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Gern wird in Deutschland darüber geklagt, dass in den USA ein viel stärkeres Gefühl für bürgerliche Verantwortung unter Teilen der Schicht existiert, die gemeinhin als „gesellschaftliche Elite“ gilt. Also jene, die in einem erheblich überdurchschnittlichen Maß Einfluss und liquide Mittel besitzen. Diese Frage bewegt auch mich gelegentlich. Denn warum gibt es in Deutschland nicht ein Mitglied jener Kaste, das seine überschüssigen Mittel in eine journalistische Stiftung steckt? Auch solche Institute gibt es in den USA. Dietmar Hopp war für mich immer so ein Kandidat. Einer, der sein Geld als Mit-Gründer von SAP gemacht hat. Und der mit seiner Stiftung gemeinnützige Projekte jedweder Couleur fördert.

Tja, nur müsste sich solch ein Stifter vielleicht auch gefallen lassen, dass die Ergebnisse jener Recherchen ihm nicht gefallen. Und nun seit diesem Bundesliga-Wochenende wissen wir: Wer Dietmar Hopp nicht gefällt, bekommt dessen ganze rasende Wut zu spüren.

Was an diesem Samstag beim Spiel der von Hopp in die Bundesliga gekauften TSG Hoffenheim und Borussia Dortmund passiert ist ein Skandel gehobenen Ausmaßes. Erinnern wir uns: BVB-Fans hatten Hopp einst beleidigt – unter der Gürtellinie. Gut, das ist unschön und nicht zu entschuldigen – aber so ist Fußball halt. Und das in jeder Schichte: Auf der Vip-Tribüne fallen auch oft genug Äußerungen, die jene Vips in anderem Umfeld niemals tätigen würden.

In Hoffenheim wurden nun analog zum Pawlowschen Hund die Dortmunder Fans mit einem lauten Pfeifen überzogen, stimmten sie Anti-Hopp-Gesänge an. Das klang dann so:

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Dies ist nicht nur absolut unsportlich, sondern auch körperverletzend. Und was sagt Herr Hopp laut Der Westen? „Wer mich 90 Minuten lang permanent beleidigt, sollte nicht so empfindlich reagieren“ Unfassbar. Angeblich wollen die Hoffenheimer auch gar nichts mit der Sache zu tun haben und können sich die Sache nicht erklären. Wer so reagiert wie Dietmar Hopp macht vor allem eines klar: Ihm steht Faustrecht über Sportlichkeit, Recht- und Gesetzmäßigkeit. Mit den gleichen Argumenten räumten Plünderer in London Läden aus. Wenn dann beim nächsten Hoppenheim-Gastspiel einige durchgeknallte BVB-Fans das Pfeifen mit Prügel für Hoffenheimer Fans quittieren, dürfen sie sich ebenfall bei Ihrem Geldgeber bedanken – der sie darauf hinweisen wird, nicht so empfindlich zu reagieren.

Wir dürfen nun gespannt sein, wie die Deutsche Fußball-Liga reagiert. Kein Stadionsprecher darf sich ein böses Wort erlauben – aber die Hoffenheimer (denen hiermit tief und innig der Abstieg gewünscht sei) dürfen gegnerische Fans auf solch eine Art attackieren? Ein Punktabzug wäre ein deutliches Zeichen. Wir sollten aber nicht darauf hoffen.

Nachtrag: Problematisch finde ich es aber auch, wenn die „Süddeutsche Zeitung“ das ganze ausgerechnet vom ausgewiesenen BVB-Fan Freddie Röckenhaus kommentieren lässt. Fand sich wirklich überhaupt niemand anders?


Kommentare


pell 15. August 2011 um 18:05

Ich dachte eine kurze Weile, dass das nicht wahr sein könne. Und seine Begründung ist der größte Witz aller Zeiten. „Unsportlich“ trifft es hier noch gar nicht, es ist einfach nur dumm.

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Kaffchris 15. August 2011 um 19:00

So, und lt. Zeit hatter nu ein Bauernopfer gefunden welches sich einen „Scherz erlaubt“ hat. Mhm, ungeklärt wäre dann nur noch:
– warum stand das Ding bereits im April dort
– wie konnte das Ding ans Stromnetz des Stadions angeschlossen werden
– warum wussten Ordner und die Polizei davon und konnten dem BVB-Fanbeauftragten die Funktionsweise erklären
– warum schritten Ordner nicht ein und entfernten den „Scherz“
Aber ansonsten glaub ich den Hoffenheimern das mit dem Scherz sofort, ischwör

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Stefan Wild 15. August 2011 um 22:43

Ich hoffe inständig, dass es zu eben diesen Prügeln beim Rückspiel nicht kommen wird, und dass sich unsere (also die Dortmunder) Fanszene neben dem zu nicht zu verhindernden Pfeifkonzert etwas wirklich kreatives zum Thema ausdenkt, das nicht nur stumpf gegen Hopp geht.

