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Was für ein Jahr. Also jetzt ganz subjektiv. Wieder ein neues Magazin, kpunktnull weiter auf Wachstumskurs mit inzwischen einem Fünferteam (Bewerbungen werden aktuell übrigens gern entgegengenommen) – weshalb insgesamt in diesem Jahr hier auf der Indiskretion so wenige Artikel erschienen sind wie seit Geburt dieses Blogs nicht. Sorry dafür.

Vergangenes Jahr um diese Zeit stellten sich meine glaskugeligen Kaffeesatzlesereien als ziemlicher Unfug heraus.

Und diesmal? Siehts erheblich besser aus, finde ich.

shutterstock glaskugelFoto: Shutterstock

1. Innovationen, in Plastik gegossen

Ich würde sagen: halb richtig getroffen. Der Hype ist momentan noch größer als die Zahl der Produkte. Doch das Internet of Things kommt langsam ins Rollen, vor allem im Bereich Quantified Self. Wer die Verbindung physischer Objekte mit Datenströmen noch nicht recht für sich entdeckt hat, sind Marken – hier ginge noch eine Menge mehr. Insgesamt aber krabbeln sich viele Connected Objects in unseren Alltag, von Carsharing-Systemen (die gewaltig gewachsen sind in diesem Jahr) bis zu Haushaltstechnik.

2. Crowdfunding für Startups

Nein, das war kein Treffer. Maßgeblich bedingt wurde dies aber durch die Rechtsunsicherheit, entstanden durch den Regulierungswahn der Bundesregierung. Sie war zwischenzeitlich – unbemerkt von der medialen Öffentlichkeit -auf dem Weg, nicht nur Crowdfunding insgesamt abzuwürgen, sondern die gesamte Venture Capital-Szene in Deutschland zu beerdigen (die gesamte Story lesen Sie beim IntMag). Angesichts solcher Unwägbarkeiten kann ein Thema nicht voran kommen. Im kommenden Jahr wird Crowdfunding spannend werden, denn wir sehen, wie spannende Projekte auf Kickstarter & Co immer schneller über den Atlantik springen. Ob diese Form der Finanzierung aber auch als Investmentform funktioniert ist nun wieder offen: Die steigenden Aktienkurse sorgen dafür, dass Geld eher in klassische Anlageformen fließt.

3. The big thing: Lifx

Nein, war nix. Was vor allem an Lifx lag. Statt im März lieferte das Kickstarter-Projekt seine Birnen erst im Dezember. Was zwischendurch geschah, gibt es höchst spannend ebenfalls beim IntMag zu lesen. Nun aber ist Lifx da – und sensationell toll. Ich glaube weiterhin: Dieses Startup hat das Zeug, das Licht zu revolutionieren. Den Praxistest können Sie hier lesen.

4. Wahlkampf 13: Offlinige Winde mit gelegentlichen Shitstorms

Yup, Volltreffer. Es gab nichts Größeres im Wahlkampf, was digital angelegt war – weshalb alle wieder sagen konnten, dass digitaler Wahlkampf nicht funktioniert. Stattdessen blamierten sich aber einige Volksvertreter mit digitalen Aktiönchen, allen voran Peer Steinbrück mit dem von ihm selbstverständlich nicht verantworteten Blog.

5. Unternehmen suchen Content Strategien

Treffer, aber so was von. Ehrlich gesagt hätte ich aber auch nicht gedacht, wie sehr dieses Thema in Deutschland durchstartet. Zeitweilig hatte man den Eindruck, „Horizont“ kennt überhaupt keine anderen Titelthemen mehr als Content Marketing. Dass unser Kunde Deutsche Post DHL ein sehr schönes Projekt im Bereich Nachrichtenkuratierung vorgestellt hat, freut uns bei kpunktnull natürlich auch ein wenig.

6. Facebooks Aktienkurs erreicht Ausgangsniveau

Check.

7. Apple-TV kommt

Voll daneben.

