Sehr geehrte Frau Friedrichs,
wir kennen uns nicht. Sie sind eine ordentlich dekorierte Journalistin, ihre bisherige Arbeit ist mir bisher in Erwähnungen und Zitaten begegnet, es hat sich nicht ergeben, dass ich eines ihrer Bücher las. Gelesen/gehört habe ich aber einen Text, den sie für DRadio Kultur verfasst haben und der sich mit Facebook beschäftigt.
Eigentlich könnte man den links liegen lassen. Er ist undurchdacht, wütend und uninformiert, im Internet nennen wir solch einen Ausbruch „Rant“. Dummerweise aber legen Sie alle Hebel in mir um, wenn es darum geht die Probleme des Journalismus in Deutschland zu beschreiben. Und deshalb möchte ich einige Passagen Ihres Werkes näher betrachten.
Sie erlauben?
Eines Tages, behaupten Sie, fragte Ihr Geldautomat, ob er ihr Facebook-Freund sein dürfe. Das klingt so irgendwie mittellustig. Faktisch aber fragte Sie natürlich nicht Ihr Geldautomat, sondern Ihre Bank. Die fragt sie ständig irgendwelche Sachen am Geldautomat, bei mir war es gestern zum Beispiele „Sind Sie zufrieden mit uns?“. Banken nutzen die Wartezeit auf das Geld zur Kommunikation. Das kann man gut finden, muss man nicht. Weil es aber um Facebook geht, finden Sie es doof. Übrigens: Sie implizieren natürlich, Sie hätten am Geldautomat einen Like-Butten drücken können – ich behaupte: Das war nicht möglich.
Problem Nummer eins des Journalismus derzeit also: Verdrehung der Fakten.
Sie wollen nicht auf Facebook sein. Das ist überhaupt kein Problem. Man kann sich natürlich fragen – und dies tue ich hier im Blog ja häufig – ob nicht Journalisten ob Ihres Berufsstandes unabdingbar eine Technologie beherrschen müssen, die sich so schnell in unserer Gesellschaft verbreitet hat, wie keine andere in der Geschichte der Menschheit. Ich meine: ja. In der Journalistenschule haben wir deftige Witze darüber gemacht, dass Mitte der 90er nicht jeder Redakteur des „Tagesspiegel“ über ein eigenes Telefon verfügte. Doch dies ist dann eine andere Debatte.
Widmen wir uns lieber Problem Nummer zwei des Journalismus: Wenn Journalisten etwas nicht mögen, wollen Sie, dass alle anderen es auch nicht mögen. Mehr noch: Sie verachten Menschen, die in einer Sache einen Nutzen finden, den Sie subjektiv für sich selbst nicht nachvollziehen können.
Sie, Frau Friedrichs, möchten zum Beispiel nicht mit einem Café befreundet sein, das Sie häufig besuchen. Ihr gutes Recht. Nur: Den allermeisten Menschen geht es anders. Wenn wir häufig ein Restaurant oder eine Bar aufsuchen, tun wir dies nicht aus Masochismus. Wir mögen den Laden. Mehr noch: Häufig entwickelt sich eine lockere Beziehung zwischen Stammgast und Stammpersonal. Und wir entwickeln Vorlieben: Wenn es in der „Brasserie Hülsmann“ frische Pfifferlinge gibt, dann möchte ich das sofort wissen – denn die Saison ist ja nicht lang.
Auch bei anderen Produkten, die wir häufig konsumieren, lassen wir Menschen uns gern informieren. Wenn zum Beispiel der Berliner Modeladen „Firmament“ die neue Laufkollektion von Gyakusou reinbekommt, möchte ich schnell informiert sein. Denn Gyakusou ist die einzige Laufbekleidung, die nicht aussieht, als sei man ohne Fallschirm über Legoland abgestürzt. Doch weil es eine japanische Marke ist, sind große Größen schnell ausverkauft – und tatsächlich sind die Sachen in Deutschland nur schwer zu bekommen. Ich freue mich also, wenn ich schnell informiert werde, ohne dass ich eine E-Mail bekommen, mein Handy klingelt oder ich Papier aus meinem zu kleinen Briefkasten dröseln muss.
Sie möchten solche eine Werbung nicht. Das ist OK. Nur: Auch hier nervt es Sie, ja, es macht Sie aggressiv, dass andere Menschen anders denken als Sie. Dies vermischt sich wieder mit Problem Nummer eins. Denn Sie schreiben:
„Absurde Anfragen wie diese häuften sich: Der Hersteller des Buggys, den ich für meinen Sohn kaufte, wollte mein Freund werden. Das Cafe, in dem ich mittags oft esse, auch. Mein Fußballverein sowieso. Es folgten: Mein Fernsehprogramm. Mein Radiosender. Sie alle baten mich, ihnen doch zu Facebook zu folgen.“
Das klingt nach sonnenbebrillten, halbseidenen Türstehern, die Sie anraunzen: „Wolle Freunde werde?“ Tatsächlich aber dürften jene Unternehmen nur irgendwo das – zugegebenermaßen unterhübsche – Logo von Facebook auf Werbematerialien platziert haben, die es zuvor auch schon gab. Weshalb regen Sie sich darüber auf? Mir scheint: Weil Sie sich aufregen wollen.
Denn tatsächlich gab es ja humanoide Wesen, die Sie ansprachen: Ihre Freunde. „Was? Du bist nicht auf Facebook?“, wurden Sie gefragt. Das kann schnell nerven, stimmt. Aber: Sie schreiben, Sie hätten sich gerechtfertigt. Warum? Was haben Sie für Freunde, die nicht akzeptieren, wenn Sie sagen: „Nö, keinen Bock drauf.“ Gleichzeitig aber: Was sind Sie für eine Journalistin, die nicht versucht, solch einer Massenfaszination nachzugehen?
Ich weiß nicht, ob Sie sich überhaupt mal auf Facebook versucht haben. Schnell stößt man dort auf Verschollene Menschen, Schulfreunde, Kommilitonen. Sie sind ja nun jünger, da gibt es noch nicht so viele Verschollene, zugegeben. Nein, zu denen muss man keinen Kontakt pflegen. Aber man kann. Und darf. Wenn man will. Viele Menschen freuen sich aber über Kontakte aus der Vergangenheit und das gemeinsame Erinnern. So hat mich jemand in eine Facebook-Gruppe namens „Du bist Sendener, wenn…“ eingeladen. Über 1000 Mitglieder hat sie und die frischen ihre Kindheitserinnerungen an Senden, meinen Heimatort, auf. Vieles von dem, was da geschrieben wird, hatte ich längst vergessen, es ist ein Ort des nostalgischen Erinnerns.
Sie müssen da nicht mitmachen. Doch wir Menschen sind halt so. Was uns zum Problem Nummer drei des Journalismus bringt: Misanthropie.
Es scheint für deutsche Journalisten ein Zeichen der Schwäche zu sein, sich für etwas zu begeistern – erst recht für die Begeisterung anderer Menschen. Sie halten die Aussage Mark Zuckerbergs, Facebook erfülle eine soziale Mission für „Geschwätz“. Ich weiß nicht, wie sehr Sie sich mit Zuckerberg beschäftigt haben, ob Sie beispielsweise das fabelhafte Buch „Der Facebook-Effekt“ von David Kirkpatrick gelesen haben. Danach, jedenfalls, fällt es schwer Ihre Behauptung aufrecht zu erhalten.
Dass über Facebook Massendemonstrationen gegen die Farc-Rebellen in Kolumbien organisiert wurden, dass der Dienst eine maßgebliche Rolle bei den Revolutionen in Nordafrika spielte, dass Menschen sich dort zu allerlei politischen und wirtschaftlichen Anliegen organisieren und sogar Einfluss auf eine schlechte TV-Liveübertragung nehmen – all dies ist für Sie, Frau Friedrichs, „Geschwätz“.
Warum? Weil Facebook Geld verdient. Und Unternehmen können nur schlecht sein, wenn sie Geld verdienen. Alles andere geht nicht. Dies ist Problem Nummer vier des deutschen Journalismus: Er ist wirtschaftsfeindlich. Mehr noch: Er ist wirtschaftsinkompetent.
Dafür liefern Sie ein dramatisches Beispiel. Denn Sie behaupten: Facebook verkauft Daten. Sie schreiben:
„Für ein Allerweltsprofil zahlen Adresshändler und Werbeunternehmen laut Schätzungen nicht mehr als einen Cent. Ein guter Datensatz aber kann einen halben Dollar bringen.
Facebook hat viele dieser guten Datensätze…
Dass Profile mit echten Namen auf dem Datenmarkt einfach mehr wert sind, erwähnte die Firma nicht…
Fassen wir also das längst Bekannte zusammen: Facebook ist ein Unternehmen, dass um jeden Preis an möglichst viele Daten kommen will. Das sie scannt und speichert und verkauft.“
Frau Friedrichs, ich behaupte: Sie haben keinerlei Informationen, nach denen Facebook Daten verkauft. Mehr noch: Ich behaupte, Sie haben in diesem Punkt nicht recherchiert.
Facebook, und genauso Google, verkauft keine Daten. Die Unternehmen wären schön blöd, wenn sie dies täten. Denn es ist ihr Geschäftsfundament, Daten NICHT zu verkaufen, sondern exklusiv zu nutzen um gezielte Werbung abzuzeigen. Diese gezielte Werbung kann man natürlich – Stichwort: Wirtschaftsfeindlichkeit – verwerflich finden. Nur, ohne Werbung funktioniert ein großer Teil der Wirtschaft eben nicht.
Diese Werbenutzung, Frau Friedrichs, ist vollkommen normal und hat nichts mit dem Internet zu tun. So dürfte Ihr Verlag eher nicht Anzeigen im „Kicker“ für Ihre Bücher geschaltet haben, sondern eher, sagen wir, in der „FAZ“. Nun ist diese Werbeschaltung noch effizienter möglich, das klingt kalt und unnahbar, andererseits sorgen Unternehmen mit schwarzen Zahlen dafür, dass ihre Mitarbeiter Arbeit haben. Wir sind uns sich einig: Das ist nicht ganz so übel.
Wenn es um das Verkaufen von Daten geht, hätten Sie vielleicht einmal etwas über Deutschlands Medienhäuser schreiben können, die teils zu den größten Adressehändlern gehören. Doch an dieses Thema traut sich niemand heran, auch Sie nicht. Vielleicht würde dann die nächste Rezension eines Ihrer Bücher auch nicht so schön ausfallen. Verlage sind nachtragend, müssen Sie wissen.
Kommen wir aber zum nächsten Problem deutscher Journalisten: mangelnde Neugier.
Im hinteren Teil ihres Textes schreiben Sie:
„Warum um alles in der Welt sollte ich ihm (Mark Zuckerberg – d. Autor) meine Daten geben? Warum geben meine Freunde ihm ihre Daten?“
Tja, warum? Sie stellen eine Frage – und beantworten Sie nicht. Früher wäre diese Frage Ausgangspunkt zur Recherche gewesen. Eine ausgangsoffene Recherche, wohlgemerkt. Man hätte sich einfach mal angeschaut, vielleicht gar mitgemacht, als Journalist. Aber nicht, um das dann hinterher kaputtzuschreiben – sondern um eine Faszination nachzuvollziehen. Dabei geht es nicht darum, unkritisch zu sein – aber eben auch nicht darum, auf Teufel komm raus den Menschen etwas zu verleiden, was sie fasziniert. Solch eine Art des Journalismus kann ich Deutschland im Jahr 2012 praktisch überhaupt nicht mehr ausmachen. Wenn sich Menschen en masse für etwas begeistern, wird es grundsätzlich verlächerlicht und attackiert.
Kommen wir aber zum finalen Absatz Ihres Textes, sehr geehrte Frau Friedrich. Es ist die Passage, die nun mich endgültig wütend gemacht hat. Denn Sie schreiben:
„Meldungen der letzten Wochen allerdings lassen mich nun hoffen, dass der Spuk irgendwann vorüber sein könnte: In den USA ist die Zahl der Facebook-Nutzer in den vergangenen sechs Monaten erstmals leicht zurückgegangen. Im letzten Quartal machte die Firma über 150 Millionen Dollar Verlust und die anfangs gehypte Aktie ist seit Handelsbeginn um satte 40 Prozent abgerutscht. Ich würde mich freuen, wenn das der Anfang vom Ende wäre.“
Hier vermischen sich alle jene Probleme, die ich zuvor beschrieb. Denn dieser angebliche Niedergang der Nutzerzahlen beruht – und das haben viele Journalisten nicht hinterfragt – auf der selbst geschriebenen Software eines US-Analysten. Es kann sein, dass das richtig ist – aber wir wissen es nicht. Und ich gehe nicht davon aus, dass Sie jenen Analysten kontaktiert haben? Eine Debatte um den desatrösen Verlauf des Facebook-Kurses spare ich mir – denn dies impliziert, dass die Börse derzeit rational handelt (was sie nach meiner Meinung nicht tut). Doch gehört es eben auch zur selektiven Wahrnehmung, wenn man unerwähnt lässt, dass jener Quartalsverlust durch Ausgaben beim Börsengang entstand.
Alles egal, angesichts Ihres letzten Satzes: Sie wünschen Facebook den Tod.
Bitte? Sie wünschen rund 4.000 Menschen die Arbeitslosigkeit? Warum? Weil Facebook sie nervt? Selbst wenn Facebook Daten verkaufen würde: Wünschen Sie dann auch Deutschlands Verlagen den Tod?
