Es ist die Horrortafel deutscher Musikfans: ein roter Smiley im Youtube-Look und die Worte „Leider ist dieses Video in Deutschland nicht verfügbar, da es Musik enthalten könnte, für die die GEMA die erforderlichen Musikrechte nicht eingeräumt hat.“
Weiterhin gibt es keine Einigung zwischen dem deutschen Musikrechteverwerter und dem Videoportal. Die Folgen sind erheblich: Immer wieder werden private Videos gesperrt, weil im Hintergrund Musikfetzen zu hören sind. Und auch die Großen Filme trifft es: Über 60% der 1000 erfolgreichsten Youtube-Videos sind in Deutschland nicht zu sehen, ermittelte Open Data City:
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Unterstützt durch MyVideo. Realisiert von OpenDataCity. Anwendung steht unter CC-BY 3.0.
Auch Shehzad Daredia kann das nicht ändern – aber er kann den Nutzern eine Art Tunnel liefern, der zumindest das Teilen von Musik einfacher macht. Vergangene Woche ging der von ihm mitgegründete Dienst bop.fm aus dem geschlossenen Beta-Stadium heraus. Das im Rahmen des bejubelten Inkubators Y Combinator entstandene Unternehmen aggregiert die größten Musikdienste. Möchte ein Nutzer einen Song mit Freunden teilen entsteht ein bop-Link. Erst wenn dieser vom Empfänger geklickt wird, entscheidet die Plattform, welches der Musikdienst ist, über den der User in seiner individuellen Nutzungssituation das Lied am besten hören kann.
Das IntMag sprach am Rande der Digitalkonferenz Le Web mit Daredia über seine Pläne mit bop.fm:
Für alle, die bop.fm noch nicht gesehen haben: Was macht den Dienst besonders?
Wir schaffen eine Heimat für jeden Song im Internet, den man dann beliebig teilen kann – unabhängig von Ländergrenzen, Endgeräten oder Musikdiensten. Wir sind für unsere Nutzer ein Musikdienst, der sämtliche Musikquellen aggregiert: Spotify, Rdio, Soundcloud, Youtube, iTunes… Und die bringen wir in ein Interface.
Somit haben Sie alle Musikquellen an einem Ort. Und wenn man ein Lied mit Freunden teilen möchte, muss man sich nicht fragen, ob diese beim gleichen Musikdienst sind wie man selbst, oder dieser in deren Heimatland erreichbar ist. Wir spielen den Song auf dem Service, der für den Freund erreichbar ist.
Das ist vor allem in Deutschland angesichts des andauernden Streits zwischen der Gema und Youtube. Bop.fm unterläuft solche Restriktionen?
Was wir erschaffen ist ein Index der Musik all dieser unterschiedlichen Musikdienste. Wir wissen bei jedem Song, auf welchem Dienst er in welchem Land und auf welchen Geräten zu hören ist. Auf dieser Datenbank basierend schaffen wir dann ein überzeugendes Nutzererlebnis – für Verbraucher und für Partner. Für Verbraucher haben wir die schlimmste Arbeit erledigt, denn wir haben die Songs für ihn gefunden.
Heißt das, die einzige Chance, dass ein Song nicht bei bop.fm auftaucht wäre, ihn nicht online zu stellen?
Wir aggregieren offiziell erhältliche Musikquellen, die durch die Musikindustrie lizenziert wurden. Wenn ein Song nicht auf Youtube oder Soundcloud vorhanden ist, könnte es sein, dass bop.fm ihn nicht führt – denn die weite Masse aller Songs weltweit ist auf diesen beiden Plattformen zu finden. Was wir nicht tun, ist Piraterie fördern indem wir Seiten wie Tumblr-Blogs nach illegal hochgeladenen Inhalten durchsuchen. Wir zeigen Ihnen nur Quellen, die meist von der Musikindustrie monetarisiert werden. Spotify und Rdio zahlen Royalties, iTunes und Google Play verkaufen Songs, Youtube generiert Werbeeinnahmen. Soundcloud ist der einzige Dienst, der keine Einnahmen für die Künstler bringt. Aber die Künstler wählen diesen Kanal als Promotion-Vehikel.
Es gibt die seltenen Fälle, dass ein Album in einem Teil der Welt erscheint – im anderen noch nicht. Dann kann es passieren, dass ein Album für einen speziellen Kontinent neu abgemischt wird. Wie gehen Sie damit um?
Wir respektieren das. In dieser Woche veröffentlichte Justin Bieber seine neue Single „Confident“ via Twitter um sein neues Album zu bewerben. Das Lied ist auf Spotify in den USA zu hören – aber nicht in Frankreich. Es ist eine Sauarbeit für Verbraucher auf dem Laufenden zu bleiben, welcher Song wo veröffentlicht wurde. Wir kümmern uns darum.
Nehmen wir an, da ist jemand in New York, der seinem Freund in Paris diesen Song zeigen möchte. Kann der Franzose das Lied hören?
Absolut. Wir haben eine Plattform, die alles vereint. Der Amerikaner hört das Lied auf Spotify. Wenn er den bop.fm-Link an seinen Freund schickt, kann dieser den Song nicht auf Spotify hören, weil dieser eben auf Spotify Frankreich noch nicht vorhanden ist. Unsere Plattform schwenkt dann auf einen anderen Dienst, höchst wahrscheinlich Youtube, Geezer oder Soundcloud. Der bop.fm-Link ist aber immer gleich.
Und wenn es keine andere Quelle gibt?
Das ist sehr selten. Wenn ein Lied weder auf Youtube noch auf Soundcloud zu finden ist, ist es wahrscheinlich, dass er gar nicht existiert.
Reden wir über Ihr Unternehmen. Wann sind Sie gestartet?
Wir haben unser Unternehmen im Frühjahr gegründet und haben im August den Y Combinator-Lehrgang beendet. Aber wir waren im nicht-öffentlichen Beta bis vergangene Woche. Selbst in diesem Stadium haben wir aber über 100.000 Songs pro Tag ausgeliefert.
Wie sieht es mit der Finanzierung aus?
Wir sind finanziert von Y Combinator – mehr kann ich nicht sagen. Und w sind ein sehr junges Startup in San Francisco mit weniger als 10 Angestellten.
Und das Geschäftsmodell?
Auf kurze Sicht setzen wir auf ein Affiliate-Modell, bei dem wir Upgrades, Verkäufe und Abos für die Musikdienste generieren. Dabei bekommen wir einen Anteil. Rdio hat solch ein Affiliate-Modell bereits, das fünf bis zehn Dollar pro Nutzer pro Jahr auszahlt – und das so lange, wie dieser Abo-Kunde bleibt. Langfristig glauben wir an ein Data Play. Wir sammeln all diese Informationen über Nutzer. Nicht nur die aggregierten, beliebtesten oder gerade aufkommenden Hits, sondern auch, was individuelle User mögen. So können wir Künstlern und Labels ein besseres Verständnis vermitteln, wer ihre Kunden sind.
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