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In der Serie “Netzwert Reloaded” verfolge ich jeden Montag, was das Team von Handelsblatt Netzwert vor exakt 10 Jahren über das digitale Geschäft schrieb. Durch das Projekt Wiredkann es allerdings zu Verzögerungen kommen. Alle Netzwert-Reloaded Folgen finden Sie hier.

Bitte lesen Sie den folgenden Text und fragen sich dann: Wer hat den wohl geschrieben?

„… hat sich still und leise eine Revolution in Bewegung gesetzt, deren Auswirkungen wir heute ebensowenig abschätzen können wie unsere Vorfahren die Entwicklung von Eisenbahn und Telefon.

Jedoch: Der Wettbewerb ist sehr viel schärfer – und global. Wer sich in dieser Zeit rasanter Entwicklung nicht bewegt, fällt zurück. Für eine moderne Wissensgesellschaft wie Deutschland ist es von größter Bedeutung, den Anschluss an die Informations- und Kommunikationstechnologie nicht zu verlieren. Die Politik ist zum Handeln aufgefordert. Bei den Entscheidungsträgern muss sich die grundlegende Erkenntnis durchsetzen, dass es sich beim Internet nicht um eine Modeerscheinung für Informatikfreaks, sondern um einen technische Revolution handelt. Ziel muss es sein, das Internet in allen Lebensbereichen für eine möglichst große Zahl von Menschen optimal nutzbar zu machen.“

Na, drauf gekommen? Es sind Allgemeinplätze, aus heutiger Sicht. Doch entstand dieser Text eben vor 10 Jahren, zu finden in der Netzwert-Ausgabe vom 24.9.2001. Und so bitter das ist – vielleicht kam seitdem auch nichts Besseres mehr zu digitalen Themen aus der Organisation, der jener Autor damals angehörte.

Ihr Name: CDU.

Geschrieben hat jene Zeilen Thomas Heilmann, einst Chef der Werbeagentur Scholz + Friends und damals Internet-Sprecher der CDU. Dass die Partei sich seitdem zu einem Hort der Fortschritts-Hasser und Analog-Fetischisten entwickelt hat, zeugt von einer betrüblichen Neigung deutscher Parteien, die bis ins Jahr 2011 anhält: Immer wieder hielten sich CDU, SPD, Grüne und… wie heißt die nochmal, komm, sach schon, ach ja… die FDP einzelne Digital-Hofnarren, die bezeugen konnten, dass ihr Haus wahnsinnig fortschrittlich sei und selbstverständlich das Internet verstehe. Tatsächlich aber waren diese Personen nichts anderes als die lustigen Pausentänzer während deren Darbietungen die Könige über Dinge wie Internet-Sperren, Filter und Trojaner debattierten.

Zwei Wochen nach dem Anschlag vom 11. September blieb Netzwert damals weiter dem Sicherheits-Thema treu. Themen gab es dazu reichlich. Denn schon machten die ersten Horror-Szenarien vom Cyber-Terror nach dem Flugzeug-Terror die Runde. Und die IT-Dienstleister der vom World-Trade-Center-Angriff betroffenen Firmen arbeiteten unter Vollast: Hewlett-Packard und Compaq richteten innerhalb weniger Stunden Krisenzentren ein um das Weiterarbeiten ihrer Kunden zu sichern – auch wenn die so gelähmt waren, dass an Arbeit nicht wirklich zu denken war.

Doch es gab auch positive Geschichten in jener Netzwert-Ausgabe. Zum Beispiel über Albert Goller. Er war damals E-Business-Chef bei Siemens und galt als einer der deutschen Treiber der Konzern-Digitalisierung. Viel Beachtung erhielt er vor allem, weil er im Gegensatz zu seinen Gegenstücken in anderen Großunternehmen kein Hardcore-IT-Mann war. Goller hatte als gelernter Fernmeldemechaniker auf dem zweiten Bildungsweg Nachrichtentechnik studiert. Der 50-Jährige erkannte schnell die Tücken einer übergreifenden Funktion im Rahmen eines Konzerns: Um frei arbeiten zu können, forderte er Freiheiten – und bekam sie. In einem alten Frachpostzentrum am Münchener Flughafen entstand ein E-Business-Center, Goller scharte Startups und ihre Gründer um sich, investierte in junge Unternehmen. Der Erfolg: „Siemens ist beim E-Business unter den deutschen Konzernen klar der Spitzenreiter“, lobte die Unternehmensberatung Bain.

Heute gilt das wohl so nicht mehr. Immer noch ist Siemens gut dabei – aber längst nicht mehr Spitze. Und Albert Goller ist Chef von Siemens Australia.


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