Derzeit rennen zahlreiche Werbeagenturen im Land umher und versprechen ihren Kunden Viralvideos. Fast immer aber gilt die Regel: Wenn ein Video als Viralvideo geplant wird, ist dies die beste Voraussetzung, um sich nicht viral zu verbreiten.
Denn um ein Filmchen so zu produzieren, dass es tatsächlich einfach so weitergegeben wird, braucht es eine gewisse Demut seitens des Auftraggebers – oder eine verdammte Menge Geld. Das mit dem Geld ist klar: Wer einen dicken Batzen in die Animation rollschuhfahrender Babys steckt, der kann davon ausgehen eine Grundmenge von Zuschauern zu erreichen wie im Fall von Evian.
Wer jedoch nicht solche Budgets zur Verfügung hat, muss bereit sein, sein eigenes Produkt – und im folgenden Fall eine führende Person – nicht ganz so wichtig zu nehmen. Bei der „Bild“ hat man diesen Mut. Und dass Kai Diekmann – bei allem, was man gegen ihn haben kann – bereit ist, sich selbst veralbern zu lassen, das haben wir vor einem Jahr bei der Verleihung der Blogger 2009 erlebt.
Nun hat es die „Bild“ geschafft, Olli Dittrich zu überreden „Dittsche“ für Werbung zur Verfügung zu stellen. Und das Ergebnis finde ich verdammt gelungen:
(Gefunden bei Turi2)
Kommentare
Springer lässt es perlen | 8. Dezember 2010 um 9:50
[…] Seit heute kursiert eine knapp 7-minütige Kurzfolge der Improvisations-Comedy um den Langzeitarbeitslosen „Dittsche“ auf YouTube, in der er uns – wie immer sehr liebevoll und witzig – die Welt aus seiner Warte erklärt. Naja, nicht ganz, denn in diesem Fall hat der Axel-Springer-Verlag das Drehbuch für den Dittsche-Diskurs geschrieben. Gast ist Bild-Chefredakteur Kai Dieckmann, der sein iPad auf dem Tresen vergisst und damit die Bild-App ins Gespräch bringt (Nebenbei wird er auch von Dittsche gelobt, als „der Mann, der dem Papst die Bibel brachte“). Dieckmann beweist Selbstironie. Das stößt auf positive Resonanz. […]
Oma Schmitz 8. Dezember 2010 um 10:03
Au weia Olli, mußte das wirklich sein? Ausgerechnet BILD? 1 Trilliarde Minuspunkte.
Klapskalli 8. Dezember 2010 um 11:04
Und der nächste, der sich durch Werbung für dieses Schmierblatt sämtliche Sympathien bei mir verspielt hat.
Und wer für diese „Zeitung“ schreibt, sollte sich auch nicht mehr Journalist nennen dürfen…
Huge 8. Dezember 2010 um 11:05
Schön ist es geworden. Schockiert hat es mich dennoch, dass Dittsche der Bild nach dem Munde redet.
Jakob 8. Dezember 2010 um 13:04
Unabhängig davon, ob das Ergebnis „gelungen“ ist oder nicht (m.E. nicht, aber ich mag Ditsche eh nicht): Für dieses Agitprop-Blatt macht man doch keine Werbung!
Olli Dittrich hab ich bisher geschätzt, aber damit hat er sich disqualifiziert. Die Youtube-Kommentare sehen das nicht anders, mal abgesehen von ein paar Jubelpersern…
Maschinist 8. Dezember 2010 um 15:03
BILD hat’s mal wieder geschafft!
Die einen finden’s toll, die anderen regen sich auf.
Bin ich denn der einzige dem das vollkommen egal ist?
otomo 8. Dezember 2010 um 15:21
Was ist daran gelungen?
otomo 8. Dezember 2010 um 15:22
Hätte es gelungen gefunden wenn er versucht hätte Fisch ins Ipad zu wickeln.
