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Es ist ein schwerer Schlag für die PR-Lust deutscher Datenschützer wie den schleswig-holsteinischen Thilo Weichert. Und es ist auch ein Hieb gegen Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner. Denn beide verlieren einen Lieblingsfeind, ein Unternehmen, mit dem sich so schön Schlagzeilen produzieren ließ: Facebook.

Heute Nachmittag präsentierten die irischen Datenschützer das Ergebnis ihrer monatelangen Untersuchung. Der junge Österreicher Max Schrems hatte dies mit seinen Beschwerden angestoßen. Der Bericht räumt sogar mit einigen Vorurteilen auf, die auch in deutschen Konzernen von IT und Rechtsabteilung erhoben werden. Zum Beispiel:

  • „We are satisfied that no use is made of data collected via the loading of Facebook social plug-ins on websites for profiling purposes of either users or non-users.“ In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass Facebook Daten, die über die Plug-Ins gesammelt werden nur für eine sehr kurze Zeit gespeichert und nur für sehr begrenzte Zwecke genutzt werden.
  • „We verified that it was not possible for an application to access personal data over and above that to which an individual gives their consent or enabled by the relevant settings.“
  • „We have confirmed that the function used to delete the user’s facial profile is invoked when the user disables ,tag suggestions‘.“
  • „We believe that current arrangements adequately mitigate the risk of large-scale harvesting of Facebook user data via ,screen scraping‘ while allowing the service to be effectively provided to legitimate users.“
  • „We are satisfied that, aside from storage of synchronised data for its users, FB-I makes no additional use of telephone numbers or other contact details uploaded as part of the synchronisation feature unless the user chooses to supply email adresses for friend finder purposes.“

Fazit: „The company’s formal response to our recommendations… demonstrates the constructive approach adopted by the company.“

Den gesamten Bericht gibt es hier zum Download. 

Nun sehen wir was passiert, wenn Datenschützer mit einem Unternehmen zusammen arbeiten, statt es wütend zu attackieren: Facebook hat kooperiert, streicht sogar die umstrittene Gesichtserkennung – und erhält ein Fleißkärtchen. Und das nicht von der Behörde eines fragwürdigen Emerging-Markets-Landes – sondern von einem EU-Mitglied.


Kommentare


Ole 21. September 2012 um 18:17

Na denn, wenn facebook nun als Handzahm tituliert wird, kann ich mich ja endlich anmelden…
Ob ich das nun ironisch, zynisch oder sonst wie meine, weiß ich allerdings noch nicht.

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Daniel 21. September 2012 um 20:33

Hach. Die lieben Jungs da bei Facebook: Und die bösen Datenschützer.

Ich frage mich grade, warum FB die Gesichtserkennung nur in der EU stoppt und nicht weltweit, wenn man denn scheinbar zu der Erkenntnis gekommen ist, dass das dann scheinbar doch keine gute Idee war…

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Manne 22. September 2012 um 9:04

Facebook weiß schon, warum es Sitz in Irland hat. Dort geben sich Datenschützer mit recht wenig zufrieden.

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Thomas Knüwer 23. September 2012 um 7:09

Der Grund für die Ansiedlung in Irland dürfte die Steuerpolitik und Subventionen gewesen sein. Damit lockt Irland schon seit der New Economy IT-Unternehmen an. Das kann man schlecht finden, oder nicht. Tatsächlich macht Deutschland bei anderen Branchen dies genauso.

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Richard Gutjahr 22. September 2012 um 12:12

Mein lieber Thomas, ich liebe Dein Blog, Deinen Sachverstand und vor allem Deinen Witz. Dieser Blogpost hinterlässt bei mir ein Fragezeichen. Wenn FB ausgerechnet nach Irland geht, um dort keine Steuern zahlen zu müssen, die für FB zuständige Datenschutzkommission – und zwar zuständig für die gesamte EU – in einem Supermarkt (!) untergebracht ist (-> http://gutjahr.biz/2012/07/facebook-eu-datenschutz/ ) und in seinem 22köpfigen Team keinen einzigen Juristen beschäftigt, ist das für Dich vorbildlich?

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Thomas Knüwer 23. September 2012 um 7:08

Richard, ich war noch nie in Irland (Asche über mein Haupt), weshalb ich den irischen Büromarkt nicht kenne. Ich weiß aber, das ordentlich beleumundete Institutionen und Organisationen in England und Schottland ihre Sitz in Büro haben, bei denen wir verwöhnten Deutschen schreiend weglaufend würden. Möglicherweise liegt dies daran, dass Immobilienfonds es hier in Deutschland leichter haben (reine Spekulation). Insofern erlaube ich mir da kein Urteil.

Was die Kompetenz betrifft: Ich kenne niemand aus dieser Kommission persönlich. Fakt aber ist, dass sie von einem Land, das nicht durch krumme Touren auffällig geworden ist, mit Aufgaben betraut wurden. Entstanden ist ein ausführlicher und (Nebenschauplatz) verständlicher Bericht (woran sich deutsche Behörden mal ein Beispiel nehmen könnten). Ich kann nicht sagen, ob das „vorbildlich“ ist. Mit Deinen Aussagen degradierst Du die Kommission zu den Vasallen (vermutlich) des Wirtschaftsministers oder einer Ansiedlungsbehörde, die unbedingt die Facebook-Arbeitsplätze am Standort erhalten will (oder warum sollten die so lax arbeiten? Schließlich könnten Sie mit einem Kontra gegenüber Facebook die eigene Reputation in den Himmel schießen).

Ich sehe hier erstmal den Bericht einer Institution, die bisher nicht durch dumme Falschaussagen auffällig geworden ist. Und das unterscheidet sie grundlegend von ihren deutschen Gegenstücken. Gern weise ich da auf den NRW-Datenschützer hin, der keinerlei Erfahrung mit dem Thema hatte, nach dem Regierungswechsel gen SPD aber mit einem Posten versorgt werden musste.

Für mich gilt: Wir haben hier ein Gutachten einer offiziellen Behörde eines anerkannten Staates.

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facebook_joachim.jahn.7 24. September 2012 um 13:35

Lieber Herr Knüwer,
Sie haben zutiefst recht.
Vielen Dank für den Beitrag!

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Facebook vielleicht gar nicht böse? « stohl.de 24. September 2012 um 14:16

[…] vielleicht gar nicht böse? Es ist ein schwerer Schlag für die PR-Lust deutscher Datenschützer: Irische Datenschützer loben Facebook. Ja das ist jetzt blöd gelaufen. Aber wie bei Apple oder Google ist das für den Deutschen kein […]

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