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In der Serie „Deutschlands Dilettanten“ geht um jene Entscheidungs- und Würdenträger, die den Ruf Deutschlands als Technologienation zu Schanden reiten, weil sie unbedarf und inkompetent über Technologie schwafeln. Alle Folgen der Serie unter diesem Link.

In „Public Parts„, dem sehr lesenswerten neuen Buch von Jeff Jarvis schildert er eine Szene, die er mit seinem 19-jährigen Sohn Jake auf einer Konferenz erlebte. Dort sprachen Menschen über die Risiken und Gefahren des Internets. Jake Jarvis konnte das nicht begreifen und fragte seinen Vater: „Tell me where the world is falling apart.“ Darum gehe es nicht, entgegnete der Senior: Die, die da redeten, seien jene, die dafür sorgen würden, dass die Nutzung all jener Dienste, die er liebe, sich massiv verändern würden.

Daran musste ich denken, als ich ein Schwindel erregend dummes „Focus“-Interview (leider noch nicht online) mit dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes, Andreas Voßkuhle las. Dieser gesteht zunächst einmal, keine Ahnung von Facebook zu haben:

„Ich sehe, dass manche technische Entwicklungen noch an mir vorbeigehen.“

Kluge Menschen könnte diese Situation dazu veranlassen, die Klappe zu halten. Voßkuhle nicht. Noch liegt er richtig, wenn er sagt, jeder Mensch müsse überlegen, welche Daten er von sich Preis gibt. Eine liberale, unterstützenswerte Haltung.

Doch das darf natürlich nicht sein, dass der Bürger so frei vor sich hin entscheidet. Er braucht ein Gesetz. Und obwohl Voßkuhle sich offenkundig mit dem Thema bisher nicht beschäftigt hat, kündigt er dann gleich mal an, das Bundesverfassungsgericht werde sich in absehbarer Zeit mit dem Thema beschäftigen.

Warum? Will es selber eine Klage einreichen, über die es zu befinden hat? ABM für Verfassungsrichter? Sonst nichts zu tun? Mehr noch: Der im Thema bekennend Inkompetente erklärt Facebook zur „Risiko geneigten Tätigkeit“.

Man mag sich gar nicht vorstellen was passiert, wenn sich solch eine Figur mit offensichtlichen Fragen des Datenschutzes bei Facebook beschäftigt. Muss zum Beispiel eine Direktnachricht aus dem Postfach des Empfängers bei Facebook ohne Hinweis gelöscht werden, wenn sich ihr Absender bei Facebook abmeldet? Das ist noch eine leichte Frage mit der Voßkuhle bereits überfordert sein dürfte.

Und wie der geschätzte Sebastian Matthes bei der „Wirtschaftswoche“ richtig schreibt, muss für einen deutschen Würdenträger natürlich eine These immer hammerhart und ohne Fakten unterlegt im Vordergrund stehen: Das Internet ist böse, Böse, nein BÖÖÖÖÖSEEEEEE!

Mit solchen Verfassungsrichten, die voreingenommen und ohne Wissen über Themen öffentlich salbadern ist vor allem eines eine Risiko geneigte Tätigkeit: Bürger in Deutschland sein.


Kommentare


Merzmensch 7. November 2011 um 18:26

Datenschutz scheint zu einem populistischen Begriff von Deutschlands inkompetenten Entscheidungsträgern degradiert und instrumentalisiert zu werden. Denn eigentlich ist es die selbstverständliche Aufgabe eines jeden Netizens, zu sehen, was man/frau selbst online veröffentlicht („einmal online – immer online“). Medienkompetenz gehört zum ABC des XXI. Jahrhunderts.

Wenn jedoch die Politiker anfangen, die Medienkanäle zu hinterfragen, dann ist es mehr als alarmierend. Wenn um des Datenschutzes willen die Kommunikation an sich „von oben“ beeinträchtigt wird – dann heisst es: Dystopia now.

