperren_erreicht_erstes_Ziel.html) wird von den Überstunden der Moderatoren berichtet. Hier kann man jedoch einmal sehen das die Demokratie nicht schläft. Sobald die Moderatoren Feierabend haben zeigt sich ein reges Treiben. Meines Erachtens haben die Moderatoren schlicht nicht mit einer so regen Diskussion gerechnet und fühlen sich wohl nicht ganz Herr der Lage (was angesichts des doch recht ruhigen Forums nicht negativ ausgelegt werden soll).
Allerdings müsste der Bundestag wohl eher auf ehrenamtliche Moderatoren zurückgreifen wenn man sich die nächtliche Aktivität der Internetgemeinde so ansieht. Im Chatraum z.b. gibt es rund um die Uhr Diskussionen (zugegebenermassen nicht immer zum Thema, aber dennoch hauptsächlich), die Moderatoren mussten seit Bestehen des Chats nicht einmal eingreifen. In dem Sinne hoffe ich darauf das die Petition und ihr Anliegen weiterverbreitet wird und hoffentlich auch mehr von den traditionellen Medien aufgegriffen und weng vom Nerd-image kommt.

Antworten

Sascha Stoltenow 9. Mai 2009 um 21:14

Nun, Jupp, wer auch immer \“ein Sudanese\“ sein soll, so gibt es sicher viele Menschen auf der Welt, die in Umständen leben, die so beschwerlich sind, wie sie schon vor hunderten von Jahren waren. Unter den Bedingungen der freiheitlichen Demokratie haben sich die Bedingungen für die Menschen aber sehr wohl verbessert, was u.a. daran deutlich wird, dass wir so wie nun darüber diskutieren können – und auch über den Sudan (im Gegensatz zu vielen Menschen dort).

Antworten

jo 9. Mai 2009 um 23:10

@Sascha Stoltenow: \“Ich warte immer noch gespannt auf die Vorschläge der technisch kompetenten Personen\“

Warum warten Sie? Warum nehmen Sie sie nicht einfach zur Kenntnis?

Fakt ist: Das Sperren namentlich bekannter (d.h. dauerhaft unter der gleichen IP oder mit dem gleichen DNS-Eintrag betriebener) Webserver auf DNS-Ebene hilft nicht gegen die Verbreitung von Kinderpornographie (Und noch weniger gegen real existierenden Kindesmissbrauch).

Diese Server, die, wie Analysen bekannt gewordener Sperrlisten aus anderen Ländern zeigen, zum Großteil in westlichen Industrieländern stehen, kann man mit vergleichsweise geringem Aufwand auch direkt abklemmen lassen (Leider hilft aber auch das nicht oder nur bedingt).

Der zur Begründung der Maßnahme angeführte Massenmarkt im öffentlichen Web existiert auch nicht. Das ist übrigens keine spinnerte Aussage irgendwelche \“Netzaktivisten\“, sondern die Position des in dieser Hinsicht recht aktiven LKA München.

Was hilft:
– Internationale Zusammenarbeit
– Zahlungsströme verfolgen
– Opfer identifizieren
– Beschwerdehotlines
– Aufklärung

Würden die vier Beamte, die das BKA derzeit für die Betreuung der Sperren einplant, zum Beispiel an einer Datenbank zur Opfer-Identifizierung arbeiten,
in die dann auch Erkenntnisse aus anderen Ländern einfließen, könnte tatsächlich etwas erreicht werden.

Antworten

Alex Frankenberger 11. Mai 2009 um 17:10

@David Decker:

\“Man sollte festhalten, dass in der Union nicht alle den Kurs von vdL gutheißen.\“
Leider ist Ihre Aussage (die ich übrigens sehr begrüße) in den Medien nicht präsent. Natürlich ist Wahlkampf – und Streit und Uneinigkeit ist da sicher nicht gefragt.

\“Viele an der Basis in der Union, die sich mit dem Netz auskennen bzw. täglich damit arbeiten, sehen das genauso.\“
Dann sind also auch ein paar CDU-Mitglieder potentielle Kinderschänder (zumindest lt. Aussage von Frau vdL). Bei manchen Politikern an der vordersten Front (vdL, Schäuble, zu Guttenberg, Wiefelspütz) sind zu diesem Thema ja schon die übelsten Aussagen getätigt worden.

\“Das Problem bei diesem Thema scheint mir die Kommunikation & Information zu sein, insbesondere auch an die Bundestagsfraktionen der Parteien.\“
Mir scheint das Problem eher die Beratungsresistenz, die Borniertheit und die \“Ich weiß es besser\“-Mentalität einiger Volksangestellter zu sein. Wer die mittlerweile mehr als 70.000 Zeichner der Rekord-Petition gegen diesen Gesetzesentwurf als \“unzivilisiert\“ bezeichnet (vdL), verliert jede Reputation. Da ich davon ausgehe, dass in der Politik Leute mit Verstand und Bildung unterwegs sind, ist diese Weigerung zur Diskussion und sind diese verbalen Entgleisungen keinesfalls \“zufällig\“ oder \“aus Versehen\“ passiert. Die Damen und Herren meinen das auch ganz genau so. Und da bleibt mir einfach die Spucke weg.

Ich danke Ihnen für Ihr Statement, Herr Becker. Es weckt zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass noch nicht alles verloren ist.

AF

Antworten

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*