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In der Serie “Netzwert Reloaded” verfolge ich jeden Montag, was das Team von Handelsblatt Netzwert vor exakt 10 Jahren über das digitale Geschäft schrieb. Alle Netzwert-Reloaded Folgen finden Sie hier.

Hotel? Keine Chance. Hannover zur Cebit, das war in diesem Jahr 2001 die Stadt gewordene Definition von „überfüllt“. Aber es war klar: Das Netzwert-Team aber musste hin – klar. Und zwar alle. In zwei Schichten. So mieteten wir uns in einer Wohnung ein, deren eigentliche Mieter für die Cebit-Tage ausflogen – zur Halbzeit war dann Teamwechsel. So machten es viele Bewohner Hannovers: Wenn ich mich richtig erinnere, waren Messezimmer-Einnahmen zu dieser Zeit steuerfrei.

Wer in jenen Jahren nicht auf der Cebit war, kann sich heute kaum vorstellen, wie gigantisch sie einst war. Damals mischten sich die nostalgischen Histörchen der frühen Jahren mit dem Vibrieren eines digitalen Aufbruchs. Doch so recht warm wurde die Ausstellung nie mit dem Internet-Zeitalter. Bis heute fremdeln Hardcore-IT-Vertreter mit der Netz-Szene.

Zum Warmlaufen schrieb Netzwert damals einige der Cebit-Legenden auf. Zum Beispiel, dass der „Spiegel“ 1978 schrieb: „Die Computer-Revolution – Fortschritt macht arbeitslos“. Das war so treffsicher wie heutige Geschichten über Google oder Facebook.

Viele der Geschichten werden auch heute noch gern als Aufwärmer gebraucht:

1986 starb Heinz Nixdorf auf der Cebit, 1987 fielen 50 Zentimeter Neuschnee, Anfang der 80er musste die Feuerwehr die Stände von Atari und Commodore vor den Zuschauermassen schützen. Das DDR-Kombinat Robotron beschwerte sich derweil bei der Messeleitung: Commodore-Fans machten es sich auf dem Fußboden des Stands bequem – denn dort war nichts los.

Sehr schön auch das Zitat des ehemaligen Commodore-Pressesprechers Gerold Hahn: „Bei der Hälfte der Dinge, die wir vorgestellt haben, war vorher klar, dass sie nie auf den Markt kommen. Diese Produkte haben wir nur vorgestellt, um den Markt zu verunsichern un die Leute davon abzuhalten, bei der Konkurrenz zu kaufen.“

Eine ganz andere Atmosphäre erlebte Netzwert-Redakteur Burkhard Ewert auf der Content Europe in Monaco. Dort waren jede Menge Startups – und alle wollten sie sich verkaufen. Die Gründerin einer österreichischen Lifestyle-Seite gestand ihm freimütig: „Wir sind gefloppt und eigentlich schon pleite.“ Ewert berichtete:

„Kaum verborgen war das Bemühen der Startups, gleich ihre ganze Firma zu verkaufen. Die Abgesandten möglicher Aufkäufer wie Bertelsmann oder Springer zählten zu den gefragtesten Gesprächspartnern. Am deutlichsten sprach es ein englischer Gründer aus: ,Ich will hier nur meinen Laden loswerden und danach schnell nach Hause.“

Diese Haltung war typisch für viele ernüchterte Gründer. Denn es konnte auch schnell gehen mit dem Ende. So schrieb Netzwert in diesem März über Clickwaste. Das Bottroper B2B-Portal wollte Müll in Großmengen versteigern. Eigentlich eine gute Idee – Metallschrott ist ja beispielsweise heute eine Menge wert. Doch im Spätsommer zog Großinvestor RAG Umwelt den Stecker – das Aus für Clickwaste.

Wo wir gerade bei Bröckeligem sind: Von eben jenen handelte auch die Netzwert-Titelgeschichte am 19.3. 2001: Es ging um das, was einst Internet-Portale genannt wurde. Jene zentralen Seiten, meist als Einstieg ins Netz genutzt, waren einst ein echtes Geschäft. Zu jener Zeit versuchten sie ihre Geschäfte zu erweitern. So baute Yahoo der Bayer AG eine neue Intranet-Seite, die sich Mitarbeiter indivdualisieren konnten. Name: My Baynet. Doch die Portale verloren an Einfluss. Je schneller Online-Zugänge wurden, desto freier surften die Nutzer – und desto weniger Zeit verbrachten sie auf Lycos & Co.

Lesen Sie kommende Woche: Auskotzen über Hannover


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