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Michael Konitzer 7. November 2011 um 18:30

Und jetzt bitte noch einen Schritt weiterdenken! Vielleicht hat der Herr Voßkuhle auch von anderen Dingen, über die er urteilen soll, einen ähnlich begrenzten Horizont. Ich befürchte es fast.
Aber darüber schwadroniert er sinnvollerweise nicht. Bleibt die Frage: Wo, bitte, und bei wem bekommt er Fleißkärtchen, wenn er über das böse Internet schimpft. Ich befürchte, es gibt Kreise, in denen bekommt er dafür Beifall. Das ist in Kreisen, die von den „zu Risiko geneigten Tätigkeiten“ Nachteile erwarten…

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RC 7. November 2011 um 18:55

das Bundesverfassungsgericht werde sich in absehbarer Zeit mit dem Thema beschäftigen.

Warum? Will es selber eine Klage einreichen, über die es zu befinden hat?

Vielleicht gibt es bereits eine Klage, der sich das Gericht bald annehmen muss und deshalb hat er das gesagt? Wäre immerhin genauso denkbar.

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henningninneh 7. November 2011 um 18:59

Ich darf mich meinem Vorredner anschließen: «Vielleicht hat der Herr Voßkuhle auch von anderen Dingen, über die er urteilen soll, einen ähnlich begrenzten Horizont.» Aber Herr Voßkuhle ist eben auch Verfassungsrichter und kein Internetrechtler, geschweige denn (und gottlob) einer der zahlreichen Technologie- und Social-Media-Experten, die es sich trotz begrenzter Kompetenz nicht nehmen lassen, sich zu sämtlichen Lebensbereichen zu äußern.

Bevor ein Senat des BVerfG (und ich schreibe absichtlich Senat, denn Herr Voßkuhle entscheidet nicht allein) entscheidet, gehen Diskussionen innerhalb der Richterkollegiums voraus. Es werden von den Parteien, die mit jeweils eigenen Gutachten und Expertise im Gepäck anreisen, Argumente hervorgebracht und ausgetauscht. Und nicht zuletzt verfüg einzeln t jede/r/e BVerfG-Richter/in über einen eigenen Stab an wissenschaftlichen Assistent/innen, die sich die notwendige Expertise sowohl in Rechts- als auch Sachfragen verschaffen, sie bearbeiten und dem Senat vorlegen.

Diese prozeduralen Einrichtungen gibt es, weil rechtlich eben alles relevant werden kann, was es in der Welt so gibt. Sie erlauben es, der Richter/in dennoch zu entscheiden, auch wenn er oder sie sich notwendigerweise auf das Studium des Rechts spezialisiert hat, und nicht auch gleichzeitig noch Sachverständig/e für Hydraulik, Fischerei, Ehekonflikte und das Internet ist.

Gewiss kann man Herrn Voßkuhle dafür kritisieren, sich inhaltlich bereits vor einem ergangenen Urteil öffentlich zu positionieren. (Aber hat er das wirklich getan? Ihrer Wiedergabe des Interviews zur Folge hat er nur angekündigt, das Gericht werde sich mit Facebook befassen. Ja, vielleicht ist ja eine Klage anhängig? Dann muss sich das Gericht damit befassen, denn es gilt das Recht auf den gesetzlichen Richter.) Ganz überzogen finde ich es aber, davon zu sprechen, dass hier ein Entscheidungsträger «inkompetent über Technologie schwafeln», und zwar nicht nur aus den o.g. Gründen. In erster Linie sollte nämlich, wer im Glashaus sitzt, nicht mit Steinen werfen. Offenbar fühlen sich nämlich ganz besonders «Internet-Experten», wie der Verfasser des obigen Beitrags, dazu berufen, auf sehr dünner Faktenlage inkompetent über das Recht(system) zu schwafeln; und die Ergebnisse – leider ohne die kompensatorischen Vorrichtungen, die dem Gericht zur Verfügung stehen – in die Welt hinauszuposaunen.