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vera 15. August 2011 um 23:15

Wat für’n Aufwand. Mit einer Handfunke mit 5 mW per Direkteinstrahlung einen Träger setzen hätt’s auch getan …

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Fans einfach wegpiepsen « stohl.de 16. August 2011 um 5:16

[…] […]

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Jens 16. August 2011 um 5:30

Der Kommentar von F. Röckenhaus ist inzwischen weg.

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TSG 1899 Hoffenheim vs. Borussia Dortmund und die hoffenheim’sche Hochfrequenztröte » Pottblog 16. August 2011 um 5:38

[…] nicht. Insofern hat Thomas Knüwer meine vollste Zustimmung, der im Beitrag Selbstjustiz à la Dietmar Hopp folgendes dazu schreibt: Wer so reagiert wie Dietmar Hopp macht vor allem eines klar: Ihm steht […]

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Mathias 16. August 2011 um 6:22

Sorry Leute, aber: geht’s noch? Grad von Dir, Thomas, bin ich mehr Differenziertheit gewohnt – das hier ist schlicht Bashing. Wenn Du die Institution Hoffenheim angreifen magst, gern, dafür sind Fußballmannschaften da.
Dein Beitrag ist jedoch eine Verlängerung der des BVB (und der meisten seiner Fans) nicht würdigen Haß-Projektion auf eine Person. (An dieser Stelle danke an Stefan Wild: genau!)
Die Aktion in Hoffenheim war übel, keine Frage, und es wird Konsequenzen haben. Ich wäre für sogar für Schadensersatz in Form des Reisegeldes. Aber das mit London zu vergleichen, das gar als Hopp’sche Selbstjustiz anzuprangern, noch dazu auf jemanden bezogen – sorry, das ist… Bild-Niveau. Oder RTL2.
Und ob das ein Bauernopfer war… naja. Glaubt ihr ernsthaft, der Hopp sitzt Montag und Dienstag abends vor seinem Kamin und brütet Aktionen aus, die man gegen BVB fahren könnte, wenn die mal nach Sinsheim kommen? Wirklich??
Ja, geht’s noch?!?

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Thomas Knüwer 16. August 2011 um 6:40

@Mathias: Sorry, manchmal muss Wut sein. Weil jeder, der in ein Stadion geht – und dafür zahlt – der nächste sein kann.

Natürlich war es nicht Dietmar Hopp, der hinter der Sache steht. Aber ein Einzeltäter? Das ist höchst unwahrscheinlich. Es ist aber Herr Hopp, der den Ton in Hoffenheim gesetzt hat. Und seine Reaktion ist – unabhängig vom Verein – unsäglich. Aber erinnern wir uns nur an die merkwürdige Doping-Affaire, wo es angeblich auch ein kleiner Fehler eines einzelnen Mitarbeiters gewesen sein soll. Entweder das ist wiederkehrende Vertuschung – oder die TSG wird gemanaged wie ein Hühnerhaufen, in dem jeder mal Hahn sein darf.

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Hopp, Hopp, Hopp, Schallkanonen Stopp! » SPNU 16. August 2011 um 7:23

[…] anderes als Erschrecken sind ja die Hopp-Reaktionen zu erklären.… Pottblog zum Thema – via […]

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Matthias 16. August 2011 um 7:33

So verwerflich die Aktion des Hoffenheim-Mitarbeiters auch sein mag, Dietmar Hopp hat absolut recht mit seiner Aussage.
Mittlerweile ist das Fanverhalten Hopp gegenüber nicht mehr lustig. Am Anfang hatte es ja noch Charme, jetzt aber ödet es nur noch an.
Bei dem was in vielen Fanblöcken abgeht, auch tief unter der Gürtellinie, da sollten sich die „Fans“ tatsächlich etwas bedeckt halten.

