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In der Serie “Netzwert Reloaded” verfolge ich jeden Montag, was das Team von Handelsblatt Netzwert vor exakt 10 Jahren über das digitale Geschäft schrieb. Durch das Projekt Wired kann es allerdings zu Verzögerungen kommen. Alle Netzwert-Reloaded Folgen finden Sie hier.

Das gelobte Land war Kalifornien. Natürlich. Auch schon vor 10 Jahren träumten viele vom Silicon Valley. Doch ist es nur eine subjektive Wahrnehmung, oder war vor einer Dekade das Valley noch mehr in Verklärung gehüllt als heute? Vielleicht, weil Reisen dorthin heute viel normaler sind – schließlich haut Lufthansa immer mal wieder einen Sondertarif raus. Oder, weil die Berichterstattung um ein Vielfaches intensiver ist dank Tech-Blogs und News-Seiten?

Am 25. Juni 2001 konnte Netzwert noch punkten mit einer Story über die Lage südlich von San Francisco. Dort hatte die Krise nachhaltig zugeschlagen. Ein halbes Jahr zuvor waren kaum Büroräume auf dem Markt, nun standen sie weiträumig leer. Allein im April und Mai waren die Wohnungsmieten um 8%, in San Francisco gar um 10% gefallen.

Noch aber gab es Geld genug: Viele hatten ihre Aktien noch immer so frühzeitig verkauft, dass ein Autohändler aus Palo Alto berichtete: „Wir haben schon mehr als 60 Vorbestellungen für den neuen Porsche Carrera GT, der 400.000 Dollar kostet.“

„Das Silicon Valley wird sich immer neu erfinden“, prophezeite damals Richard Beer, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts Fischer Center an der Uni Berkeley. Er sollte richtig liegen. Diese Fähigkeit zeichnet die US-Westküste aus – und unterscheidet sich ganz generell von Deutschland.

Matthias Eberle, damals Luftfahrt-Experte des „Handelsblatts“ berichtete derweil in der Kolumne „E-Mail aus…“ von etwas, das nicht neu erfunden werden – sondern einfach mal umgesetzt werden müsste: Internet im Flugzeug. Damals präsentierten Airbus und Boeing auf dem Luftfahrtsalon in Le Bourget Lösungen für den Online-Zugang über den Wolken. Bis heute ist dies die Ausnahme.

Und noch etwas ist geblieben: Die Deutsche Bahn kommt spät.

Zu jener Zeit versuchte sie immerhin, Fahrkarten über das Netz zu verkaufen. Mit Betonung auf: Versuch. Denn es war nicht gelungen, die Online-Bestell-Software mit dem bestehenden Verkaufssystem zu verbinden. Kaufte ein Kunde im Web eine Karte, druckte ein Bahn-Mitarbeiter das Ticket aus – und schickte es per Post.

Allein bei den „Surf and Rail“-Karten war das anders. Doch die gab es nur für 66 Städteverbindungen. Und der Fahrgast musste eine Woche vor der Fahrt bereits kaufen. Dann galt die Karte für einen bestimmten Zug in Verbindung mit einer Sitzplatzreservierung. Wer die Abfahrt verpasste, hatte Pech. Der Grund für das Vorgehen: Die Billets waren nicht fälschungssicher und ließen sich mehrfach ausdrucken – aber nicht recht kontrollieren. Bis zum Frühjahr 2002 sollte Abhilfe geschaffen werden.

Die Bahn-Gewerkschaft aber war skeptisch, ob das auch jemand wolle: „Die Fahrgäste brauchen Beratung – und die gibt es am Schalter, nicht im Internet“, sagte Transnet-Sprecher Hubertus Kummer. Ja, wird sich nie durchsetzen, dieses Internet.

Und dann gab es da noch eine interessante Statistik. Der Domain-Verwalter Denic hatte die Zahl der Internet-Anschlüsse pro Einwohner auf Kreisebene herunter gebrochen. Überraschung: Die meisten De-Adressen pro Einwohner waren zu finden in – Daun. Keine Überraschung: Das war nur halbrichtig. Denn in Daun residierte die Domain-Börse Interportal.

In Wahrheit dominierten Medienstandorte wie München und Hamburg die Liste, gefolgt von Werbe-Städten wie Frankfurt und Düsseldorf. Erschreckend aber war die digitale Spaltung: In den Neuen Bundesländern gab es weniger als halb so viele Domain-Anmeldungen wie im Westen. Das Schlusslicht bildete Sachsen-Anhalt mit 14 Adressen auf 1000 Einwohner. Hamburg brachte es auf Bundesländer-Seite auf die meisten: 83,47.


Kommentare


paul 28. Juni 2011 um 12:44

Und so sieht die Domainverteilung heute aus: http://www.denic.de/de/hintergrund/statistiken/regionale-verteilung/2010.html

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