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teekay 7. November 2011 um 19:19

Gut, die Aussagen scheinen typisch zu sein fuer einen gewissen Teil der ‚Elite‘. Nun entscheidet Herr V. ja erstmal nichts alleine-obwohl natuerlich die Frage im Raum steht ob und wie die Richter der unterschiedlichen Senate Medienkompetenz haben. Dann werden Gutachten in Auftrag gegeben-und das ist sicherlich ganz spannend: Wer darf sich zum Thema fb/Internet aeussern? Welche ExpertenInnen gibt es auf dem Gebiet (aus Sicht eines BVerfG)? Es wird also nichts ganz so heiss gegessen wie es im Focus gekocht wird. Grundsaetzlich finde ich natuerlich seine Haltung schon problematisch. Er sagt ja auch nicht ‚Hartz IV finde ich voll bloed‘ oder ‚Rettungspakt verstehe ich nicht‘ bevor die diskutiert werden-also warum gleich so tendentioes?!

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Gregor Keuschnig 7. November 2011 um 19:26

Ich halte auch Voßkuhles paternalistisch-populistisches Gerede nicht für besonders seriös. Ihn aber deswegen als „Dilettant“ zu bezeichnen, ist wieder einmal Beleg für die Dünnhäutigkeit selbsternannter Internetaktivisten, die Injurien mit Argumenten und Sachkenntnis verwechseln.

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QuerBlog › Nicht nur Politiker sind doof – auch Richter, die keine Ahnung vom Web haben. › Von Horst Schulte › qb 7. November 2011 um 20:19

[…] Deutschlands Dilettanten – heute: Andreas Voßkuhle… Deutschlands Dilettanten – heute: Andreas Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichts. by Thomas Knüwer on 7. November 2011. Tweet. In der Serie “Deutschlands Dilettanten” geht um jene Entscheid… […]

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Sascha Stoltenow 7. November 2011 um 20:21

Hand hoch, wer hat das komplette Interview mit Vosskuhle gelesen? Danke.

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Jan Dark 7. November 2011 um 20:41

Ich habe mich auch gefragt, ob da jemand einen an der Waffel hat. Brutaler kann man seine Dummheit nicht offenbaren. Es geht diesen Leuten nicht darum, andere Bürger zu schützen. Es geht nur darum, dass sie das Sagen haben wollen, auch wenn sie mangels Kompetenz nicht zu sagen haben. Purer, dummer Machtanspruch. Genauso dämlich als wenn ich rumrennen würde und sagte, wir müssen das Verfassungsgericht vollkommen umstrukturieren, aber es dürfen nur Organisationspsychologen Hand anlegen und Fachkompetenzen der Richter abprüfen (lassen), ohne dass ein einziger Volljurist sich da einmischt.

Wir zynisch entartet manche aus dem Herrenvolk sein können zeigte heute wieder Mullah Weichert in Kiel. Der ist überglücklich, dass er eine Site abgeschaltet hat mit der Begründung des Datenschutzes. Er strahlt wie ein Kleinkind zu Weihnachten, weil er die theoretische Möglichkeit des Missbrauchs von personenbezogenen Daten psychisch Kranker durch Abschalten verhindert hat: Dass diese armen Menschen durch seine Handlung jetzt nicht mehr ordentlich behandelt werden können, geht ihm am Arsch vorbei. Entartete, weltfremde Zyniker. Wie die Mullahs der Schiiten.

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Nils Reuter 7. November 2011 um 20:44

Also, ich kann das anhand der hier wiedergegebenen Äußerungen Voßkuhles überhaupt nicht nachvollziehen.
O.K., er ist kein Facebook-Nutzer. Das muss man aber auch nicht sein, um sich mit der Problematik auseinander zu setzen, da ist wahrlich genug drüber geschrieben worden in letzter Zeit.
Er hat gesagt, jeder Mensch müsse überlegen, welche Daten er von sich Preis gibt. O.K., das findet auch Herr Knüwer richtig, wie wohl die meisten.
Voßkuhle soll gesagt haben, es brauche ein Gesetz. Hier steht nicht was für ein Gesetz. Ich könnte mir zum Beispiel gut vorstellen, dass Voßkuhle zum Beispiel ein Gesetz empfehlen würde, welches Facebook verbieten würde, vom Nutzer gelöschte Daten ungefragt weiterzuspeichern. Das würde zum Beispiel die Freiheit der Nutzer, über ihre Daten selbst zu entscheiden, erhöhen und die Freiheit Facebooks beschränken. Das müsste doch auch im Sinne von Herrn Knüwer sein.

