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„Manchmal ist es gut, seine Klappe zu halten“, sagte Technologie-Vordenker Guy Kawasaki im Dezember auf der Pariser Konferenz Le Web. Die feierte ihren 10. Geburtstag und deshalb wurde jedem Redner die Frage aufgedrängt, wie unsere Welt in 10 Jahre aussehen könnte. Kawasaki, Chef-Berater der Google-Tochter Motorola, glaubt nicht, dass man so weit nach vorne blicken kann: „Vor 10 Jahren hätte jeder gesagt, das Myspace die Infrastruktur des Web werden würde. Wer hätte gedacht, dass Apple das wertvollste Unternehmen der Welt wird? 10 Monate vielleicht – aber 10 Jahre?“

Trotzdem versuchen viele Redaktionen an jedem Jahreswechsel die Trends der näheren und weiteren Zukunft auszumachen. Alles Unsinn?

Vielleicht würde Kawasaki anders denken, läse er einen Artikel aus dem Jahr 1964, der in der „New York Times“ erschien. Der Science-Fiction-Autor Isaac Asimov war von der Zeitung gebeten worden, anlässlich der zu Ende gehenden Weltausstellung in New York einen imaginären Spaziergang über die Weltausstellung 2014 zu beschreiben.

Das Ergebnis verblüfft: Asimov traf bei bemerkenswert vielen Punkten ins Schwarze, er lieferte einen Ausblick in die Welt unserer heutigen Zeit.

So beschrieb er Gerätschaften, die automatisch Gerichte anfertigen und sich entsprechend programmieren lassen. Klingt ein wenig futuristisch, erinnert dann aber wieder an Küchenhilfen wie den Thermomix.

Einen Volltreffer landete Asimov beim einem anderen Thema: Roboter. Diese wären weder Alltag noch besonders gut – doch sie würden existieren. Klingt das nicht sehr nach exakt dem Punkt, an dem sich Roboter für den Privatgebrauch gerade befinden? „Warum Roboter unsere Jobs übernehmen – und warum sie es müssen“, titelte „Wired“ im Dezember 2012. Ein Jahr später übernimmt Google Roboterfirma um Roboterfirma. Kaum ein Technologiethema ist derzeit heißer diskutiert.

Neben der Atomkraft käme der Strom, prophezeite Asimov, von „großen Solarzellen-Stationen“, die in Wüsten- oder wüstennahen Gebieten stünden. Das größte Projekt dieser Art, Desertec, wurde 2013 zwar eventuell beerdigt, doch war wohl nur für wenige Menschen 1964 vorstellbar, wie weit sich Solarenergie verbreiten würde.

Die zwischenmenschliche Kommunikation finde nicht nur als Ton statt, versprach Asimov, sondern werde durch Bewegtbilder ergänzt. Dabei diene der Bildschirm nicht nur dazu, das Gesicht des Gesprächspartners zu zeigen, sondern auch wichtige Dokumente, oder Bilder. Hat da jemand Skype gesagt?

Fernsehen sah Asimov auf wandgroßen Bildschirmen und in 3D. Nur seine Idee eines TV-Würfels, der von allen Seiten aus betrachtbar ist, wurde bislang nicht umgesetzt.

Es werde auch kaum eine manuelle Tätigkeit geben, die nicht besser von Maschinen erledigt werden könne, glaubt der gebürtige Russe. Deshalb würden die Schulen ihre Lehrpläne umstellen: Alle Schüler würden in Computerwissenschaften gelehrt und müssten Computersprachen erlernen. Es ist wohl eine Ironie der Geschichte, dass diese Notwendigkeit heute sofort erkannt würde – doch ausgerechnet dieses Thema nicht besetzt wird.

6,5 Milliarden Menschen lebten 2014 auf der Erde, mutmaßte der Science-Fiction-Autor – keine so schlechte Schätzung. Technologie sei zwar für viele von ihnen erreichbar, aber der technologische Abstand zwischen den reicheren und den ärmeren Ländern werde sich vergrößern. Gleichzeitig drohe die Gefahr der Überbevölkerung. Deshalb sei dieses Thema ein Schwerpunkt der Weltausstellung 2014.

Natürlich hat Asimov auch einige Fehlprognosen im Programm. Gerade im Bereich Verkehr erträumte er sich eine Welt, in der viel geflogen und wenig gefahren wird. Doch trotzdem ist sein 50 Jahre alter Artikel ein Beweis dafür, dass langfristige Prognosen möglich sind.

Nur eines hat der 1992 verstorbene Schriftsteller nicht vorhergesehen: 2014 wird es keine Weltausstellung geben – die nächste ist erst für das Jahr 2015 in Mailand geplant. Schwerpunktthema: die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung. Schon wieder ein Punkt für Asimov.

Ebenso zielgenau lieferte der britische Science-Fiction-Autor Arthur C. Clarke 1964 Vorhersagen für unsere Zeit. Der Transistor mache es möglich, jedermann jederzeit und an jedem Ort zu erreichen. Somit werde es möglich, dort zu arbeiten, wo man es sich wünsche: Ob man in Bali sitze oder London sei künftig unerheblich. Und es sei sogar möglich, dass ein Chirurg in Edinburgh einen Patienten am anderen Ende der Welt operiere.

Clarkes Prognosen erschienen im Rahmen einer BBC-Serie. Hier das Video:

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