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Wolfgang Pfeiffer 16. August 2011 um 7:53

„Manchmal muss Wut sein“? – „Mit dem gleichen Argument räumten Plünderer in London Läden aus“!
… um mal deine deutlich überzogene argumentationslinie mit deinen eigenen zitaten zu verwenden, lieber thomas. 😉

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Kaffchris 16. August 2011 um 10:13

Der Fall wird immer interessanter: zuerst wars ein Fan der sich einen Scherz erlaubt hat, dann ein Mitarbeiter, und nun kommt raus, dass die Anlage bereits mehrmals im Einsatz war. Interessant auch, dass sich der BVB-Fanbeauftragte die Funktionsweise der Anlage erklären ließ. Hey, wusste gar nicht das man von seitens SAP mit der Herstellung von Borgtechnologie schon so weit ist. Einzeltäter, keiner wusste von etwas, interessant.
Schön das wenigstens eine Zeitung an dem Thema dranbleibt während andere entweder den Fall nach den haarsträubenden Erklärungen der Hoffenheimer für erledigt halten oder aber versuchen Gleichheit im Unrecht herzustellen. Sind ja schließlich selber schuld, die Dortmunder.

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ring2 16. August 2011 um 10:43

@Kaffchris – welche Zeitung, welche Quelle bitte?

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Gordon 16. August 2011 um 11:57

Der kommentar vom Freddy ist sehr wohl noch online, gut so!
http://www.sueddeutsche.de/sport/lautsprecher-attacke-gegen-bvb-fans-provinz-posse-hochtechnologisch-1.1131426

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weg-gepiepst 16. August 2011 um 15:33

Ein konstruktives Sammel-„Wiki“ für Journalismus-Verbesserung wäre ähnlich wirksam wie Vereine, Stiftungen und ihr übliches Machtwesen. Aktuelle Beispiele sind Netzwerk Recherche und CCC und digiges könnte auch moderner strukturiert sein.

Sowas kann man mit ein paar Leuten schnell aufziehen. Ob google+ strukturierte Kollaboration zulässt, weiss ich nicht. Diskussionen die im Kreis drehen und Zeit stehlen sind zu vermeiden.

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DiabloRojo 16. August 2011 um 19:41

Bin gespannt wie das Gesocks von DFL/DFB wieder seine schützende Hand über den „Mäzen“ und sein Spielzeug ausbreitet. Man wird sicher ein Bauernopfer finden und den Verein von jeder Schuld freisprechen. Alles andere wäre ein Überraschung. Zu eng sind die Verbinunden zwischen der DFL-Mafia und dem selbsternannten Gutmenschen.

Gott bewahre sowas hätte ein Dresdner, Rostocker, Frankfurter oder Braunschweiger Fan gemacht. Den Verein würde man wohl dem Erdboden gleichmachen.

Lieber Dietmar H.: Spiel doch bitte Golf mit der restlichen Elite Deutschlands und ver***s Dich aus unserem Sport!

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hilti 16. August 2011 um 22:31

hm, ich seh da eigentlich kein Problem Freddie Röckenhaus das kommentieren zu lassen. Er hat doch damals schon bewiese, dass er nciht auf dem gelben Auge blind ist.

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Jens 17. August 2011 um 4:24

Interessanterweise ist der Kommentar jetzt wieder da. Merkwürdig.

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Mathias 17. August 2011 um 6:40

@Thomas: Wut ist ja auch in Ordnung.
Ich finde, daß die TSG für das, was da gelaufen ist, wenigstens 6 Punkte Abzug verdient hat – das ist gröbste Unsportlichkeit an der Grenze zur Körperverletzung.Und ich hoffe inständig, dass das nicht vertuscht wird. Aber das kann man nur verlangen, wenn man selbst innerhalb der Spielregeln bleibt – und das fehlt mir grad.
Polemik ist eine ganz tolle Sache, lese ich wegen der darin enthaltenen Provokation viel lieber als sachliche Artikel – aber der Unterschied zwischen Bild/RTL/SAT/Bunte/Aktuelle etc und, nun, nennen wir es pauschal Journalismus, sollte Fairness sein. Das ist doch mit das höchste Gut, das wir haben.

Und sag selbst: Wenn jemand regelmäßig bei Dir vorbeikommt und Dich fünf Minuten lang belegt mit irgendwelchen Beleidigungen und Schmähungen- wie lange dauert es, bis Du reagierst? Und wirst Du dann sagen „Hach, ich kenne den zwar überhaupt nicht, aber der ist bestimmt eigentlich ein ganz, ganz Lieber, hat halt grad eine schwere Zeit, soll er mich doch weiter belegen“ – oder eher doch was anderes?

Apropos: Wie wäre es, beim nächsten TSG-Spiel Plakate hochzuhalten mit „Hennen rennen“? Ich finde Hühnerhaufen ziemlich passend 🙂

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butterchicken 17. August 2011 um 9:30

Schade, dass dein von mir hochgeschätzter und eigentlich intelligenter Blog, einfach die falschen und dümmlichen Vorwürfe zu einer albernen Aktion(von wem auch immer) wiederholt.
Ich war am Samstag in Sinsheim im Stadion und das ding war einfach eine Sirene. Mit Körperverletzung, Selbstjustiz oder was auch immer hatte das rein gar nichts zu tun. Alle Zeitungsartikel beruhen IMO auf reichlich übertriebenen Schilderungen in BVB Foren.
Schade dass du auch in dieses Horn stösst-BTW wenn ein Sponsor bei einer Veranstaltung Vuvuzuelas verteilt, ist es deutlich lauter und schriller.