Und selbst wenn man anderer Meinung ist, haben die hier aufgeführten Äußerungen doch nichts mit Inkompetenz oder Dilettantismus zu tun. Auf mich wirkt der Beitrag wie billige Polemik (Ich bin anderer Meinung -> er ist inkompetent) .

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Jens Best 7. November 2011 um 20:59

Ich finde es sehr schade, dass intellektuell fähige Menschen wie Vosskuhle sich nicht mit der nötigen Dialektik der digital erweiterten Realität nähern. Seien es Abwägungsprozesse zwischen privat und öffentlich, seien es prinzipielle Fragen des Strukturwandels sozialer und rechtlicher Normen im Spiel der gesellschaftlichen Realität.

@Sascha Stoltenow
Wo ist das Interview denn zu finden? Nur im Print-„Focus“? Danke, dafür ist mir mein Geld zu schade.

„Risikogeneigte Tätigkeit“ – ein Begriff, den ich nicht im Duden gefunden habe und der mir nur aus dem Bereich der juristischen Bewertung stark spekulativer Kreditgeschäfts bekannt ist, zeigt allerdings schon eine gewisse Vorbeurteilung trotz eingestandener Sachunkenntnis
.

@Henningninneh hat recht ,wenn er schreibt, dass Vosskuhle ja nur sagt, dass das BVerfG sich damit beschäftigen werden müsse (und er dem zuständigen Senat natürlich nicht vorgreifen wolle). Ich finde es richtig, wenn sich Jahrzehnte nach aus heutiger Sicht unsäglichen Verunstaltung des Begriffes der „informationellen Selbstbestimmung“ durch das BVerfG eben genau dieses der veränderten digital-ergänzten Lebensrealitäten stellen würde. ((Der Rant gegen „Webexperten“ und „Webaktivisten“ ist allerdings grob unnötig und schwächt das eigentliche Argument über die Maßen))

Dennoch muss ich feststellen, dass die Bezeichnung „risikogeneigte Tätigkeit“ – eine für Fachkreise klare Einordnung ist und gleichzeitig etabliert Vosskuhle damit das Beziehungspaar „Risiko“ und „Facebook“ – Risiko, eine Sache, mit der man in Deutschland ja nicht so kann.

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» Da geht er hin der Datenschutz… « Trash-Log Blog Archive 7. November 2011 um 21:23

[…] anderem Thomas Knüwer, dessen Texte ich eigentlich schätze, der sich an Voßkuhle derart peinlich einen abrantet, dass einem schlecht wird. Ich kann schlecht einschätzen, ob der Herr Voßkuhle eine Flachzange […]

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André 7. November 2011 um 22:38

Die Ausschaltung der dominierenden US-amerikanischen Internetunternehmen als Marktteilnehmer in Deutschland hätte für die Entwicklung des deutschen Internetmarktes allerdings vermutlich eher positive Wirkung.

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Thomas R. 8. November 2011 um 3:26

Herr Knüwer, nach ihren sonderbaren Ergüssen betreffs Herrn Schirrmacher sollten Sie den Begriff „Dilettantismus“ vielleicht etwas vorsichtiger benutzen, denn diese Tür schwingt in zwei Richtungen.

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YoungSocialist 8. November 2011 um 7:03

Ich habe den Eindruck, dass der Autor sich hier sehr weit aus dem Fenster lehnt.