Frau Friedrich, Sie schreiben/sprechen diesen Text für DRadio Kultur. Finanziert wurde Ihr Honorar durch Rundfunkgebühren. Diese werden eingetrieben durch die GEZ, eine Institution, bei der ich aus eigener Erfahrung von mafiösen Instrumenten berichten kann, und die selbst Adressen potenzieller Nichtzahler ankauft.
Was würden Sie sagen, wenn Sie hier lesen, dass ich mich freuen würde über den Anfang vom Ende des Deutschlandradios?
Vielleicht denken Sie darüber mal nach, bevor Sie das nächste mal einen so unreflektierten und unambitionierten Unsinn aufschreiben, wie Ihren Facebook-Text.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Knüwer
Kommentare
Susanne Westphal 17. August 2012 um 10:57
Lieber Thomas Knüwer,
Sie sprechen mir aus dem Herzen! Jeder Mensch hat die Freiheit, Facebook zu mögen oder nicht zu mögen. Aber über eine Sache zu urteilen, die man nicht kennt, akzeptiere ich weder bei meinen Kindern, wenn Sie eines meiner Koch-Experimente nicht probieren wollen. Noch kann ich es für gut heißen, wenn ältere Leute andere Sprachen und Kulturen grundsätzlich ablehnen. Das Minderwertigkeitsgefühl, eine Sache nicht zu beherrschen, treibt manche dazu, sich wütend zu äußern. Schade, dass Menschen so wenig neugierig, so wenig offen, so wenig tolerant sein können.
Das ist bei allen möglichen Menschen bedauerlich. Bei Journalisten eine echte Sünde. Die Macht, Meinungsbildung bei Lesern zu unterstützen, sollte nicht durch Stammtischparolen ausgelebt werden. Ein wenig mehr Substanz hätte ich da schon erwartet.
David 17. August 2012 um 11:04
Word!
fdisselhoff 17. August 2012 um 11:14
Vielen, vielen Dank für diesen Text. Auf den Punkt gebracht. Als jemand, der viel zum Thema schreibt, seh ich mich des Öfteren mit dieser Gattung Kollegen konfrontiert.
Alexandra M. 17. August 2012 um 11:17
Klartext! Sehr, sehr gut und klar formuliert, wie es wirklich ist! Klasse!
Ralf Fenge 17. August 2012 um 11:20
Danke Thomas Knüwer, für diese wahren Worte… Das Deutschlandradio wird immer mehr für mich zum Synonym für Drecksjournalismus… das war mal anders…!
Thomas Knüwer 17. August 2012 um 12:56
Ich finde das Wort Drecksjournalismus hier nicht passend und deutlich übertrieben.
Klemens Surmann 17. August 2012 um 11:34
Kompliment – trifft die Sache auf den Punkt. Dass D-radio sowas nimmt, ist mir unverständlich.
Wolfgang Messer 17. August 2012 um 11:34
Kleine Anmerkung: Zum Thema „Adressenhandel und deutsche Medienhäuser“ hat immerhin Richard Gutjahr dieses Jahr was geschrieben:
http://gutjahr.biz/2012/03/adressenhandel/
(da ging’s allerdings hauptsächlich um Medienhäuser als Kunden der Adresshändler)
Andreas 17. August 2012 um 11:55
Sehr schöner Text über journalistische Tugenden, der imho das grundsätzliche Übel entnervend vieler Artikel der letzten Zeit auf den Punkt, bzw. die Punkte bringt.
stefanolix 17. August 2012 um 12:25
Es trifft natürlich zu, dass man mehr über Facebook schreiben kann, wenn man selbst Mitglied ist. Es gibt allerdings inzwischen genügend Fachliteratur über Facebook und andere soziale Netzwerke. Es gibt auch Fachliteratur über den Gebrauch (und potenziellen Missbrauch) von Daten. Und man kann drittens natürlich die Nutzer befragen. Also kann man sich auch ohne Mitgliedschaft bei Facebook eine Meinung bilden.
Dominik Dommer 17. August 2012 um 12:40
Ich bin gespannt, ob Frau Friedrichs diesen Brief beantworten wird…
Jens 17. August 2012 um 12:43
@Ralf Fenge
Deutschlandradio…Drecksjournalismus ??
Das dürfen Sie schreiben, aber gestehen es Frau Friedrichs nicht zu, subjektiv über Facebook zu schreiben? So,so…
Michael 17. August 2012 um 12:44
STRIKE!! Klare Worte. Finde ich klasse , danke schön-.
Gruß Michael
teekay 17. August 2012 um 12:56
Volle Zustimmung. Nur so am Rande: Ich verstehe die Formulierung ‚will mein Freund‘ werden grammatikalisch nicht. Mich hat noch nie ein Unternehmen, Cafe, Supermarkt in der Nachbarschaft DIREKT und PERSOENLICH kontaktiert. Meint Frau F. den Zettel im Lieblingscafe wo ‚like us on facebook‘ steht? Mal abgesehen davon, dass ‚liken‘ ja keine Freundschaftsanfrage und -beziehung im fb-Sinne darstellt…
Jens 17. August 2012 um 12:57
Wenn man mit so einer Polemik so eine Reaktion hervor rufen kann, ist es toll. Genau getroffen, Frau Friedrichs!
Frank 17. August 2012 um 13:08
Ich mag Facebook ja auch nicht. Genau genommen find ich Facebook sogar richtig scheiße. Und bei diesem ständigen Herbeigezerre dieses Nordafrika-Revolutions-Dingens frage ich mich, ob wir evtl. ert mal abwarten sollten, wohin die Sache führt und ob solche Aktionen beispielsweise in Ägypten auch wiederholbar sind. Könnte ja Not tun…
Anererseits: Unreflektiert ist der Artikel von Frau Friedrichs zweifelsfrei. Aber vielleicht wollte sie damit ja genau die Zielgruppe ansprechen, die den Tag damit verbringt „I Like“ zu drücken.
Olaf Storbeck 17. August 2012 um 13:26
Thomas, ich stimme dir über weite Strecken zu. Am meisten wundere ich mich über die Behauptung der Kollegin, ihr Geldautomat und ihr Cafe wollten ihr Facebook-Freund sein. Wie soll das gehen, wenn die Dame gar nicht auf Facebook ist? Wenn, dann muss sie schon selbst auf „like“ klicken. Ich habe jedenfalls noch keine einzig Facebook-Freundschaftsanfrage von meinem Pub, Fahrradgeschäft oder ähnlichem bekommen. Und ich bin wirklich heavy user.
Ein großer Vorteil von Facebook, der in der Debatte mE. immer unter geht, ist übrigens, dass man nicht nur alte Freunde wiedertreffen kann. Es hilft auch sehr dabei, neue Bekannte, die man zuerst im wirklichen Leben kennengelernt hat, besser kennenzulernen und verstärkt so die sozialen Beziehungen im wahren Leben. Das habe ich vor allem nach meinem Umzug ins Ausland sehr zu schätzen gelernt, als ich ein neues soziales Netzwerk aufbauen musste.
Beste Grüße
Olaf
LS 17. August 2012 um 13:48
Öffentlich-rechtlich versorgte Journalisten sind erst glücklich, wenn jedes Unternehmen, das Kunden hat und etwas verkauft, kaputtgeschrieben ist. Marktwirtschaft ist „böse“.
Geld bekommt bei Frau Friedrichs aus dem Automaten und wird von der GEZ eingetrieben.
Ich rechtfertige Facebook nicht, aber diese schlecht recherchierte miesepetrige Meinungsmache finde ich unerträglich. Und ich bezahle sie leider auch noch mit meinen Rundfunkgebühren.
Claudia 17. August 2012 um 13:55
Dazu hier nochmal ein interessanter Post:
http://www.wollmilchsau.de/facebook-ist-der-schlimmste-arbeitgeber-der-welt/
Desweiteren kann ich dieses Video empfehlen, es bezieht sich aber mehr auf die Nutzung des Internets und Social Media im Allgemeinen
http://vimeo.com/pocketjakes/onlinenow
Hen Hermanns 17. August 2012 um 13:56
Vielen Dank. Diese selbstgerechte Ignoranz ist wirklich ekelerregend. Wie war das noch, was Karl Kraus mal über solche Journalisten schrieb – „keinen Gedanken haben und ihn ausdrücken können“ …
Stefan Recht 17. August 2012 um 13:57
Aber so ist es eben. Ich schreibe persönlich auch negative Artikel über negatives, versuche im gleichen Atemzug das ganze noch irgendwie offen von allen Seiten zu betrachten und auch die positiven Aspekte hervorzuheben.
Wie geschrieben: Nicht alles was mir nicht gefällt, muss nicht auch zwangsläufig anderen nicht gefallen. Sicherlich gibt es auch viele Leser die sich vollkommen mit den negativen Aspekten identifizieren können, sicherlich aber auch andere, welche man viel offener auch mit Problematiken oder auch Hilfestellungen bekannt machen kann.
Vielleicht war es aber auch viel mehr die Angst. Angst, dass das Internet irgendwann ihre Position wegrationalisieren könnte.
alexgajic 17. August 2012 um 14:03
Ich stimme nicht jeder Knüwer-Abrechnung zu. Aber dieser schon.
Tobias Arns 17. August 2012 um 14:06
Interessant: Bei einem zu Recherchezwecken durchgeführten Jobinterview mit McKinsey wurde Frau Friedrichs folgendes attestiert:
„Wir hatten nur zwei Sachen zu kritisieren: Sie sind zu konfrontativ, und Sie schießen oft aus der Hüfte, ohne genau Bescheid zu wissen.« Ich bin beeindruckt. Genau diese Schwächen hätte ich mir auch attestiert. Mit einem Unterschied: Ich kenne mich schon länger als einen Vormittag.“ (http://www.zeit.de/2006/21/McKinsey_21/seite-3)
Sie scheint sich die (Selbst-)Kritik nicht zu Herzen genommen zu haben.
Christian Beissel 17. August 2012 um 14:08
Sauber! Lang nicht mehr eine so gut argumentierte Stellungnahme gelesen. Allerdings auch lang nicht mehr so einen undifferenzierten Ausgangs-Artikel.
Gernot Kramper 17. August 2012 um 14:12
Großes Tennis Herr Knüwer,
ich bin gar nicht so der FB-Fan, aber diese Tendenz im sog. kritischen Journalismus gibt es auch wonders: Keine Recherche, keine Mühe, keine Ahnung aber die eigenen Ressentiments als Marschrichtung auskotzen
klischnet 17. August 2012 um 14:12
Schoen geschrieben!
Schlimm finde ich immer wenn die HErrschaften auch mit den Begrifflichkeiten flasch umgehen. Die Bank wird nicht nach der Freundschaft fragen, sondern eher aufzufordern ein Fan der Bank zu werden….
Ansonsten: Leben und leben lassen….
Facebook als Feindbild? | Ihr Kommunikationspartner 17. August 2012 um 14:27
[…] lesenswerten Beitrag dazu von Thomas Knüwer und viele Kommentare dazu finden Sie hier Bewerten:Share this:TwitterFacebookGefällt mir:Gefällt mirSei der Erste dem dies […]
Thankmar 17. August 2012 um 14:42
Ich mag Facebook auch nicht (weil Eigenbrötler), aber natürlich soll jeder glücklich werden, wie er will. deswegen geht ihr Artikel auch in die richtige Richtung. Nur finde ich, dass Facebook keine zu beherrschende Technologie (sie implizieren ja Kulturtechnik), sondern eine Dienstleistung eines privatwirtschaftlichen Unternehmens ist.
Starvision 17. August 2012 um 14:57
Mit Facebook ist es wie mit Handys um die Jahrtausendwende. Etwas Neues, in dem viele den Sinn (oft mangels Nutzung) nicht sehen. Verbuchen wir also den Hintergrund des Texts als Angst vor neuen, unbekannten Dingen. Eine seriöse Journalistin die quasi gegen dieses Neue -ohne profundes Wissen hetzt- gibt eine miese Figur ab.
Das Problem geht noch weiter. Denn die Richtigstellungen wie dieser exzellente Brief wird von den Konsumenten der Journalisten gar nicht wahrgenommen. Die springen dann auf den Zug noch mit auf.
Stefan Scheider 17. August 2012 um 15:25
Chapeau!
Paul Menz 17. August 2012 um 16:23
Ich weiß nicht, der offene Brief ist für mich persönlich ein ebenfalls ein wenig übertrieben geschrieben. Man hätte den Artikel von Frau Julia Friedrichs wirklich links liegen lassen können. Ich frage mich hier eher, wer sich mehr „aufregt“ der Briefschreiber der einen längeren Post schreibt als der darauf bezogene Beitrag oder die Journalistin, welche ziemlich übertrieben ihre Abneigung gegenüber facebook ausdrückt.
Ich stimme Thomas Knüwer in einigen Punkten zu, vor allem was den allgemeinen Journalismus angeht, dennoch ist auch Julia Friedrichs Aussage berechtigt – ich glaube sogar, dass die „provokante“ Schreibweise eher eine Hyperbel war, denn „normale“ Artikel erregen heutzutage (leider) kaum noch Aufmerksamkeit. Ich persönlich nutze facebook, bin dennoch in vielen Punkten nicht mit deren Datenschutzpolitik konform und wenn ich das ausdrücke übertreibe auch ich gerne mal – bewusst – denn das lesen die Leute auf jeden Fall _und_ denken darüber nach. Bei Ihnen Herr Knüwer wurde es ja passend erreicht, Sie haben darüber nachgedacht und sich Ihre durchaus verständliche und berechtigte Meinung gebildet. Somit gehen wohl zwei Gewinner aus den Artikeln hervor: Sie und Frau Friedrichs. Der Leser hat nun die Aufgabe sich sein eigenes Bild zu formen und das soll doch durch Artikel (auf solchen Seiten) erreicht werden, oder? (Achtung, rhetorische Frage 😉 )
UllaM 17. August 2012 um 16:58
Gefällt mir !