Tim Koch 8. Dezember 2010 um 16:22
Ich bin auch etwas enttäuscht, dass Olli Dietrich diese Rolle gerade für die BILD für Werbung öffnet…
…andererseits ist Ditsche halt BILD Leser und Fan. Er erzählt auch fast jede Woche wieder was die Bild gerade geschrieben habt macht sich seine Gedanken dazu. Daher Ditsche als Testimonial nur logisch. Und dann gut umgesetzt.
Trotzdem schade.
Mattes 8. Dezember 2010 um 17:09
Schade, dass Olli sich so prostituiert, vor allem der Schluss mit Kai Diekmann wirkt einfach nur noch peinlich.
Das hat einen sehr schalen Nachgeschmack, auch wenn Ditsche Bild-Leser ist. Hoffentlich hat Herr Dittrich genügend Geld dafür bekommen..
keano 8. Dezember 2010 um 17:17
Ich halte es da mit Max Goldt: „Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Es ist falsch, sie zu lesen. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel. Es wäre verfehlt, zu einem ihrer Redakteure freundlich oder auch nur höflich zu sein. Man muß so unfreundlich zu ihnen sein, wie es das Gesetz gerade noch zuläßt. Es sind schlechte Menschen, die Falsches tun.“
Damit hat sich auch Olli Dittrich aus dem Kreis der ernstzunehmenden Menschen verabschiedet.
Matthias Winkler 8. Dezember 2010 um 18:44
Wieso gibt der WDR seine Kulisse dazu her (bzw. erlaubt das der produzierenden GmbH), wieso machen J. F. Olsen und F. Jarnach bei dem Scheiß mit?
Gier, Eitelkeit, Knebelverträge? Allgemeine Willenlosigkeit?
Schade. Dass der Werbesport („Viral“ nennen es einige) handwerklich schlecht gemacht und pointenlos ist, fällt da kaum noch ins Gewicht.
Hackworth 8. Dezember 2010 um 18:45
Es gibt kein richtiges Leben im falschen. Wer Werbung für BILD macht, ob er dafür Geld nimmt oder nicht, ist untendurch.
Oma Hans 8. Dezember 2010 um 19:56
In gewisser Weise prostituieren sich alle Prominenten, die Werbung für irgendein Produkt machen…
Fragwürdiger finde ich dagegen, wie man den Umsatz durch den In-App-Kauf innerhalb der Bild App nach oben treiben will. Auf einem iPad ist die Webseite nämlich mit Standardeinstellungen nicht mehr im Browser abrufbar (ja, ja, ich weiß: wer will das schon…), sondern es erfolgt die Umleitung auf eine Webseite mit dem Hinweis zum Download der App. Infos u. a. hier: http://www.wabbs.de/index.php/aktuell/ausgesperrt-bild-de-weiterhin-auf-dem-ipad-lesen/
Kommentator 8. Dezember 2010 um 20:07
Hackworth sagt es (in seinem Kommentar 12) völlig richtig – ich formuliere es (ergänzend) so: Es gibt auch für eine Kunstfigur ein „richtiges Leben“. Die Kunstfigur „Dittsche“ hat es (samt Darsteller) offenbar nicht verstanden.
Die Sache mit dem Hinweis auf die „öffentlich-rechtlichen Kulissen“ finde ich zusätzlich als bedenklich – sollten die Kulissen allerdings Eigentum der Produktionsfirma des Darstellers sein, sind die Indizien allemal erdrückend.
Und der Spot ist, bei allem Respekt, relativ unterirdisch auf den Punkt, sprich den Werbevertrag gewürgt.
Übrigens (habe ich irgendwo in diesem Internetz gelesen) hat b**d.de heute angekündigt, den IPad-Nutzern den Zugang per Browser abzudrehen, St. Steve seinem Geschäftsmodell sei Dank: IPad-Nutzer können b**d.de nicht mehr ansurfen (wurde/wird im IPad-Browser gesperrt), sondern müssen ab bald/heute die b**d-App kaufen.