8. Deutsche Werbegelder Marketinggelder werden digital

Definitiv, und das auch in stärkerem Umfang als viele wahrgenommen haben. Schon 2013 haben viele Marken ihre Budgets gen Web umgeschichtet. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen.

9. Zeitungssterben geht weiter

Traurig, absehbar – und nun auch in der Öffentlichkeit angekommen. Selbst die Lautsprecher der Verlagskonzerne verlagern ihre PR, behaupten nun, Online-Auftritte seien doch auch Zeitungen – was kompletter Blödsinn ist.

10. Neue Nachrichtenangebote

Jein. Meine Hoffnungen, die entlassenen „FTD“-Leute könnten etwas erschaffen war zu optimistisch gedacht. Viele von ihnen fanden einen neuen Job, der Druck selbst etwas zu machen ließ nach – und Bock auf Selbstständigkeit war wohl auch nicht vorhanden. Und doch hat sich in diesem Jahr etwas getan: Die Huffington Post ist da (siehe unten), der Postillon ein Star geworden, die Deutschen Wirtschaftsnachrichten (leider) immer häufiger im Nachrichtenstrom zu finden, Wiwo Green hat im ersten Jahre des Bestehens die Profitabilität erreicht. Und auch ein paar Blogs sind neu dabei oder in diesem Jahr aufgestiegen: Schlecky Silberstein, Lousy Pennies, Dressed Like Machines, um nur einige zu nennen.

Fazit 5 von 10 waren Treffer, dazu kommen zwei halbe – OK, oder?

Also ran an das Jahr 2014. Hier meine persönlichen Trends des kommenden Jahres:

1. Digitale Börseneuphorie

Wir werden eine Reihe von Börsengänge digitaler Unternehmen sehen. Einerseits haben die gute Kursentwicklung von Facebook, Google und Twitter Begehrlichkeiten geweckt. Gleichzeitig verknappen die Zentralbanken auf absehbare Zeit nicht den Liquiditätsfluss – gute Zeiten für Aktien.

In Deutschland ist Zalando der offensichtlichste Kandidat. Die jüngsten Umstrukturierungen im Investorenkreis deuten ebenfalls auf einen IPO hin. Ich tippe: Der soll so schnell wie möglich kommen. Und ich glaube: Rund zwei bis drei Jahre nach dem Börsengang wird das Geschäftsmodell von Zalando in sich zusammenfallen, denn es ist künstlich aufgeblasen durch erhebliche Marketinginvestitionen.

Gibt es weitere Börsengänge in Deutschland? Wenn es ganz schnell geht, vielleicht – und Euphorie kann für Beschleunigung sorgen. Wooga wäre da eine Option oder Soundcloud (als quasi-deutsches Unternehmen mit schwedischen Gründern), vielleicht auch Bigpoint.

In den USA rechne ich mit Dropbox und Box. Nach den Äußerungen von Phil Libin auf der Le Web wette ich außerdem, dass Evernote 2014 nicht an die Börse kommen wird, was schade ist – denn von denen würde ich Aktien kaufen.

2. Das Jahr vor der Drohnen- und Roboterenttäuschung

Ach, wie leicht ist es, Schlagzeilen zu machen mit technischen Gerätschaften, die uns ein wohlige Schauer zwischen Zukunftseuphorie und Science-Fiction-Angst ins Hirn jagen – zum Beispiel Drohnen. Erst ließ das australische Startup Flirtey Drohnen Bücher ausliefern, dann legte Amazon nach. Kaum greift Jeff Bezos zur Fernsteuerung, schrauben alle großen Logistiker Ablageflächen auf oder unter Drohnen.

Hübsche Bilder entstehen so. Technisch ist all dies durchaus realisierbar. Nur: Über die rechtlichen Hürden schreibt und spricht kaum jemand. In Australien sind kommerzielle Drohnen nämlich schon erlaubt – im Gegensatz zu den allerallermeisten anderen Ländern der Welt. Und so lange es keine ernsthaften Bestrebungen in den USA oder Deutschland gibt, ein solches Drohnengesetz ins Parlament zu bringen, bleibt all der Hype um Lieferdrohnen nicht mehr als heiße PR-Luft.