Eine schöne kleine Lektion in Journalismus, die ich mir als Anregung gleich noch einmal durchlesen werde. Danke ! 🙂
PS: Ich bin übrigens nicht mehr bei facebook 😉
JensT 17. August 2012 um 17:10
Das trifft wirklich ins Schwarze. Allerdings kenne ich genügend nicht-wirtschaftsfeindliche, neugierige und besessen-faktentreue Journalisten, dass ich diese düstere Verallgemeinerung nicht teilen würde.
PS: Facebook sei dank bin ich auf diesen und dann den Text von Julia Friederichs überhaupt nur gestoßen – aber das nur am Rande…
falk von morgen 17. August 2012 um 17:13
Die junge Journalistendarstellergeneration ist leider in 9 von 10 Fällen reiner Quark. Leider. Aber auch das ist kein Zufall.
haucap 17. August 2012 um 17:38
Grandioser Beitrag, Glückwunsch! Dieses pseudo-intellektuelle, unreflektierte Facebook-Bashing nervt mich auch zunehmends.
Stefan Laurin 17. August 2012 um 17:39
Vielen Dank für den schönen Text. Du hast den Unterschied zwischen kritischem Journalismus und Bedenkenträgerjournalismus wunderbar herausgearbeitet. Der Erstere benötigt Wissen und Recherche, der Letztere nur ein nölige Grundhaltung.
david 17. August 2012 um 19:46
Man müsste fast mal Frau Friedrichs Buch „Gestatten: Elite. Auf den Spuren der Mächtigen von morgen“ lesen, um herauszufinden, wie die Mächtigen von morgen so ohne Social Media (oder gar ohne Internet?) auskommen…
teekay 17. August 2012 um 19:55
Was mich nach weiterem Nachdenken doch am meisten stoert ist, dass Frau F. solchen Quark aus oeffentlichen Zwangsgebuehren bekommt. Schriebe sie in einer ‚linken‘, ‚rechten‘ oder sonstwas Publikation koennte man das bequem liegen lassen und Kauf und Klick verweigern. Aber das findet in der Oeffentliche-Rechtlichen Echo-Kammer statt, wo traditionelle, ‚alte‘ und technikfeindliche Leute fuer ein Publikum schreiben, dass sich mit FAZ-Papierabo und Radiohoeren als Kulturgewinner versteht und genau sowas lesen/hoeren moechte. Wenn der Oeffentlich-Rechtliche Rundfunk endlich zugeben wuerde, dass jeder Haushalt eine kleine Minderheit subventionieren muss, waere das ein Anfang. Daher finde ich Thomas‘ lange Kritik auch so wichtig, denn er und ich haben fuer den Beitrag gezahlt. Eine Zeitung kann ich immer nicht beachten-aber DLF nicht einschalten kostet mich trotzdem Geld.
Lintu 17. August 2012 um 21:31
Hehe,
also, wenn ICH irgendwo einen Buggy kaufe, dann muss ich erstens nicht mein facebookprofil angeben, und zweitens fragt mich demnach auch keine ob ich mit dem Freund sein möchte.
Außerdem: Hat sie überhaupt mal in Facebook rein geschaut?
Man wird mit einem Unternehmen kein Freund. Man wird „Fan“ und abonniert die Timeline.
Das heißt, die Einigung ist eine Einseitige und die kommt von dem, der die Werbung sehen will.
egghat 18. August 2012 um 0:01
Ich mag Facebook auch nicht. Für meine Zwecke ist G+ die bessere Plattform. Ich mag das symmetrische an der Beziehung nicht. Ich finde Facebook toll für persönliche Kontakte und Beziehungen, für Kommunikation mit Banken (oder Rasierklingen) taugt das aber nur eingeschränkt. Das will ich nicht. Aber deshalb muss man Facebook nicht verdammen, jeden doof finden, der FB benutzt, Facebook Adressenverkauf unterstellen und ähnlichen Unfug.
Wenn man Facebook kritisieren möchte, dann wegen solche Features wie den Bildern und dem Markieren fremder Personen darauf. Also wenn jmd. ein Foto hoch lädt und alle dieses Foto als „hej, da ist der egghat aber blau“ markieren können und der arme Egghat nichts dagegen machen kann. *Das* ist kritisch. Aber nicht ein Like Button auf dem Werbeplakat einer Bank. Genauso könnte man über das Telefonnetz schimpfen, weil Firmen die Frechheit besitzen, mit der Angabe einer Telefonnummer um einen Anruf zu betteln.
parabens.de 18. August 2012 um 0:52
Der Artikel von Frau Friedrich steht für eine in Deutschland nach wie vor starke gesellschaftliche Gruppe, die gegenüber den „Neuen Medien“ sehr skeptisch eingestellt ist. Diese Leute beherrschen diese Medien nicht und erkennen nicht das Potential, das in ihnen steckt. Schlimm, wenn eine Journalistin soviel Ignoranz besitzt, aber sie steht damit ja auch nicht allein. Offenbar hat Frau Friedrich auch keine Familie und Freunde in der Ferne oder gar dem Ausland. Denn über Facebook kann man seine Fotos, Videos, Erlebnisse oder was auch immer weltweit mit ihnen teilen. Über die Privacy-Einstellungen kann man genau definieren, wer den/das jeweilige Post sehen kann. Und in den eigenen Profilangaben ist man nicht dazu verpflichtet, alle seine persönlichen Daten anzugeben, wenn man es nicht will. Ignoranz resultiert aus Inkompetenz und vice versa.
Da die gute Frau ja für einen Kultursender arbeitet, empfehle ich ihr, mal den Social Media-Aktivitäten eines Paulo Coelho nachzuforschen (der Name wird ihr wohl ein Begriff sein, sonst könnte Wikipedia nachhelfen, falls sie das kennt) und sie wird erstaunt sein, wie gut er das Web für seine Zwecke zu nutzen versteht. Mit besten Grüßen!
Tim Koch 18. August 2012 um 6:06
Ich hätte ja kein Problem damit, wenn sie eine polemische oder bissige Facebookkritik abliefert. Aber bitte nicht basierend auf falschen Behauptungen! Sowas hört die Generation meiner Eltern und stimmt der rhetorischen Frage zu „Eieso in aller Welt, ist da jemand freiwillig Mitglied?!“
Solche Texte führen zu Ablehnung und Angst vor allem Unbekannten aus „dem Internet“, Ausprägungen sind dann zu Beispiel verpixelte Fassaden und angedrohte Hausdurchsuchungen bei Facebookparty-IchNehmeTeil-Klickern…
Disurspoet 18. August 2012 um 8:57
Ein klassischer Null-Wert-Diskurs bildet sich hier heraus.
Wen interessiert die Meinung von Frau Friedrichs? Welchen Nutzen stiftet sie? Welcher Wert wird generiert? und speziell: was ändert sich dadurch?
Es ist wie bei vielen Dingen: zuerst ein Online Pamphlet da bestimmte Leute ohne Internet noch immer keiner Leserschaft hätten sich dank Web 341.0 jetzt aber Autor, Blogger oder sonstwie titulieren und Eigenrelevanz attestieren.
Damit steht dann Non-Inhalt im Raum und dieser wird dann kommentiert, aufgefgriffen, getwittered, etc.pp.
Schrieben zur Aufmerksamkeitsgenerierung anstelle von Information oder Inspiration. Frau Friedrichs Artikel hätte wir uns alles sparen können. Antworten darauf auch.
Es ist wie mit allem:
Wer Facebook mag, melde sich an und nutze es.
Wer nicht, der nicht.
Wer nur Problem in Deutschland sieht, solle gehen.
Wem es einigermaßen gefällt, soll bleiben,
Wer gegen Massentierhaltung ist, sollte keine Fleisch essen oder Alternativen vorziehen.
Wer Fleisch liebt, esse es.
Mega-infantil einem Konzern die Pest an den Hals zu wünschen. Das schwarz („die bösen Konzerne“) – weiß (ich, das arme kleine aber aufgeklärte Individuum) Sehen ist traurig und führt maximal zu Zeitverschwendung durch Auseinandersetzung mit Frau Friedrichs „Arbeiten“.
Zuletzt noch: Diese Datendebatte bei Facebook ist so lächerlich. Die Leute, die da meckern nutzen ihre Kreditkarte und wundern sich nicht über neue Werbeprospekte im Briefkasten, machen online banking und hinterlassen in zig online shops ihre Daten, haben iPhones und lassen ihre Freundeskreise wissen wo sie sind, was sie für Musik hören etc.
Frau Friedrich, erst Denken, dann analysieren und dann (wenn mötig) schreiben.
Einen schönen Sonntag!
Patrick R. 18. August 2012 um 9:01
Ein großartiger Artikel, ich bin begeistert!
Eva Ihnenfeldt 18. August 2012 um 9:08
Dieser Beitrag hat mich sehr nachdenklich gemacht. Auch ich gehöre zu denen, die viel auf Facebook schimpft – aber vielleicht bin ich da einfach nur Mitläufer einer medial inszenierten Hetzkampagne? Es stimmt ja, dass Adresshandel üblich ist und dass Verlage ihre monetären Interessen mit ihrem Auftrag gut zu vereinbaren wissen! Was mich stört, sind die engen Verbindungen zu Behörden und Politik – aber sind Google, Twitter, Amazon etc. Da anders? Ganz großen Dank für dieses Geraderücken, ich werde das Buch „Der Facebook Effekt“ einfach mal lesen.
Clara Fall 18. August 2012 um 9:16
Die Argumente und Vorwürfe, die Herr Knüwer auflistet, kann ich weitgehend nachvollziehen. Allerdings kam bei mir, je weiter ich diesen offenen Brief gelesen habe, immer mehr die Frage auf: Ist der mir bislang unbekannte Herr Knüwer eigentlich ein Lobbyist? Die Form und der Umfang, in der/dem Herr Knüwer facebook verharmlost und einseitig beschreibt, sieht für mich aus wie ein Pendant zu Frau Friedrich. Ich bekomme den Eindruck, Herr Knüwer möchte Frau Friedrichs Punkte einfach nur Stück für Stück widerlegen.
Ich habe ebenfalls einen facebook-Account, würde mich aber nicht als Expertin betrachten. Ich denke, dass ich mich durchschnittlich auskenne, und bin ebenfalls der Meinung, dass ja niemand gezwungen wird, facebook zu nutzen und ihm Informationen über sich zu geben. Wo der Spaß allerdings schon meilenweit aufgehört hat ist, wenn facebook-User dem Unternehmen Informationen über Nicht-facebook-User geben (können).
Thomas Knüwer 20. August 2012 um 9:59
Ich bin kein Lobbyist, wenn Sie damit eine bezahlte Tätigkeit meinen. Ich engagiere mich aber für eine fortschrittsoptimistische Gesellschaft in Deutschland – einfach, weil es dringend nötig ist.
Matthias Hase 18. August 2012 um 9:24
Das alte Problem: Selbst Nutzer von Facebook wissen oft nicht, wie es funktioniert. Die bekommen dann immer Panikschübe, wenn die Presse nur die halbe Wahrheit schreibt (um es gelinde auszudrücken) – siehe die Debatte um die Daten, Chronik etc. Wenn es um die Daten geht, ist Google der größere Kraken (Suchmaschine, Gmail, Chrome, Youtube, Android …). Aber darüber stolpern nur wenige Journalisten, weil Facebook nun halt das „heiße Ding“ ist – und daher wunderbar als Zielscheibe dient.
Ursula Martens 18. August 2012 um 9:26
Was soll man dazu noch sagen? Treffend analysiert. Genau so ist es!
alexschnapper 18. August 2012 um 9:48
Vielen Dank Thomas für diesen offenen Brief.
Kann man diesen Text für den Grimme-Preis vorschlagen? 😉
Peter Berger 18. August 2012 um 10:24
Lieber Thomas Knüwer,
obwohl ich viele Ihrer Ansichten teile, sollten Sie vorsichtiger argumentieren. Google arbeitet offenbar an einer Datenbank für die Werbeindustrie. Internes Kürzel DDP. Aber vielleicht ist Ihnen inzwischen die Distanz zu Google und Stefan etwas abhanden gekommen (siehe Google Hangout) …
Thomas Knüwer 20. August 2012 um 10:01
Herr Berger,
was ändert DDP an meinen Aussagen? Es geht auch weiter nicht um den Verkauf von Daten, sondern deren Nutzung. DDP ist eine Targeting-Datenbank und keine Adressdatenbank.
creezy 18. August 2012 um 10:31
Aber so etwas von gerne gelesen!
King Fisher 18. August 2012 um 11:16
Schöner Beitrag zu diesen immer wiederkehrenden Positionen!
Timo Rieg 18. August 2012 um 12:11
Lieber Herr Knüwer,
in den Fanjubel hier kann ich nicht einstimmen, daher eine kurze Kritik:
1. Ich bin kein Freund von Julia Friedrichs. Auch nicht auf Facebook-Level. Meine bisherigen Begegnungen mit ihr (im Umfeld des NR) haben keine Sympathiewellen ausgelöst.