Oder was Vernünftiges lesen.
SvenR 8. Dezember 2010 um 21:40
Schade. Ich frage mich immer, was Diekmann wohl gegen den/die/das wieder in der Hand hat, dass er/sie/es Werbung für Bild machen. Hatte Ottfried Fischer…lassen wir das, bringt ja eh nichts.
Sascha Pallenberg 8. Dezember 2010 um 23:28
Schade Dittsche, aber da bin ich so richtig schoen direkt und der gleichnamige Podcast verabschiedet sich aus meinem Miro-Player
Daniel Schultz 9. Dezember 2010 um 0:23
Was kostet die Axel Springer AG eigentlich die fast 7minütige Schleichwerbung oder gehört das zur so vermaledeiten Gratismentalität? Dafür mussten schon ganz andere Köpfe rollen.
Paul Fritze 9. Dezember 2010 um 7:33
Mutiger Auftritt? Naja, das kann man sehen wie man will und einen Erfolg würde ich 20.000 Aufrufe noch nicht unbedingt nennen. Mal sehen ob da noch was kommt…
opa gerd 9. Dezember 2010 um 9:35
„Freitag“-Verleger Jakob Augstein hatte vor ca. 3 Monaten den Herausgeber von „konkret“, Hermann Gremlitza, zu einer Diskussion mit Kai Diekmann eingeladen. Die Absage von Gremlitza enthielt unter anderem die höfliche Bitte: „Der „Freitag“-Verleger möchte bitte versichern, daß er nicht im Ernst für möglich gehalten habe, Gremlitza werde sich freiwillig mit diesem Schmieranten in einem Raum aufhalten, geschweige an einen Tisch setzen.“
Hut ab!
Dierk 9. Dezember 2010 um 12:41
Die Kulisse ist ein real existierender Grill in Hamburg-Eppendorf.
Ansonsten finde ich das Stück nicht sonderlich gelungen, da die Texte mehr nach Werbedialog klingen [davon habe ich in meinem Leben wirklich reichlich selbst welche verbrochen], als nach den typischen Dittsche-Aufwartungen. Der Wirt redet zu viel, Dittsche ist wesentlich Stichwortgeber für alberne Witzlosigkeiten.
Vielleicht könnte ein wirklich mutiger Journalist oder whistleblower ja mal BILDs Geheimdossiers über die Prominenten an Wikileaks geben – dem deutschen Boulevard [FAZ, SPIEGEL etc.] würde es sicher gefallen und die Promis wären nicht mehr erpressbar.
Enttäuschter 9. Dezember 2010 um 15:08
Bisher ließ sich die eigentlich durchgängig dreiste „Schleichwerbung“ (darf man ja heute nicht mehr sagen) für dieses Blatt immer noch verstehen als zielgenau und treffsicher die Figur (den Trottel Dittsche) charakterisierend. Ohne den Müll, den dieser vielleicht allzu phantasiebegabte Simpel da (sonn)täglich in sich hineinsaugt, wäre Dittsche eben nicht Dittsche. Dem Deppen stand ja immerhin noch die Stimme der Vernunft in Gestalt des gar nicht mal unsympathischen Ingo als Gegengewicht gegenüber. Aber wenn das jetzt so ist … nee ! Mit deinem Ipad kannst du dich von mir aus auf’n Fischmarkt stellen und da den Marktschreier machen, das sach ich dir, mein lieber Ingomann, du riskierst eine sehr wertvolle Freundschaft, das ist meine Meinung !
Tscha, denn mach’s ma gut, nä ? Und schön‘ Gruß an Dittsche. Ma sagn …
Wahrscheinlich wird er in 3, 4 Wochen zerknirscht eingestehen, dass das ein Fehler war.
Dittsche und die „Bild“-Zeitung der Zukunft | Netzfischer 11. Dezember 2010 um 13:11
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