Herr Prof. Dr. Voßkuhle hat kaum etwas über den Dienst Facebook gesagt, da ihm bewusst ist, dass er bisher nicht so viel Ahnung von diesem Dienst hat. Das sollte kein Problem darstellen, zu diesem Zeitpunkt muss er sich auch nicht auskennen. Er äußert jedoch in der Hinsicht, dass die Nutzung von Facebook eine risikogeneigte Tätigkeit sei.

Ist daran denn etwas falsch? Für einen Großteil der Bevölkerung und nach ständiger Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts gibt es ein allgemeines Persönlichkeitsrecht, welches auch den Datenschutz mit umfasst. Wer jedoch bei einem Unternehmen, welches eindeutig nicht zimperlich damit umgeht, die Informationen die zur Verfügung stehen, auch Mal ohne zu Fragen nach außen zu tragen, diese in Länder zu bringen, in denen keine vergleichbaren Datenschutzstandards herrschen, etc. der darf einen solchen Dienst doch wohl sehr gut als Risikogeneigt bezeichnen, denn es hängt allein von Facebook ab, wie in Zukunft die Datenschutzeinstellungen geändert werden, es hängt allein von Facebook ab, ob sie in Länder gehen, in denen jeder Geheimdienst, die Polizei, etc. ohne richterliche Genehmigung oder so, die Daten einsehen können. Ein solcher Dienst neigt eindeutig zu einem sehr hohen Risiko, Herr Prof. Dr. Voßkuhle sagt also nix falsches.

Nun schwadroniert er außerdem darüber, dass sich das BVerfG damit wird beschäftigen müssen. Obwohl der Autor des Artikels keine Ahnung hat, welche Entscheidungen das BVerfG noch zu treffen hat, nimmt er sich heraus beurteilen zu dürfen, was noch käme. In der Realität, von der der Autor wohl weniger mitbekommen hat, gibt es in letzter Zeit immer mehr Kririk bezüglich der Gefällt Mir-Buttons auf anderen Websiten, Cookies… Der Staat hat gewisse Schutzpflichten, dazu gehört, dass er jemanden eben gerade nicht die Uneingeschränkte Möglichkeit gewährleisten muss, alle Daten die er bekommen kann, auch zu sammeln. Wenn der Gesetzgeber dem nicht, übertrieben oder unzureichend nachkommt, kann es sicher auch zu einem Streit in dem Bereich kommen. Vergessen wir nicht den Datenschutzbeauftragen aus SH, der sich garnicht mehr einkriegt, weil Facebook machen darf was es will…

Hinzu kommt, dass Herr Voßkuhle dem Senat angehört, der uns vor Gesetzen wie dem Luftsicherheitsgesetz, der Vorratsdatenspeicherung, etc. schützte. Dieser Mensch hat nix falsches gesagt und viel Gutes getan. Er hat es auch nicht nötig auf den Politbetrieb zu hören, er ist in sein Amt gewählt, da bekommt ihn die Politik nur schwer raus. Diese Unabhängigkeit von der Politik ist die einzige Möglichkeit auch unabhängig zu entscheiden. Er hat mehrfach bewiesen, dass er sich von der Politik nicht auf der Nase rumtanzen lässt und wir werden es noch erleben, dass wir uns wünschen, dass sein Senat und nicht der 2. Senat entscheidet, denn die Politik hat die Zeichen der Zeit erkannt. Der zweite Senat wird von SPD und Union mit Leuten ausgestattet werden, die bezüglich Luftsicherheitsgesetz, etc. anders entschieden hätten…

Der Autor dieses Artikels sollte sich schämen, eine der besten Beschützer unserer Grundrechte, so billig und polemisierend anzugreifen.

YoungSocialist
Yacine Ghoggal

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Der Beobachter 8. November 2011 um 7:19

Und der Autor des Kommentars hier oben sollte vielleicht auch in Erwägung ziehen, dass die Bezeichnung eines Dienstes als „risiko geneigte Tätigkeit“ ein verflucht weites Lehnen aus dem Fenster ist. Außerdem: Bitte mal das gesamte Interview lesen.

