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In der Serie “Netzwert Reloaded” verfolge ich jeden Montag, was das Team von Handelsblatt Netzwert vor exakt 10 Jahren über das digitale Geschäft schrieb. Mehr dazu hier. Alle Netzwert-Reloaded Folgen finden Sie hier.

Grün war vor zehn Jahren die Hoffnung. Irisch Grün. „Irland ist ein Flugzeugträger für das europäische E-Business: Zu klein als eigener Marktplatz, aber perfekt als Ausgangspunkt um andere Märkte zu erobern.“ So sagte es damals Richard Thackeray, Großbritannien-Geschäftsführer der Online-Bank First E.

Damals war alles noch großartig und toll auf der Insel. Unternehmen wie Dell, Intel oder Hewlett Packard gründeten dort europäische Produktions- und Vertriebseinheiten. Die Steuern waren niedrig, die Bevölkerung arbeitswillig, eine neue Sprache musste auch nicht gelernt werden. Im Dezember 2000 ist Irland einer der heißesten Wirtschaftsstandorte Europas – zehn Jahre später bietet der Rettungsschirm nur wenig Schutz gegen den eiskalten Wind der Finanzmärkte.

Mitten im Sturm standen damals bereits Unternehmensberater.

Die großen Consultants hatten die Zeichen der Zeit genutzt und eigene E-Business-Einheiten gegründet. Doch nun, da die Krise wütete, gingen diese ein. Marchfirst, zum Beispiel. Ein Name, der für eine kurze Zeit weltbekannt war. Eine Beratung, geschmiedet aus der Hightech-Beratung Whittman-Hart, der Multimedia-Agentur US Web/CKS und der Strategieberatung Mitchell Madison. Flott ginge es an die Börse – und Richtung Abgrund. Im Dezember fehlten Marchfirst 100 Millionen Dollar zum überleben.

Doch auch im Dezember 2000 gab es noch Erfolgsgeschichten im Web. Zum Beispiel die von Xootr, einem Tretroller für Erwachsene. Erfunden hatte ihn der deutschstämmige Karl Ulrich, der als Dozent für Design an der Universität Wharton lehrte. Als eine Art Social Media auf Papier verteilte er Flugblätter in Wohnheimen mit Hinweisen auf die Xootr-Homepage. Unter allen, die sich dort registrierten, wurden 10 Roller verlost. Dann folgte, was heute wettbewerbsrechtlich bedenklich ist – und von Google gehasst wirt (doch Google gehörte damals nicht zu den 10 meistbesuchten Web-Seiten der USA): Ulrich hinterlegte auf seiner Homepage Metatags mit Markennamen von Konkurrenten – schon lief das Geschäft. Damals produzierte das Unternehmen 20.000 Roller im Monat. Wieviele es heute sind? Keine Ahnung. Doch Xootr selbst existiert auch weiter.

Das gilt zu meiner persönlichen Überraschung auf für Netzmarkt. „Deutschlands erstes Internet-Kaufhaus“ wurde von Heiko und Michael Zeutschner gegründet – die auch heute noch Geschäftsführer sind. Im Jahr 2010 wirkt die Seite wie aus der Zeit gefallen. Das Shop-in-Shop-Konzept nimmt aber durchaus vorweg, was Amazon später praktizierte.

Und dann ist da noch dieser Mythos Frau. Die Internet-Branche klagt heute, im Jahr 2010, über deren Mangel. Also, als Gründerinnen. In der New Economy sei das besser gewesen. Vielleicht – aber nur ein wenig. 2000 saßen nur bei 14,5% der jungen Unternehmen Frauen an der Spitze. Das liege halt an der technischen Orientierung des Ganzen, lautete die (offensichtliche) Erklärung. Doch berichteten gründungswillige Frauen auch, dass ihnen Finanzierungen versagt würden. So berichtete Netzwert über eine Gründerin, die kein Geld für Ihre Computerschulungsfirma erhielt. Deshalb beantragte sie ein Privatdarlehen für „Klavier und Küche“ – das bekam sie.

Lesen Sie kommende Woche: Wie die EU Schlagbäume wieder aufbaute.


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