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Eigentlich, könnte man denken, haben es Berufskommunikatoren langsam oft genug gelesen. Jedes Branchenblatt, jeder Newsletter, jede Tageszeitung: Sie alle haben darüber geschrieben, wie sehr Weblogs ein Problem für die Unternehmenskommunikation werden können. Beim Computerriesen Dell aber bevorzugt man anscheinend andere Lektüren.

Gerade erst zwei Tage ist es her, da schrieb der amerikanische Weblog-Autor Jeff Jarvis einen geharnischten Beschwerdebrief an Dell-Gründer Michael Dell. In aller Ausführlichkeit – man verzeihe mir das Wort – kotzte er sich über die Probleme aus, die er mit seinen Dell-Geräten hatte und dass er nun Apple bevorzuge.

Auszüge:

"The bottom line is that a low-price coupon may have gotten me to buy a Dell, but your product was a lemon and your customer service was appalling."

"One of your executives said you have a look-don?t-touch policy regarding blogs. How insulting that is: You ignore your consumers? You act as if we?re not here? How would you like it if you gave someone thousands of dollars and they ignored you?"

"I have one Dell left in the house, my son?s. And just last night, he said he had to buy a fan to put under his machine to suck the heat out so the graphics card won?t overheat and slow down every time he plays a game. He looked online and found that people have complained to Dell? but no one would listen. Do you hear us now?"

Wie gesagt: Zwei Tage ist das her. In 48 Stunden aber kann viel passieren. Und schon schreibt "Online Media Daily" vom "viralen Alptraum" für Dell, Jarvis zähle schon zu normalen Zeiten 5.000 Besucher, dutzende Blogs hätten die Geschichte aufgegriffen, derzeit sei es der drittmeist verlinkte Artikel, werf die Weblog-Suchmaschine Blogpulse aus.

Das alles ist schlimm genug für Dell. Kann aber mal passieren. Der desaströseste Satz aber kommt zum Schluss des "Online Media"-Artikels:

"Dell did not return phone calls for this article."

 Wieder einer, der es nicht begriffen hat – obwohl sein Geschäftsmodell ohne das Internet überhaupt nicht existieren würde.


Kommentare


Erwin 19. August 2005 um 17:10

Oh, die haben das durchaus verstanden. Es ist nur so, daß der informierte Verbraucher nicht die Zielgruppe ist. Um Nichtzielgruppen kümmert man sich nicht.

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marcc 20. August 2005 um 17:17

Das muss ich mir merken: „Der informierte Verbraucher ist nicht die Zielgruppe.“

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Simon 21. August 2005 um 2:49

Ja, es ist und bleibt so:
Der informierte Verbraucher braucht einen informierten Verkäufer. Wobei, die anderen brauchen’s eigentlich auch, sie wissen’s bloß nicht, oder erst nach solchen Geschichten. Die Auswirkungen der Blog-Szene auf die Menge der uninformierten Verbraucher dürfte ziemlich gering sein, die potentielle Kundschaft der Zocker-PCs könnte allerdings schon woanders hinwandern.

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Finanso.de 23. August 2005 um 19:07

Die Firmenpolitik von Dell, nicht auf öffentliche Diskussionen – vor allem auch in Blogs – zu reagieren, hat sich nach dem jüngsten Aufregungen um Dell wohl doch geändert.

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