Vielleicht hat er ja Meriten – um so sinnvoller wäre es, schwiege der Philosoph mal einfach. Seine Geisteshaltung ist definitiv voreingenommen.

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Frank 8. November 2011 um 9:34

Ein Ahnungsloser sollte nicht einem anderen Ahnungslosigkeit vorwerfen.

Ein Beispiel für Voßkuhles Gründe hier:
http://www.tagesschau.de/inland/facebook252.html

Mal sehen ob diesmal mein Kommentar auch wieder gelöscht wird.

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Oliver 8. November 2011 um 9:55

Ich sehe das etwas anders. Das Bundesverfassungsgericht hat in den letzten Jahren im Großen und Ganzen eher sinnvolle Entscheidungen im Sinne unseres Internets getroffen. Es hat gleich mehrere völlig inakzeptable Vorstöße unserer wirklich inkompetenten Politiker gestoppt und gezeigt, dass es, wenn es darauf ankommt, durchaus sinnvolle Entscheidungen treffen kann.

Ob Herr Voßkuhle sich mit dem zitierten Satz auf Facebook bezog, oder auf etwas Anderes, ist hier nicht klar. Vor dem Hintergrund der gar nicht so schlechten Entscheidungshistorie hätte ich jetzt nicht wild mit dem bashing angefangen…

Denn manche obige Formulierungen und vor allem einige Formulierungen in den Kommentaren sind bei dieser geringen Faktenlage und ohne Bekanntheit mit der Person ungehalten und verspielen unsere Chance als Digital Natives, respektvoll angehört zu werden und somit eine Chance auf einen Einfluss zu haben.

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T3o 8. November 2011 um 10:00

„Seine Geisteshaltung ist definitiv voreingenommen.“

Und mir scheint er hat recht. Ich wüsste nichts was uns das (FB als Stellvertreter für „risikogeneigte Tätigkeit“en) bis jetzt gebracht hat…
Wer jetzt Marketing oder irgendwas-mit-Netzwerk sagt, sollte seine Bewertungsmasßstäbe vielleicht einfach nochmal überdenken 🙂

PS Und das juristen gerne Wörter benutzen, die so im Deutschen nicht vorkommen oder eine (völlig) andere Bedeutung haben ist ja nun nichts Neues…

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Thomas Knüwer 8. November 2011 um 10:05

@T30: Ich sag mal so: Despoten stürzen ist jetzt eine nette Nebenwirkung. Nein, Tunesien und gerade Ägypten waren keine Facebook-Revolution. Aber Social Media hat diese Entwicklungen erheblich begünstigt und erleichtert. Quelle: Ich habe mit drei Menschen gesprochen, die in jenen Tagen auf dem Tahrir-Platz waren – alle waren dieser Meinung. Social Media macht die Kommunikation zwischen Menschen einfacher. Und immer, wenn eine Technik das vollbringt, verändert sich die Gesellschaft. Siehe auch „One Million Voices against Farc“.

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Thomas Knüwer 8. November 2011 um 10:07

@Frank: Ihr Kommentar setzt aber voraus, dass die Hamburger Datenschützer sinnvollere Argumente vorbrächten als ihr Kollege in Schleswig-Holstein. Tun sie aber nicht. Auch sie agieren mit Halb- und Unwahrheiten mit vor allem einem Ziel: der eigenen PR. Es wäre toll, wenn Deutschlands Datenschützer den digitalen Wandel begleiten wollen. Dem ist aber nicht so: Sie wollen ihn verhindern.

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Frank 8. November 2011 um 10:39

@Thomas Knüwer
Die Datenschützer schossen oft übers Ziel hinaus und gebärdeten sich wie die Wildsau im Blumenbeet. Auch die Gerichte haben nicht oft mit klugen Entscheidungen bezüglich Internet geglänzt.
Aber trotzdem ist nicht alles falsch was sie sagen und tun.

Würde Facebook einem die Entscheidung überlassen, was ein jeder über sich preisgeben will, wäre die Kritik berechtigt, aber Facebook tut noch ganz andere Dinge.

