Skip to main content

Die Kommunikationsbranche gibt sich gern honorig und verschlossen. Gegenseitiges Angiften gehört nicht zum guten Ton. Doch es scheint, das ändert sich gerade, schließlich werden die Etats immer wertvoller und immer umkämpfter. Wenn ich meinen besonders zynischen Tag habe, sage ich: „Jeder Manager darf gern Unternehmensberater beauftragen. Aber er sollte sie privat bezahlen – schließlich machen sie seinen Job.“

Nun gibt es durchaus Bereiche, in denen Unternehmen Hilfe gebrauchen können. Zum Beispiel, wenn es um Felder geht, in denen sie keine Kompetenzen sammeln konnten. Geht eine AG an die Börse, ist sicher die Zusammenarbeit mit einer auf solche Situationen spezialisierten Kommunikationsberatung angeraten.

Nun will die Bundesrepublik Deutschland zwar gern Staatsunternehmen an die Börse lassen. Das Land selbst aber soll sich selbst gehören, alles andere wäre ja auch ziemlich merkwürdig.

Trotzdem meint das Bundespresseamt nun eine PR-Agentur zu brauchen. Angesichts allein 120 Mitarbeitern in Bonn und einem üppigen Netz an Referaten, darf die Frage erlaubt sein: Tschuldigung, wozu?????

Und wer bekommt den begehrten Auftrag? Pergamon. Kennen Sie nicht? Kein Wunder: eine neue Agentur ohne jede Erfahrung, die es seit ihrer Eintragung im Handelsregisterbuch vor vier Monaten nicht mal geschafft hat, eine ordentliche Homepage ins Netz zu setzen. Wenn sie für das Presseamt eben so schnell arbeitet, passt sie sich ja der Geschwindigkeit an, die man Beamten in bösen Vorurteilen andichtet.

Aber wie die „Süddeutsche Zeitung“ schon richtig anmerkte:

„Hinter Pergamon steht die bekannte Agentur Scholz & Friends. Einer der Geschäftsführer, Sebastian Turner, hat auch die Präsentation des Pergamon-Vorschlages im Presseamt übernommen. Turner werden gute Kontakte zu Angela Merkels unmittelbarem Umfeld nachgesagt. Und sein Co-Gesellschafter von Scholz & Friends, Thomas Heilmann, ist der Internetbeauftragte der CDU, per E-Mail unter Thomas.Heilmann@cdu.de zu erreichen.“

Jetzt hat sich auch bei einigen Konkurrenten die stille Wut über diese nach Mauschelei riechende Ausschreibung verwandelt in offenen Protest, schreibt „W&V“:

„Der Verband der PR-Agenturen GPRA hat erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Verfahrens zur Vergabe des Etats des Bundespresseamts (BPA). Er will sich bei der Vergabekammer des Kartellamts beschweren. Kernpunkt sei die mangelhafte Bewertung der Mitbewerber. „Wir wollen erreichen, dass der Vorgang offengelegt und begründet wird“, so GPRA-Präsident Dieter Schulze van Loon.“

Es brodelt in der sonst so gerne in Eititei machenden PR-Branche. Übrigens auch anderenorts. Mein besonderer Freund Dr. Who aus dem „Medium Magazin“ giftete kürzlich, mein Ex-Chef Thomas Knipp, jetzt bei der Kommunikationsberatung Brunswick, brüste sich mit falschen Referenzen. Er behaupte gegenüber möglichen Kunden, Brunswick berate bereits dieses oder jenes Unternehmen, was niemand mehr überrascht als dieses oder jenes Unternehmen. Das korrigiert Dr. Schmierlappen nun in der aktuellen Ausgabe, oder besser er lässt korrigieren:

„Im ,medium magazin‘ vom 6. März 2006 hatten wir unter der Überschrift ,Thomas Knipps Referenzen‘ berichtet, dass mehrere Anbieter von Finanz-PR einen ,geharnischten Brief‘ an den Chef der britischen Agentur Brunswick geschrieben haben und verärgert seien, weil der Deutschland-Chef von Brunswick, Thomas Knipp, in Pitches um Aufträge angeblich falsche Referenzen einsetze.
Hierzu stellen wir fest: Thomas Knipp setzt keine falschen Referenzen ein. Brunswicks Politik und Anweisungen an die Angestellten ist es vielmehr, mit der Nennung – insbesondere von laufenden nicht-öffentlichen Mandaten – sehr restriktiv zu verfahren.“

Nun ist es in der Tat Branchenklatsch, dass es solche Äußerungen Knipps gegeben hat. Ob dies stimmt oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Bemerkenswert an der Richtigstellung ist jedoch: Es wird nicht bestritten, dass es einen solchen Brief gibt.

Da gärt was in der Szene…


Kommentare


Mario 6. Oktober 2006 um 17:33

Unmut bei Berlins Berufskommunikatoren

Antworten

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*