Skip to main content

Die Gesetze der Medien gebieten es, in den morgigen Zeitungen über Marissa Mayer zu berichten. Für all jene, die erst später diesen Artikel lesen: In der vergangenen Nacht wurde bekannt, dass die Google-Vorzeigefrau neue Yahoo-Chefin wird – und außerdem schwanger ist.

Nun ist wohl auch absehbar, dass diese Schwangerschaft in der Print-Berichterstattung eine nicht unerhebliche Rolle spielen wird. Denn die Nachricht, dass Mayer zu Yahoo geht ist nun ja den ganzen Tag auf dem Markt, also müssen die Redaktionen sie „anders einfliegen“. Der offensichtlichste Weg ist die Frage, ob eine Schwangere überhaupt solch einen Posten bekleiden kann.

Worauf ich gespannt bin: Ob Deutschlands Medien so gut recherchieren, dass sie auf das naheliegendste Vorbild für Marissa Mayer kommen. Tatsächlich gab es vor nicht zu ferner Zeit eine deckungsgleiche Situation im US-Management. Eine große Marke (die in diesem Fall allerdings Teil eines größeren Konzers war) war in erhebliche Turbulenzen geraten, die Konkurrenz zog vorbei. Eine neue Chefin trat an – und ging nach kurzer Zeit in den Mutterurlaub. Währenddessen analysierte und grübelte sie über die Lage ihres neuen Arbeitgebers – und kam zurück mit einer mutigen Forderung. Deren Umsetzung gilt heute als Meisterwerk.

Die Rede ist von: Gatorade.

Im Jahr 2008 trat dort Sarah Robb O’Hagan an. Sie kam von Nike, also auch noch einer anderen Branche. In den 52 Wochen vor O’Hagans Start waren die Umsätze der Pepsico-Tochter um 10% gesunken, während die des schärfsten Rivalen Powerade 13% hoch gegangen waren. Kaum war sie da, war O’Hagan schon wieder weg – Geburt. Während dieser Wochen beschäftigte sie sich mit den Marktdaten. Die Händler hielten Pepsico für verrückt, sich in solch eine Situation zu begeben. Die Neuseeländerin kam zurück mit einer klaren Forderung, wie sie „Fast Company“ erzählt. Sie sagte dem Pepsico-CEO: „It’s okay if you want to fire me, but this is what we have to do, and we have to start saying no to a lot of stuff that retailers are asking us to do, that Wall Street is asking us to do, and we just have to serve the athlete and act like a sport-performance company. And it’s going to be a long, hard journey.“

Heute ist Gatorade zurück im Geschäft und O’Hagen wurde von „Fast Company“ jüngst in die 100 kreativsten Geschäftsleute des Jahres 2012 gewählt.

Eine Schwangerschaft ist also kein Hindernis für Geschäftserfolg. Mal schauen, ob die eine oder andere Redaktion bis zum Andruck noch auf diese bemerkenswerte Parallele stößt…


Kommentare


teekay 18. Juli 2012 um 19:58

Yahoo ist an einem Punkt angekommen, wie sie durch ’normales‘ Stuehleruecken kaum mehr Schlagzeilen machen koennen. Schwangere CEO ist erstmal ein Aufmacher der Aufmerksamkeit erzeugt jenseits von Kompetenz etc. Ich mit Tech-Halbwissen wuerde gleich denken ‚man, denen muss es aber dreckig gehen‘. Ich wuerde auch locker behaupten, dass man Mayer nicht *trotz* der Schwangerschaft. sondern *wegen* der Schwangerschaft geholt hat. Baby-Bauch, People-Magazine und endlich wird Yahoo auch mal bei Entertainment Tonight erwaehnt wenn sie Glueck haben. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ein ‚Brause-Hersteller‘ mit einem handfesten Produkt mit einer Tech-Company zu vergleichen hat, die die meisten mit E-Mail Adresse und Web-Portal verbinden. Hat Mayer in der Tech-Welt wirklich ‚Mutterschutz‘ und kann sich in Ruhe mit den Zahlen und Details beschaeftigen? Es wird sich zeigen, wie PR und Substanz Yahoo weiterhelfen werden…gibt es eigentliche eine schwangere Managerin beim Daimler oder bei BMW die man schnell zu Opel holen koennte ;)?!

Antworten

Mädchenmannschaft » Blog Archive » Rassistische Stereotype und die Suche nach neuen Held*innen – kurz verlinkt 8. August 2012 um 8:17

[…] neu im Job und dann gleich in den Mutterschaftsurlaub? Für Gatorade hat sich das bewährt, berichtete Indiskretion Ehrensache. Die neue Chefin Robb […]

Antworten

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*