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In der Serie “Netzwert Reloaded” verfolge ich jeden Montag, was das Team von Handelsblatt Netzwert vor exakt 10 Jahren über das digitale Geschäft schrieb. Durch das Projekt Wiredkann es allerdings zu Verzögerungen kommen. Alle Netzwert-Reloaded Folgen finden Sie hier.

In der Krise gewinnen Naturalien neue Bedeutung. Und der Juli 2001 lag mitten in so einer Krise. „Zittern um die Zukunft“, lautete die Netzwert-Titelgeschichte damals und beschäftigte sich mit der Konjunktur und den Aussichten für die Tech-Branche. Wie sieben Jahre später diskutierten die Ökonomen, welchen Buchstaben der Konjunkturverlauf wohl nehmen würde. U? W? V?

Die Geschichte in Netzwert liest sich in ihrer Ausgewogenheit erstaunlich. Sigrun Schubert und Burkhard Ewert wägten besonnen die schlechten Prognosen ab, schrieben ganz klar, dass es 18 Monate dauern könnte, bis es wieder aufwärts geht – das ist ein richtig gutes Stück Journalismus. Und sie gaben auch einen Tipp, wie sowohl Unternehmen wie Privatleute vom Absturz der Wirtschaft profitieren könnten: Indem sie Computer und Server von Pleite gegangenen Unternehmen aufkaufen. Naturalien, eben.

Doch nicht nur Hardware gab es im Sonderangebot – sondern auch Startups.

Viele Investoren mussten umdenken: Der Weg an die Börse war endgültig dicht, mögliche Aufkäufer waren ebenfalls klamm. Mehr noch: Einige Geldgeber schickten Aufräumertrupps in die Startups um noch zu retten, was zu retten war (dies schildert Don Alphonso sehr lesenswert in seinem Roman „Liquide„, der ohnehin allen empfohlen sei, die sich für jene Zeit interessieren). „Viele VC (Venture Capitalisten) leisten zurzeit eine sehr intensive Betreuungsarbeit“, beschrieb es damals Felix Wunder von BV Capital/Bertelsmann gegenüber Netzwert.

Nur: Wohin mit dem ganzen Geld? Jene Zeit war eine echte Hausfrauenbörse. Und während selbst Taxifahrer über Aktientipps diskutierten, waren Großanleger längst auf der nächsten Stufe: Sie hatten ihr Geld in Wagniskapitalfonds gesteckt. Die waren nun groß und fett – aber wussten nicht, wo sie investieren sollten. So hatte BV Capital damals ein Volumen von 200 Mill. Dollar – jedoch erst 10 Prozent des Geldes steckten in Firmenbeteiligungen. Noch glaubten viele an eine Wende: Das monatliche Venture Capital Panel aus Deutschland meldete, dass 90 Prozent der Befragten VC-Entscheider glaubten, dies sei ein guter Zeitpunkt, günstig bei Startups einzusteigen.

Eine andere Fehleinschätzung war die der Paket-Abholstationen. Das Bestellen im Internet war 2001 zum Volkssport geworden. Die Zukunft schien klar: Niemand geht mir ein den stationären Handel, alle kaufen im Web. Selbst der tägliche Lebensmittelbedarf sollte dort gedeckt werden. Der Haken an der Sache war die Post: Denn wer sollte all die Pakete entgegen nehmen? Dem Nachbarn glaubten die Logistiker dies nicht anvertrauen zu können. Also sollten in allen Städten Abholstationen – sogar mit Kühlfächern für die Lebensmittel – entstehen. Tower24 plante mit Unterstützung von Siemens mehrere Meter hohe Türme, Dropbox (gibt’s die Markenrechte noch?) und Shopping-Box verzichteten auf den Hochbau – bastelten jedoch ebenfalls an vollautomatischen Systemen. Und Pickpoint, eine Beteiligung des Logistikunternehmens D.Logistics, verfügte bereits über 1700 Abholstellen in Kiosken und Sonnenstudios. Auch heute verfügt die Post noch über solche Abholstationen – ich kenne niemand, der sie nutzt.


Kommentare


Andreas 16. August 2011 um 10:15

>> Ich kenne niemand, der sie nutzt

Wir nutzen Sie oft und gerne, denn es sind wenige Meter zu Fuß und der Kram kann ganz entspannt abgeholt werden. Bevor wieder irgendein Zusteller nicht klingelt, obwohl man sogar im Büro nebenan ist. Ist halt auf einen Zustellservice begrenzt. Und das ist ggf das Problem, das müßte es Logistiker übergreifend geben.

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Alphager 16. August 2011 um 11:34

>>Auch heute verfügt die Post noch über solche Abholstationen – ich kenne niemand, der sie nutzt.

Dann kennen sie niemanden, der nicht im homeoffice arbeitet. Packstationen sind extrem beliebt und werden so massiv verwendet, dass die Post mit dem Ausbau kaum hinterherkommt.

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Ralf 16. August 2011 um 11:54

Auch ich bin ein Fan der Packstationen… viele Firmen sehen es nicht gern, wenn man sich private Päckchen in die Firma schicken lässt. Da es mittlerweile an mehreren Stellen in der Nähe meines Heimweges Packstationen gibt, ist das eine gute Alternative…! Denn in der Postfiliale anstehen, um ein dort gelagertes Päckchen abzuholen, kann zum unerträglichen Geduldspiel werden…!

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teekay 16. August 2011 um 15:21

Laut Wikipedia nutzen 1,4 Mio Kunden mehr als 2500 DHL Packstationen in ueber 150 Staedten (http://de.wikipedia.org/wiki/Packstation)…klingt doch ganz ordentlich-auch wenn es fast 10 Jahre gedauert hat…

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md 17. August 2011 um 12:15

Ich nutze die Packstation für nahezu jede Online-Bestellung. Generell schaue ich ohnehin, dass über DHL versendet wird, da ich mit den anderen Zustelldiensten bisher keine gute Erfahrung gemacht habe (und solange bei uns kein anderer Hermes-Zusteller tätig ist, wird sich das zumindest bei Hermes auch nicht ändern). Damit kann ich abends nach der Arbeit bei der Packstation vorbeifahren (liegt nur ein paar Meter vom Bahnhof weg) und habe das Paket dann, während ich sonst am nächsten Morgen extra später mit der Arbeit anfangen müsste, um das Paket in unserem lokalen Supermarkt mit angeschlossener Poststelle und super arbeitnehmerfreundlichen Öffnungszeiten abzuholen.

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Malte 17. August 2011 um 13:39

Mit den Abholstationen sind schon die Packstationen gemeint, oder? Ich finde die Dinger auch eine richtig gute Idee und könnte ich mir meine Pakete nicht ins Büro liefern lassen, würde ich sie noch viel mehr nutzen. Nervig ist nur, wenn die Packstation voll ist und die Pakete doch in die Filiale umgeleitet werden. Aber alles in allem ein super Konzept, das ich mir von anderen Versendern auch wünschen würde (namentlich Hermes).

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