Skip to main content

In der Serie “Netzwert Reloaded” verfolge ich jeden Montag, was das Team von Handelsblatt Netzwert vor exakt 10 Jahren über das digitale Geschäft schrieb. Durch das Projekt Wired kann es allerdings zu Verzögerungen kommen. Alle Netzwert-Reloaded Folgen finden Sie hier.

Über welches Startup aus der Zeit der New Economy wurde zwischen 2000 und 2010 am häufigsten in den Medien berichtet?

Exakt klären werden wir das wohl nie. Mein Tipp aber ist: Doc Morris.

Schon im Juni 2001 begann der Text in Netzwert so, wie man jeden über die Online-Apotheke in all den Jahren hätte beginnen können:

„Verboten, erlaubt, dann doch wieder verboten? Wie denn nun? Die Verwirrung ist mittlerweile komplett im Kampf um die erste europäische Online-Apotheke Doc Morris: Mal urteilt ein Gericht, der Internet-Handel mit Medikamenten sei verboten, dann verkündet ein anderes Gericht, dass er erlaubt ist.“

Die Beharrungskräfte der stationären Apotheker waren ebenso stark wie die von Doc Morris, seinen Geldgebern und Gründer Ralf Däinghaus. Über Jahre zogen sich die Streitigkeiten hin, untermalt von kräftiger PR beiderseits. 2007 steigt dann der Pharma-Großhändler Celesio ein – und Doc Morris fokussiert sich darauf, eine Apotheken-Kette zu werden.

Unter „Wilde Zeiten“ ist der Sommer 2001 auch aus Journalisten-Sicht zu buchen.

Die Verlage kürzten Etats und bauten Personal ab. So mancher fragte sich auch beim „Handelsblatt“, ob man eine eigene E-Business-Beilage benötigte. Schließlich verabschiedeten sich schon einige der für kurze Zeit zahlreichen Web-Magazine. Bei Netzwert hielt es die Redaktion für gegeben, mal wieder eine programmatische Geschichte zu machen. „Tschüss, Sparschweine“ war die überschrieben: „Deutschlands Unternehmen kürzen ihre Kosten – nur ins E-Business wird weiter investiert, ergibt eine Studie von Dialego und Netzwert“

Tatsächlich steckten vor allem Großkonzerne weiter Geld in ihre IT. Zum einen, weil sich solche Projekte nicht von heute auf morgen stoppen lassen. Zum anderen, weil sie handfest schon spürten, dass sich mit der Digitalisierung von Geschäftsprozessen Geld sparen ließ. Allein: Bald würden sie keine Heimat mehr finden, in der über solche Aktivitäten so berichtet würde, dass es Nicht-Informatiker verstehen.

Tja, und dann gibt es noch die Artikel, auf die ich weniger stolz bin. Am 11.6.2001 erschien eine Kolumne von mir, eine „E-Mail aus Düsseldorf“, die eher nicht so richtig lag. Sie drehte sich um das E-Paper-Projekt der „Rhein-Zeitung“. Die war damals tatsächlich ein Stück weit vorne in Sachen Technik. Statt eines simplen PDF brachten die Koblenzer ein klickbares E-Paper heraus, dessen Elemente sich vergrößerten, klickte man sie an.

Damals endete mein Text so:

„Begeistern sich nun auch die Leser für E-Paper, geraten Web-Designer und Multimedia-Agenturen ins Schwitzen: Sie dürfen dann nicht mehr mit all ihrer Kreativität Online-Layouts entwerfen und dafür viel Geld verlangen. Stattdessen ginge es nur noch um die technische Umsetzung der guten, alten Tante Zeitung im Web.“

Bis heute blieb die Begeisterung jedoch aus – und bis heute bin ich froh, diesen Text in Frageform verfasst zu haben.

Lesen Sie kommende Woche: Der Gates von Herdecke.


Keine Kommentare vorhanden


Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*