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Die zwei schönsten Länder, durch die ich bisher reiste, sind Peru – und Myanmar.

2013, als es Hoffnung gab für einen demokratischen Wandel, waren wir 2 Wochen im ehemaligen Burma unterwegs und deshalb schaue ich mit großer Sorge auf das, was da gerade passiert.

Damals war die Hoffnung der Menschen greifbar. So berichtete uns Guides sehr stolz von ihren Handya. Ein Jahr vorher noch war ein Mobiltelefon ein temporärer Luxus, der von der Partei den Menschen für ein Jahr (wenn ich mich richtig erinnere) zugeteilt wurde. 2013 gab es immer noch Restriktionen, doch waren Handys inklusive Datenübertragung realistisch geworden. Zwei Jahre später besaßen 90 Prozent der Myanmarer ein Gerät, schreibt die „Washington Post“. 

Auch das Internet war ein präsentes Thema. Noch immer besitze ich eine Ausgabe des „Internet Journal“, eines wöchentlich erscheinenden, auf Zeitungspapier gedruckten Magazins mit mehr Seiten als manche „Stern“-Ausgabe.

Gekauft habe ich es an einer der Zeitungsauslagen in Rangun, die nicht mehr sind als ein Händler auf einem Plastikstühlchen, der seine Print-Produkte auf der Straße auslegt. Und weil auch in Myanmar Märkte funktionieren kann man an ihnen sehen, wie groß der Hunger der Menschen nach diesem neuen Medium war:

Die Begeisterung für Technologie war überall zu spüren:

Leider blieb die Demokratisierung des Landes danach im Sumpf stecken, auch die gefeierte Aung San Suu Kyi entpuppte sich als Enttäuschung und konnte den Völkermord an den Rohingyas nicht stoppen – es gibt ernsthafte Zweifel, ob sie dies überhaupt wollte. Die Regierung Obama unterschätzte diese ethnischen Spannungen in erheblichem Maß, wie auch der ehemalige US-Botschafter in Myanmar gegenüber der „Washington Post“ eingesteht. 

Und nun also ein Militärcoup.

Jenes ikonische Video der Fitnesstrainerin, die ihr Tanzprogramm durchzieht, während hinter ihr die Mannschaftswagen rollen steht für mich auch für Myanmar:

Es wird sich nun zeigen, ob die Freiheit, die das Internet bietet, sich wieder zurückziehen lässt, ob die digitale Paste wieder in die Tube geht. Das Web versprach gerade den jungen Menschen eine hoffnungsvollere und angenehmere Zukunft in einem Land, in dem die Behandlung von Lebensmitteln mit heißem Wasser in einem Restaurant zumindest 2013 noch als bewerbenswerte Dienstleistung galt:

Ein diktatorisches Militärregime verträgt sich nicht mit Facebook und eigenen Homepages und Onlineshops. Schon beschränkte das Militär genau jene Kommunikation.

Auch könnte ein Konflikt zwischen Stadt und Land absehbar. Es könnte sein, dass die Menschen auf dem Land sich weniger für die Unsicherheit oder eventuelle Gewalt begeistern können, die ein Aufstand gegen das Militär bedeuten würde.

Andererseits begegnete uns selbst am Inle-See, wo viele Menschen in Stelzenhäusern leben, die nur per Boot erreichbar sind, ein Guide, der einen florierenden Verleih von DVD, Büchern und CD betrieb und damit auch eine Hilfsorganisation für Schulen finanzierte, und dessen Schwiegervater einen Souvenir-Handel betrieb – dessen Familie aber auf dem offenen Feuer in einer verrußten Küche ihre (und an einem Mittag auch unsere) Speisen zubereitete.

Was in Mynamar passiert, könnte deshalb für die asiatische Welt das sein, was die nordafrikanischen Revolutionen für diese Region waren. Die Reaktion der Menschen zumindest in der Hauptstadt Yagon sind derzeit lautstark: In der Nacht trommeln sie den Protest auf Töpfen hinaus:

Nachtrag vom 4.2.: Die Militärregierung versucht jetzt Facebook zu sperren. 


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