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Ich bin ja kein Freund des Arme-Opfer-Bänkchens bei „Anne Will“. Aber eine Diskussion über ein „Phänomen“ zu veranstalten, ohne jemand zu präsentieren, der Teil dieses „Phänomens“ ist – das ist schon eine bemerkenswert dumme Idee. Vielleicht haben sie ja alle abgesagt, die Podcaster. Kann natürlich sein. Ist aber nicht so richtig wahrscheinlich. Und wenn dem so ist: Ist die Veranstaltung „Medienmittwoch“ am heutigen Abend noch sinnvoll?

In Frankfurt jedenfalls sitzen beisammen ein Dschunnior Ssels Männädscha eines Werbevermarkters, ein Leiter Marketing und Sales aus der Vermarktungsgesellschaft eines öffentlich-rechtlich subventionierten Privatsenders, ein professioneller Podcast-Manufaktor und der Programmchef der Jugendwelle des Hessischen Rundfunks. Sie sprechen über „Das Phänomen Podcast“.

Fällt Ihnen was auf? Na ja, Sie wissen schon, was ich meine: Kein einziger freier Podcaster, kein Mensch, der Podcasts zu dem gemacht haben, was die Konferenzveranstalter von Blue Mars als „Phänomen“ verkaufen wollen, ist geladen.

Vielleicht liegt es ja daran, dass ARD Sales & Services die Sache vorbereitet hat – und man im großen Reiche ARD noch nichts von privaten Podcastern gehört hat. Oder dass man Konkurrenz lieber nicht aufs Podium lässt.

Vielleicht hätte eine solcher Hobby-Podcaster den Menschen auf dem Podium auch die Lust genommen. Andererseits wären vielleicht ein paar mehr Besucher gekommen. Denn obwohl die Veranstaltung auf der Homepage als „(AUSGEBUCHT, Gästeliste geschlossen)“ gepriesen wird, erhielt mein Kollege Axel Postinett heute folgende Mail:

„…wir möchten Sie darauf hinweisen, dass wir für die heutige Veranstaltung nur ein begrenztes Platzkontingent zur Verfügung haben, und daran erinnern, dass die Einladung persönlich und nicht übertragbar ist. Da der MedienMittwoch überbucht ist, möchten wir Sie bitten, rechtzeitig zu kommen.“


Kommentare


Jochen Hoff 9. April 2008 um 17:12

Wieso sollten Podcaster ausgerechnet die Ausnahme bilden. In der ARD und bei dem Zweiten mit dem man gar nichts zu sehen bekommt, wird immer nur über Leute gesprochen und nie mit Leuten.

Selbst wenn mal ein Opfer präsentiert wird, dann ist die Präsentation schon so mies, das es die Sache des Opfer herabwürdigt.

Solange die Gebührenerpresse jeden dazu zwingen können ihre Nichtarbeit zu bezahlen wird sich da auch nichts ändern. Die Grünen haben ja gerade alle getan um diese Situation bis zum St. Nimmerleinstag zu verlänger:

http://www.duckhome.de/tb/archives/2349-Die-Gruenen-werden-es-nie-kapieren-oder-sie-wollen-es-nicht-mehr-kapieren.html

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Sachar 9. April 2008 um 17:29

Auch wenn ich einen anderen Kritikpunkt habe: Wir wurden ebenfalls nicht gefragt, ob wir über Podcasting diskturieren möchten. Dabei sind wir als Exklusiv-Vermater von ProSiebenSat.1 nicht nur für die Werbebuchungen verantwortlich sondern auch für das Hosting und die technische Umsetzung, und somit für knapp 3,5 Millionen Podcast-Downloads im März.

Vielleicht sind wir als indirekter Konkurrent der ARD Sales & Service im Sinne einer PR-Veranstaltung kontraproduktiv, aber ich denke, dass wir über viele interessante Erfahrungen berichten könnten.

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Alex Wunschel 11. April 2008 um 19:50

Gefragt wurde schon: \“..weil ich ganz gschwind einen Kontakt zu Alexander Wunschel bräuchte\“… Ich möchte wissen, ob er vielleicht\“…\“einen Platz auf dem Podium des MedienMittwochs zum Thema Podcast besetzen könnte…\“

So gern der Rampen-Rudi auch gerne konfliktreich diskutiert hätte, aber… der hatte halt derzeit seine Füße im Atlantik-Sand 😉

Freu mich aber auf die mp3 der Diskussion. Ist ja zumindest podcast-stylisch dokumentiert, die Runde…

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Alex Wunschel 19. April 2008 um 15:51

Hab Diskussion gehört, mich gefreut, Ich korrigiere mich: Durchaus interessante Diskussion, wenn auch in Teilen sehr irreführend. Einige Takeaways:

1. Der Teil „Podcast in der Unternehmenskommunikation“ versagt leider etwas
2. Werbung in Podcasts ist sehr schwer zu verkaufen. ARD Sales & Services verkauft Werbung in Podcasts immer noch für TKP 350 (kommen von TKP 500)
3. 2015 wird die lineare Mediennutzung schwinden
4. Deutschlandfunk / Deutschlandradio haben aktuell 3,5 Mio. Downloads pro Monat (von 2,3 Mio. im März 2007)
5. Podcastangebote des HR erreichen 660.000 Downloads pro Monat („Der Tag“ 100.000 Downloads)
6. Die Downloadzahlen mancher Sendungen beim HR erreichen schon teilweise die Hörerzahlen der Sendung
7. „den (privaten Podcast) möchte ich gerne für tot erklären, auch wenn ich das … persönlich etwas bedaure“ Zitat des Kollegen vom Hessischen Rundfunk

Ein 40 minütiger Klangteppich, auf dem die vier Alibabas über das Land der mediensouveränen Informations-Nomaden kreisen.

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