2. Den Friedrichs-Text allerdings finde ich okay, völlig okay. Nicht doll, keineswegs furios, aber eben in Ordnung. Im Gegensatz zu Ihnen sehe ich auch keine gravierenden Fehler:
* dass sie nicht zwischen Profil und Seite, Freundschaftsanfrage und „Gefällt mir“-Credo unterscheidet, ist nur recht und billig. Ich lese einen Satz wie „Warum um alles in der Welt sollte ich mich mit einem Geldautomaten anfreunden?“ als journalistisch ordentliche Zuspitzung. Das ist keine „Verdrehung von Fakten“.
* die Schussfolgerung „Und Unternehmen können nur schlecht sein, wenn sie Geld verdienen.“ ziehen nur Sie, Julia Friedrichs hat das nirgends angedeutet.
* Ihr Vorwurf, mit Frau Friedrichs sei der gesamte deutsche Journalismus wirtschaftsinkompetent, was sich an Friedrichs Behauptung zeige „Facebook verkauft Daten“, geht völlig ins Leere und zeugt von einer gewissen Leseschwäche, die Ihre Pro-Social-Media-Brille wohl verursacht. Ich lese bei Friedrichs: „Wer für einen Dienst nicht bezahlt, ist auch kein Kunde, sondern das Produkt, das verkauft wird. Für ein Allerweltsprofil zahlen Adresshändler und Werbeunternehmen laut Schätzungen nicht mehr als einen Cent. Ein guter Datensatz aber kann einen halben Dollar bringen.“
Es wird also ihrer Darstellung nach nicht der Datenbestand verkauft, sondern der Facebook-Kunde – was – als sprachliche Zuspitzung – unstrittig sein dürfte. Facebook nutzt seine Daten zur punktgenauen Werbeplatzierung, führt also werbendes Unternehmen und Facebook-Nutzer zusammen und kassiert dafür Geld. Den Begriff „Adresshändler“ finde ich da völlig angemessen, auch wenn ich die Adressen vielleicht nicht im Einkaufskörbchen mit nach Hause nehmen kann.
3. Dass sich Friedrichs das Ende von Facebook wünscht (und damit wohl auch die Möglichkeit für andere Netzwerkideen), wäre doch wohl gerade in der von Ihnen geliebten Marktwirtschaft völlig legitim. Und da sind die von Ihnen genannten weltweit (nur) 4.000 Beschäftigten das allerletzte Gegenargument. Im übrigen ist Ihre Zusammenfassung „Sie wünschen Facebook den Tod.“ ausschließlich Ihre persönliche Textinterpretation. Das steht nicht im Friedrichs-Text, in diesem Punkt ist er weit geschickter formuliert. Sie hofft, dass der Spuk irgendwann vorbei ist. Wie dieses „Ende“ aussehen könnte, spricht sie (bewusst, nehme ich an) nicht aus.
4. Auf die inhaltliche Kritik an Facebook gehen Sie nicht ein; sie ist zwar weder neu noch besonders tiefgehend, aber für die Zielgruppe (Radiohörer) und im vorgegebenen Beitragsrahmen vielleicht ausreichend. Jedenfalls lässt sich diese Kritik nicht mit dem Hinweis auf erfolgreich über Facebook organisierte Demonstrationen in Kolumbien wegwischen.
Mit kollegialen Grüßen,
Timo Rieg
Stefan Freise 18. August 2012 um 12:30
Word!
MsWhite 18. August 2012 um 12:38
Hallo Thomas,
Ihre Kritik gegenüber Frau Friedrichs finde ich berechtigt.
Ich allerdings unterstelle der jungen Generation Naivität.
Da ist die Angst, dass die Facebook-User sich ablenken lassen, dass sie vor lauter Begeisterung, liken und sharen die Gefahren unserer Zeit nicht erkennen. Die eruptische und im Moment leider als gescheitert anzusehende Revolution in Ägypten wird bejubelt während das Verfassungsgericht in Deutschland dabei ist, die Demokratie auszuhebeln. Dazu würde ich gerne mehr von den Facebook-Usern hören. Es geht doch um einen besseren Journalismus und nicht darum, Werbung für große Unternehmen zu machen, oder? „Wo seid Ihr?“
MsWhite
Thomas Knüwer 20. August 2012 um 10:03
Zum Bundesverfassungsgericht lesen Sie bei „Facebook-Usern“ – oder besser: Bloggern – auch ständig etwas. Ich empfehle, Rivva.de in den täglichen Nachrichtenkonsum aufzunehmen. In Ägypten übrigens würde man den Sturz eines Diktators weiterhin als bejubelnswert hinnehmen. Das, was danach kam, ist leider traurig. Aber: Hätten Mubarak nach Ihrer Meinung im Amt bleiben sollen?
Andreas Einbock 18. August 2012 um 13:05
Hervorragend zusammengefasst, Herr Knüwer. Glückwunsch! Ein Standardwerk für alle Facebook-Blinden wie Frau Friedrichs. Im Prinzip der nächste Skandal beim Deutschlandradio nach dem Fall um den Kommentar zum Wehrbeauftragten der Bundeswehr und dem Rausschmiss des kritischen Sportjournalisten Jens Weinreich.
Hendrik 18. August 2012 um 13:22
Wunderbar. Sie treffen die Sache auf den Punkt.
Und auch abgesehen von Frau Friedrichs und Facebook. Sie haben eine globale und dennoch zutreffende Beschreibung geliefert was aus dem Journalismus in Deutschland, zumindest großen Teilen davon, geworden ist.
Danke!
Hendrik S.
OliverG 18. August 2012 um 13:40
Hab grad mal geplusst und verteilt. Schade, dass du das Wort ‚Qualitätsjournalismus‘ nirgends untergebracht hast 😉
dasUZ 18. August 2012 um 15:11
30° Celsius, im Pool auf der Terrasse, nur ein kleines Smartphone mit spiegelndem Display, aber dieser Artikel hat mich von alledem entrissen. Danke für diese tollen 5 Minuten!
Ursula Martens 18. August 2012 um 18:58
Meine Begeisterung und Zustimmung über den Text habe ich schon geäußert. Nachtragen möchte ich ein Beispiel für eine Aktion, die ohne Facebook so nicht möglich wäre: https://www.facebook.com/israellovesiran
Dank Facebook kann der normale Bürger das zum Ausdruck bringen, was viele schon lange vermutet haben: Der normale Bürger will keinen Krieg.
Wie schade, dass Frau Friedrich das alles egal ist. Sie weiß nicht einmal davon.
Endlich kann der normale Bürger das zum Ausdruck bringen, was viele schon lange vermutet haben: Der normale Bürger will keinen Krieg.
Wie schade, dass Frau Friedrich das alles egal ist. Sie weiß nicht einmal davon.
Ursula Martens 18. August 2012 um 19:00
Meine Begeisterung und Zustimmung über den Text habe ich schon geäußert. Nachtragen möchte ich ein Beispiel für eine Aktion, die ohne Facebook so nicht möglich wäre: https://www.facebook.com/israellovesiran
Dank Facebook kann der normale Bürger das zum Ausdruck bringen, was viele schon lange vermutet haben: Der normale Bürger will keinen Krieg.
Wie schade, dass Frau Friedrichs das alles egal ist. Sie weiß nicht einmal davon.
Thomas Quandt 18. August 2012 um 19:08
Ist Recherche nicht auch irgendwie das Sammeln von Daten, die dann durch einen Artikel verkauft werden? Für mich ist das erstmal desgleichen.
Tunnel-Blick 18. August 2012 um 22:06
Wenn Ipad-Rentner oder „Omas“ in der Eisenbahn sich über Browser oder Skype oder Facebook unterhalten, müsste die Desinformation langsam erodieren.
Man müsste Abgeordneten also zeigen, wie und wofür man Google-News sinnvoll nutzen kann, so das sie gegen dessen Abschaltung wären und sogar Meldepflicht aller Pressemitteilungen und Oppositions-Aktionen bei Google-News fordern würden.
Den Tunnelblick sieht man in Internet-Diskussionen auch häufig. Bei Dingen die von Millionen Leuten genutzt werden, wird dann herumgejammert. Ich macht ja auch keine Liste welche der 1000 verschiedenen Produkte im Supermarkt ich heute mal wieder nicht gekauft habe oder fülle damit eine GEZ-Radio-Sendung.
In vielen Diskussionen merkt man, das man oder viele Teilnehmer auch nur ein begrenztes Umfeld kennen und Millionen Telenovela-, DSDS-, Reality-TV, Schlager-Sendungs-, Fußball-, Twitter-, Facebook-, Ebay-, Amazon-, Otto-Katalog-… -Nutzer mehr oder weniger abfällig kommentieren nur weil sie selber es für eine Minderheit halten.
Facebook macht heute das, was früher Ferngespräche mit Verwandten waren. Aber es bedient und vernetzt auch lokale „Freunde“ so das es für viele Leute ganz normal ist. Andere hingegen brauchen kein Facebook und nutzen Skype oder ICQ oder Orkut oder beruflich Xing (oder Google+). Manche Leute haben FAX, andere gar keines mehr. Dieselben Großhändler werden vom einen Händler mit FAX kontaktiert, vom anderen per Email oder deren Online-Shop. Die Zahl der Netze für Diverses steigt halt. Früher musste man einen an sich selbst adressierten Rückumschlag an Hobbythek von WDR schicken um irgendwelchen Zuatz-Infos zu kriegen, heute followed man Jean Pütz oder sonstwem auf Facebook, Twitter oder sonstwie.
Technische Dinge werden gerne unklar oder nicht ganz korrekt dargestellt. Sowas sollte man nicht zu sehr aufhängen und besser schwerere Argumente bringen. „Windows will meinen Desktop plündern und die Icons löschen“ mag technisch nicht ganz korrekt sein aber der Windows-User weiss was gemeint ist. Gleiches wenn Banken und andere nach Social-Media-Kontakten fragen, aber bis heute keine Online-Verwaltung für Lastschriften anbieten oder andere Dinge die problemlos per Internet gingen sondern erst von Square, Dwolla und anderen erledigt werden.
Wer schon beim neuen Markt dabei war, sollte Marketing kennen und wissen, das zwar viele Social-Networking machen aber nur wenige sinnvoll. Auch Datenschutz ist bei Facebook eher egal. Kritik kann man also durchaus üben, diese könnte aber die Schwerpunkte ruhig etwas anders legen.
Wenn Twitter mich nervt, das ich die Webseite besuchen soll, obwohl ich täglich die App nutze, ist das doof. Wenn Amazon mit Schnäppchenangebote schickt, und mich hinweist, die App zu nutzen ist das auch nervig, weil dort nämlich m.W. kein Punkt „Schnäppchen“ in der App drin steckt so das ich trotzdem die Webseite aufrufen muss. Diese wiederum ist mit schmalen oder breiten Screens (Ipad hochkant) „überfordert“.
Nerviges Verhalten kenne ich also zwar nicht bezüglich Facebook, aber durchaus von anderen Diensten. Da kann man ruhig mal genervt drüber lästern. Sinnvoller wären aber wirksame legale Gegenmaßnahmen. Z.b. als Gegenwehr die Konkurrenz zu followen und dem Berater immer darauf hinzuweisen welche tollen Angebot die Konkurrenz hat. Wenn das genug ÖR-Zuschauer machen, lernen die Banken vielleicht dazu. Wie wir vom neuen Markt wissen, allerdings wohl meist nicht lange und nicht viel.
Zwischenhändler auszuhebeln oder zumindest kleiner zu machen, ist nichts wirklich schlimmes. Dir ist doch auch lieber wenn Verlage weniger Autoren vermarkten und diese sich selber über die entsprechenden Internet-Plattformen vermarkten würden welche leider oft Inseln sind und vielleicht auch recht hohe Provisionen nehmen.
Das Facebook nicht abgeschaltet werden sollte wären also nicht Jobs für Ingame-Käufe von Facebook-Spiele sondern das Facebook Leute vernetzt und in alltäglichen Dingen unterstützt und es anscheinend keine brauchbaren Alternativen gibt.
Die Zahlen stagnieren in manchen Märkten, was sich nach den Sommerferien aber wieder ändern kann. Evtl ist aber auch die Sättigung erreicht und der Börsengang wäre somit perfekt getimed gewesen.
Irgendwo hiess es neulich, 30% der Medien-Nutzung wäre mobil am Pad oder Phone bzw. NoPC (SmartTV) aber erst nur 1% der Werbebudgets. Da hat Facebook noch gar nicht richtig mit angefangen. Da sie ausreichend viele Nutzer haben, hängt es nur von der eigenen Leistung (die wir von den neue-Markt Firmen und IT-Großprojekten gut kennen…) ab, wie viel des Kuchens man sich erlangen kann.
Bürgern Benefit bringen macht Facebook quasi kaum. Da gäbe es noch enormes Potential.
Die Leute wollen zeitgleich über Spiele oder DSDS oder Bachelor oder sonstwas diskutieren und (kostenlos) voten. Oder wissen was die beste Nachhilfegruppe oder Gewichts-Reduktions-Gruppe („Fat Fighters“ wie bei Little Britain SCNR) in der Umgebung ist. Da gibts viele Dinge die Facebook alle nicht macht aber die User-Crowd problemlos erbringen könnte. Auch z.B. Kreditgeschäfte. Wenn der Kredit nicht bedient wird, übernehmen dann die Verwandten Teile der Schuld und man kriegt ohne Zusatz-Aufwand an das Geld. Wenn die wirklich schlau sind, voten Verwandte ein wie teures Auto oder TV oder Urlaub er sich überhaupt leisten kann und „bürgen“ dann auch nur bis zu diesem Betrag welcher dann die Höhe des leihbaren Betrages begrenzt.