Im kommenden Jahr wird aber noch viel mediengerummelt um Drohnen und genauso um Roboter. Natürlich werden wir in den kommenden Jahren Roboter in vielerlei Funktionen erleben. Doch vorher werden wir noch viele, lustige Berichte lesen, die wir in 10 Jahren in Skurilitätssammlungen wiederfinden die uns zeigen sollen, was für lustige Vorstellungen die Menschen einst von der Zukunft hatten.

Erst wenn dieser Wirbel vorbei ist, werden wir handfeste Produkte erleben. Also frühestens ab 2015.

3. Die nächste Internet-Welle: Infrastruktur der Arbeit

Im Rahmen unseres Digitalen Quartetts sagte der US-Tech-Autor Clive Thompson sehr schön, dass man spielerische, alberne Ideen im Web nicht unterschätzen dürfe: Aus ihnen entstünden die nächsten ernsthaften Dinge. Diese Grundidee sollte man immer im Hinterkopf haben. Denn was mit einem Dating-Hilfsmittel für Studenten begann wurde zu einem Netzwerk, über das sich politische Revolutionen formierten. Und was einst als Web 2.0 eine Privatbelustigung war hat die interne Struktur von Unternehmen verändert. Erst wurden diese Technologien privat genutzt, dann wanderten sie in Unternehmen und Politik.

Ich glaube, nun folgt der nächste Schritt: die Veränderung der Infrastruktur unseres Arbeitens. Nehmen wir nur das Beispiel Dropbox. Die grundsätzliche Idee, solch eine virtuelle Festplatte bei der Hand zu haben, über die ich Daten mit anderen teilen kann, ist logisch. Erst erkannten Privatleute den Charme eines solchen Dienstes, dann kleine Unternehmen und schließlich schlich sich Dropbox auch in Großkonzerne ein – entgegen der internen IT-Vorschriften selbstverständlich. Evernote ging es genauso.

Doch je komplexer die Aufgaben, desto eher stoßen diese Dienste an ihre Grenzen. Hinzu kommt die NSA-Überwachungsaffaire, die viele das Thema Sicherheit neu überdenken lässt.

Es wäre nur logisch, wenn davon neue Anbieter – erst recht aus Deutschland, zumindest der EU – profitieren. Ein Beispiel könnte Protonet aus Hamburg sein, die das komplizierte Thema Server neu definieren und gerade von Deutsche Startups zum Startup des Jahres gekürt wurden (Hinweis: Ich war Teil der Jury, auch meine Stimme ging an Protonet).

Dies wird die nächste Welle im Netz werden, auch wenn sie weniger Sexappeal hat als Pinterest oder Vine: Startups, die neue Wege zeigen, wie wir unsere Daten verwalten, teilen, sichern und auf welchen Wegen wir ins Netz kommen.

Langfristig steht uns in letzterem Bereich ohnehin ein gewaltiger Krieg bevor. Denn Google und Facebook haben begonnen, Untersee-Datenleitungen zu kaufen, Google hat testweise ja schon superschnelle Leitungen in einigen US-Kommunen verlegt. Auf Dauer werden die beiden Konzerne also das Geschäftsfeld von Telekom oder Kabel Deutschland attackieren. Wer cooler ist, dürfte klar sein. Und in einigen Punkten dürfte gerade Google auch die bessere Technik haben. Diese Schlacht ist noch ein paar Jahre entfernt – aber es ist sehr wahrscheinlich, dass sie kommen wird. Gleichzeitig dürften die Wettbewerbsbehörden dann ernsthaft die Zerschlagung der Web-Konzerne angehen. Soviel zur fernen Zukunft.