Der Like-Button z.B. ist nichts anderes als ein Spionagetool, das ungefragt die Besucher weltweit ausspäht. Bin ich in Facebook als Mitlgied gemeldet, habe ich schon nicht mehr die Möglichkeit, einer Bewegungskontrolle zu widersprechen, ausser ich blockiere mit Scriptblockern und entsprechenden Einstellungen alles, was von Facebook kommt. Dann habe ich aber den Umstand, dass ich nicht schnell mal bei Facebook reinschauen kann und gleichzeitig woanders surfen. Facebook hat quasi seine Spione überall durch den aktiven Button. Ein simpler Link, von mir aus noch mit $_GET Anhang hätte genügt um etwas zu „liken“. Damit wäre die Entscheidungsfreiheit auch beim jeweiligen Besucher, ob er Facebook Daten übermitteln will oder nicht.

Schlimmer noch wird es mit der Gesichtserkennung. Was man damit machen kann, ahnen die meisten noch gar nicht, aber im Prinzip baut Facebook für die Amerikaner und vielleicht auch für unseren Staatsschutz eine weltweite Kontrolle aller Personen anhand ihrer Gesichtszüge auf. Staat auf eigene Polizeidatenbanken mit biometrischen Daten müssten Verfolger und Schnüffler nur noch ein Bild bei Facebook eingeben und nach den „Inhaber“ des Gesichtes suchen lassen.
Denn die User in Facebook sind dumm genug, auch Freude und Bekannt auf irgendwelchen Fotos mit Namen und eventuellen Daten zu markieren. Damit sind auch Menschen betroffen, die gar nicht in Facebook Mitglied sind.

Ich programmiere selbst Datenbanken und betreue auch ein Community Portal und weiß in etwa, was man alles machen könnte, wenn man alle Daten die man bekommen kann, geschickt zusammenfügt. Und ich weiß auch, dass viele Datenbank-Entwickler ganz gerne nur ein „gelöscht“ in eine Tabellenspalte schreiben statt zu löschen.
Die Möglichkeiten die Facebook jetzt schon hätte, sind erschreckend.
Und das ahnen die allermeisten Facebook Nutzer nicht.
Von Selbstbestimmung kann keine Rede sein und die Einstellungen zur Privatsphäre konnte noch nicht einmal ich nachvollziehen, was genau das nun bedeutet.

Darum bin ich raus aus Facebook, weil eine selbstbestimmte Privatsphäre nicht möglich ist.
Und darum ist es gar nicht so falsch, dass sich Voßkuhle dieser Sache annimmt, auch wenn er nicht fachlich geschult schreibt.

Mit Facebook ist es wie mit Schokolade, Fritten, Burger und allem was ungesund ist. Man weiß oder ahnt dass es nicht gut ist was man isst, aber man isst es trotzdem.

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Martin Reti 8. November 2011 um 16:09

Hmm, es scheint mir ein Volkssport zu werden, auf wieauchimmergeartete Entscheidungsträger einzuprügeln, weil sie einer anderen Generation entstammen, sich mit anderen Themen professionell beschäftigen und deswegen wenig bis keine Ahnung haben von den Dingen, die die jüngere Generation beschäftigen.
Ich denke, wir müssen verstehen lernen, dass niemand den gleichen Blick auf eine Sache hat. Herr Voßkuhle ist mit Sicherheit kein Digital Native oder Mitglied der Generation Y – deswegen fällt den Insidern allgemein die Aufgabe zu, die gesetzlich zu beherrschenden Dinge auch in aller Klarheit darzustellen, so dass die Entscheidungsträger sie vernünftig „verarbeiten“ können. Klingt jetzt ein bisschen kompliziert, sorry. Was ich sagen will: Wenn es tatsächlich eine Gerichtsverhandlung geben sollte, wird – gerade in Deutschland – das Thema von allen Seiten durchgewalkt und wir kommen womöglich zur besten denkbaren Lösung. Es ist immer auch eine Frage der Argumentation.

Beste Grüße

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