Facebook könnte Demokratie verbessern, tut es aber eher kaum. Vielleicht sind dort (wie auch in anderen Großkonzernen) zu viele Boni-Banker oder das Establishment das uns Neue-Markt-Blase, Immobilien-Blase, Kredit-Blase, Euro-Krise usw. gebracht hat, an der Macht.
Maurice Morell 18. August 2012 um 22:32
Toll! Vielen Dank. Zitate, auf die Sie eingehen, höre ich oft auch in Gesprächen. Bin dann oft fassungslos, ringe um Luft, um Fassung. Die Frage, die mir dann bleibt: Ist das so? Woher wissen Sie das? Haben Sie es selber erlebt? Wie kommen Sie darauf, dass…? Ich rede mir noch den Mund fusselig…
Gerry Ebersbacher 18. August 2012 um 23:24
Lieber Thomas Knüwer, ich teile Ihre sehr kraftvolle Kritik an Frau Friedrichs Bericht. Machen Sie aber nicht den Fehler, sich an Frau Friedrichs unausstehlicher, ganz offenbar ideologisch motivierter Schwarz-Weiß-Malerei zu beteiligen und sich in die Ecke des Facebook-Anwalts drängen zu lassen. Denn in dieser Rolle müssten Sie tatsächliche Kritikpunkte (die es ja gibt, wie z. B. die kürzliche, von vielen beanstandete Identitätskontrolle) herabspielen und bagatellisieren. Ein differenzierter Umgang mit dem Thema wäre absolut wünschenswert. Ich habe im Übrigen selbst gerade noch einmal Frau Friedrichs Beitrag nachgehört. Ihr möchte ich einen ausgewogeneren und insbesondere weniger emotionalen Zugang zum Journalismus ans Herz legen. Sich über den Untergang eines von so vielen Menschen geteilten Realitätsentwurfs zu freuen, ist abartig. Ich habe auch überlegt, ob Frau Friedrichs Stück eine Glosse darstellen soll. Falls ja, wäre diese – gelinde gesagt – miserabel.
Herzlichst
G.E.
Kristian D. 19. August 2012 um 8:50
Treffer! Versenkt?
Bei dem Wetter wollte Frau Friedrich vielleicht sowieso mal nach dem Schwimmreifen suchen.
Ich mag weniger Facebook… » Facebook, Knüwer, Auch, Netz, Gedanken, Menschen » netzmilieu 19. August 2012 um 11:31
[…] Friedrichs “Mag ich nicht” für Deutschlandradio Kultur und der daraufhin verfasste offene Brief an Julia Friedrichs von Thomas Knüwer. Frau Friedrichs legt in ihrem Artikel dar, warum sie Facebook nicht mag, gar wütend ist. Herr […]
Moki 19. August 2012 um 14:02
Schwache Replik Herr Knüwer.
1. Wenn jemand einen Kritikpunkt aufwirft, ist es immer schlecht, die Diskussion zu verschleppen, mit dem Argument, woanders läuft es ja noch vieeel schlimmer. Das dient nur dazu, vom Thema abzulenken.
2. Ich denke sie führen zurecht den ein oder anderen Kritikpunkt am Text von Frau Friedrich auf. Aber meiner Ansicht nach verkennen sie den Kern des Textes. Frau Friedrich geht es darum, Facebook als Unternehmen mit einer verlogenen Attitüde darzustellen. Und das ist (wiederum meiner Ansicht nach) absolut gerechtfertigt. Denn man sollte tunlichst vermeiden, sich einen Weltverbesserer-Anstrich zu verpassen, wenn es einzig und allein um den wirtschaftlichen Erfolg geht. Natürlich muss ein Unternehmen Geld verdienen, um nicht unterzugehen. Aber das ist auch der einzige Existenzgrund von Facebook. Das ist nicht verwerflich. Extrem verwerflich ist es jedoch, etwas anderes zu behaupten.
denkbonus 19. August 2012 um 15:55
Musste oder wollte sie?
Aus journalistischer Sicht stimme ich dem Text zu. Allerdings klärt sich damit für mich noch nicht die Frage, ob Frau Friedrichs mit dem Auftrag geschrieben hat, Facebook schlecht zu reden. Wenn der CvD dem kleinen Redakteur ein Thema mit Vorgabe zuwirft, hat dieser wenig Möglichkeiten, auszuweichen.
Was mich jedoch mehr interessiert, ist diese außergewöhnliche Flut von Freundschaftsanfragen, der die Ärmste ausgesetzt gewesen sein soll. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass bei Facebookverweigerern die Anklopfgeräusche nach kurzer Zeit dauerhaft verstummen. Stattdessen wurde Frau Friedrichs nach eigenen Angaben traktiert von einem Buggyhersteller, dem Wirt ihres Lieblingscafés und dann erfahre ich auch noch, dass sie Fußball spielt, in einem Verein, der sie ebenfalls zum Freund haben möchte, also offenbar noch nicht hat.
Zuguterletzt gipfelt der Freundschaftsterror in Anfragen von Sendern. Wo bleibt die GEZ? Wo die GEMA? Wenn man eine Weile als Journalist tätig ist, dann bekommt man eine Nase dafür, wenn etwas nicht stimmig klingt. Für mich sieht dies aus, als hätte Frau Friedrichs sich ein oder zwei Netzbeiträge von Facebookgegner zur Brust genommen und all die darin ausgeführten Fallbeispiele auf ihre eigene Person umgemünzt. Das wäre sicherlich nicht korrekt, verglichen mit der haarsträubenden Balkenbiegerei deutscher Leidmedien zu politischen Geschehnissen und Entwicklungen nimmt es sich jedoch geradezu harmlos aus.
Titel: WG034 – Party mit BackUp-Katze | Wikigeeks 19. August 2012 um 17:31
[…] Rant gegen Julia Friedrichs auf […]
Michael 19. August 2012 um 21:12
Ich kenne Frau Friedrichs nicht, ich kenne Sie nicht. Aber dafür, dass Sie Frau Friedrichs in diesem Text direkt ansprechen, prügeln Sie ziemlich oft auf „die Journalisten“ ein. Und begehen möglicherweise den gleichen Fehler, weil Sie damit undifferenziert unterstellen, dass „der deutsche Journalismus“ nur Panik schürt und zu blöd ist, die Strategie von Konzernen wie Google oder Facebook zu durchschauen. Die größte Angst von Kritikern ist im übrigen meiner Meinung nach auch nicht, dass ihre Daten zu Werbezwecken verkauft werden könnten. Das Glaubwürdigkeitsproblem besteht darin, dass man nicht weiß, was mit den Daten geschehen kann und wie – und von wem – sie später mehr oder weniger sinnvoll zu „Lebens-Profilen“ zusammengesetzt werden könnten.
Thomas Knüwer 20. August 2012 um 10:07
Ich weiß nicht, ob Sie hier regelmäßig mitlesen. Ich kritisiere Journalisten hier häufig, Frau Friedrichs vereinigt halt all diese Missstände exemplarisch auf sich. Es wäre Aufgabe des Journalismus neutral (und nahc meiner Meinung fortschrittsoptimistisch) über diese Themen zu berichten. Das passiert in Deutschland aber nur in Ausnahmefällen.
Was die größte Angst betrifft: Da bin ich mir nicht sicher. Ich glaube, dass gerade bei den Bürgern, die sich kaum bis gar nicht mit digitalen Themen beschäftigen der Datenverkauf die größte Angst ist. Aber das ist eine subjektive Beobachtung.
Generell aber werden die aus meiner Sicht gefährlicheren Datenthemen außerhalb der Blogosphere kaum beachtet, zum Beispiel der Adressdatenverkauf durch Ämter, das Listenprivileg oder die Nicht-Kennzeichnung von Polizisten.
"Was, Du bist nicht auf Facebook?" | Kultur2Punkt0 19. August 2012 um 22:45
[…] Was aber wirklich erstaunt, Julia Friedrichs ist Journalistin und widersteht mit ihren Rant über Facebook gleich einer ganzen Reihe von Tugenden der eigenen Zunft. Thomas Knüwer hat das in einem Beitrag recht passend dargestellt. […]
Kathrin Spoerr 20. August 2012 um 8:14
Schöner Text, dem ich in weiten Teilen zustimme. Aber ein Einwand: Ich habe mich den ganzen Text über darüber gefreut, dass Sie höflich mit der kritisierten Autorin umgehen, ohne Anfeindungen auskommen. Leider fiel dann im letzten Satz das Wort „Unsinn“. Das war unnötig und macht ihre Argumente nicht besser. Sondern schlechter.
Thomas Knüwer 20. August 2012 um 10:08
Wenn etwas Unsinn ist, werde ich das auch schreiben.
DaW 20. August 2012 um 8:14
1. Es ist erschreckend, was für Nachteile einige in Kauf nehmen, um ein paar vermeintliche Vorteile und Pfifferlinge zu bekommen.
2. Ich bin noch jünger als Frau Friedrich und war sogar mal ein halbes Jahr bei Facebook – und verstehe den Hype absolut nicht. Und sie hat absolut Recht damit, dass man sich rechtfertigen muss, wenn man den Dreck nicht mitmacht.
3. Das führt mich gleich zum nächsten: Sollte jemand, der Toleranz einfordert (hier: Facebook-Nutzer) nicht auch anderen gegenüber (hier: Nicht-Facebook-Nutzer) tolerant sein?
4. Zu den Menschen, die mir am meisten bedeuten, habe ich weiterhin Kontakt, und bei anderen hatte es sicher Gründe, dass die Kontakte irgendwann abgerissen sind oder nur sporadisch per Mail erfolgen. Aber einige scheinen es nötig zu haben, mit möglichst vielen „Freunden“ auf Facebook angeben zu können, auch wenn sich die wahnsinnig wichtigen Informationen aus dem Leben der „Freunde“ auf Toilettengänge beziehen.
Thomas Knüwer 20. August 2012 um 10:11
1. Das war schon immer so. Wenn wir etwas günstiger bekommen, nehmen wir es. Ja, und?
2. Sie bezeichnen Facebook als Dreck. Was ist für Sie daran Dreck? Für mich ist es menschliche Kommunikation – und die finde ich wunderbar.
3. Ich bringe diese Toleranz ja auf. Frau Friedrichs nicht.
4. Gehen Sie zu Klassentreffen? Es ist kein Problem, wenn Sie das nicht tun. Nur: Die allermeisten Menschen freuen sich, wenn sie losen Kontakt haben zu anderen, mit denen sie gemeinsame Interessen oder Erinnerungen teilen.
Mir scheint: Das Toleranzdefizit liegt eher bei Ihnen.
Jan 20. August 2012 um 8:46
das waren drei Darts ins Bullseye 🙂 Hervorragend!!
C 20. August 2012 um 9:26
Nach dem Lesen Ihres Rants (denn nichts anderes ist es), würde ich gerne noch einige Vorschläge für potentielle Probleme deutscher Journalisten hinzufügen:
1. Doppelmoral: Andere für etwas kritisieren, was man einen Atemzug später selbst macht,
2. Hang zur Dramatisierung: Beispielsweise, aus einer einzigen, subjektiven Polemik die grundlegenden Probleme deutscher Journalisten ableiten zu wollen,
3. Überheblichkeit: Kritik ist eine Sache, der höhnische Unterton, verbunden mit diversen „guten Ratschlägen“ eine andere.
Dass Unternehmen und Organisationen automatisch Bestandsschutz erhalten, sobald sie nur genügend Arbeitsplätze anbieten, wäre mir ansonsten neu. Da könnte man seine schützende Hand ja direkt auch über die GEZ und andere mafiöse Strukturen halten.
DaW 20. August 2012 um 9:36
Hat es was zu bedeuten, dass Sie fast nur Kommentare veröffentlichen, die Ihrer Meinung entsprechen? Wieso wartet mein Beitrag von vorhin noch immer auf eine Moderation, während danach geschriebene Beiträge schon veröffentlicht sind?
Thomas Knüwer 20. August 2012 um 10:14
Das bedeutet, dass die negativen Kommentare hier durch die Verwendung von Schimpfworten im Spamfilter landen – oder freigeschaltet werden müssen, weil die Kommentatoren zum ersten Mal hier auflaufen. Dieses Freischalten fiel am Wochenende ein wenig durch den Rost aufgrund eines subjektiven, emotionalen Ausnahmezustands: http://www.scpreussen-muenster.de/news/preu%C3%9Fen-schaffen-sensation-taylor-trifft-dreimal Sorry dafür.
mark 20. August 2012 um 9:44
„Nur, ohne Werbung funktioniert ein großer Teil der Wirtschaft eben nicht.“
Na, da würd ich ja gern mal erfahren, inwiefern unsere Wirtschaft „funktioniert“. All die Krisen, durch die dieses Wirtschaftssystem in den vergangenen Jahren gestolpert ist, scheinen die Behauptung einer „funktionierenden“ Wirtschaft nicht zu stützen. Aber vielleicht ist ja der Umstand gemeint, dass Sie (und ich) zB. über Kühlschrank und Internetzugang verfügen. Fragt sich dann halt nur, wo Laptop und Kühlschrank herkommen, wer sie für Sie (und mich) zusammenflickt, unter welchen Bedingungen das geschieht, und – nicht zuletzt – was jene Billig-Arbeitskräfte von Ihrer Theorie der „funktionierenden Wirtschaft“ halten.