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Marco Ripanti 18. August 2011 um 14:48

Lieber Thomas,

also Journalist und Medienmacher dieser Zeit bist Du ein geschätzter Mitbürger. Als Fußballfan zeigst Du Dich als einer von der Sorte, die mit getönter Brille durch das Bundesligaleben gehen.

Wie kann es sein, dass ausgerechnet der BVB die Arbeit eines Dietmar Hopp so derart durch den Dreck zieht. Ist die Historie des BVB nicht geprägt von finanziellen Verletzungen an den eigenen Fans?

Auch in Sachen Management sollte vielleicht gerade der BVB nicht mit Dreck nach anderen werfen.

Ihr habe eine tolle Saison hinter euch. Macht euch die gewonnen Freunde nicht wieder mit platten Formulieren zu Feinden.

Grüße
Marco

P.S. Vielleicht berichtest Du auch besser weiter über Münster und hoffst das nicht irgendwann ein Gönner aus der Region seine Freunde an dem Verein findet.

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Thomas Knüwer 18. August 2011 um 17:19

@Marco: Wenn Du mir Nähe zum BVB unterstellst, liegst Du falsch. Du bist Hoffenheimer, das solltest Du erwähnen.

Aber was der Club hier veranstaltet ist Faustrecht. Und das ist verabscheuungswürdig. Es ist vollkommen schnurzpiepegal, was einige Dortmunder zu Hopp gerufen oder plakatiert haben. Denn die Hoffenheimer Maßnahme richtete sich gegen alle Dortmunder mit der Begründung, dass sie ja schon mal früher… Das geht nach dem Motto: „Alle in einen Sack und den Prügel drauf, triffste immer den Richtigen.“

Und vergessen wir nicht: Die Dortmunder Fans haben auch noch dafür gezahlt. Eine merkwürdige Form der Gastfreundschaft oder der Dienstleistungsmentalität ist das (je nachdem, wie man Fußball empfindet).

Was Herrn Hopp betrifft: Im Fußball wird immer und ständig beleidigt. Das gehört dazu. Kann man gut finden, muss man nicht. Aber man sollte nicht überrascht sein, wenn das passiert. Das aber ist kein Grund für ein solches Vorgehen – es wirkt eskalierend und wird nur dazu führen, dass Hoffenheimer Fans künftig aufgrund der bei jedem Club vorhandenen Idioten nicht mehr sicher sein können.

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Marco Ripanti 18. August 2011 um 19:31

@Thomas

Okay, ja ich schaue mir Spiele der TSG an und ich mag den Fußball des BVB.

Man kann das Thema sicher aus ganz vielen Sichtweisen betrachten. Wie es gelaufen ist, kann sicher nicht als „Okay“ bezeichnet werden. Einfach zu behaupten dass Beschimpfungen gegen Leute die absolut nicht in die Sache verwickelt sind – und die Mutter von Dietmar Hopp ist es mit Sicherheit nicht – gehört aber auch in das Land der Märchen.

Natürlich sind Schmährufe gegenüber Fans und Verein der Gastmannschaft an der Tagesordnung. Da hat auch noch nie einer was gesagt. Die Mutter von jemandem zu beleidigen hat weder auf den Fußballplatz noch sonst wo etwas zu suchen.

Du stellst die Sache auch ein wenig provokant dar ohne selbst im Stadion gewesen zu sein oder sonstiges Wissen darüber zu haben was nicht gelb-schwarz gefärbt ist, oder?

Belassen wir es einfach mal dabei und schauen an Wochenende wieder in aller Ruhe Bundesliga. Keiner verlangt, dass man immer in allem einer Meinung sein muss.

Grüße
Marco

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FF 18. August 2011 um 19:40

Dieses Liedchen kennen wir doch alle. Es schallt aus Unternehmen, Fernsehsendern, Börsen, Parteien, Stiftungen, Redaktionen, mittlerweile erklingt es auch in Universitäten und vermeintlich „unabhängigen“ Instituten. Warum nicht auch in Fußballvereinen?

Wer zahlt, schafft an. Oder: wess‘ Brot ich ess, des Lied ich sing.

Ein ewiger Gassenhauer – seit über 2000 Jahren.

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