4. Google Glass wird das nächste Google Streetview

Deutschland neigt zur Digital-Hysterie und deshalb werden wir uns darauf einstellen können, dass Analog-Wutbürger im Einklang mit klassischen Medien und dem Bundestag der Maschinenstürmer hyperventiliert, wenn nicht gar nervenzusammenbricht, wirft Google seine Datenbrille Glass auf den Markt. Wie schon bei Streetview werden wir absurdeste Untergangs-, Überwachungs- und Missbrauchsszenarien vorgeführt bekommen, im Sommer werden die Hinterbänkler des Parlamentes ein Verbot fordern, irgendwann diskutieren Jauch, Will und andere Programmfüller dann Google Glas mit Sascha Lobo als einzigen Technik-Optimisten.

Wie so häufig im Internet offenbart uns ein Dienst, wie wir über Menschen denken. Wer glaubt, die Bevölkerung sei ein wütender Mob vor dem die wenigen Vernunftbegabten geschützt werden müssen – der wird auch bei Google Glass die Welt untergehen sehen. Wer hingegen meint, dass der Homo Sapiens grundsätzlich nicht ganz so übel ist, schließlich hat er sich trotz mehrerer Erfolg versprechender Ansätze noch immer nicht ausgerottet, der wird die Brille gelassener sehen.

Da der Großteil jener Analog-Melange aus Medien und Politik jedoch zu dem erst genannten Menschenbild neigt, werden wir auch im Fall von Glass vehemente Versuche sehen, Deutschland die neue Technologie nicht ausprobieren zu lassen.

5. Digitale Werbung wird komplexer

Der Begriff „Second Screen“ hat zwar noch keine Eindeutschung erfahren, ist aber auch hier zu Lande angekommen. Großen Werbetreibenden ist längst klar, dass ihre künftigen Plattform digital sind. Doch sorgen sie sich um die Wirksamkeit von Bannerwerbung, Facebook-Werbung funktioniert – aber es ist nicht sinnvoll Etats, wie man sie aus dem TV-Bereich kannte, in das Netzwerk zu stecken. Außerdem glauben viele Marken weiterhin, sich nur mit breitbandigem Zuballern der Verbraucher Gehör schaffen zu können.

Sie sind deshalb offen für neue Werbetechnologien – was in den kommenden zwei Jahren eine große Chance für Startups sein könnte. Ansprechende Mobile-Werbung wie die von Widespace ist solch eine neue Option. Solche neuen Ideen werden wir 2014 viele sehen, wobei ich glaube, dass viele versuchen werden, TV-Werbung wieder relevanter zu machen. So sah ich auf der Le Web eine französische Entwicklung, die noch nicht auf dem Markt ist: Sie versucht mit Targeting zu erraten, welche Fernsehsendung der Nutzer eines Handys gerade schaut – um dann die Werbung über den Ad-Server zu synchronisieren. Wer dann bei „Schlag den Raab“ die Werbepause mit einem Blick auf eine Nachrichtenseite überbrückt, könnte dort dann die gleiche Werbung sehen die er geistig gerade wegblenden will, oder aber auch eine Anzeige, die auf die Raab-Show Bezug nimmt.

Ob diese Technologien zukunftsträchtig sind, ist offen. Doch innerhalb der werbetreibenden Industrie gibt es eine hohe Bereitschaft, sie sich anzuschauen und mit geringen Budgets zu experimentieren.

6. Social Media Relations sind das nächste heiße Ding im Marketing

Erst war da Social Media. Unternehmen probierten es aus und stellten fest: Sie wussten nicht, worüber sie mit Kunden reden sollten. Folgerichtig war der nächste Schritt Content Marketing. Darin versuchen sich viele und stellen nun fest, dass ihre Inhalte nicht recht ankommen.

Also werden sie sich nun an die wenden, die bereits interessante Inhalte produzieren: Blogger, vor allem, aber genauso auch Youtuber, Instagrammer oder Twitterer. Einerseits werden die Unternehmen sie nutzen wollen, um Inhalte zu produzieren – andererseits sollen sie die Inhalte der Marken verbreiten helfen.

Aus diesem Grund werden Social Media Relations, auch Blogger Relations, vielleicht auch Influencer Relations das nächste, heiß diskutierte Digital-Thema im Bereich von Marketing und PR werden. Was im Gegenzug auch bedeutet: Blogger gewinnen an Bedeutung.