Mir ist klar, dass dieser Kommentar am eigentlichen (Facebook-Kritik-Zurückweisenden) Inhalt Ihres Artikels vorbeigeht – ich hab Frau Friedrichs Kommentar nicht gehört und kann über das Niveau ihres Textes nichts sagen. Aber Ihre Kritik ist genauso von Vorbehalten geprägt, wie Sie es Frau Friedrichs vorwerfen.
„Dies ist Problem Nummer vier des deutschen Journalismus: Er ist wirtschaftsfeindlich.“
Wo denn das bitte? Und die Redakteure welcher großen Zeitung ist gemeint? FAZ? SZ? Spiegel? Das hätte ich gern erläutert. Wie gesagt, Vorbehalte, meines Erachtens.
Thomas Knüwer 20. August 2012 um 10:17
Als ehemaliger Mitarbeiter einer Wirtschaftszeitung muss ich leider betonen: Doch, weite Teile des deutschen Journalismus vertreten eine wirtschaftskritische bis -feindliche Haltung. Es gibt zum Beispiel in Deutschland keine Spekulanten, es gibt nur Zocker; Großkonzerne werden generell schlecht dargestellt; Mitarbeiter werden grundsätzlich drangsaliert. Versuchen Sie man einen positiven TV-Magazin-Bericht über Arbeitgeber zu finden, positive Berichte über Startups, etc, etc.
Jonas 20. August 2012 um 9:47
Der Text trifft es ziemlich gut und ist auch genau der Grund, warum ich seit Jahren doch keine Printmedien mehr kaufe, obwohl ich es mir eigentlich seit Abschluss meines Studiums vorgenommen habe. Ich fühle mich dort einfach nicht richtig informiert und vertreten. Ich will keine Publikationen kaufen, die mich als Netznutzer wenigstens suspekt finden, in vielen Beiträgen sogar herabwürdigen.
Gichtl vom Berge 20. August 2012 um 10:00
Ein besserer Artikel wäre das geworden, wenn Herr Knüwer sich nicht so betroffen in die Brust werfen würde, vom „offenen Brief“ mit den dazugehörigen, reichlich plumpen rhetorischen Einwürfen bis zum weinerlichen Schluss mit den Arbeitsplätzen bei Facebook.
Ohne diesen Firlefanz könnte man sich besser auf den wahren Kern konzentrieren: Nämlich dass sich J. Friedrich eigentlich gar nicht für ihren Gegenstand interessiert und deshalb einen ungenauen und irreführenden Text als Journalismus ausgegeben hat, und dass das symptomatisch ist. In diesem Punkt kann ich Herrn Knüwer nur zustimmen.
Dafür ist übrigens unerheblich, ob man Facebook mag oder nicht.
DaW 20. August 2012 um 10:00
Besonders erheiternd ist übrigens, wenn einige Kommentatoren hier Frau Friedrich eine mangelhafte Recherche vorwerfen (ob zu recht oder zu unrecht sei dahingestellt), dann aber einen Zusammenhang zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk herstellen, wo sie ja überhaupt nicht dauerhaft arbeitet, sondern nur im Rahmen einer offensichtlich subjektiven Rubrik einen Kommentar verfasst hat. Oder jene, die verkünden, sie gar nicht zu kennen, aber eine Meinung („sie kann nicht recherchieren“) über sie haben. Es ist immer einfacher, mit dem Finger auf andere zu zeigen…
Und dass sich Herr Klüwe an – offensichtlich wirklich schlecht recherchierten – Details aufreibt statt auf die Kernkritik Friedrichs einzugehen, spricht auch nicht unbedingt für ihn. Mit offenen Briefen ist es wohl wie mit Weihnachts- und Neujahrsansprachen: jeder, der sich für wichtig genug hält, verfasst so etwas.
Michael 20. August 2012 um 10:16
Aus angst, ob die Beispiele wie „Laufkollektion von Gyakusou“ echt sind, lasse ich das googlen einmal sein…
DaW 20. August 2012 um 10:22
@ Thomas Krüwer
Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn jemand bei Facebook ist. Genauso wenig wie ich etwas dagegen habe, wenn er nackt mit einem gelben Regenschirm Bus fährt. Oder einer bestimmten Religion angehört. Oder sich die Nase pierct. Das Entscheidende ist: er soll aufhören, mich davon zu überzeugen, es ihm gleichzutun. Ich bin es einfach Leid, mich immer wieder rechtfertigen zu müssen, weil ich nicht (mehr) bei Facebook bin, und dann auch noch mitleidig angelächelt zu werden. Daraus resultiert auch, dass ich bei diesem Thema so empfindlich bin und manchmal sehr emotional reagiere.
Und ja, ich freue mich auch, alte Bekanntschaften mal wiederzusehen. Aber dafür brauche ich Facebook nicht. Als Medium zum In-Kontakt-bleiben wird es einfach überschätzt.
Darüber hinaus finde ich es unfair, die gesamte Misere des deutschen Journalismus Frau Friedrich anzulasten.
Beim Thema „Datenverkauf durch Adressämter“ stimme ich Ihnen sogar zu. Und hier gab es vor gerade einmal zwei Monaten einen viel größeren Skandal als den harmlosen Text von Frau Friedrich: Wie kann es sein, dass die gesamte politische Berichterstattung wegen eines Fußballspiels eingestellt wird? Das Problem war nicht, dass der Bundestag während des Spiels getagt und Beschlüsse gefasst hat, sondern darin, dass kein einziges deutsches Medium darüber am nächsten Tag berichtet hat.
lbo 20. August 2012 um 10:26
Leider kann ich überhaupt nicht mit Ihnen übereinstimmen. Frau Friedrichs hat zugegebenermaßen ein bisschen übertrieben, und den Fokus auf die falschen Dinge gelegt, doch insgesamt hat sie absolut Recht. Ich finde es unverschämt und falsch, dass 1. eine Facebook-Mitgliedschaft Standard zu sein scheint 2. Facebook von Leuten wie Ihnen als mehr als nur ein popeliges Unternehmen (das es ist) dargestellt wird 3. auch von Leuten wie Ihnen eine viel zu unkritische, wirklich naive Sicht auf Facebook verbreitet wird: „Hach, ist doch nur gut für mich, weil ich informiert werde, wenn es Pfifferlinge gibt“. Das ist einfach nur einseitig.
Der einzige Rant, um den es hier gehen kann, ist Ihrer, in dem Sie sich grundlos über Frau Friedrichs‘ Beitrag aufregen.
Thomas Knüwer 20. August 2012 um 10:37
Eine Facebook-Mitgliedschaft ist für viele Menschen Alltag. Genauso wie irgendwann es das Auto geworden ist, oder das Handy. So ist die Welt. Und natürlich müssen sich Menschen, die einen Alltag gewordenen Dienst oder ein alltägliches Produkt nicht nutzen, Verwunderung anhören. Das war schon immer so.
Ich stelle Facebook nicht als popeliges Unternehmen hin. Es ist ein großer Mittelständler mit einer revolutionären Technologie, die eine ganze Menge Dinge in unserer Gesellschaft verändert. Auch sehe ich Facebook nicht als unkritisch an. Aber ich fordere eine ergebnisoffene Berichterstattung und keine mit klaren Falschinformationen.
Grundlos? Ich finde, Journalisten, die ihren Job nicht machen, sollte man kritisieren. Diese Haltung unterscheidet uns offensichtlich.
EsEf 20. August 2012 um 10:27
Was Frau Friedrichs da ablässt ist leider kein Einzelfall. Vor einiger Zeit lief eine von ihr recherchierte „Reportage“ namens „Waffen sind mein Leben“, in der nach allen Regeln subversiver Manipulation ein sehr wertendes und unausgewogenes Bild gezeichnet wurde. Suggestive Interviewfragen, wertende Bildauswahl, Schnitt-Tricks und diskrete Sounduntermalung inklusive. Für Medienkritiker ein Komplett-Fundus in dem man alles findet, was ein Journalist nicht machen soll.
Man kann zu Waffenbesitz und zum Waffenrecht stehen wie man will. Aber wenn man absichtlich grob vereinfacht und nachweisbar Informationen verfälscht und manipuliert, dann ist das kein Journalismus.
Bisher hielt ich Frau Friedrichs zugute, daß sie in dem Fall vielleicht mit Filmschnitt und Schlußredaktion nichts zu tun hatte. Heutzutage entscheiden ja oft Redakteure und Ressort-Leiter, wie ein Bericht wirken, wen er wie ansprechen soll, und schreiben auch gerne mal was um, was ursprünglich ganz anders gemeint war.
Ich fürchte inzwischen, daß Friedrichs sich auf ihren Preisen und Ehrungen ausruht. Denn sie hatte zum Thema mehr als genug sachliche Informationen (ich kenne einige der interviewten Leute persönlich und bin selbst Fachmann, was das Thema angeht). Statt Wertungsfrei zu informieren, drückt sie dem Zuschauer ihre Wertung rein.
Das ist kein Journalismus und nach dem Pressekodex verwerflich. Das ist Propaganda. Leider ist Frau Friedrichs da in guter Gesellschaft – machen sehr viele „Journalisten“ heute so.
DaW 20. August 2012 um 10:29
@ Thomas Krüger (zur wirtschaftskritischen Berichterstattung):
Das Problem ist doch eher, wie Massenmedien funktionieren: Natürlich berichten sie eher über negative Sachverhalte und -beispiele als über positive. Mit diesem Problem müssen aber nicht nur Wirtschaftsunternehmen umgehen, sondern z.B. auch Muslime und Hartz-IV-Empfänger. Und ein Großteil der Länder dieser Welt kommt praktisch nur in negativen Zusammenhängen in den Medien vor. Eine Probe aufs Exempel: Was fällt Ihnen als erstes bei den Schlagwörtern „Griechenland“, „Polen“ oder „Mali“ ein?
Und: Der Zensurvorwurf tut mir Leid, und nun werde meine Kommentare ja sofort eingestellt. Danke. 🙂
Thomas Knüwer 20. August 2012 um 10:33
@Daniel Witzig: Bewusst falsch geschriebene Namen sind doch sooo 60s.
Stimmt alles. Aber dieses Blog dreht sich nicht um Eurokrise und Muslime. Ich kann nicht über alles schreiben. 😉
DaW 20. August 2012 um 10:45
Abschließend bitte ich nochmal meine teils sehr emotionalen Beiträge zu entschuldigen. Ich fand aber den Von-oben-herab-Ton im Beitrag selbst und – noch sehr viel stärker – in vielen Kommentaren einfach unerträglich. Selbst, wenn man meint, dass Frau Friedrichs Ton nicht viel besser gewesen sei, zeigt man nicht seine eigene Stärke, indem man sie noch einmal übertrifft.
Im Übrigen könnte ich sicher auch genügend Beiträge finden, die die These „Blogs sind sch**ße (alle!)“ unterstützen. Da ich dieser These aber genauso wenig zustimme wie der These „Der deutsche Journalismus ist [per se] miserabel“ oder „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist schlecht“, werde ich mich hüten, dies zu tun. Was ich sagen will: diese Art und Weise der Argumentation ist genauso wenig qualitätsvoll wie Teile von Frau Friedrichs Argumentation. Wer zeigen will, dass „die Türken“ per se kriminell sind, findet auch kriminelle Türken (und blendet alle anderen aus). Wer zeigen möchte, dass „die Griechen“ faul sind, findet sicher einen griechischen Arbeitslosen, der dennoch gut lebt (und ignoriert jene, die sich keine lebensnotwendigen Medikamente mehr leisten können).
Vielleicht wäre es also ein Anfang, an sich selbst die gleichen Maßstäbe wie an andere anzulegen?
DaW 20. August 2012 um 10:49
Jetzt schreibe ich doch mal was:
1. Der Name war nicht bewusst falschgeschrieben, ich habe mich schlicht geirrt. Entschuldigung.
2. Bei mir kommt noch hinzu, dass ich nicht nur keinen Facebook-Account habe, sondern auch keinen Führerschein. Und als Gipfel des Ganzen trinke ich auch noch kein Bier und interessiere mich nicht für Fußball (bei deutschen WM-/EM-Spielen gehe ich für gewöhnlich einkaufen, die Supermärkte sind dann herrlich leer!). Vielleicht ahnen Sie nun, wie oft ich mich rechtfertigen muss…
mark 20. August 2012 um 10:51
Ich sehe das ein wenig anders, Herr Knüwer. Wirtschaftskritische Artikel sind in den Hochglanzmedien selten bis kaum zu finden (hier ist wohl die Definition, ab wann etwas als „kritisch“ gilt, entscheidend).
Aber abgesehen davon, ob es wirklich grundlegende wirtschaftskritische Tendenzen in der deutschen Presselandschaft gibt, oder nicht – was wäre denn verwerflich an einer (wirtschafts-)kritischen Haltung?
Oder anders: Wie kommen Sie darauf, dass „Fortschrittsoptimismus“ erstrebenswert sei, mehr noch: Dass Journalisten im Generellen einen fortschrittsoptimistischen Ton pflegen sollten?
Halten Sie dieses wirtschaftliche System allen Ernstes für schützenswert? Und wenn ja: Weshalb? Weil Sie glauben, dass es allen, im Sinne von „dem Menschen“ zugute kommt?, oder eher, weil Sie (und ich) zufälliger- und glücklicherweise zu denen gehören, die durch dieses System bevorteilt werden?
