Social Media ist keine Kampagne, sagen viele. Und das stimmt. Trotzdem lassen sich Social-Media-Plattformen für Kampagnen nutzen. Allerdings funktionieren diese eben auch nur, wenn zuvor das Fundament gelegt wurde. Ansonsten verschwinden sie bestenfalls in der Nicht-Beachtung – oder nerven im schlimmeren Fall dauerhaft.
Womit wir bei der Lufthansa wären.
Die sponserte in diesem Jahr den Eurovision Song Contest. Zahlreiche Ideen setzten die beteiligten Dienstleister dabei unter dem Motto „Hey Europe, let’s party!“ um. Und natürlich versuchten sie sich auch in der Disziplin Social Media.
Nun ist das ja so eine Sache mit der Lufthansa und diesem Zweig der digitalen Welt. Die Airline hat zwar eine richtig gute Mobil-App. Doch in Sachen Kommunikation mit dem Kunden, der Basis von Social Media, verhält sie sich wie ein nur gelegentlich wohl geneigter Diktator: Geredet wird nur, wenn die Lufthansa es will. Basta. Das wirkt seit dem gestrigen Tag noch anachronistischer als ohnehin, denn selbst die Deutsche Bahn – DIE DEUTSCHE BAHN! – versucht sich in der digitalen Kundenkommunikation via Twitter. Die Lufthansa dagegen versendet Billigheimer-Angebote (deren Zahl dramatisch angestiegen ist und kaum noch eine Unterscheidung zu Discount-Fliegern zulässt) und kommuniziert höchstens in der Krise – oder in einem Anfall von Eklektizismus dann, wenn es gerade irgendwie passt.
Wer so agiert, sammelt keine Erfahrungen in Social Media. Und so ist auch der Foursquare-Account Lufthansa_de zu erklären. Der tut der schönen Idee der Foursquare-Tipps psychische Gewalt an.
Kurz nochmal zur Erklärung: Auf Foursquare melde ich mich an einem physischen Ort an und teile dies meinen Kontakten mit. Warum das Spaß macht und Nutzen bringen kann, können Sie hier nachlesen. An Orten können Nutzer dann Tipps hinterlassen, die ihren Kontakten angezeigt werden. Auch das ist nützlich, weist es mich doch auf Orte hin, die mir von Freunden empfohlen werden.
Genau diese Funktion hat Lufthansa in Spammer-Manier missbraucht. Die Dienstleister der Airline haben offensichtlich quer durch Deutschland eine Unmenge von Orten markiert mit dem Hinweis, dass wer Fan von Lufthansa wird, einen Badge erhält. Diese virtuellen Orden sind eines der spielerischen Elemente von Foursquare.
Und egal, wo man sich nun eincheckt poppt sofort das Lufthansa-Fenster hoch mit dem Hinweis auf eine Aktion, die vom 12. bis 15. Mai lief:
Angelegt wurden diese Hinweise laut Foursquare vor 3 Wochen. Und seitdem liegen sie da rum und nerven. Weil die Lufthansa Social Media eben fundamentlos als Kampagne ansieht. Aber das passt ja dann auch irgendwie zu einer Airline, die sich immer stärker den Billigfliegern annähert.
Das Gegenmittel gegen die ESC-Tipp-Vergewaltigung ist übrigens das Ent-Freunden auf Foursquare. Wozu hiermit geraten sei, bevor die LH die nächste Dummdreist-Kampagne startet.
Kommentare
Tim Koch 9. Juni 2011 um 15:27
Hm aber das passiert doch nur, wenn man den Lufthansa Account als Verbindung/Freund hat, oder?
Dann wüsste ich ja eine relativ leichte Lösung.
Daniel Wagner 10. Juni 2011 um 7:13
^ eben das empfiehlt der Gute ja
Hey Lufthansa, Du nervst! « Blog.Bayern-online.de 10. Juni 2011 um 7:26
[…] oder wie man sich auf Foursquare unbeliebt macht http://bit.ly/jS34Dd […]
Klaus Krebs 11. Juni 2011 um 23:08
Da ist ja einiges Wahres dran, leider ist die Umsetzung der Aktion so primitiv -manipulativ, dass es besser gewesen wäre sie ganz bleiben zu lassen.
Sinnvoll ist anders | stk 7. Oktober 2011 um 17:47
[…] letzten Wochen fuehlte ich mich an einen Blogpost von Thomas Knuewer erinnert. Die oertliche Zeitung ist seit einiger Zeit auch auf foursquare vertreten, was auf einen […]