7. Überwachungsstaat statt Innovationsstandort

Ach, Bundesregierung. Nun ist der Verkehrsminister zuständig für Netzneutralität. Mehr muss man gar nicht wissen um zu ahnen, dass Deutschland seinen Weg in Richtung Anti-Technologie-Standort konsequent weitergehen wird. Dabei hat die neue Regierungsaufteilung die Situation verschlimmbessert: Bisher war niemand wirklich für Digital-Themen zuständig – nun offiziell eine ganze Reihe von Ministerien. Sie werden sich nun ganz offiziell um das Thema kümmern, es wird zum Spielball regierungsinterner Zicken- und Machtkriege werden. Dem Fortschritt wird all das sehr, sehr abträglich sein. Das netzpolitische Jahr 2014 wird definitiv kein langweiliges – aber vermutlich ein sehr trauriges.

8. Blutiges Redaktionsjahr

Das Jahr 2013 war ein Augenöffner für viele Medienmenschen. Sie haben erkannt, dass der Medienwandel auch in Deutschland reinrauscht und vieles, scheinbar fest zementiertes aufbricht. Selbst die Option der sterbenden Tageszeitung ist nicht mehr irgendwas, wovon durchgeknallte Blogger schreiben, sondern nackte Realität.

Der Anfang des kommenden Jahres könnte dabei wirken wie eine Entspannung. Ich glaube, wir werden in den ersten Monaten wenig hören von Stellenabbau oder Sparprogrammen. Doch das hat einen Grund: die stockenden Tarifverhandlungen in der Zeitungsindustrie. Der Deutsche Journalistenverband forderte jüngst eine „Absage an das Spardiktat“, was angesichts der Wirtschaftszahlen reichlich weltfremd wirkt.

Nein, es wird weiter gespart werden, 2014. Doch wie viel, das hängt eben vom Ergebnis der Tarifrunde ab. Die Verleger werden genau mit diesem Argument die Gewerkschaften erpressen, am Ende wird es vermutlich eine faktische Nullrunde geben. Im Extremfall werden DJV & Co. dabei einen gewissen Stellenbestandsschutz aushandeln – dann könnte 2013 tatsächlich ein einigermaßen ruhiges Jahr werden. Wahrscheinlicher jedoch ist, dass in der zweiten Jahreshälfte die nächsten heftigen Entlassungswellen kommen werden.

Am stärksten treffen dürfte es dabei die „Süddeutsche Zeitung“. Ich glaube, für diese Redaktion wird es ein sehr unschönes Jahr werden. Bei der „FAZ“ stellt sich die Frage, wie groß die Reserven sind, die angeblich das schlechte Jahr 2012 auffingen. Beim „Focus“ muss der Auflagenverlust dringend gebremst werden, ansonsten stellt sich vielleicht schon Ende des Jahre die Überlebensberechtigungsfrage.

Und – dafür braucht es nun wirklich keine Glaskugel – auch die Tarifflucht der Verlagskonzerne wird anhalten.

Hinzu kommt das Leistungsschutzrecht. Die ersten Verlage werden versuchen das von den Verlagslobbyisten bei Merkel bestellte, innovationsfeindliche Gesetz durchzudrücken. Darunter leiden werden kleine, innovative Angebote, Blogs, vielleicht gar Social-Media-Plattformen. Ergebnis: Die Verlagsindustrie wird endgültig zum Hassobjekt, jeder Fehler, jedes harte Vorgehen wird ausführlichst besprochen werden und so vor allem junge Leser immer weiter von den Produkten der Konzerne entfernen.