Für mich ist eine unkritische, wirtschafts-freundliche, fortschrittsoptimistische Haltung entweder ein Zeichen von Dummheit, oder ein Zeichen von Zynismus. Und da Ihnen mangelenden Intellekt zu unterstellen haltlos wäre, tendiere ich in Ihrem Fall stak zur zweiten Option.
Adrian Stampfli 20. August 2012 um 12:10
Ein interessanter und sehr lesenswerter Beitrag, nur ein paar Stellen sind mir spontan ein wenig aufgestossen:
1.“Früher wäre diese Frage Ausgangspunkt zur Recherche gewesen. Eine ausgangsoffene Recherche, wohlgemerkt. “
Ausgangsoffene Recherchen waren doch schon früher eine Seltenheit. Noch mehr als die heutigen, verfolgten die früheren Zeitungen eine gewisse politische Linie. Entsprechend absehbar war das Resultat der meisten Recherchen. Aber der Niedergang des Journalismus und die Unfähigkeit der heutigen Journaille sind halt Stereotypen über die es sich gut aufregen lässt. Umso schöner wenn man als Gegensatz dann noch das Bild einer vergangenen „Goldenen Zeit“ des Journalismus zeichnet , da ist dem Autor ein nostalgisches Schaudern bei seinen Lesern sicher. Und bei soviel Kunstfertigkeit des Schreibers fällt es dann auch kaum mehr auf, dass von einem Einzelfall kühn auf den Zustand einer ganze Berufsschicht geschlossen wurde.
2.“Eine Debatte um den desatrösen Verlauf des Facebook-Kurses spare ich mir – denn dies impliziert, dass die Börse derzeit rational handelt (was sie nach meiner Meinung nicht tut).“
Auch ein schönes Sterotyp, die irrationalen Börsen die nur von Hysterien getrieben werden. Damit lässt sich natürlich praktisch jeder Aktieneinbruch bequem erklären.
Nun hatte die Facebook-Aktie bei Börsengang aber ein KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis, also Aktienkurs/Aktiengewinn pro Jahr) von um die 100. Mit anderen Worten, die Aktie war viel zu teuer! Man zahlt doch keine 38 $ für eine Aktie die mit Glück vielleicht knappe 0,50 $ jährlich einbringt. Google etwa hat einen KGV von 13, Appel einen von 12. Die Abwertung der Facebook-Aktie an der Börse war also vor allem eines: höchst rational.
Die Banken und die Facebook-Leute haben hingegen völlig gegen die Vernunft auf eine Börsen-Hype gehofft und sind jetzt nicht unverdient auf die Nase gefallen.
3.“Dies ist Problem Nummer vier des deutschen Journalismus: Er ist wirtschaftsfeindlich. Mehr noch: Er ist wirtschaftsinkompetent.“
Über diese Diagnose lässt sich durchaus diskutieren, auch wenn die Aussage so wie sie da steht natürlich viel zu undifferenziert ist. Ob der deutsche Journalismus „wirtschaftsfeindlich“ ist ist eine interessante These, aber ich will sie hier nicht diskutieren, weil ihre Beantwortung viel mit der eigenen politischen Ausrichtung zu tun hat.
Interessanter finde ich die These der deutsche Journalismus sei „wirtschaftsinkompetent“. Im Ansatz würde ich sicher zustimmen, der durchschnittliche Journalist hat nun mal nicht unbedingt BWL oder VWL studiert. Aber auch hier muss man unterscheiden, denn gerade in den Wirtschafts-Redaktionen und Wirtschafts-Zeitungen tummelt sich doch einiges an ökonomischem Wissen. Diesen seriösen Wirtschaftsjournalisten auch gleich pauschal Unfähigkeit zu unterstellen ist doch etwas frech. Das Problem des sehr seriösen und fundierten Themen-Journalismus ist halt, dass ihn nur wenige Leute dann auch wirklich lesen wollen. Eine detaillierte Analyse der wirtschaftlichen Bedeutung von Facebook etwa, wäre für die meisten vor allem eines: trocken und viel zu lang.
Ein kleiner, amüsanter „Rant“ über Facebook hingegen kann man sich gut nebenbei anhören, auch wenn er kaum mit Fakten untermauert ist.
Das ist ein Journalismus der mehr unterhalten als informieren will, an sich durchaus ein legitimes Ziel. Allerdings verstehe ich ihren Ärger über den Beitrag von Frau Friedrichs trotzdem, weil sie nicht nur nicht informiert sondern falsch informiert hat. Und Unwahrheiten verbreiten (sei es auch nur aus mangelndem Wissen) sollte auch der unterhaltende Journalismus nicht. Trotzdem passiert das natürlich ständig, ich könnt regelmässig daran verzweifeln mit wie wenig Sachwissen populäre deutsche Formate an das Thema „PC- und Konsolen-Spiele“ herangehen…
coolray 20. August 2012 um 12:25
ich habe diesen offenen Brief gelesen und kann nur sagen:
So iss es !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Hallelujah!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Aber so ist das invielen Dingen..da wird missionaricher
Eifer entwickelt um jemandem zu überzeugen, das was er
/sie gut findet..schlecht bis scheißeoder gar böse ist.
Was soll das..die Meinung dieser Dame hat nun mal keine
Allgmeingültigkeit..und das denke ich mal ärgert diese Dame;-)))))
ally 20. August 2012 um 13:04
Aber „Gestatten:Elite“ war ein super Buch.
Flo 20. August 2012 um 13:17
Passt schon. Ich tippe mal, dass Frau Friedrichs einfach kein anderes Thema eingefallen ist. Ich fand ihren Radiobeitrag auch sehr ungenau, aber was soll es?
Das mit der Aktie sehe ich allerdings anders. Selbst als Hobbybroker empfand ich den Anfangswert als stark überzeichnet. Klassischer fall von ’selber Schuld lieber Anleger‘, aber das ist dann gerade ein Fall von einem funktionierendem Aktienhandel – ist selten genug dieser Tage.
Thomas Knüwer 20. August 2012 um 13:38
Zum Thema Aktie: Das, finde ich, trifft es sehr gut… http://www.businessinsider.com/dear-facebook-employees-heres-the-truth-about-your-stock-price-2012-8
Zero 20. August 2012 um 13:20
Eines vorweg, ich bin kein Facebook-Nutzer. Ganz bewusst und aus guten Gründen nicht.
Besonders blöd finde ich es immer, will man mich für etwas gewinnen, politisch, gesellschaftlich, informativ, und schließt mich von vorn herein von z.B. Diskussionen aus, da ich eben nicht bei FacebookMitglied bin. Ich bin aus gutem Grund und nach kritischer Auseinandersetzung mit dem Phänomen Facebook absolut bewwusst kein „Mitglied“. Was ich aber im Netz merke ist die Ignorranz und ohne kritische Folgenabschätzung, mit der eben Facebook allerorten „gehyped“ wird.
Zwei Beispiele (da gäbe es noch einige mehr):
Ich zahle GEZ-Gebühren und werde ständig in Sendungen im Fernsehen und im Radio für weitere Informationen mittlerweile auf Facebook verwiesen.
Besser also kann sich doch die Fantasielosigkeit der Verantwortlich kaum ausdrücken. Lieber einem Hype hinterherhecheln, als wirklich selbst mit guten Webseiten im Netz den offenen Dialog suchen. Ich fühle mich von den Sendern verarscht und ausgeschlossen.
Neulich gab es einen Aufruf zu einer Aktion und Demonstration zu einem aktuellen gesellschaftlich und politisch wichtigen Thema. Nur wenig echte Information im Netz, aber dafür sollte man sich auf Facebook einloggen um an primitivste Information über Ort und Zeitpunkt informieren zu dürfen. Die zugehörigen Seiten waren ncht „öffentlich“, wie ja durchaus zum reinen Anschauen durchaus möglich.
Das absurdeste ist daran, die Aktionen betrafen den Datenschutz und ähnlich sensible Themen. Gehts noch?
Michael 20. August 2012 um 13:31
Mensch Herr Knüwer,
so richtig gut gelaunt sind Sie aber heute auch nicht. Und dass – laut Ihrem Zitat – Frau Friedrich dass mit ss nicht beherrscht, finde ich fast noch schlimmer.
Bis denn, Michael
Thomas Knüwer 20. August 2012 um 13:34
Sie haben mich verloren? Was meinen Sie?
DaW 20. August 2012 um 13:48
@ Thomas Knüwer: Mir ist gerade aufgefallen, dass ich Sie gleich zweimal mit falschem Namen angesprochen habe (mir war bisher nur der „Krüger“ bewusst). Das tut mir Leid, ich habe ein hundsmiserables Namensgedächtnis, mit Absicht hatte das wirklich nichts zu tun.
Thomas Knüwer 20. August 2012 um 14:19
😉
mark 20. August 2012 um 15:04
@adrian stampfli
„Ob der deutsche Journalismus “wirtschaftsfeindlich” ist ist eine interessante These, aber ich will sie hier nicht diskutieren, weil ihre Beantwortung viel mit der eigenen politischen Ausrichtung zu tun hat.“
Richtig, es ist am Ende des Tages eine Frage der politischen Ausrichtung. Dass Sie es dabei beruhen lassen und somit einen Freifahrtsschein (ala Religionsfreiheit) erstellen seh ich jedoch als problematisch an.
Die daran anschließende Frage ist doch vielmehr, ob eine politische Ausrichtung, die die auf wirtschaftliberalen Gedankengut beruht und an den „trickle-down“-Mechanismus glaubt, wirklich haltbar ist. Kurz: Ob eine Bejahung des Kapitalismus überhaupt haltbar ist. Und inwiefern man langwierig erkämpfte humanistische Ideale mit der Bejahung eben dieses Systems zu Grabe trägt,
Seinen eigenen STandpunkt mal auf Herz und Nieren überprüfen wäre angebracht – und nicht das Zurückziehen darauf, dass eine Meinung auf die politische Ausrichtung zurückgehe – und der damit verbundenen Implikation, dass an der politischen Ausrichtung nicht zu rütteln sei.
Elisabeth 20. August 2012 um 15:18
Wunderbar… ich könnt‘ Sie – salopp gesagt – für diesen Brief knutschen. Ganz exzellent. So und nicht anders ist es. Viel Meckern über FB entsteht aus Unkenntnis und Desinteresse, sich näher damit zu beschäftigen. Das betrifft auch diese immer wieder kehrende Datensicherheits-Debatte. Wenn ich auf FB poste, dass ich Kondome mit Himbeergeschmack bevorzuge, dann darf ich mich auch nicht wundern, wenn es Menschen wissen, die es vielleicht eher nicht wissen sollten. Aber genau wie sie schreiben… wenn ich es bedacht und sinnvoll nutze, dann finde ich z.B. dort meine Heimatgruppe „Du bist in Darmstadt geboren, wenn…“. Ganz herrlich. Und ich habe wieder Kontakt zu meinem allerersten Freund. Der war aus meinem aktiven Freunde-pflegen-Umfeld völlig entschwunden und ist Dank FB wieder da.
Klar ist FB nicht ohne, aber wenn ich über die Ampel gehe, dann schaue ich ja auch, ob es Rot zeig und ob ein Auto kommt… Das Gehirn einzuschalten ist immer gut!
Ach ja… ich bin übrigens sehr froh, dass mein Lieblings-Restaurant mit mir befreundet ist, sonst hätte ich nämlich unlängst samt Besuch vor unerwartet geschlossenen Türen gestanden ;o)
Kerstin 20. August 2012 um 16:27
Vielen Dank für diesen Beitrag! Ich bin gerade mal zwei Jahre älter als die Autorin und finde auch: Junge Journalistinnen und Journalisten – zu denen man ja gerne von den alten Hasen auch noch bis Mitte 40 gerechnet wird, ähnlich wie bei den „jungen Autoren“ – müssen mit Facebook und anderen Netzwerken umgehen können. Denn auch hier ergeben sich Themen, sind unsere Leser und Hörer präsent, und man muss dafür noch nicht mal sehr viel recherchieren. Zu sagen: Ich will auch nicht auf Facebook ist meiner Meinung nach eine echt Missachtung von Nutzern, ihren Interessen und des Lokaljournalismus.
Frederik 20. August 2012 um 17:00
Frau Friedrichs Text passt aber zu „Gestatten: Elite“. Vollkommen blauäuig, naiv und über-wirtschaftskritisch geschrieben, im Stil von: Liebes Poesialbum, die Eliten sind gar keine heilsbringenden Weltverbesserer und wollen vor allem Geld verdienen. Geld!!!
Fundraising-Wochenrückblick vom 13.-19.08.2012 | sozialmarketing.de – wir lieben Fundraising 20. August 2012 um 17:02
[…] ConventionCamp gehen raus und das hier sollen unsere Kinder 2030 auch noch kennen. Diesen Kommentar vielleicht auch […]
Michael Link 20. August 2012 um 17:10
Ich bin selbst auch Journalist, und muss sagen: Auch wenn ich „schon“ 47 Jahre alt bin, gibt mir dies keinen Freifahrtschein, alles nur aufgrund meiner Lebenserfahrung als doof zu empfinden.
Ich nutze Facebook, kann auch die Datenschutz-Bedenken vieler nachvollziehen, die Facebook ja auch durch eigenes Verhalten geschürt hat (auch das stand im „Facebook Effekt“). Allerdings beruht doch dieses „Igitt“-Gefühl Facebook gegenüber nach meinem Gefühl auch auf den Befürchtungen, dass etwas, das man schriftlich hinterlässt, einem später mal zum Nachteil gereichen kann. Diese Bedenken habe ich schon oft aus meinem Bekanntenkreis gehört und es ist auch für mich immer wieder eine Überlegung: „Was poste ich, was lasse ich lieber noch einen Tag im Kopf?“ Dieser Effekt ist auch sehr gut im Buch beschrieben. Und so lesen sich auch viele „Happy-happy-Joy-Joy“-Profile im Netz.