9. Die Huffington Post rollt nach vorn

2014 könnte das Jahr sein (und ich bin da bewusst vorsichtig) in dem die Online-Nachrichtennation neu geordnet wird – oder zumindest damit begonnen wird. Durch die Umstellung auf Pseudo-Paid-Content über das Metered Modell (oder gar richtigen Paid Content) könnten mittlere und kleine Angebote langsam an Reichweite verlieren. Hinzu kommt, dass zu viele von ihnen, vor allem Lokalangebote, weiter keine mobiloptimierten Seiten haben, die Mobil-Nutzung aber weiter steigt. Im Extremfall könnte das – wir kennen ja deutsche Lokalverlage – zur genau falschen Reaktion führen: der Kürzung von Online-Etats.

Bei den Großen könnte es auch Verschiebungen geben. Die Online-Aktivitäten von Gruner + Jahr – bisher vor allem unter der Rubrik „Peinlich“ einzuordnen – wollen durchstarten. Ob das gelingt? Das als Wohncommunity gedachte Roomio erweist sich schon mal als fehlkonzipierte Kopfgeburt mit der Atmosphäre eines Design-Friedhofs. Andererseits hat Stern.de mit Anita Zielina eine kundige Chefredakteurin, die nun vielleicht Raum und Etat für Verbesserungen hat. Zumindest dürften die Hamburger eine Menge Geld ins Netz stecken.

Von hinten kommt dagegen die Huffington Post. Es war bemerkenswert, wie viel blanker Hass sich da sowohl bei fest angestellten Redaktionen wie Bloggern Bahn brach. Mancher sonst geschätzte Autor schien plötzlich von einem Haufen tollwütiger Meerschweinchen gebissen und ließ jegliche Form von Anstand fahren.

Solch eine Mob-Haltung unter Medienjournalisten ist aber in sicherer Frühindikator – für gute Erfolgsaussichten eines Projektes. Inzwischen hat sich die kopflose Wut gelegt und die ersten Zahlen sind ordentlich. Auch der Stil hat sich verändert, nachdem mit dem geschätzten Sebastian Matthes der Chefredakteur an Bord ist.

Im Laufe des kommenden Jahres wird die HuffPo den großen Nachrichtenseiten langsam Bauchschmerzen bereiten. Denn sie wird kontinuierlich zulegen, weniger wegen großartiger Stories als vielmehr durch die Nutzung überlegener Technik. Innerhalb von zwei bis drei Jahren erwarte ich sie unter den Top-3-News-Angeboten in Deutschland.

10. Das Ende des klassischen Fernsehens nimmt Formen an

Das klassische TV steht vor dem Aus. So wie viele Zeitungsmenschen, in diesem Jahr realisierten, dass ihre Arbeitgeber ein Überlebensproblem haben, wird dies 2014 manchen Fernseh-Menschen aufgehen. Whatchever wird zum Alltagsdienst werden, Netflix in Deutschland starten.

Unter den Jüngeren wird Youtube immer stärker TV-Sender verdrängen, Vine wird in Deutschland 2014 massiv wachsen. Es wird auch endlich vorbei sein mit der Zeitbeschränkung öffentlich-rechtlicher Mediatheken, die vor allem durch die Verlagskonzern-Lobby durchgesetzt wurde. All das wird den TV-Konsum parzellieren und atomisieren. Das heißt nicht, dass wir massiv weniger Fernsehen schauen – sondern anders. Vor allem im Serienbereich dürften den TV-Sendern die Einschaltquoten wegkrachen (sie tun es jetzt schon). Denn gerade die hochwertige Ware aus den USA löst suchtartiges Dauergucken aus. Netflix macht mit „House of Cards“ vor, was das bedeutet: Wer braucht Cliffhanger, wenn die nächste Folge im Anschluss geguckt wird, spätestens am nächsten Tag?

Sender können davon durchaus profitieren: Wenn sie ihre Geschäftsmodelle entfernen von der Idee des linearen Lagerfeuers, vor dem alle hocken. Allein: Ich fürchte, so weit sind sie noch nicht.

Und damit: einen gloriosen Rutsch ins kommende Jahr, Ihnen allen herzlichen Dank fürs Lesen und Kommentieren hier in der Indiskretion. Viel Glück, Gesundheit und mediale Höhepunkt in 2014! Eines ist sicher: Es bleibt spannend!