Über alles gesehen bringt natürlich auch das Konzept der „Schenk-Ökonomie“ einige Old-School-Content-Verkäufer ins Schwitzen, was einige Negativreaktionen in den Medien auch erklären könnte.
Die Reaktion von Thomas Knüwer kann ich insoweit nachvollziehen, dass ich es als Voraussetzung sehe, dass sich jemand über ein Thema umfassend ins Bild setzt, bevor er sich darüber verbreiten darf. Bloße Entrüstung reicht nicht.
Und wenn die neue Sparwut einiger Verlage Redaktionen so stark zusammenstreicht, dass sie keine Zeit mehr haben, sich mit Themen zu befassen, dann machen sie sich überflüssig. Mal ganz davon abgesehen, dass ich es nach den Tariffluchten der jüngsten Zeit, nach der allgemeinen Tendenz, Journalisten-Anfängern nur noch Prekariats-Almosen zu zahlen sowieso eher als ein Zeichen mangelnder Intelligenz (oder zu viel Idealismus) sehe, wenn heute ein junger Mensch „irgendwas mit Medien“ machen will. Schade eigentlich. Es macht nämlich Spaß, Sachen auf den Grund zu gehen.
Name 20. August 2012 um 17:58
Warum kann ich das hier eigentlich nur lesen, wenn ich das StopSocial-Plugin meines Browsers deaktiviere?
Aber wahrscheinlich oute ich mich durch die Frage schon als unsozialer Unmensch, da ich die FB & Co.-Schnüffeleien nicht unterstütze …
Joachim 20. August 2012 um 18:08
„Wenn Journalisten etwas nicht mögen, wollen Sie, dass alle anderen es auch nicht mögen“
Ich denke das ist genau das Hauptproblem. Ich mag Facebook auch nicht, weil ich keine Lust habe soviele Daten preis zu geben. Für mich gilt einfach immer noch die (möglicherweise mittlerweile verstaubt wirkende) Losung: Über Daten, die ich nicht auf irgendeinem Weg veröffentliche, muss ich mir auch keine Gedanken machen, ob die irgendwann einmal schlecht für mich sein könnten, oder wer die zu gesicht bekommt.
Aber wenn irgendwer (nicht nur Journalisten) der Meinung ist, dass irgendwas schlecht ist, wird es niedergemacht.
Ich für meinen Teil boykottiere Facebook einfach dadurch, dass ich mich nicht anmelde. Wenn Freunde mich fragen, dann sage ich ebenso wie Frau Friedrich: „Nö, Kein Bock drauf!“ und dann ist die Sache für mich und in der Regel auch für den Gesprächspartner erledigt.
Aber was den meisten Menschen fehlt ist einfach Respekt. Respekt vor anderen Menschen und Respekt für den Ideen und Meinungen anderer Menschen und das überall.
Heiner Hänsel 20. August 2012 um 23:08
Toller Text!
lunasonne 21. August 2012 um 6:00
hm…mit einigen sachen gehe ich nicht konform: u.a. der aussage, dass etwas, was eine journalistin in einem offensichtlichen kommentar aud dradio gesagt hat, sofort auf alle dt. journ. zu trifft und diese dann alle (!) als „der dt. journalismus“ weltfremd, Fakten verdrehend, verachtend gegenüber andersdenkenden, nicht neugierig genug sind…sorry…das denke ich nicht…evtl. die erwähnte journ. ist das und evtl. auch einige überarbeitete redakteure bei der Zeitung mit den vier großen Buchstaben, aber längst nicht alle!
Marc 21. August 2012 um 6:03
„Wenn sich Menschen en masse für etwas begeistern, wird es grundsätzlich verlächerlicht und attackiert.“
…außer vielleicht, es geht um Fußball.
andreas 21. August 2012 um 6:40
Google und Facebook verkaufen keine Daten? Na du glaubst auch an das Gute. Selbstverständlich verkaufen sie Daten – Facbook und Google sind Unternehmen. Ihr ureigenes Interesse ist Wachstum und Gewinn, alle Interessen werden diesen beiden untergeordnet!
Zugegeben, noch sind die Daten aggregiert – aber Sie bieten Interessenscluster gegen Geld an und diese basieren auf deinen Daten. Der Dienst ist nicht kostenlos – die Währung sind persönliche Daten.
Thomas Knüwer 21. August 2012 um 10:34
Nein, sie verkaufen keine Daten – auch nicht aggregiert. Sie nutzen die Daten um Werbung anzuzeigen. Das ist etwas substanziell anderes. Denn wenn Daten verkauft werden, hat der Nutzer keine Ahnung, wo sie landen. Dies ist zum Beispiel beim Datenhandel durch Ämter oder Verlage der Fall.
Tim 21. August 2012 um 8:53
Schade, dass die Kritik nicht trifft. Ich ersetze mal Facebook durch etwas krasseres, um Ihnen Ihre widersinnige Argumentation zu verdeutlichen:
Erstens: Nur wer Kokain selbst nimmt, kann einen guten und kritischen Artikel über Kokain und die Folgen des Genusses schreiben. Ohne Kokaingenuss verbietet sich jedwede Aussage zu diesem Thema.
Zweitens: Kokainhandel kritisch zu hinterfragen verbietet sich schon deshalb, weil sich einige tausend Menschen damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Und denen soll man jetzt ihren schönen Job wegnehmen?
Wirklich eine sehr gute Argumentationslinie. Man kann Frau Friedrichs für diese Sätze gut kritisieren – Sie haben es leider nicht geschafft.
Thomas Knüwer 21. August 2012 um 10:36
Ihr Vergleich ist Blödsinn, denn Kokainkonsum ist strafbar und gesundheitsschädlich. Vergleichen wir es lieber mit Fußball: Darf ein Nicht-Fußballer ein Spiel kritisieren? Natürlich. Aber wenn er erklärt, Mario Gomez hätte einen Elfmeter gepfiffen, ist klar: Der Autor hat keine Ahnung.
ingo moeller 21. August 2012 um 9:08
absolut hervorragend geschrieben! man muss facebook nicht mögen, aber dieser artikel ist fabelhaft!
Friedrich Ohne K 21. August 2012 um 10:22
Hallo Thomas…..kann mich deiner Meinung nur anschließen…und es wird Zeit mal aufzuräumen mit diesen unsinnigen Gerede über Gefährlichkeiten, nur weil man es persönlich für Fragwürdig hält.
Meinungsbildung ok…….aber durch den, ich zitiere „Tot….wünschen…..“ einer Organisation schießt Frau Friedrichs nicht nur über das Ziel hinaus, sondern erzeugt für mich nur ihren persönlichen Rachefeldzug gegen alles was stört im Leben.
Das dürfen wir nicht zulassen…..schon unserer Kinder wegen die hier in ihrer späteren Jugend dann als ihre Bassis ihrer Kommunikation verwenden!
Vielleicht sollten wir mehr an Sie mal denken…..bevor wir Ihnen, Ihren frühen, wenn auch manchmal naiven drang nach kommunikation für immer zerstören.
liebe grüße Friedrich wie immer ohne seinen K
Jay F. Kay 23. August 2012 um 8:19
#hach
Ach ja… gemäß den Facebook-Nutzungsbedingungen und Richtlinien dürfen, bzw. können Facebook-Seiten für Banken, Cafes & Co. keine Freunde sein, denn dieses Feature steht nur Facebook-Profilen zur Verfügung. Kleinlich? In diesem Fall definitiv ja!
Marcus Schanz 23. August 2012 um 12:21
Hallo Herr Knüwer,
wenn Sie sich schon so aufregen: Wie wär’s mit einem offenen Brief an Manfred Spitzer. Der hasst nicht nur Facebook, sondern gleich das ganze Internet und alle Computer mit! Dennoch steht sein Buch „Digitale Demenz“ auf Platz 2 der Spiegel-Bestsellerliste Sachbuch. Generations- oder Kulturproblem?
Thomas Knüwer 23. August 2012 um 12:31
Dafür müsste ich das Buch lesen – und das ist derzeit ein Zeitproblem…
Daniel Bouhs 23. August 2012 um 13:33
Julia Friedrichs hat nicht reagiert. Richtig? Wäre auch ein Statement.
Thorsten Padberg 24. August 2012 um 9:25
Sehr geehrter Herr Knüwer,
Julia Friedrichs sieht Facebook sehr kritisch, Sie nicht. Warum haben Sie es nicht einfach dabei belassen? Jeder einzelne Vorwurf, den Sie Frau Friedrichs machen, trifft mit voller Wucht Sie selbst.
Mit freundlichen Grüßen,
T. Padberg
Tom 24. August 2012 um 18:11
Ja, aber es braucht doch eben einen Skandal, wenn man eine hohe Auflage will.
All die alten Säcke, die Angst davor haben von der technologischen Entwicklung überrollt zu werden, freuen sich nun mal wenn man ihnen den Bauch pinselt, indem man ihnen Gründe liefert, weshalb alles, was die „Jugend“ toll findet, sowieso schlecht ist.
Da kann man sich als verkorkster alter Konservativer bestätigt fühlen.
Denn mit Dingen die sowieso schlecht sind, braucht man sich schließlich auch nicht zu beschäftigen. Und das liest man gern!
Zwar ist für mich persönlich das Fratzenheft auch so überflüssig finde wie einen Kropf. Dennoch mag ich die perfide Logik hinter dieser Art Journalismus nicht, denn ich habe sie schon zu oft erlebt.
An einem Punkt hat der Brief aber unrecht: weshalb sollte Facebook KEINE Adressvermietung machen? Selbstverständlich behalten sie das Profil, mit dem sie die Zielgruppenanalyse machen. Aber den Zugang zu potentiellen Kunden verkaufen sie natürlich. Und wer sagt denn, dass Facebook die Aussage verweigert, wenn jemand Adressdaten selektiert haben möchte nach -sagen wir mal- Personen, welche zuvor homosexuelle Neigungen erwähnt haben?
Trotzdem hat die Kritik in einem grundsätzlichen Punkt recht. Es gibt ein gesundes Maß an Werbung und dann gibt es das, was wir heute erleben. Wir werden regelrecht zugemüllt. Die Wegwerfgesellschaft geht mir und vielen meiner Zeitgenossen gehörig auf den Zeiger.
Ich bin Konsumverweigerer und will weder japanische Laufschuhe und noch Pfifferlinge. Ich will nach einer 50h-Arbeitswoche einfach nur meine Ruhe und die ist verdammt schwer zu bekommen in einem Land mit 229 Einwohnern pro Quadratkilometer.
Man kann nicht einmal 5 Minuten ungestört auf eine Raufasertapete starren, ohne das irgendein Depp einem ungefragt was verkaufen will.
Es fehlt ein globales Robinson-Verzeichnis. Es fehlt die Möglichkeit sich bewusst ausklinken zu können aus dem Konsumrausch und nach einem stressigen Tag einfach nur Mensch zu sein. Für viele Menschen ist das Leben auch hektisch genug, ohne das ständig noch jemand was von dir will.
Ernsthaft: Die einzige Werbung, die ich freiwillig ertrage, ist wenn meine Frau aus dem Schlafzimmer lockt: „Schatz, komm ins Bett!“
Das könnte aber auch daran liegen, dass ich beruflich mit einer Marketingabteilung zu tun habe und die ganzen Tricks mitkriege, mit denen versucht wird, geltende Gesetze zu umgehen und Kunden hinters Licht zu führen. Man würde direkt nicht mehr ruhig schlafen können, wüsste man nicht um die geballte Inkompetenz, welche dort sitzt. „Wenn Sie DataMining machen wollen, dürfen Sie Ihr CallCenter nicht nach Novo Sibirsk auslagern und die Kundendaten am Telefon von russischen Studenten eintragen lassen. Aktuell sind 80% Ihrer Kunden unter 10 oder über 100 Jahre alt.“ Fuck yeah! Sowas tut gut.
Vivien 26. August 2012 um 13:02
Super! Danke! Sie schreiben mir – selbst Journalistin beim öffentlich rechtlichen Rundfunk – aus dem Herzen. Viele (jüngere?) Journalisten nehmen sich selbst zu wichtig und vergessen dabei, ihre eigentliche Aufgabe: zu informieren und (neutral) zu berichten…
Das Ende von Facebook im Marketing Mix? 10. Juli 2014 um 16:53
[…] verweigern sich Facebook aktiv und finden das alles doof was da passiert. (Und das z.T. auch schlecht recherchiert wie Thomas Knüwer durchaus richtig zusammenfasst und oberflächlich […]
Apple, Windows, Gesellschafts- und Netzpolitik – unser Wochenrückblick. | crowdmedia – Digital Content Marketing 10. Juli 2014 um 16:55
[…] Wochenrückblick hatte ich auf ihren Brandbrief an Facebook hingewiesen. Thomas Knüwer hat eine Antwort formuliert, die mir sehr aus dem Herzen spricht. Heute ist die große ARD/ZDF Onlinestudie […]
Das Ende von Facebook steht vor der Tür – crowdmedia 16. Juli 2018 um 14:37
[…] verweigern sich Facebook aktiv und finden das alles doof was da passiert. (Und das z.T. auch schlecht recherchiert wie Thomas Knüwer durchaus richtig zusammenfasst und oberflächlich […]